Aktuelle Veranstaltungen

Das im Juli vom Deutschen Zentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) eröffnete Kompetenzzentrum „CC-SaAT - Smart Agriculture Technologies“ setzt bei der Entwicklung neuer Technologien für die Landwirtschaft auf künstliche Intelligenz (KI). Am Standort in Osnabrück wollen die Experten ihre Erfahrungen auf dem Gebiet der KI-Technologien bündeln und  intelligente Hard- und Software-Lösungen für eine nachhaltige Agrarwirtschaft vorantreiben.

Die Digitalisierung ist in der Landwirtschaft angekommen. Feldroboter  wie Bonirob sind den Kinderschuhen entwachsen und durchstreifen selbstständig die Äcker, um  Fruchtgröße oder Wassergehalt zu messen und den  Fest steht: Mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz können viele Arbeiten in der Agrarwirtschaft – vom Feld bis hin zum Verbraucher – deutlich leichter und effizienter werden. Am DFKI sind Wissenschaftler seit Jahren dabei, innovativer Technologien für die Landwirtschaft zu entwickeln.

KI-Wissen bündeln

Um die Erfahrungen der verschiedenen Aktionäre auf dem Gebiet der KI-Technologien zu bündeln wurde im Juli in Osnabrück das Kompetenzzentrum „Smart Agriculture Technologies - CC-SaAT“ eröffnet. „Mit intelligenten Hard- und Softwaresystemen lassen sich die Herausforderungen moderner, nachhaltiger Landwirtschaft in vielen Bereichen kostengünstig bewältigen. Unser neues Kompetenzzentrum Smart Agriculture Technologies bündelt die Kompetenzen des DFKI für dieses aktuelle Anwendungsgebiet und schafft eine herstellerunabhängige Plattform für Technologieinnovationen“, erklärt der Vorsitzender der DFKI-Geschäftsführung, Wolfgang Wahlster. Das am 1. Juli eröffnete Zentrum in Osnabrück wird von zwei Experten auf dem Gebiet computerbasierter Agrartechnologien geleitet: Stefan Stiene und Ansgar Bernardi.

Plattform für Wissenschaft und Industrie

Unter dem Dach des CC-SaAt werden ab sofort alle Fäden zur Entwicklung digitaler Lösungen für die Landwirtschaft zusammenlaufen. So will sich das neue Zentrum als zentraler Ansprechpartner für Wissenschaft und Wirtschaft etablieren. Der Fokus richtet sich dabei insbesondere auf Netzwerk- und Kommunikationstechnologien, autonome Steuerung und Robotik sowie georeferenzierten Smart Services aber auch automatisierter Big Data Analyse und Deep Learning. Hier will das Kompetenzzentrum das Know-how aller DFKI-Forschungsbereiche bündeln, die mit Partnern aus Industrie und Forschung in gemeinsamen Projekten an innovative KI-Lösungen bereits arbeiten. Dazu zählen etwa Projekte wie marion, in dem das DFKI gemeinsam mit Partnern ein Planungssystem für Landmaschinen entwickelt, das die autonome Zusammenarbeit der Maschinen auf dem Feld ermöglicht.

Gezielte Lösungen für die Wirtschaft

Neben nationalen und europäischen Forschungsprojekten sollen am neu eröffneten Kompetenzzentrum auch konkrete Arbeiten für Kunden aus der Industrie realisiert werden. Das Leistungsspektrum umfasst hierbei die individuelle Entwicklung intelligenter Softwarelösungen, der Technologietransfer international prämierter Forschungsergebnisse, Innovationsberatung und wissenschaftliche Begleitung sowie die Erstellung von Marktstudien und Machbarkeitsanalysen.

Verbundvorhaben ODiL gestartet

Fest steht: Mit zunehmender Digitalisierung steigt aber auch die Herausforderung, die anfallenden Datenmengen zu verwalten und effektiv zu nutzen. Auch auf diesem Feld wird  sich CC-Saat bewegen. Aktuell arbeiten DFKI-Wissenschaftler im neuen Verbundvorhaben ODiL an einer offenen Software-Plattform, die eine effizientere Wertschöpfung in der Landwirtschaft ermöglichen soll. Die Plattform soll alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette miteinander vernetzen und ihnen gleichzeitig Datensicherheit bieten. Das ebenfalls am 1. Juli gestartete Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in den kommenden drei Jahren mit knapp 2 Millionen Euro gefördert.

Konstanzer Forscher haben aus Kalk ein neuartiges Hydrogel entwickelt, das erdölbasierte Kunststoffe zum Großteil ersetzen könnte. Der „Mineral-Kunststoff“  ist ohne Energiezufuhr leicht verformbar, selbstheilend und zudem problemlos zu recyceln. Im Fachjournal Angewandte Chemie (2016, Online-Veröffentlichung) stellen die Wissenschaftler die neue Kunststoffart vor.

