Aktuelle Veranstaltungen

Wer an einen Roboter denkt, hat im ersten Moment vielleicht eine Maschine aus Metall vor Augen. Doch selbst wer an moderne Roboter im Kunststoffgehäuse oder sogar mit einer Verkleidung aus künstlicher Haut denkt, assoziiert mit der Maschine vermutlich keine Muskeln. Das könnte jedoch ein Fehler sein: Ein internationales Forschungsteam hat künstliche Muskeln entwickelt, die Robotern Bewegungen ermöglichen sollen. Der besondere Clou: Die Muskeln sind biobasiert und biologisch abbaubar.

Roboter für den Kompost

„Wir sehen einen dringenden Bedarf an nachhaltigen Materialien im Bereich der Soft-Robotik“, erläutert Ellen Rumley, Gastwissenschaftlerin der University of Colorado am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme (MPI-IS) in Stuttgart. „Biologisch abbaubare Komponenten bieten eine nachhaltige Lösung, insbesondere für Einweganwendungen bei medizinischen Behandlungen, für Such- und Rettungseinsätze und beim Umgang mit gefährlichen Substanzen. Anstatt am Ende der Produktlebensdauer auf Mülldeponien zu landen, enden die Roboter der Zukunft auf dem Kompost.“

When one thinks of a robot, the first association is probably a machine made of metal - or for some perhaps even modern robots in plastic housing or even with artificial skin. But you probably don't associate muscles with the machine. An international team of researchers has now developed artificial muscles that enable robots to move. The special highlight: the muscles are biobased and biodegradable.

Robots for the compost

"We see an urgent need for sustainable materials in the field of soft robotics," explains Ellen Rumley, a visiting scientist from the University of Colorado at the Max Planck Institute for Intelligent Systems (MPI-IS) in Stuttgart. "Biodegradable components offer a sustainable solution, especially for single-use applications in medical treatments, search and rescue missions, and handling hazardous substances. Instead of ending up in landfills at the end of the product's life, the robots of the future will end up in the compost."

Die Forschenden werden um Auskunft zu F&E-Schwerpunkten, den genutzten Rohstoffen, industriellen Anwendungsbereichen, zur Finanzierung und Mitarbeiteranzahl gebeten. Die neueste Erhebung fand von November 2022 bis Januar 2023 statt. 46% angefragten Institute an Universitäten, Fachhochschulen sowie außeruniversitären Einrichtungen beteiligten sich an der Erhebung.

Die Zahl der Einrichtungen, die sich mit Bioökonomie-relevanten Themen beschäftigen, ist in den vergangenen zwei Jahren erneut angestiegen (2020: 823 Forschungsinstitute | 2022: 855 Forschungsinstitute). Auch inhaltlich ist die deutsche Forschungslandschaft in der Bioökonomie breit aufgestellt. Innerhalb der naturwissenschaftlichen Disziplinen erstreckt sie sich von den Agrarwissenschaften bis zur Chemie, von der Biodiversität bis zu den Ernährungswissenschaften, von der Umwelttechnologie bis zur Materialwissenschaft, von den Energietechnologien bis zur Prozess- und Verfahrenstechnik. Hinzukommen Querschnittsfelder wie die Biotechnologie oder die Informations- und Kommunikationstechnologie sowie geisteswissenschaftliche Disziplinen wie die Sozial-, Wirtschafts-, Politik- und Rechtswissenschaften.

Die Bioökonomie greift zurück auf biologische Ressourcen. Die verwendete Biomasse stammt von Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen, Pilzen oder Reststoffen. Die große Mehrheit der Forschungseinrichtungen, die sich dieser Frage gewidmet haben, gab an, mit primären Rohstoffen zu arbeiten. Dabei arbeitet etwa ein Drittel der Einrichtungen ausschließlich mit Primärrohstoffen, knapp die Hälfte mit beidem, nur 17,4% der Forschungseinrichtungen konzentrieren sich ausschließlich auf sekundäre Rohstoffe.

Wie stark die Anwendungsorientierung in der Bioökonomie-relevanten Forschung ist, zeigt die Frage, für welche Branchen die Forschungs- und Entwicklungsergebnisse hauptsächlich relevant sind. Die überwiegende Mehrheit der Forschungsinstitute sieht bereits einen konkreten industriellen Nutzen in ihren Arbeiten.

Der ausführliche Bericht ist hier zu finden: Forschungsumfrage zur Bioökonomie 2023

Die Photosynthese ist die Lebensgrundlage allen pflanzlichen Lebens: Pflanzen nutzen diese chemische Reaktionskette, um aus dem Kohlendioxid der Luft und Sonnenenergie Biomasse aufzubauen. Von zentraler Bedeutung in diesem erstaunlichen Prozess sind die sogenannten Photosysteme I und II – Enzymkomplexe, die die chemischen Reaktionen katalysieren. Schon lange bemühen sich Forschende, die Photosynthese technisch zu imitieren, um günstig und nachhaltig chemische Verbindungen herzustellen. Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der Universitäten Bochum und Rostock hat nun einen Durchbruch dabei erzielt, die Effizienz der Katalyse zu steigern.

