Mit innovativem Klebstoff Nierensteinreste effektiv entfernen

Mit innovativem Klebstoff Nierensteinreste effektiv entfernen

GO-Bio 6

Dr. Ingo Grunwald
Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM Bremen
ingo.grunwald@ifam.fraunhofer.de

Kurzzusammenfassung:

In Deutschland werden ca. 750.000 Behandlungsfälle pro Jahr aufgrund von Nierensteinen dokumentiert. Bei ungefähr 400.000 Patienten werden endoskopische Eingriffe durchgeführt. Damit sind die Fallzahlen fast doppelt so hoch wie die für Schlaganfälle oder Herzinfarkte. Mit annähernd 5,8 Millionen Fehltagen pro Jahr verursachen Nierensteinerkrankungen zugleich einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden.

Das Problem: Kleinere Steintrümmer, wie sie bei der endoskopischen Lasertherapie oder der Stoßwellentherapie von Nierensteinen entstehen, können bislang nicht zuverlässig entfernt werden und bleiben daher zurück. Das Risiko der Nierenstein-Neubildung ist somit sehr hoch. Nach Schätzung von Experten kehren die Nierensteine in mehr als der Hälfte der Fälle innerhalb von fünf Jahren nach dem Eingriff wieder.

Hier setzt das GO-Bio-Projekt „mediNiK“ an. Das Team um Ingo Grunwald vom Fraunhofer IFAM in Bremen hat einen biokompatiblen medizinischen Klebstoff mit selektiver Adhäsion zur Entfernung von Nierensteinresten für die endoskopische Therapie entwickelt. Dabei arbeiten die Forscher eng mit der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Freiburg (Martin Schönthaler und Arkadiusz Miernik) zusammen. Ziel ist es, das neue Produkt in den nächsten vier bis fünf Jahren zur Marktreife zu führen.

Der Vorteil der mediNiK-Medizintechnologie: die Klebstoffapplikation kann ohne neues Instrumentarium oder weitere Verfahrensschritte in bisherige endoskopische Operationsverfahren integriert werden. Die selektive Adhäsion des Klebstoffs sorgt für ein Verkleben der ansonsten in der Niere verbleibenden Steinfragmente, ohne am Nierengewebe oder am Endoskop festzukleben. Es bildet sich ein elastischer Klumpen, der problemlos mit den üblichen Fanginstrumenten entfernt werden kann. Auf diese Weise können erstmals alle Steinfragmente sicher entfernt werden.