Kunststoffe werden in der Regel aus Erdöl hergestellt und belasten die Umwelt, da sie schwer zu recyceln sind. Forscher haben das Problem erkannt und suchen emsig nach natürlichen Grundstoffen für die Plastikherstellung. Biokunststoffe wie das auf oder Plimc, ein Polycarbonat, dass aus , sind hier vielversprechende Kandidaten. Eine weitere Alternative könnten „Mineral-Kunststoffe“ sein, wie Forscher der Universität Koblenz im Fachjournal Angewandte Chemie berichten.

Leicht formbar und recycelbar

Das Team um Chemiker Helmut Cölfen ließ sich hierbei von der Natur inspirieren und kreierte eine völlig neue Kunststoff-Klasse, die in ihrer Struktur Biomaterialien ähnelt. Dabei handelt es sich um ein sogenanntes Hydrogel, das aus Nanopartikeln von Calciumcarbonat (Kalk) besteht, die durch Polyacrylsäure in Wasser vernetzt werden. Der Vorteil: Der neuartige Kunststoff entsteht unter Raumtemperatur und verbraucht somit bereits bei der Herstellung kaum Energie. Damit ist das Hydrogel nicht nur leicht formbar, sondern auch problemlos zu recyceln. Durch Zugabe von Essig- oder Zitronensäure löst es sich auf. Die zurückbleibende Polyacrylsäure ist ungiftig. „Das Verfahren der Herstellung des Hydrogels ist unmittelbar für die Industrie adaptierbar, zumal die Ausgangsmaterialien kostengünstig großtechnisch hergestellt werden“, erläutert Helmut Cölfen.

Selbstheilend und verbindend

Eine weitere positive Eigenschaft: Das Hydrogel wirkt „selbstheilend“. Ein Tropfen Wasser reicht aus, um beispielsweise Risse im Material zu schließen oder aber Bauteile miteinander zu verbinden. Hinzukommt, dass das Gel beim Erhitzen die Farbe ändert, so dass es auch als Temperatursensor genutzt werden könnte. Im trockenen Zustand ist das Material wie Plastik, das nicht leicht zerbricht und biegsam ist. Nach Einschätzung der Konstanzer Forscher wäre das Hydrogel auf Grund seiner stabilen und zugleich biegsamen Eigenschaften für Elektronikbauteile geeignet. Quellfähigkeit und Härte würde die neue Kunststoff-Klasse für Bauanwendungen interessant machen, um Risse zu füllen.

Medizinische Anwendungen prüfen

Die Forscher sind überzeugt: Das nicht-toxische, plastische Material könnte in Zukunft klassische Kunststoffe teilweise ersetzen und dadurch zur Lösung von Umweltproblemen beitragen. Als nächstes will das Team um Cölfen die neue Kunststoff-Klasse auf ihren Einsatz in der Medizin genauer untersuchen. Dabei sollen weitere Mineralien wie Polyasparaginsäure, die als Verbindungsstoff geeignet und vollständig biologisch abbaubar ist, als Ausgangsstoff getestet werden.

bb

Pflanzliche Parasiten wie der Teufelszwirn zapfen Nutzpflanzen an, saugen an ihnen und können so ganze Ernten vernichten. Doch es gibt auch Gewächse, denen der Schmarotzer nichts anhaben kann. Wie Tübinger Pflanzenforscher im Fachjournal Science (2016, Bd. 353, S.478) berichten, besitzen Tomaten ein molekulares System, das die bedrohlichen Pflanzenparasiten erkennt und ihnen wirksam das Handwerk legt.

Teufelszwirn, Hexenseiden oder Kletterhur. Der Volksmund kennt viele Namen für die Schmarotzerpflanze Cuscuta reflexa. Sie windet sich über den Boden am Spross empor und saugt sich an Pflanzen fest, um ihr Nährstoffe, Wasser und Kohlenhydrate zu entziehen. Während der Parasit wächst und gedeiht, fehlt dem Wirt jegliche Kraft, Blüten oder Früchte zu bilden. Die Folge: die Pflanze stirbt ab, es kommt zu Ernteausfällen. Doch es gibt auch Nutzpflanzen, denen der Teufelszwirn nichts anhaben kann: die Tomate. Das Nachtschattengewächs gehört zu den wenigen resistenten Arten, an deren Spross der Parasit nicht einwachsen kann, weil die befallenen Pflanzen mithilfe eines korkig-holzigen Schutzgewebes den Angreifer abwehren. In diesem Fall ist es der Teufelszwirn, der abstirbt, weil er durch den verwehrten Zugriff nicht an die notwendigen Nährstoffe kommt.

Parasiten erkennen und abwehren

Wie Tomaten den Schmarotzer abwehren hat ein Team um Markus Albert vom Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMBP) der Universität Tübingen gemeinsam mit Cyril Zipfel und Matthew Smoker vom Sainsbury Laboratory im englischen Norwich jetzt herausgefunden. Um hinter den Mechanismus zu kommen, kreuzten die Forscher die Kulturtomate mit der wilden Tomatenart Solanum pennellii. Wie die Wissenschaftler in Science berichten, stießen sie dabei auf ein Gen, das die Tomate vor dem ungebetenen Gast schützt. „Im Erbgut der Tomate kodiert es für einen Rezeptor, der auf der Oberfläche der Tomatenzellen sitzt. Er erkennt ein molekulares Muster des Teufelszwirns“, erklärt Markus Albert. Der Rezeptor funktioniert dann wie ein molekularer Schalter, der eine Immunantwort der Tomate auslöst, sobald die Ankunft des Schmarotzers bekannt ist. Die Resistenz der Wirtspflanze wird dabei in einer Art gesteigert, dass der Parasit keine Chance, sich festzusaugen.