Problem des hohen Energieverlusts der Photosynthese

Eigentlich ist die Photosynthese nämlich ein sehr ineffizienter Prozess: Weniger als ein Prozent der aufgenommenen Sonnenenergie ist am Ende tatsächlich chemisch gebunden. Angesichts der schier unendlichen Sonnenenergie können Pflanzen sich das erlauben. Für industrielle Prozesse wäre das jedoch wahrscheinlich ökonomisch problematisch. Dabei startet die Photosynthese noch hocheffizient. Die ersten Schritte der Energieumwandlung erhalten bis zu 99% der Energie. Doch schon beim anschließenden Transport der Elektronen verliert der Prozess gut 60% Energie.

Die Forschenden berichten nun im Wissenschaftsjournal „Nature“, dass diese hohen Verluste grundsätzlich vermieden werden könnten. Die Fachleute konnten mit besonders schnellen Spektroskopiemethoden sichtbar machen, dass es möglich ist, die Elektronen aus der Photosynthese bereits zu einem früheren Zeitpunkt des Prozesses abzugreifen, um sie zu nutzen. Möglich wird das mittels sogenannter synthetischer Mediatoren, kleiner chemischer Vermittlermoleküle.

Biologische Solarzellen und Wasserstoff aus Lichtenergie

„Unsere Ergebnisse ermöglichen völlig neue Konzepte für das Design von biologischen Solarzellen, wodurch sich – zumindest theoretisch – die Effizienz deutlich verbessern ließe“, erläutert Marc Nowaczyk von der Universität Rostock. Doch das ist nicht die einzige mögliche Anwendung: „Wir wollen in einem interdisziplinären Ansatz beispielsweise Hybridsysteme entwickeln, die mithilfe biologischer Katalysatoren und Lichtenergie Wasserstoff als Energieträger produzieren.“ Bis daraus jedoch praxistaugliche Anwendungen hervorgehen könnten, ist noch viel Zeit und Forschung erforderlich.

bl

Photosynthesis is the basis of all plant life: plants use the chemical reaction chain to build biomass from carbon dioxide in the air and solar energy. Of central importance in this process are the so-called photosystems I and II - enzyme complexes that catalyze the chemical reactions. For a long time, researchers have been trying to technically imitate photosynthesis in order to produce chemical compounds cheaply and sustainably. An international research team involving the universities of Bochum and Rostock has now achieved a breakthrough in increasing the efficiency of catalysis.

Problem of high energy loss of photosynthesis

Photosynthesis is actually a very inefficient process: less than one percent of the solar energy absorbed ends up being chemically bound. Given the almost infinite solar energy, plants can afford to do this. For industrial processes, however, this would probably be economically problematic. However, photosynthesis starts very efficiently. Up to 99% of the energy is retained in the first steps of the energy conversion. However, the process loses a solid 60% of the energy during the subsequent transport of electrons.

Researchers report in the scientific journal Nature that these high losses could be avoided. Using particularly fast spectroscopy methods, the experts were able to show that it is possible to tap into the electrons from photosynthesis at an earlier stage of the process in order to use them. This is possible with so-called synthetic mediators, small chemical mediator molecules.

Biological solar cells and hydrogen from light energy

"Our results enable completely new designs of biological solar cells, which - at least in theory - could significantly improve efficiency," explains Marc Nowaczyk from the University of Rostock. But that's not the only possible application: "In an interdisciplinary approach, for example, we want to develop hybrid systems that use biological catalysts and light energy to produce hydrogen as an energy carrier." However, a lot of time and research is still needed before practical application.

bl

Vor allem in Großstädten gehören sie mittlerweile zum Alltag: elektrische Lastenräder. Sie sind ein klimafreundliches Transportmittel, das beim Einkauf oder auf dem Weg zur Kita das Auto ersetzen kann. Doch auch im innerstädtischen Lieferverkehr kommen elektrische Lastenräder immer häufiger zum Einsatz. Bisher sind diese Räder meist recht schwer zu bewegen, denn Akku und Container bringen einige Kilos auf die Waage.

Neues Wechselcontainer-System für Lastenräder

Mit dem Ziel, den innerstädtischen Lieferverkehr nachhaltiger zu machen, haben Forschende am Institut für Flugzeugbau (IFB) der Universität Stuttgart gemeinsam mit der Firma Radkutsche in Nehren ein Wechselcontainer-System für Lastenräder entwickelt, das aus Flachsfasern und einem biobasierten Kunststoff besteht und damit besonders leicht und nachhaltig ist. Entwickelt wurde das neuartige Lastenrad im Projekt CoaLa, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit 360.000 Euro über das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) zweieinhalb Jahre gefördert wurde.  

