Rewe setzt sich für artgerechte Tierhaltung ein

Rewe setzt sich für artgerechte Tierhaltung ein

Rewe will ab 2017 bei seinen Eigenmarken kein Fleisch mehr anbieten, dass von betäubungslos kastrierten Schweinen stammt. Die Supermarkt-Kette folgt damit einem zunehmenden Trend, Produkte aus artgerechter Tierhaltung zu fördern.  

Lebensmittelketten wie Rewe entdecken zunehmend den Tierschutz: Produkte, die nicht aus nachhaltiger Tierhaltung stammen, sollen aus den Regalen verbannt werden.
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Lebensmittelketten entdecken zunehmend den Tierschutz für sich. Nach Aldi und Lidl hat nun auch die Rewe Gruppe angekündigt, bei Eigenmarken kein Fleisch mehr zu verkaufen, dass von Schweinen stammt, die ohne Betäubung kastriert wurden. Solch ein Verbot sieht das Deutsche Tierschutzgesetz erst ab 2019 vor. Neben dem Tierwohl ist es der Druck der Verbraucher, der die Supermarktketten zum Handeln zwingt.  Der Grund: Die Nachfrage nach Wurst und Fleisch sinkt seit Jahren. Vegetarische oder vegane Kost sind  dagegen im Trend. Forscher erproben derweil die Tierhaltung der Zukunft.

Beim Anblick gequälter Tiere oder katastrophaler Mastanlagen ist manchem Verbraucher der Appetit auf Fleisch, Eier oder andere tierische Produkte  vergangenen. Laut einer Studie des Marktforschungsinstitutes GfK sind die Umsätze bei Fleischersatzprodukten wie Sojaschnitzel im Laufe der letzten Jahre fast um das Doppelte gestiegen. Die Nachfrage nach Wurst ist hingegen seit 2008 um acht, bei Fleisch um neun Prozent gesunken. Nach einer Studie von Forschern der Universität Göttingen und Hohenstein sind es inzwischen 3,7 Prozent aller Deutschen, die gänzlich auf Fleisch verzichten.  „Der Tierschutz hat am Markt lange keine besondere Rolle gespielt. Aber jetzt ist der Druck deutlich gestiegen“, resümiert der Lebensmittelmarketingexperte Achim Spiller von der Universität Göttingen.

Schweinefleisch von gequälten Tieren zukünftig tabu

Der Handel ist also im Zugzwang. Nach Aldi, Lidl und Edeka hat sich nun auch Rewe zu Tierschutz und Nachhaltigkeit offiziell bekannt. Ab 1. Januar 2017 will die Handelskette „bei ihren Eigenmarken kein Frischfleisch mehr verkaufen, welches von betäubungslos kastrierten Schweinen stammt“, betont das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

"Die betäubungslose Kastration passt einfach nicht mehr in die heutige Zeit. In der Theorie verfügen wir bereits jetzt über alternative Methoden, welche den Tieren die schmerzhafte Prozedur ersparen kann“, erklärt Klaus Mayer, Leiter Qualitätsmanagement der REWE Group. Gemeinsam mit den Vertragslieferanten will die Supermarktkette daher eine Strategie zur Einführung alternativer Methoden bei der Tierhaltung erarbeiten und die Tierzüchter zur Einhaltung bewegen. Im August wurde zudem das Leitbild „Nutztierhaltung der Zukunft“ beschlossen. Darin bekennt sich das Unternehmen,  zur „nachhaltigen Erzeugung tierischer Nahrungsmittel“. Grundlage sind die vom britischen Landwirtschaftsministerium Farm Animal Welfare Council aufgestellten sogenannten "Fünf Freiheiten". Darin ist neben einer artgerechten Haltung unter anderem festgeschrieben, dass Tiere weder Hunger, Stress oder Schmerzen ertragen dürfen.

Laborställe proben Schweinemast der Zukunft

Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt den Schritt von Rewe und hofft, dass weitere Handelsketten nachziehen. Präsident Thomas Schröder bleibt jedoch realistisch: „Tierschutz kostet Geld“, sagte er und weist darauf hin, dass Werbung für Niedrigpreise bei Fleischprodukten dem Tierschutz nicht dienen. Gleichwohl gibt es in der Tierforschung bereits zahlreiche Ansätze für eine artgerechte Tierhaltung. In den Laborställen vom Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp, einer Einrichtung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein,  wird unter anderem die Schweinemast er Zukunft erprobt und die Tiere nach dem Vorbild von Haustieren mit Futter und Spielsachen umsorgt. Ein ähnliches Konzept wird in der Experimentieranlage des Dummersdorfer Leibniz-Instituts verfolgt. Hier haben die Sauen Namen und werden einzeln zum Futtertrog gerufen, um