Neue resistente Nutzpflanzen züchten

Mit der gleichen Waffe schützen sich Tomatenpflanzen übrigens auch vor Krankheitserregern, Insekten oder Spinnentiere. Dass der Mechanismus auch als Parasitenbremse wirkt, hat die Forscher jedoch überrascht. Normalerweise stehen sich Parasit und Wirt als Pflanzen aus Sicht der Evolution sehr nahe – „zumindest im Vergleich mit den Modellen Pflanze und Mikrobe oder Pflanze und Insekt“, sagt Albert. Neu ist auch, dass es einen Mechanismus gibt, mit dem Pflanzen andere Pflanzen als fremd erkennen. Die Tübinger Forscher liefern damit einen Ansatzpunkt, den Dialog zwischen Pflanzen auf zellulärer Ebene besser zu verstehen. „Außerdem stehen durch diese Entdeckung Pflanzenforschern neue Möglichkeiten zur Verfügung, Nutzpflanzen zu kreieren, die für parasitische Pflanzen weniger anfällig sind“, sagt Albert.

bb

Wasserdichte Sachen sind beliebt bei Groß und Klein. Doch die Schutzschicht besteht aus Chemikalien, die schwer abbaubar sind.  Forscher der Hohenstein Institute und vom Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart haben eine nachhaltige Alternative gefunden. Mithilfe wasserabweisender Proteine, sogenannten Hydrophobinen, die in Zellwänden von Pilzen lagern, wollen sie in den kommenden Jahren einen natürlichen Schmutz- und Wasserblocker für Textilien kreieren. Das gemeinsame Projekt ist soeben gestartet.

Ob bei Regen, Wind oder Schnee: Dank moderner wasser- und schmutzabweisender Textilien ist man gegen jedes Wetter gewappnet. Doch so beliebt die Funktionskleidung ist - das Imprägnierverfahren ist umstritten. Bei der Hydrophobierung werden per- und polyfluorierte Chemikalien - kurz PFC - verwendet. PFC bestehen aus Kohlenstoffketten verschiedener Länge, bei denen die Wasserstoffatome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Diese äußerst stabile Bindung lässt sich nur unter sehr hohem Energieaufwand wieder lösen und ist  kaum abbaubar. Forscher der Hohenstein Institute in Bönnigheim und vom Fraunhofer Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart haben jetzt  ein Forschungsprojekt gestartet, um eine neuartige Textilausrüstung mit wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften zu entwickeln, die für Mensch und Umwelt unbedenklich ist.

Pilzproteine biotechnologisch herstellen

Die Forscher setzen dabei auf wasserabweisende (hydrophobe) Proteine, die sogenannten Hydrophobine. Diese Eiweißmoleküle kommen natürlicherweise in den Zellwänden von Pilzen vor, wo sie eine wasserabweisende Funktion haben. Im Laufe des Projekts möchten die Forscher die Pilzproteine biotechnologisch herstellen und anschließend auf Textilien aufbringen.

Proteine mit Anker versehen

Das Prinzip: die hydrophoben Proteine werden mit einem „Anker“ versehen, der sich als Bindeglied selektiv und stabil an Zellulosefasern binden kann. In einer Machbarkeitsstudie wurde das Prinzip der „Anker-Protein-Ausrüstung“ bereits umgesetzt. Den Forschern gelang es, ein grün fluoreszierendes Marker-Protein über einen Cellulose-Anker stabil an verschiedene Textilien zu binden.

Nachhaltige Funktionskleidung

Ziel des soeben gestarteten Gemeinschaftsprojektes ist es, eine ökonomisch und nachhaltig stabile Funktionalisierung von Textilien zu finden. Das Projekt wird von Biotechnologen und Textilwissenschaftlern gleichermaßen vorangetrieben und von einem Ausschuss unterstützt, der sich aus verschiedenen Industrievertretern der Textil- und Biotech-Branche zusammensetzt. Wasser- und schmutzabweisende Eigenschaften von Textilien sind nicht nur für den Outdoor-Bereich wichtig, sondern auch in Medizin und Autoindustrie  wie zum Schutz von Fasern vor mikrobieller Zersetzung bedeutsam.

bb

Noch fristen aus Biomasse hergestellte Produkte ein Nischendasein. Doch ihr wirtschaftliches Potential ist gewaltig. Entsprechen hoch sind die Erwartungen auch aus politischer Sicht.  In Berlin haben auf Einladung des Bundeslandwirtschaftsministeriums Anfang November internationale Experten über den richtigen Weg in die biobasierte Wirtschaft diskutiert.