Flachsfasern mit biobasiertem Kunststoff kombiniert

Aufgabe der IFB-Forschenden war es, geeignete nachhaltige Materialien zu finden und einen neuen Fertigungsprozess für die Container zu entwickeln. „Besonders wichtig war es uns, einen möglichst hohen Anteil nachwachsender Rohstoffe bei gleichzeitig geringem Gewicht zu erreichen“, erklärt Projektleiter Mathias Engelfried vom IFB. „Daher fiel die Wahl auf Flachsfasern in Kombination mit einem biobasierten Kunststoff. Damit lassen sich ähnliche mechanische Eigenschaften wie mit Glasfaserkunststoffen erreichen.“

Damit der Container nicht nur nachhaltig, sondern auch leicht ist, wurde ein Sandwichmaterial entwickelt, für das die Forschenden verschiedenste Werkstoffe wie Pappwaben, Kork, Balsa- oder Paulowniaholz in Kombination mit dem Flachsfaserverbundkunststoff untersuchten. Mit Hilfe des neuen Fertigungsprozesses erfolgt die Herstellung des Flachsfaserverbundmaterials den Forschenden zufolge nun mit höherer Qualität, einfacherer Anlagentechnik und einer deutlich reduzierten Abfallmenge.

Leichtgewichtiger Container mit autarker Stromversorgung

Gleichzeitig wurden das von der Firma Radkutsche im Projekt entwickelte Energiekonzept und die Anbindungspunkte zum Lastenrad in den neuen Container integriert. Das heißt: Der Akku wurde in den Container eingebaut, so dass das Lastenrad beim Beladen mit einem neuen Container gleichzeitig mit einem vollen Akku versorgt wird. Ein zusätzliches Solarmodul auf dem Container sorgt zudem für eine autarke Stromversorgung und erhöht die Reichweite. Außerdem wurde das Lastenfahrrad so konstruiert, dass der Container ohne zusätzliche Hilfe gewechselt werden kann, was den Einsatz flexibler macht.

„Zukünftig wollen wir den Fertigungsprozess so weiterentwickeln, dass gar keine Abfälle mehr anfallen“, erklärt Projektleiter Mathias Engelfried. Auch das Harzsystem soll künftig zu 100 % aus pflanzlichen Rohstoffen bestehen und damit noch nachhaltiger werden.

bb

Aerogele bestehen fast vollständig aus mikroskopisch kleinen Poren und sind damit extrem leicht. Ursprünglich wurden sie in der Raumfahrt zur Isolation von Raumanzügen eingesetzt. Aber auch als Speichermedium und Dämmstoff hat sich der ultraleichte Feststoff bewährt. Bisher werden Aerogele jedoch fast ausschließlich aus fossilen Rohstoffen wie Siliziumdioxid energieintensiv gewonnen. Das Osnabrücker Start-up aerogel-it hat nun eine biobasierte Alternative entwickelt.

Bio-Aerogele aus pflanzlichen Reststoffen

Auf Basis von Lignin, das als Nebenprodukt bei der Papierherstellung anfällt, hat das siebenköpfige Gründerteam Bio-Aerogele produziert. „Wir sind die Ersten, denen es gelungen ist, 100-prozentige Bio-Aerogele aus Lignin herzustellen, die nachhaltig und industriell einsetzbar sind“, sagt Mitgründer und Geschäftsführer Marc Fricke.

Granulat für Wärmedämmstoffe geeignet

Bei der Herstellung der Aerogele wurde zunächst das Lignin in Wasser gelöst. Durch die Vernetzung entstand eine Art Gel, das über eine feine Netzwerkstruktur verfügt, in der das Wasser eingeschlossen wird. Anschließend wurde das Wasser im Gel durch Alkohol ersetzt und dieser in einem speziellen Hochdruckprozess wieder entfernt. Im Ergebnis entstand so ein Granulat, das zu 90 % aus feinsten, luftgefüllten Poren besteht.

Der vom Start-up neu entwickelte Wärmedämmstoff kann nicht nur als Granulat, sondern auch als gepresste Platten verwendet werden. Die Einsatzpalette der Bio-Aerogele geht jedoch weit über das Baugewerbe hinaus. Dem Start-up zufolge eignet sich der Stoff auch für Kühlgeräte, Transportboxen und sogar als Träger von Duftstoffen. „Wir sind im Austausch mit einem Hersteller programmierbarer Duftkerzen. Die Porenstruktur unserer Aerogele ermöglicht es, besonders viel Duftstoff aufzunehmen und über einen langen Zeitraum in konstanter Qualität wieder freizusetzen“, erklärt Fricke.

Verbesserte CO2-Bilanz und Produktqualität

Durch den Einsatz pflanzlicher Reststoffe wird nicht nur der Herstellungsprozess nachhaltiger. Als Hochleistungsdämmstoff im Wohnungsbau können sie auch den Energieverbrauch deutlich reduzieren. Das Osnabrücker Team ist überzeugt, dass die Bio-Aerogele die CO2-Bilanz von Produkten verbessern und gleichzeitig die Qualität der Produkte steigern können. Aktuell sucht das Start-up noch nach Investoren, um eine erste industrielle Produktion starten zu können.

