Biobank sichert Bienenvielfalt

Biobank sichert Bienenvielfalt

In Deutschland entsteht die europaweit erste Biobank für Honigbienen. Hier sollen Proben von 300 Bienenvölkern konserviert werden.

Eine Honigbiene sammelt Nektar.
Die genetische Vielfalt von Bienen schwindet immer mehr.

Der Mensch ist den Bienen zugetan - das zeigt sich nicht zuletzt an den Liedern und Geschichten, in denen die Insekten verewigt sind. Nun soll die innerartliche Vielfalt der Honigbiene dokumentiert und erhalten werden. Proben von 300 Völkern werden in der Biobank kryokonserviert. Konkret werden DNA-Proben, Spermaproben sowie vollständige Individuen eingefroren. „Die Sequenzierung des kompletten Genoms ist aktuell noch zu teuer, aber wir nutzen einen von uns entwickelten molekulargenetischen Test, mit dem 100.000 Einzelnukleotidpolymorphismen – kurz SNP – registriert werden können”, so Kaspar Bienefeld, Leiter des Länderinstituts für Bienenkunde Hohen Neuendorf gegenüber biooekonomie.de.

Fokus auf seltene Unterarten

 

Mit molekulargenetischen aber auch morphologischen Tests wird untersucht, wie einzigartig ein Bienenvolk ist. Diejenigen, die aufgrund dieser Merkmale einer seltenen Unterart zugeordnet werden können, werden für die Zukunft konserviert. Von den weltweit 26 Unterarten ist die Kärntner Honigbiene in Deutschland mit Abstand am weitesten verbreitet. Aber auch hier geht die genetische Vielfalt der häufig gezüchteten Unterart verloren. Mit der Biobank soll das Spektrum dieser Unterart dokumentiert und Material für etwaige Rückzüchtungen in der Zukunft gesammelt werden. Da die einst in Deutschland heimische Dunkle Honigbiene fast ausgerottet ist, sollen auch Proben von Völkern in anderen Ländern wie Norwegen und Österreich genommen und gegebenenfalls konserviert werden.

In Deutschland wurde in der Vergangenheit eine Biobank Obst mit zum Beispiel 175 Einträgen zu Erdbeeren aufgebaut. Auch das Saatgut von 300 Arten von Wildpflanzen, die künftig einmal an Bedeutung für Ernährung und Landwirtschaft gewinnen könnten, wurde bereits in einer Biobank gesichert. Mit einer Anfang 2016 in Kraft getretenen Bund-Länder-Vereinbarung wurde zudem begonnen, eine Biobank landwirtschaftlicher Nutztiere als Netzwerk entsprechender Einrichtungen von Bund und Ländern aufzubauen. Das Institut für Nutztiergenetik am Standort Mariensee des Friedrich-Loeffler-Instituts baut die „Deutsche Genbank landwirtschaftlicher Nutztiere zur Erhaltung der genetischen Vielfalt bei Nutztieren” auf.

Genetische Erosion aufhalten

„Die Sicherung des genetischen Materials kann dazu beitragen, die Gen-Erosion der Honigbienen einzudämmen. Der Erhalt der genetischen Vielfalt ist eine Art Versicherung gegenüber den Folgen zukünftiger Veränderungen“, erklärt Bienefeld. Fertig sein soll die Biobank Ende 2021. „Wir wollen mit dem Projekt die dauerhafte Voraussetzung zur Einlagerung weiterer Honigbienen-Genetik zentral in der Deutschen Genbank landwirtschaftlicher Nutztiere am Friedrich-Loeffler-Institut schaffen. Das könnte als Vorbild für ähnliche Initiativen EU-, ja weltweit dienen, da manche, an extreme Klimabedingungen angepasste Bienenrassen in vielen Ländern bereits durch Importe stark gefährdet sind“, so Bienefeld.

Federführend bei dem Projekt ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Sie betreut die Arbeiten als Projektträger. Das Informations- und Koordinationszentrum für Biologische Vielfalt der BLE wird zukünftig das eingelagerte Material in seine Datenbank aufnehmen. Eine Projektförderung kommt vom Bundeslandwirtschaftsministerium, das den Aufbau der Genbank für Honigbienen als Modell- und Demonstrationsvorhaben zur Erhaltung und innovativen Nutzung der biologischen Vielfalt betrachtet.

ml/um