Gerade einmal 1% der jährlich produzierten 288 Millionen Tonnen Kunststoffe entstehen aus nachwachsendem, pflanzlichen Material. Gleichwohl stellen Regierungen weltweit bereits jetzt die Weichen in Richtung klimaschonende, post-fossile Produktion. „Das Interesse ist sehr groß. Die Industrie treibt die Nutzung nachwachsender Rohstoffen bei uns von selbst voran“, sagtet Sixten Sunabacka, für die Waldwirtschaft zuständiger Direktor im finnischen Wirtschaftsministerium, auf dem Vorabend-Empfang zur internationalen Konferenz „Bioökonomie – nachhaltige Alternative zur fossilen Wirtschaft?“. Die Veranstaltung fand Anfang November in Berlin statt.

In den Gesprächen wurde deutlich: Zwar zählt Deutschland mit seiner Forschungs- und Politikstrategie zu den Pionieren in Sachen Bioökonomie. Die internationale Konkurrenz nimmt aber rapide zu. Neben Finnland, den USA, Kanada und den Niederlanden geben auch Länder wie China, Malaysia und Südafrika der Biologisierung der Industrie höchste Priorität. Gerade Schwellenländer wie etwa Malaysia, das bis 2020 insgesamt 34 Millionen US-Dollar in ein „Bioeconomy Transformation Programme“ stecken will, sehen die grüne Technologie als Chance, ihre landwirtschaftlichen Ressourcen für den industriellen Quantensprung zu nutzen. Auch in Europa tut sich einiges: „16 der 28 EU-Mitgliedstaaten haben die Bioökonomie in den Agenden für den Mittelerwerb im Rahmen des neuen Europäischen Strukturfonds angegeben – und das nur neun Jahre nach Vorstellung des Konzeptes der Knowledge-based Bioeconomy“, erklärte Christian Patermann, Entwickler des Konzeptes.

Nachhaltigkeit „Made in Germany“

Was die Politik beim Aufbau einer nachhaltigen und ressourcenschonenden biobasierten Wirtschaft bereits getan hat und leisten muss, war am Folgetag Thema der vom Bundeslandwirtschaftsministerium organisierten Konferenz. Vor 350 internationalen Gästen unterstrich Bundesagrarminister Christian Schmidt die wirtschaftlichen Chancen, die die biobasierte Produktionsweise für die hiesige Landwirtschaft bietet: „Eine starke, diversifizierte und nachhaltige Landwirtschaft, die die Grundlage für eine biobasierte Wirtschaft liefert, sorgt auch für mehr Wertschöpfung in ländlichen Räumen.“ Mit rund 60 Millionen Euro pro Jahr fördert sein Ministerium Projekte zur stofflichen Nutzung der Biomasse. Weitaus mehr liegt für die Bioökonomie im Topf. Der Minister machte in seiner Eröffnungsrede deutlich, dass die Nahrungsmittelproduktion gerade angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung stets Priorität gegenüber der Erzeugung pflanzlicher Industrierohstoffe haben müsse. Das im Zusammenhang mit der Biosprit-Debatte vielzitierte Argument hatten Unternehmensvertreter und Politikberater einige Tage zuvor auf dem Fachkongress „Biokunststoffe – Bausteine für eine Bioökonomie“ indes vehement zurückgewiesen. Sie betonten, dass der Flächenverbrauch durch stoffliche Nutzung gegenüber der Energie- (12,5%), Lebensmittel- (27,5%) und Futtermittelproduktion (56%) in Deutschland zu vernachlässigen wäre.

Bioökonomie werde – je nach Interessenlage – regional recht unterschiedlich definiert, auch was die Nachhaltigkeitsmaßstäbe angehe, unterstrich Joachim von Braun, Co-Vorsitzender des Bioökonomierates. „Wir brauchen ein Monitoring der Nachhaltigkeit und des Fortschrittes in Sachen Bioökonomie“, betonte von Braun, der meinte, Deutschland sei gut beraten, die Messlatte bei Nachhaltigkeitsstandards hoch anzulegen. „Bioökonomie ist ein Zukunftthema“, erklärte auch Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Sie wies darauf hin, dass die biobasierte Produktion eine der sechs langfristigen Prioritäten der neuen Hightech-Strategie der Bundesregierung sei. Einig war sich die Ministerin mit ihrem Kollege Schmidt darüber, dass „wir eine Akzeptanz und Nachfrage in der Bevölkerung brauchen“. Aus Sicht des Landwirtschaftsministers ist eine europäische Anstrengung nötig, um die Chancen des Rohstoffwandels von fossilen zu biobasierten Produkten in die Köpfe der Verbraucher zu bringen.

Nachfrage schaffen

Damit Europa bei der Biomasseproduktion international wettbewerbsfähige Preise erzielen kann, sollen „Sustainable Biomass Regions“ entstehen und ressourceneffiziente Produktionsketten etabliert werden, erklärte Doris Schnabel vom EU Bioeconomy Panel. Laut Waldemar Kütt, Kabinettschef unter Forschungskommissarin Maire Geoghegan-Quinn, sei es europapolitisch das nächste Ziel, die Bioökonomie mit der Kreislaufwirtschaft zu vereinen. Europas einfache Erfolgsformel dabei: Wertschöpfung aus Abfall.