Die Entwicklung der Bio-Aerogele wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit 125.000 Euro unterstützt.

bb

Treber, der als Nebenprodukt beim Bierbrauen anfällt, enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe. Wegen seines hohen Eiweißgehaltes wird Biertreber beispielsweise als Tierfutter verwendet. Meist wird er jedoch als Abfall entsorgt. Mittlerweile hat die Forschung den Reststoff als Rohstoffquelle für neue biobasierte Produkte entdeckt. So haben Forschende der Universität Jena gemeinsam mit spanischen Partnern erprobt, ob sich Biertreber auch zur Herstellung moderner elektrochemischer Energiespeicher eignet.

Kohlenstoff aus Biertreber als Energiespeicher gewinnen

„Wir erforschen bereits seit einigen Jahren, wie gut sich verschiedene biologische Rohstoffe für die Gewinnung kohlenstoffhaltiger Materialien, die wir bei der Herstellung von Energiespeicher benötigen, eignen“, erklärt Andrea Balducci von der Universität Jena. „Und Brauereiabfälle erfüllen dafür wichtige Kriterien: Ihre chemische Zusammensetzung eignet sich prinzipiell gut für die von uns anvisierten Anwendungen – in ihnen steckt das kohlenstoffhaltige Ausgangsmaterial, das es braucht, um in Frage zu kommen.“

Rohstoff für Batterien und Superkondensatoren

Das Jenaer Team entwickelte daher ein Verfahren, mit dem es das kohlenstoffhaltige Material aus dem Reststoff nutzen kann. Zum einem gewannen die Forschenden Kohlenstoff, der als Elektrode in Batterien Verwendung finden kann, zum anderen Aktivkohle, die als Elektrodenmaterial für Superkondensatoren benötigt wird. Mit Hilfe des neuen Verfahrens konnten die Fachleute im Falle der Aktivkohle deren Oberfläche maximieren und die Porengröße des Materials optimieren. Bei der Verwendung als Elektrode in Superkondensatoren würden diese Kohlenstoffe eine sehr hohe Kapazität garantieren und die Herstellung von Geräten mit hoher Energiedichte ermöglichen, schreiben die Forschenden.

Leicht verfügbarer Rohstoff

Bisher wird Aktivkohle für Superkondensatoren vor allem aus Kokosnussschalen gewonnen. Die Nutzung von Brauereiabfällen hätte gleich mehrere Vorteile. So ist Biertreber in Deutschland in großen Mengen vorhanden: 2019 fielen 1,5 Milliarden Tonnen an. Zudem ist der Rohstoff vielerorts verfügbar, weil es hierzulande viele Brauereien gibt und somit lange Transportwege vermieden werden.

Den ersten Schritt zu einer nachhaltigeren Produktion kohlenstoffhaltiger Energiespeicher haben die Jenaer Chemiker damit gemacht. Balducci ist überzeugt: „Diese Art von Abfall könnte eine interessante Option zur Herstellung von Materialien für Superkondensatoren sein, wenn bestimmte Faktoren weiter optimiert werden können, etwa die Kosten oder die chemische Zusammensetzung des Rohstoffs.“ In weiteren Projekten wollen die Jenaer Forschenden nun die Vorteile und Grenzen der Benutzung dieses reichlich vorhandenen Materials ausloten, damit es „dann möglicherweise stärker bei der Produktion nachhaltiger Energiespeicher einbezogen werden kann“.

bb

Spent grain, which is a by-product of beer brewing, contains many valuable ingredients. With its high protein content, spent grain can be used as animal feed, for example. In reality, however, it is usually disposed of as waste. Researchers have now discovered the residual material as a source of raw materials for new biobased products. Researchers at the University of Jena, for example, have joined forces with Spanish partners to test whether brewer's grains are also suitable for the production of modern electrochemical energy storage systems.

Extracting carbon from brewer's grains as an energy store

"For some years now, we have been researching how well different biological raw materials are suited for the extraction of carbonaceous substances that we need for the production of energy storage systems," explains Andrea Balducci from the University of Jena. "And brewery waste meets important criteria for this: Their chemical composition is well suited for the applications we are targeting - they contain the carbonaceous feedstock it needs to be eligible."

Raw material for batteries and supercapacitors

The Jena team developed a process that allows them to use the carbonaceous material from the residue. On the one hand, the researchers obtained carbon that can be used as an electrode in batteries, and on the other hand, activated carbon, which is needed as an electrode material for supercapacitors. Using the new process, the experts were able to maximize the surface area of the activated carbon and optimize the pore size of the material. When used as an electrode in supercapacitors, these carbons would guarantee a very high capacity and enable the production of devices with high energy density, the researchers report.

Readily available raw material

Until now, activated carbon for supercapacitors has mainly been obtained from coconut shells. The use of brewery waste would have several advantages. With 1.5 billion tons in 2019, brewer's spent grain is directly available in large quantities in Germany, and long transport routes could thus also be avoided.

