Froschschenkel mit Herkunftssiegel

Froschschenkel mit Herkunftssiegel

Carolin Dittrich


Beruf:

Diplom-Biologin

Position:

Doktorandin am Naturkundemuseum Berlin

Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung

 

Vorname
Carolin
Nachname
Dittrich


Beruf:

Diplom-Biologin

Position:

Doktorandin am Naturkundemuseum Berlin

Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung

 

Stammt der Froschschenkel aus einer nachhaltigen Zucht oder wurde er illegal gefangen? Biologin Carolin Dittrich hat einen Herkunfts-Check entwickelt.

Froschschenkel werden als Delikatesse in Deutschland und Europa immer beliebter. Doch oft wird die große Nachfrage mit Fröschen aus Wildfängen bedient, statt Tiere aus nachhaltigen Zuchtanlagen zu nutzen. Für das Ökosystem hat dieses Vorgehen enorme Konsequenzen, denn Frösche sind ein wichtiger Bestandteil des ökologischen Gleichgewichts. Biodiversitätsforscherin Carolin Dittrich vom Berliner Naturkundemuseum hat nun gemeinsam mit Kollegen eine Herkunftsanalyse für Froschschenkel entwickelt. Das Isotopenmuster verrät, ob die Amphibien aus nachhaltigen Züchtungen oder aus Wildfängen stammen. Die Methode kann dem Zoll helfen, der illegalen Wildtiernutzung auf die Spur zu kommen. Sie lässt sich aber auch auf andere Tiere anwenden, deren Handel laut Artenschutzabkommen verboten ist.

Frage

Wie wichtig sind Amphibien für unser Ökosystem?

Antwort

Durch ihre zweigeteilte Lebenslaufgeschichte als aquatische Larven und terrestrische Adulte sind Amphibien besonders wichtig als Indikatoren für ein stabiles Ökosystem. Die Larven gelten als „Fressmaschinen“, denen in ihrem aquatischen Lebensraum eine fast unlimitierte Menge an Nahrungsressourcen wie Algen, Pflanzenbestandteile und Detritus zur Verfügung steht. Dadurch filtern sie das Wasser und vollbringen so eine wichtige Ökosystemdienstleistung. Die erwachsenen Frösche hingegen sind ein Bindeglied in terrestrischen Nahrungsnetzen. Zum einen sind sie Bestandteil der Nahrung von Vögeln, Fischen und Reptilien, zum anderen vertilgen sie eine Menge an Insekten und potentiellen Schädlingen. Hierdurch tragen sie maßgeblich zu einem gesunden Ökosystem bei. Frösche werden seit tausenden Jahren durch den Menschen genutzt, sei es als Nahrungsquelle, in der Medizin oder Forschung. Durch eine weltweit immer größer werdende Nachfrage nach tierischem Protein ist eine nachhaltige Nutzung freilebender Populationen aber nicht mehr zu gewährleisten.

Frage

Der Klimawandel setzt den Froschpopulationen zu. Wie steht es um die Anpassungskapazitäten der Tiere? 

Antwort

Die Anpassungskapazitäten verschiedener Froscharten hängen zu einem großen Teil von deren Lebenslaufgeschichte, also ihrer Lebensdauer und Nachkommenzahl, sowie ihrer Habitatwahl ab. In einem Forschungs- und Entwicklungsprojektes des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) konnten wir zeigen, dass die Hauptgefährdungen vor allem das Austrocknen von Reproduktionsgewässern und die Isolierung von Vorkommen sein werden. Viele Amphibienarten weisen zudem eine geringe Mobilität auf, die es ihnen erschwert, ungünstigen Klimabedingungen auszuweichen. Für die meisten Arten ist nur schwer abzuschätzen, wie sich höhere Temperaturen auf sie auswirken werden. Um eine Basis für die Anpassungskapazität zu schaffen, sollten deren Mikrohabitate und Strukturen erhalten bleiben, der Wasserhaushalt stabilisiert und Populationen miteinander vernetzt werden.

Frage

Wie entstand die Idee des Herkunftsnachweises mittels Isotopenbestimmung?

Antwort

Die Untersuchungen von Gesteinen mittels stabiler Isotope begann bereits in den 60er Jahren und hat in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte in den Anwendungsmöglichkeiten erfahren. So wurde die Isotopenbestimmung in tierischem Gewebe immer genauer und sie fand Einzug in die ökologische Forschung. Es wurden Untersuchungen zum Migrationsverhalten von Vögeln, zur Herkunft von Elfenbein oder zu Nahrungsnetzen durchgeführt.

Der internationale Handel mit Froschschenkeln ist ein riesiger Markt der kaum Regularien unterworfen ist. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FOA) stammten im Jahre 2002 insgesamt 15% aller gehandelten Froschschenkel aus Zuchten. Da Frösche aber sehr anspruchsvoll in der Haltung sind, vor allem was das Futter und die Hygiene betrifft, haben wir uns gefragt, ob diese Zahlen so tatsächlich stimmen können. Daher haben wir uns die Tiere im Handel genauer angeschaut und wollten testen, ob die Methode der stabilen Isotopenbestimmung für die Herkunftsbestimmung der Tiere geeignet ist.

Frage

Wo könnte die Herkunfts-Isotopenuntersuchung noch Anwendung finden?

Antwort

Diese Methode der stabilen Isotopenbestimmung ist fast universell einsetzbar und kann für den gesamten internationalen Handel genutzt werden. Besonders wichtig ist dieser Ansatz im Handel mit Tierarten, die im Washingtoner Artenschutzabkommen gelistet wurden (CITES). Viele dieser Tiere werden als aus Zuchten stammend deklariert, aber meist kann nicht nachvollzogen werden, ob diese Tiere tatsächlich aus Zuchten kommen oder als Wildtiere der Natur entnommen wurden. Die stabile Isotopenanalyse kann die Arbeit des Zolls unterstützen, diese illegalen Tiere zu identifizieren und deren Handel unter Strafe zu stellen. Wenn die Zucht von Wildtieren dadurch unterstützt wird, könnte dies den Druck auf Wildtierpopulationen reduzieren, und zu einer Stabilisierung von Ökosystemen beitragen.

Frage

Was sind ihre nächsten Ziele?

Antwort

Bezüglich unserer Ergebnisse zum Handel mit Froschschenkeln möchten wir erreichen, dass die zuständigen Behörden in Deutschland und der EU eine Reevaluierung des Handelsstatus durchführen. In 2009 wurde die Kategorie Froschschenkel aus der Liste der Welthandelsorganistion (WCO) herausgenommen, wodurch momentan keine konkreten Zahlen zum Handelsvolumen vorliegen. Zum anderen sollten die Arten die im Handel zu finden sind genauer bestimmt werden. Viele Verpackungen sind falsch oder unzureichend deklariert,und es ist möglich, das einige Arten in natürlichen Lebensräumen bereits stark zurückgegangen sind. Hierbei ist es besonders wichtig diese Arten in die CITES Anhänge aufzunehmen und somit den Internationalen Handel zu regulieren.

Interview: Judith Reichel