Die weltweit führenden Industrienationen haben in den vergangenen fünf Jahren massiv in die Bioökonomie investiert. Das geht aus einer Studie hervor, die der Bioökonomierat auf dem "Global Forum for Food and Agriculture" vorgestellt hat. Auf der vom Bundesministerium für Landwirtschaft organisierten Veranstaltung diskutieren hunderte Experten über die Frage, wie die wachsende Nachfrage nach Rohstoffen, alternativen Energiequellen und Ernährung bei gleichzeitiger Sicherung der Ernährungssicherheit gestemmt werden kann. Der Bioökonomie kommt hierbei eine Schlüsselrolle zu, allerdings müsse international noch mehr kooperiert werden, fordert der Bioökonomierat.

Mit Blick auf knappe fossile Ressourcen, Klimawandel und wachsende Weltbevölkerung sind nachhaltige und ressourceneffiziente Strategien gefragt, um langfristig den Wohlstand moderner Gesellschaften zu garantieren. Die Bioökonomie nimmt hierbei eine Schlüsselrolle ein: Sie bietet den gesamtgesellschaftlichen Rahmen, um ökonomisches Wachstum und nachhaltiges Wirtschaften zu verbinden. Wie das im Einzelfall gelingen kann und welche Herausforderungen damit für Landwirtschaft und Ernährungssicherung ergeben, darüber diskutieren Experten aus aller Welt beim "Global Forum for Food and Agriculture" in Berlin, das vom 15. bis 17. Januar zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche stattfindet.

Studie nimmt G7-Staaten unter die Lupe

Eine Studie des Bioökonomierates belegt nun, dass sich inzwischen alle weltweit führenden Industrienationen mit Bioökonomie-Initiativen und Strategien positioniert haben. Die Bioökonomie wird nicht nur mit einer ökologischen Transformation, sondern auch mit wirtschaftlichen Chancen verbunden, heißt es.  Im Rahmen der Studie, die vom Bioökonomierats-Vorsitzenden Joachim von Braun auf dem Forum vorgestellt wurde, sind alle G7-Staaten hinsichtlich ihrer politischen Bioökonomie-Aktivitäten untersucht worden. „Weltweit hat die Zahl und der Umfang politischer Maßnahmen zur Bioökonomie in den vergangenen fünf Jahren stark zugenommen. Die G7 sollten sich nun systematisch über ihre Maßnahmen austauschen und gemeinsam vorangehen“, betonte von Braun, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung an der Universität Bonn.

Unterschiedliche Schwerpunktsetzung

Die Studie listet für jedes Land Schwerpunktthemen und die wichtigsten politischen Akteure auf. Zugleich wird ein Überblick über aktuelle Fördermaßnahmen gegeben. Die Ergebnisse zeigen, dass jedes Land seinen individuellen Bioökonömie-Weg eingeschlagen hat: Während Deutschland, die USA und Japan auf umfassende staatliche Förderprogrammen zur Bioökonomie setzen, verfolgen Italien und Kanada einen pragmatischen Weg und lassen die Industrie vorangehen. Großbritannien wiederum zielt mit seiner Förderung darauf, neue Industrie- und Dienstleistungssektoren mit Hilfe der Biowissenschaften zu entwickeln. Frankreich setzt seinen Schwerpunkt in der Klimapolitik und  fördert die Bioökonomie mit Umweltgesetzen, um so den Aufbau eines grünen Chemie- und Energiesektors zu stimulieren.

Bioökonomierat fordert mehr internationale Kooperation

Auch Europa ist der Studie zufolge ein führender Akteur in der Bioökonomie. So haben großangelegte Forschungsförderprogramme der Europäischen Kommission (FP7, Horizon 2020) bereits  dazu geführt, dass auch Nationalstaaten über die G7 hinaus eigene Bioökonomie-Initiativen entwickelt haben. „Es ist zu begrüßen, dass die führenden Industrienationen den strategischen Wert der Bioökonomie erkannt haben. Die meisten Programme verlaufen jedoch unkoordiniert und beziehen sich nur auf das eigene Land. Damit die Bioökonomie ihr volles Potential entfalten kann, benötigen wir internationale Kooperation“, sagt Christine Lang, die neben von Braun den zweiten Vorsitz des Bioökonomierats einnimmt.

Die Internationale Grüne Woche ist wieder eröffnet. Vom 16. bis 25. Januar dreht sich in den Messehallen unterm Berliner Funkturm alles um Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau. Zum 80. Geburtstag glänzt die weltgrößte Fachmesse mit einem Rekord: 1.658 Aussteller aus 68 Ländern sind auf dem diesjährigen Event vertreten, darunter 550 deutsche Aussteller. Doch bei der „Grünen Woche“ geht es schon längst nicht mehr nur um kulinarische Köstlichkeiten. Die Bioökonomie hat sich hier einen festen Platz erobert. Auf der nature.tec in Halle 5.2. können sich die Besucher wieder überzeugen, wie biobasierte Rohstoffe zunehmend unseren Alltag erobern. Eine Ausstellung des Bioökonomierates ist schon zu Beginn der Messe einer der Besuchermagneten.