The Jena chemists have thus taken the first step toward more sustainable production of carbon-based energy storage devices. Balducci is convinced: "This type of waste could be an interesting option for the production of materials for supercapacitors if certain factors such as the cost or chemical composition of the raw material can be further optimized." In further projects, the Jena researchers plan to investigate the advantages and limitations of using this abundant material, with a view to possibly incorporating it into the production of sustainable energy storage devices on a larger scale."

bb

Die meisten Handybesitzer schützen ihr Gerät mit einer Hülle vor Kratzern und Sturzschäden. Eigentlich eine gute Sache, denn Hüllen können die Langlebigkeit der Geräte erhöhen. Allerdings werden sie meist aus erdölbasiertem Plastik hergestellt, landen in großen Mengen auf dem Müll und können schädliche Substanzen wie Weichmacher enthalten.

Stroh statt Plastik

Neben Naturstein und Holz sind auch innovative Materialen als nachhaltige Plastikalternativen für Handyhüllen auf dem Markt. Ein Bochumer Hersteller setzt auf ein organisches Weizengemisch und Biokunststoff aus Pflanzenstärke und stellt daraus vegane, kompostierbare und schadstoffarme Handyhüllen her.

Für die Herstellung wird auch Stroh verwendet, das sonst verbrannt werden würde. Aber selbst nach dem Gebrauch landen die Hüllen nicht auf dem Müll, sondern können beim Hersteller eingeschickt werden. Sie werden zu neuen Produkten verarbeitet und bekommen so ein zweites Leben.

Marktreife

Die Handyhüllen für Smartphones verschiedener Marken sind im Onlineshop des Unternehmens erhältlich. 

Smartphone covers protect the device from damage or scratches and increases its longevity. However, most phone cases are made from petroleum-based plastic, end up in the trash after use and can contain substances that are harmful to humans, such as plasticisers.

Straw instead of plastic

Plastic alternatives for smartphone cases include natural stone and wood, as well as biobased innovative materials. A Bochum-based manufacturer uses an organic wheat mixture and bioplastic made from starch to produce vegan, compostable and low-pollutant phone cases.

The material also contains straw, which would otherwise be incinerated. Even after use, the cases don't end up in the trash, but can be returned to the manufacturer. They are processed into new products and thus given a second life.

Market readiness

Smartphone cases fitting various models are available in the company's online store.

Welchen Beitrag leisten deutsche Start-ups bei der Umsetzung der ökologischen Ziele einer Green Economy? Der Green Startup Monitor 2023 von Borderstep Institut und Startup-Verband zeigt erneut auf, wie relevant das Thema Nachhaltigkeit für Gründerinnen und Gründer deutscher Unternehmen ist. Zum fünften Mal in Folge wurden dafür innovative und wachstumsorientierte Unternehmen, die jünger als zehn Jahre sind und ihren Unternehmenssitz in Deutschland haben, aufgefordert, Fragen online zu beantworten. 1.518 Jungunternehmen nahmen daran teil.

Anteil grüner Start-ups erreicht Höchstwert

Fazit: Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei der Gründung neuer Unternehmen eine immer größere Rolle. Mit einem Anteil von 35 % konnten grüne Gründungen unter deutschen Start-ups einen neuen Höchstwert erreichen. Im Vorjahr lag der Anteil bei 29 %. „Deutschland braucht erfolgreiche Start-ups. Daher freue ich mich umso mehr über die Ergebnisse des Green Startup Monitors 2023: Mit 35 Prozent arbeiten mehr Start-ups an Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit als jemals zuvor", so Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz.

Frauenanteil bei grünen Start-ups besonders hoch

Der Studie zufolge setze sich „nachhaltiges Handeln in der Breite der Gründungslandschaft immer stärker durch“. Bemerkenswert sei, dass der Frauenanteil bei grünen Start-ups mit 23 % höher liege als unter nicht-grünen Start-ups (18 %). „Frauen identifizieren sich stärker mit Nachhaltigkeitszielsetzungen und richten ihre Produkte und Geschäftsmodelle häufiger nach diesen aus“, so ein Fazit des Autorenteams.

Kapitalbeschaffung erschwert

Trotz dieses positiven Trend ist es vor allem für grüne Start-ups schwerer geworden, Kapital zu beschaffen, um ihre Innovationen voranzutreiben und auf den Markt zu bringen. „Das Finanzierungsklima im deutschen Start-up-Ökosystem hat sich im Verlauf des letzten Jahres abgekühlt – bei grünen Start-ups zeigt sich dieser Rückgang besonders deutlich“, heißt es.  Demnach sehen 46 % der grünen Gründerinnen und Gründer in der erschwerten Kapitalbeschaffung eine der zentralen Herausforderungen. Im Vorjahr waren es noch 37 %, bei nicht-grünen Start-ups waren es 34%.

