Fäkalien als Dünger in der Landwirtschaft
Eine neue Datengrundlage soll dafür sorgen, die Liste der zulässigen Ausgangsstoffe in der Düngemittelverordnung zu erweitern: um menschliche Ausscheidungen. Ein Berliner Forschungsteam liefert die benötigten Zahlen.

Seit dem 19. Jahrhundert wird Phosphor als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt, damit Pflanzen wachsen und gedeihen. Dafür muss das Material abgebaut oder künstlich hergestellt werden, was einige Ressourcen verbraucht. Um Ressourcen zu sparen, kommt das Recycling von menschlichen Fäkalien in Betracht. Aufgrund der Düngemittelverordnung dürfen diese jedoch nur zu Forschungszwecken und nicht in der Landwirtschaft genutzt werden. Ein Team der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) hat nun neue Daten geliefert, um die Verordnung anzupassen.
Fäkalkompost als effektiver Phosphordünger
In einer dreijährigen Versuchsreihe hat das Forschungsteam erstmals neuartige Dünger in der Landwirtschaft an Maispflanzen getestet: Sie wurden mit Kompost aus menschlichen Fäkalien und einem aus menschlichem Urin gewonnenen Flüssigdünger behandelt. Das Ausgangsmaterial stammte aus Trockentoiletten. Sieben Tage lang wurde der Kot in einem Container erhitzt und anschließend kompostiert. Die Resultate der Studie zeigten: Der Urindünger erwies sich als wirksamer Stickstofflieferant, der Fäkalkompost als effektiver Phosphordünger. Sowohl im Boden als auch in den Pflanzen stieg die Phosphor-Konzentration. Beim Kalium-Gehalt war das Ergebnis ähnlich.
Grundlage für Neubewertung
Diese Ergebnisse bieten laut den Forschenden eine Datengrundlage, um die Düngemittelverordnung neu zu bewerten. „Aufgrund der erhobenen Daten können wir sagen, dass diese Dünger als Naturprodukte eine sinnvolle Ergänzung im Nährstoffkreislauf in der Landwirtschaft sein können“, meint Jan-Ole Boness vom Albrecht Daniel Thaer-Institut für Agrar- und Gartenbauwissenschaften der HU. Ihre Forderung: In die Liste der für Düngemittel zulässigen Ausgangsstoffe sollen auch menschliche Ausscheidungen aufgenommen werden.
In einem Folgeprojekt möchte das Forschungsteam weitere Eigenschaften der neuartigen recycelten Düngemittel wie etwa mögliche Schadstoffrückstände sowie Auswirkungen auf das Klima untersuchen.
lh