Ob exotische Krebstiere, brandenburgischer Apfel-Chili-Senf, iranischer Safran oder belgisches Bier: die Internationale Grüne Woche ist ein Eldorado für alle Gaumenfreuden und macht auch im 80. Jahr ihres Bestehens ihrem Ruf als größte Schlemmermeile der Welt alle Ehre. Zum Jubiläum der weltgrößten Fachmesse für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau werden etwa 400.000 Besucher erwartet. Träger der Veranstaltung sind der Deutsche Bauernverband und die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungswirtschaft. Zum achten Mal mit dabei: die Sonderschau nature.tec. In Halle 5.2. steht die effiziente und nachhaltige Nutzung biobasierter Rohstoffe im Mittelpunkt. Veranstaltet von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), dem Deutschen Bauernverband und dem Bundesverband BioEnergie, präsentieren hier viele Unternehmen biobasierte Produkte aus Land- und Forstwirtschaft für die Textil, Bau- und Autoindustrie.

Bauen mit Holz

Der natürliche Rohstoff Holz ist als Baustoff seit langem interessant. Doch er bekommt zunehmend Konkurrenz. Naturdämmstoffe aus Flachs oder Hanf, Bodenbeläge aus Linoleum, Sisal oder Kork, Naturfarben und -putze mit Bindemitteln aus Leinöl oder Pigmenten aus Pflanzenfarbstoffen, bieten eine Vielzahl von Baumaterialien für die Innen- und Außengestaltung von Gebäuden.

Bei der Wanderausstellung BAUnatour können sich Hausbesitzer von den hohen baulichen Ansprüchen nachwachsenden Materialien überzeugen. Im Infomobil geben zudem unabhängige Fachkräfte über Vorteile und Eigenschaften natürlicher Baustoffe Auskunft.

Nachwachsende Rohstoffe im Alltag

Bei der Fachschau Bioökonomie  werden alle Ebenen der Herstellungskette - von der Züchtung geeigneter Energie- und Industriepflanzen, über Anbau, Rohstoffgewinnung und –aufbereitung bis hin zur Strom-, Wärme- und Kraftstofferzeugung  dargestellt. Am Stand der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) werden Besucher Zeuge, wie auf der kleinsten Blasformmaschine der Welt Fläschchen aus Biokunststoff entstehen.

Inwieweit nachwachsende Rohstoffe bereits unser Leben bestimmen, stellt der Bioökonomierat auf der Grünen Woche vor: "Bioökonomie auf 36m2" heißt die Ausstellung, in der eine Wohnung im Miniformat veranschaulicht, welche biobasierten Produkte es bereits in unseren Alltag geschafft haben. Blickfang ist hier unter anderem ein Hightech-Fahrrad aus Holz. Aber auch ein Kleid aus Milch, ein Autoreifen aus Löwenzahn oder  Kosmetik aus Spinnenseide sind zu besichtigen.

Autoteile aus Naturfasern

Welche biobasierten Produkte in der Zukunft auf uns warten, dazu bietet der Stand der Fraunhofer Gesellschaft einige Einblicke. Vor allem Neuentwicklungen aus Bioplastik oder Holz für die Automobilindustrie stehen im Fokus. So setzen Forscher vom Anwendungszentrum für Holzfaserforschung HOFZET beim Karosseriebau auf einen  Kombination von Naturfasern wie Hanf, Flachs, Holz und Baumwolle mit Carbonfasern. 

Darüber hinaus zeigen sie eine Faserformpresse für die Automobilindustrie. Hierbei werden Fasern unter hoher Temperatur in Kunststoffe eingefügt, die sich nach der Aushärtung nicht mehr verformen lassen. Darüber hinaus veranstaltet das Fraunhofer IAP ein Biopolymer-Kolloqium. Im Fokus stehen Themen wie duroplastische, thermoplastische und Spezial-Biopolymere.

Die Zukunft der Landwirtschaft liegt in der Bioökonomie. Das haben die Agrarminister aus 62 Ländern auf einem internationalen Gipfeltreffen in Berlin in einem Abschlusscommuniqé festgehalten. Es gelte das Potenzial für nachwachsende Rohstoffe auszuschöpfen, gleichzeitig aber stets die Ernährungssicherung zu gewährleisten. Dies könnte im Rahmen einer weltweiten Bioökonomie gelingen. Künftig soll der internationale Austausch zu diesem Thema unter dem Dach der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen stattfinden, fordern die Minister.  

Beim 7. Internationalen Agrarministertreffen in Berlin haben Landwirtschaftsminister aus 62 Ländern über die Perspektiven der Bioökonomie diskutiert und ihr eine wichtige Bedeutung zugesprochen. Das Spitzentreffen war Bestandteil des Global Forums for Food and Agriculture 2015 (GFFA), zu dessen Anlass der Bioökonomierat eine Denn aus Expertensicht ist klar: Die Bioökonomie kann nur dann weltweit Fuß fassen, wenn sich die entsprechenden Regierungen regelmäßig über aktuelle Entwicklungen austauschen. "Wir brauchen mehr internationale Kooperation", betonte Joachim von Braun, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung an der Universität Bonn und Vorsitzender des Bioökonomierates, der in diesem Jahr die Eröffnungsveranstaltung des GFFA moderiert hat. Die  Fachtagung mit rund 1.300 Teilnehmern lief parallel zur Internationalen Grünen Woche, die jedes Jahr tausende   