Investitionen von Wagniskapitalgebern ermöglichen

„Start-ups bringen nachhaltige Innovationen schnell in die Praxis und diese Geschwindigkeit sollten wir nutzen, um unsere Klimaziele endlich zu erreichen“, so Franziska Teubert, Geschäftsführerin vom Startup-Verband. „Dafür müssen wir uns den besonderen Herausforderungen grüner Start-ups widmen, das gilt besonders mit Blick auf die Kapitalbeschaffung. Ein gutes Beispiel dafür ist der Deep Tech and Climate Fund der Bundesregierung. Gut gemeint, in der Praxis benötigt er allerdings noch Optimierung: Auch Investitionen von Wagniskapitalgebern sollten ermöglicht werden", argumentiert Teubert.

Das Ende des Einsatzes fossiler Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle rückt näher. Zwar wird der Großteil heute energetisch genutzt, doch auch für die stoffliche Nutzung suchen Unternehmen nachhaltige, meist biobasierte Alternativen. Auf der „Renewable Materials Conference“ im Mai in Siegburg werden die Teilnehmenden über das „Renewable Material of the Year 2023“ abstimmen. Von den 30 Bewerbungen wählten der Veranstalter nova-Institut und der Konferenzbeirat sechs Kandidaten fürs Finale aus – darunter zwei deutsche Start-ups.

Kunststofffreies Naturpolymer und Palmöl-Alternative

Zu den Finalisten zählt das deutsche Unternehmen COLIPI, das eine klimafreundliche Palmölalternative entwickelt. Bei dem patentierten biotechnologischen Prozess des Start-ups handelt es sich um einen Bioreaktor für die Gasfermentation, der mit Hilfe von Mikroorganismen CO2-, H2- und O2-haltige Abgase in kohlenhydratreiche Biomasse umwandelt. Die wiederum fermentiert die Firma zu einem Hefe-Öl, das ähnliche Eigenschaften aufweist wie Palmöl.

Das ebenfalls deutsche Start-up traceless materials geht mit einem innovativen Biomaterial ins Rennen, das vollständig kompostierbar ist und Plastik ersetzen kann. Das Material basiert auf Kohlenstoff aus pflanzlichen Reststoffen aus der Landwirtschaft. Es hinterlässt keinerlei Spuren in der Umwelt und kann vielfältig eingesetzt werden.

Pflanzliche Pelze und Bio-Elastomere

CovationBio aus den USA hat Kunstpelze auf pflanzlicher Basis entwickelt. Sie sind weich, fühlen sich natürlich an und besitzen alle notwendigen Eigenschaften, um zu Textilien verarbeitet zu werden. KUORI aus der Schweiz produziert aus Lebensmittelabfällen wie Bananen- und Nussschalen elastische Materialien, die industriell kompostierbar sind. Eine erste Anwendung ist eine Schuhsohle, die anders als herkömmliche Kunststoffsohlen kein abgeriebenes Mikroplastik in der Umwelt anhäufen soll.

Pflanzliches Butandiol und eine PET-Alternative

Das niederländische Unternehmen Avantium Renewable Polymers schickt den Kunststoff PEF ins Rennen. Die Firma hat ein Verfahren entwickelt, um aus Pflanzenzuckern FDCA herzustellen, den Grundbaustein für PEF, das vollständig recyclingfähig ist. Gegenüber PET verbessert der einschichtige Kunststoff als Getränkeverpackung sogar die Haltbarkeit und könnte auch Glasflaschen, Aluminiumdosen und mehrschichtige Flaschen ersetzen. Das US-Unternehmen Qore hat mit QIRA ein biobasiertes 1,4-Butandiol hergestellt, das unkompliziert Butandiol ersetzen kann, das bislang aus fossilen Rohstoffen gewonnen wird.

bl

The end of fossil raw materials such as crude oil, natural gas and coal is approaching. Although they are now mainly used for energy, companies are also looking for sustainable alternatives for material use. At the "Renewable Raw Materials Conference" in Siegburg in May, the "Renewable Raw Material of the Year 2023" will be voted on. From 30 applications, the organizer nova-Institut and the conference advisory board have selected six candidates for the final - including two German start-ups.

Plastic-free natural polymer and palm oil alternative

Among the finalists is German company COLIPI, which is developing a climate-friendly palm oil alternative. The startup's patented biotechnology process is a gas fermentation bioreactor that uses microorganisms to convert waste gases containing CO2, H2 and O2 into carbohydrate-rich biomass. The company in turn ferments this into a yeast oil that has similar properties to palm oil.

Another German start-up, traceless materials, is competing with an innovative biomaterial that is fully compostable and can replace plastic. The material is based on carbon from agricultural plant residues. It leaves no trace in the environment and can be used in a variety of ways.

Plant furs and bio-elastomers

CovationBio from the USA has developed plant-based artificial furs. They are soft, feel natural and have all the necessary properties to be made into textiles. KUORI from Switzerland produces elastic materials from food waste such as banana and nutshells that are industrially compostable. A first application is a shoe sole that, unlike conventional plastic soles, will not accumulate abraded microplastics in the environment.

