Bundesregierung setzt auf Biotechnologie
Mit einer ressortübergreifenden Agenda will die Bundesregierung der Biotechnologie mehr Bedeutung beimessen. Das betonten Regierungsvertreter auf den Deutschen Biotechnologietagen.
Beim Branchentreff der Biotechnologie vor einem Jahr hatte der damalige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe die mangelhaft ausgebaute Gründerkultur in Deutschland beklagt. Mit 32 Neugründungen mit Life-Sciences-Hintergrund war die Zahl 2017 aber deutlich höher als in den Vorjahren. In diesem Jahr war Wirtschaftsminister Peter Altmaier bei den Deutschen Biotechnologietagen zu Gast: „Mir war es wichtig, überhaupt hier zu sein”, sagte er von den knapp 900 Teilnehmern des Branchentreffs im Berlin Congress Center bcc. Dabei zeigte sich der Politiker überzeugt, dass die Biotechnologie „die nächste große Welle der Innovation hervorbringt”.
Biotech-Agenda für Innovationsaufschwung
„Wir brauchen jetzt eine Biotech-Agenda, die der digitalen Agenda entspricht”, sagte Altmaier. Er äußerte sich zuversichtlich, dass sich bei diesem Thema die Regierungsparteien einig seien und sich mit der Agenda eine Aufbruchstimmung im Land entwickeln werde. Wer die ministeriumsübergreifende Agenda orchestrieren wird, war für Altmaier auch klar: „Wenn es ein Ministerium gibt, das prädestiniert ist, dieses Thema voranzutreiben, dann ist es das Bundeswirtschaftsministerium.” Eine Mitwirkung von Bundesforschungs-, Bundeslandwirtschafts- und Bundesgesundheitsministerium hält der Minister aber ebenso für wichtig. Zugleich sollen auch Branchenvertreter über einen Workshop nach der Sommerpause in die Ausgestaltung der Agenda eingebunden werden. Die Agenda, mit dem derzeitigen Arbeitstitel „Von der Biologie zur Innovation”, soll Deutschland mittelfristig und nachhaltig im globalen Wettbewerb konkurrierender Biotechnologien in die Spitzengruppe bringen.
Neue anwendungsnahe Produkte für die Bioökonomie
Die „Plattform industrielle Bioökonomie”, die im Koalitionsvertrag verankert ist, soll Altmaier zufolge dagegen „möglichst schnell zu neuen Produktentwicklungen führen". Im Fokus stehen anwendungsbezogene Innovationen. Der Wirtschaftsminister machte auf dem Branchentreff klar: „Wir müssen zweigleisig fahren."
Staatssekretär Georg Schütte vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hatte bereits zum Auftakt der Veranstaltung in seiner Rede betont, die Agenda müsse möglichst zeitnah mit ersten konkreten Förderprogrammen untersetzt werden. Gleichzeitig unterstrich er, dass die Biotechnologie hierbei zwar ein Kernbereich sei, aber die Agenda breiter gefasst werden sollte. „Es deutet sich eine Konvergenz aus Medizin, Biologie, Material-, Produktions- und Computerwissenschaft an. Hier müssen wir ansetzen“, so Schütte mit Verweis auf die Initiative der Fraunhofer-Gesellschaft, biologische Prinzipien stärker für die industrielle Produktion zu nutzen.
GO-Bio-Preisträger gekürt
Schütte zeichnete zudem die Preisträger des diesjährigen GO-Bio-Wettbewerbs aus. In der achten Auswahlrunde haben sich diesmal acht Gründerteams mit ihren Ideen in einem zweistufigen Auswahlprozess durchgesetzt. Es gab insgesamt 68 Bewerber um die begehrte Gründerförderung in den Life Sciences. Zu den Gewinnern zählen auch zwei GO-Bio-Gründerteams, die auf nachwachsende Rohstoffe für ihre Produktentwicklung setzen: einmal geht es um eine biobasierte Alternative zu Formaldehyd, die für die Konservierung und Fixierung von biologischen Materialien eingesetzt werden kann. Ein weiteres Team möchte aus Agrarreststoffen hochwertige Proteinbestandteile für die Nahrungsmittelindustrie gewinnen.
Innovationspreis der BioRegionen verliehen
Bei der elften Vergabe des Innovationspreises der BioRegionen Deutschlands nahmen am Abend ein Aachener (Mikrogel-Container zur regulierten Freigabe von Pflanzenschutzmitteln), ein Mannheimer (ein im laufenden Betrieb volumenverstellbarer Bioreaktor) und ein Magdeburger Team (Vermeidung von tödlichen Komplikationen nach Knochenmark-Transplantationen) die drei mit je 2.000 Euro dotierten Preise mit nach Hause. Die Deutschen Biotechnologietage werden jährlich vom Arbeitskreis der BioRegionen und dem Branchenverband BIO Deutschland veranstaltet.
ml/bb