Agarminister: Chancen der Bioökonomie nutzen

Im Zentrum der Beratungen der Agrarminister stand in diesem Jahr, wie die Chancen einer nachhaltigen Bioökonomie in der Landwirtschaft genutzt und gleichzeitig der Vorrang der Ernährungssicherung sichergestellt werden kann. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt den globalen Nutzen bioökonomischer Ansätze: „Wenn mehr Menschen in ländlichen Regionen der Welt durch Ausbau und Nutzung der Bioökonomie ein Auskommen haben, dient dies der Armutsbekämpfung und somit unmittelbar auch der Ernährungssicherung.“ Insbesondere für Länder, die über wenige fossile Rohstoffressourcen verfügen, sei die Bioökonomie eine Chance, die Wirtschaftskraft zu vergrößern. Dabei müsse jedoch jedes Land seinen eigenen Weg gehen, Patentrezepte für alle Weltregionen gebe es nicht, so der Minister: „Es bedarf intelligenter standortangepasster und nachhaltiger Konzepte, mit denen die Menschen jeweils vor Ort arbeiten können.“ Bei solchen Überlegungen muss auch die Wirtschaft miteingebunden werden, mahnte der Politiker an. „Wir wollen die Chancen der Bioökonomie nutzen, aber wir müssen sie so gestalten, dass die Prioritäten richtig gesetzt sind“, so Schmidt. 

Internationaler Dialog unter dem Dach der FAO gefordert

Die Agrarminister verständigten sich daher auf eine engere Abstimmung auf internationaler und nationaler Ebene. Zugleich waren sich die Minister einig, dass man die Grenzen des eigenes Ressorts überwinden und auch Wirtschafts-, Forschungs-, Umwelt- und Energiepolitik in den Blick nehmen müsse. Im Abschlusscommuniqé (Mehr Informationen: PDF-Download) fordern sie eine Weiterführung des weltweiten Dialogs, um das Potenzial der Bioökonomie voll auszuschöpfen. Dies soll insbesondere im Rahmen der FAO erfolgen. Vorgeschlagen wird, dass die Frage einer nachhaltigen Landwirtschaft im Kontext der Bioökonomie auch bei der von der FAO mitbegleiteten Weltausstellung EXPO 2015 thematisiert wird. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto "Feeding the world" und findet von Anfang Mai bis Ende Oktober in Mailand statt.

Die deutsche Bioenergiepolitik benötigt eine neue strategische Ausrichtung, die internationale Herausforderungen berücksichtigt: Dies fordert der Bioökonomierat, ein Beratungsgremium der Bundesregierung, in einem heute veröffentlichten Papier.


Energie aus Biomasse bringe einige Vorteile mit sich, so die Autoren. Sie lässt sich besonders gut speichern und kann die Schwankungen der Wind- und Solarenergie in der Strom- und Wärmeerzeugung ausgleichen. Gleichzeitig sind die Expansionsmöglichkeiten von Energie aus landwirtschaftlichen Rohstoffen eingeschränkt. Vor allem dürfe keine Konkurrenz zu Nahrungsmitteln geschaffen werden, betonte der Rat. „Die Bioenergiepolitik hat zwar in der jüngsten Vergangenheit einige vernünftige Anpassungen vorgenommen, aber die Kopplung von Energie- und Nahrungsmittelpreisen sowie staatliche Subventionen tragen zur Knappheit von Agrarprodukten und Preisanstiegen bei“, konstatierte der Ratsvorsitzende Joachim von Braun. „Dies hat vor allem Konsumenten mit niedriger Kaufkraft in Entwicklungsländern betroffen.“ Die Strategie der deutschen Bundesregierung müsse sich deshalb auch an internationalen Herausforderungen ausrichten.

Einheitlicher Bewertungsrahmen für Bioenergiequellen

In seinem Bioenergie-Papier steckte der Rat auch die wichtigsten Ziele der neuen Strategie fest: Sie müsse Klima und Natur schützen, bestehende Zielkonflikte lösen, Systemstabilität gewährleisten und gleichzeitig technologische Vorteile angemessen nutzen. Der Rat fordert darüber hinaus die Entwicklung eines einheitlichen Bewertungsrahmens für die verschiedenen Energiequellen. Dieser soll neben der Wirtschaftlichkeit – wobei Biomasse aus Primärrohstoffen ein vergleichsweise teurer Energielieferant ist – auch indirekte Effekte wie die Schädigung von Ökosystemen mit einbeziehen.