Plant butanediol and a PET alternative

Dutch company Avantium Renewable Polymers was selected for its PEF plastic. The company has developed a process to produce FDCA, the basic building block for PEF, from plant sugar that is fully recyclable. Compared to PET, the single-layer plastic improves the shelf life of beverage packaging and could also replace glass bottles, aluminum cans and multilayer bottles. The U.S. company Qore has produced QIRA, a bio-based 1,4-butanediol that can easily replace the butanediol previously obtained from fossil raw materials.

bl

Ob im Fahrzeugbau, in der Luftfahrt, in der Möbelindustrie oder in der Medizintechnik: Verbundwerkstoffe kommen überall dort zum Einsatz, wo leichte und tragfähige Elemente benötigt werden. Durch die Kombination verschiedener Materialien entstehen so Werkstoffe, die bestimmte Eigenschaften bedienen und Ansprüche erfüllen. Herkömmliche Verbundwerkstoffe bestehen jedoch meist aus fossilen Rohstoffen wie Beton und sind nicht nachhaltig. Nicht nur die Herstellung verursacht erhebliche CO2-Emissionen. Auch das Recycling ist energieintensiv. Nun haben Forschende vom Institut für Grenzflächenverfahrenstechnik und Plasmatechnologie (IGVP) der Universität Stuttgart einen Verbundwerkstoff entwickelt, der aus natürlichen Materialien besteht, biologisch abbaubar ist und nur einen geringen CO2-Fußabdruck hinterlässt.

Konkurrenz zu fossilen Verbundwerkstoffen

Für die Herstellung des Bio-Verbundwerkstoffes wurden Flachsfasern und das Biopolymer Chitosan kombiniert. Dabei wurde die Pflanzenfaser als verstärkendes Element eingesetzt. Das Chitosan wiederum wurde aus Chitin gewonnen und hält die Flachsfasern zusammen. „Wir haben in ausführlichen experimentellen Untersuchungen den Herstellungsprozess geprüft und optimiert, um mechanische Eigenschaften zu erzielen, die mit denen von Verbundwerkstoffen auf fossiler Basis konkurrieren können“, erklärt Linus Stegbauer, der die Forschungsarbeit zusammen mit Stefan Carosella vom IFB initiiert hat.

Chitosan verleiht Flachsfasern hohe Steifigkeit

Die Untersuchungen ergaben, dass Chitosan mit kurzer Polymerkettenlänge am besten dafür geeignet ist, die Flachsfasern zu imprägnieren, schreiben die Forschenden. Die Porosität der Verbundwerkstoffe sei hier am geringsten gewesen. Der Bio-Verbundwerkstoff ist aufgrund seiner natürlichen Materialien aber nicht nur biologisch abbaubar. Bezogen auf die Dichte, habe er auch eine höhere Steifigkeit und somit ein größeres Leichtbaupotenzial, verglichen mit Verbundwerkstoffen mit Epoxidharz. „Damit hat unser biobasierter Werkstoff sogar einen Wettbewerbsvorteil, etwa wenn es darum geht, im Automobilbau den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren“, sagt Stegbauer.

Breites Einsatzspektrum

Das Einsatzspektrum geht  weit über den Fahrzeugbau hinaus. Der Chitosan-Flachs-Verbundwerkstoff könnte auch zu Sperrholz- und Faserplatten, Möbelfächern, in Sport- und Freizeitgeräten und in Frachtkisten verarbeitet werden und damit künftig fossile Verbundwerkstoffe ersetzen.

bb

In vehicle construction, in aviation, in the furniture industry or in medical technology: Composite materials are used wherever lightweight and load-bearing elements are required. By combining different materials, composite materials are created that have certain properties and meet specific requirements. However, conventional composites are usually made from fossil raw materials such as concrete and are not sustainable. Not only does the production process cause significant CO2 emissions. Recycling is also energy-intensive. Researchers at the Institute of Interfacial Process Engineering and Plasma Technology (IGVP) at the University of Stuttgart have now developed a composite material that is made from natural materials, is biodegradable and leaves only a small CO2 footprint.

Competition with fossil composites

Flax fibers and the biopolymer chitosan were combined to produce the biocomposite. The plant fiber was used as a reinforcing element. The chitosan, in turn, was derived from chitin and holds the flax fibers together. "We conducted extensive experimental studies to test and optimize the manufacturing process in order to achieve mechanical properties that can compete with those of fossil-based composites," explains Linus Stegbauer, who initiated the research together with Stefan Carosella from IFB.

Chitosan gives high stiffness to flax fibers

The studies showed that chitosan with a short polymer chain length was best suited for impregnating the flax fibers, the researchers write. The porosity of the composites was lowest here, they say. However, the bio-composite is biodegradable not only because of its natural materials. Compared to composites made of epoxy resin, it also has higher stiffness and thus greater lightweight construction potential, they write. "This even gives our bio-based material a competitive advantage, for example when it comes to reducing fuel consumption in automotive construction," Stegbauer says.

Wide range of applications

The range of applications extends far beyond vehicle construction. The chitosan flax composite could also be processed into plywood and fiberboard, furniture compartments, in sports and leisure equipment, and in cargo crates, replacing fossil composites in the future.

bb

Im Jahr 1845 ereilte Irland eine große Hungersnot und führte zur größten Auswanderung in der Geschichte des Landes. Ursache war der Ausfall der Kartoffelernte infolge von Infektionen mit dem Krankheitserreger Phytophthora infestans. Auch heute noch gefährden diese und andere Eipilze weltweit Ernten, ebenso wie andere Pilzkrankheiten und Fadenwürmer. In den meisten Fällen gibt es heute chemische Pflanzenschutzmittel, die die Erträge retten können. Doch die ökologischen und gesundheitlichen Folgen vieler Pestizide sind hinlänglich bekannt. Das Forschungsprojekt ENDOBICA entwickelt deshalb eine biologische Alternative, um Ackerpflanzen vor Krankheitserregern zu schützen.

Natürliche Konkurrenz ausnutzen

Ganz neu ist die Idee nicht: Die Forschung kennt schon lange nützliche Mikroorganismen, die im pflanzlichen Gewebe leben – sogenannte Endophyten – und auch solche, die außen auf der Oberfläche von Pflanzen oder in der der pflanzlichen Wurzelzone wachsen. Weil sie mit anderen Mikroorganismen um diese attraktiven, nährstoffreichen Lebensräume konkurrieren, haben sie bestimmte Abwehrmaßnahmen entwickelt oder sich so gut angepasst, dass sie andere Mikroorganismen schlicht verdrängen können. Im Ergebnis halten sie damit auch manche Mikroorganismen unter Kontrolle, die die Pflanze schädigen würden. In Deutschland vertreibt die Firma ABiTEP seit vielen Jahren Bakterien der Gattung Bacillus für den biologischen Pflanzenschutz. Das Unternehmen ist ein enger Partner der Projektbeteiligten.

Zum eigentlichen Forschungsverbund, den das Bundesforschungsministerium von Juli 2018 bis Dezember 2022 mit rund 425.000 Euro gefördert hat, gehören das Institut für Marine Biotechnologie in Greifswald, das Robert-Koch-Institut in Berlin und das vietnamesische Plant Protection Institute in Hanoi. „Vietnam hat ein hohes Exportaufkommen an schwarzem Pfeffer und Kaffee“, berichtet Projektkoordinator Rainer Borriss vom Institut für Marine Biotechnologie. „Dieser Status soll beibehalten werden, aber man hat gemerkt, dass chemische Pestizide nachhaltig negativ in den Monokulturen wirken.“ Um hohe Verluste durch Erreger von Pflanzenkrankheiten zu vermeiden, sucht Vietnam nun nach biologischen Methoden, die Pflanzen zu schützen, und kam dazu auf die deutschen Projektpartner zu, die darin langjährige Forschungsexpertise besitzen.

Organismen aus der Praxis statt Modellorganismen

Zunächst hat das Team daher auf infizierten Feldern in Vietnam untersucht, welche Bakterien natürlicherweise in Pflanzen vorkommen, die trotzdem keine Krankheitssymptome zeigen. Bei mehr als 50 dieser bakteriellen Isolate sequenzierten die Forschenden das Genom, um die vielversprechendsten Stämme für die weiteren Versuche auszuwählen. Sie sollten zum einen Gram-positiv sein, weil derartige Bakterien in eine Überdauerungsform – sogenannte Endosporen – wechseln können. Das ist von Vorteil, damit mögliche Pflanzenschutzprodukte mit diesen Organismen lange haltbar sind. Außerdem sollten die Bakterien im Labor eine antagonistische Wirkung entfalten gegen jene Keime, die auf den Feldern in Vietnam Probleme bereiten.

Letztlich fokussierte sich das Team auf zwei Stämme: ein Bakterium, das auf der Oberfläche der Wurzeln siedelt, aber nicht in die Pflanze eindringt, und einen echten Endophyten, der im Wurzelgewebe lebt. Trotz dieser gravierenden Unterschiede in der Lebensweise waren beide Stämme genetisch kaum zu unterscheiden – und beide erwiesen sich als gleichermaßen erfolgreich. „Dass wir nicht an irgendwelchen Modellorganismen, sondern mit den real vorkommenden Organismen gearbeitet haben, hat wahrscheinlich unsere Erfolgschancen erhöht“, sagt Borriss. Erst im Gewächshaus und dann auf hektargroßen Versuchsfeldern im Hochland von Vietnam zeigte sich: Die Erträge bei Kaffee und Pfeffer waren rund ein Fünftel höher als auf Feldern mit unbehandelten Pflanzen, obwohl beide Stämme im Detail recht unterschiedlich wirkten.