Internationale Abstimmung bei Zertifizierung

Weiterhin empfiehlt der Bioökonomierat eine international abgestimmte Biomasse-Zertifizierung, die neben sozialen Standards ökologische Fußabdrücke berücksichtigt. In Entwicklungsländern, die einen großen Teil ihrer Primärenergie über die Verbrennung von Biomasse erzeugen, sei eine andere Energiewende zu vollziehen, an der sich Deutschland mit Forschung und Technologie-Partnerschaften vermehrt beteiligen sollte.
Nach neuesten Daten decken regenerative Quellen etwa 12% des deutschen Energiebedarfs. 62% davon werden der Bioenergie zugeschrieben, so der Bioökonomierat. „Die energetische Nutzung von pflanzlichen Reststoffen ist kostengünstig und umweltschonend. Sie kann den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren. Damit ist die Bioenergie wichtiger Teil des Systems Bioökonomie”, betonte die Co-Vorsitzende des Rates Christine Lang.

Vor fast 20 Jahren kam im Labor des schottischen Roslin-Instituts mit Hausschaf "Dolly" das erste geklonte Nutztier zur Welt. Dazu wurde das Erbgut einer ausdifferenzierten Euterzelle in entkernte Eizellen verfrachtet. Mit dieser Methode wurden in der Folge auch Rinder und anderen Nutztiere geklont - beispielsweise wenn es um wertvolle Zuchttiere geht. Eine Mehrheit der Abgeordneten im Europäischen Parlament hat sich nun für ein Klonverbot von Nutztieren ausgesprochen. Damit sollen EU-Bürger davor bewahrt werden, dass künftig Lebensmittel von geklonten Tieren oder deren Nachkommen auf ihren Tellern landen. Von Drittländern soll für Importe ein Zertifikat für "klonfreie" Ware eingefordert werden. Der angenommene Entwurf der Parlamentsausschüsse für Landwirtschaft und Umweltschutz ging über den Vorschlag der EU-Kommission aus dem Jahr 2013 hinaus. Gültig wird der Gesetzesentwurf nur, wenn auch der Ministerrat entscheidet. Noch sind die Meinungen der 28 EU-Regierungen zum Thema noch nicht abgestimmt.

Ursprünglich hatte die Europäische Kommission zwei Richtlinien vorgeschlagen, wonach zwar das Klonen von Schweinen, Schafen, Rindern oder Ziegen für die Landwirtschaft verboten worden wäre, das Klonen von Sportpferden oder zur Herstellung von Arznei wäre jedoch nicht unter die Regelung gefallen. Außerdem hätte Fleisch, Käse oder Milch von nachfolgenden Generationen geklonter Tiere ungekennzeichnet vermarktet werden dürfen. Zudem sollten die Richtlinien vorerst für fünf Jahre gelten.

Parlament verschärft Entwurf der Kommission

Die Abgeordnenten haben diese Vorschläge nun noch einmal verschärft und in eine unmittelbar gültige Verordnung umgewandelt. Das geplante Verbot soll sich demnach nicht nur auf das Fleisch geklonter Nutztiere wie Kühe, Schafe oder Rinder beschränken. Auch sämtliche Produkte, die von Klontieren und ihren Nachkommen stammen, sollen aus europäischen Kühlregalen verbannt werden. So hat es eine Mehrheit von europäischen Abgeordneten im EU-Parlament beschlossen. "Dieser Gesetzentwurf ist eine deutliches Signal an unsere Handelspartner, dass wir nicht bereit sind, unsere eigene Gesundheit, die Gesundheit unserer Familien und die der künftigen Generationen aufs Spiel setzen, indem wir auf Erzeugnisse von zweifelhafter Qualität setzen", sagte die Berichterstatterin des Agrarausschusses, die italiensiche Abgeordnete Giulia Moi (EFDD, IT). Das Klonverbot soll jedoch nicht für Tiere gelten, an denen geforscht wird. Auch die Reproduktion seltener oder gefährdeter Rassen oder die Herstellung von Arzneimitteln und Medizinprodukten durch Klonen soll weiterhin möglich bleiben, hieß es.  

Die Parlamentarierer berufen sich bei ihrer Entscheidung auf die mehrheitlich ablehnende Haltung der Bürger. Demnach würden 80 Prozent der EU-Bürger das Klonen von Tieren zur Lebensmittelherstellung ablehnen. Zugleich werden ethische Bedenken um das Tierwohl als Grund für den Vorstoß genannt. Sie verweisen auf einen Bericht der EU-Lebensmittelbehörde EFSA aus dem Jahr 2008, wonach nur wenige Klontiere lebend geboren werden und die Überlebenden gesundheitlich beeinträchtigt sein können. In einem Update aus dem Jahr 2012 betonte die EFSA jedoch, dass keine Bedenken für den Verzehr von Fleisch von Nachkommen von geklonten Rindern und Schweinen. Hier gebe es keinerlei Unterschiede zu herkömmlichen Fleisch. (zum Bericht hier klicken) „Wir können die langfristigen Folgen der Entscheidung nicht abwägen", sagte die rumänische Abgeordnete Daciana Octavia Sarbu (PSD). Mit Blick auf zukünftige Generationen müsse man daher nicht nur das Klonen, sondern auch die Einfuhr geklonter Nahrungsmittel verbieten.

Zertifikat für "klonfreie"-Ware gefordert

Der Entwurf der europäischen Volksvertreter zielt insbesondere auf ein Verbot der Vermarktung von Zuchtmaterial wie Sperma, Eizellen und Embryonen ab. Darüber hinaus will die EU künftig einen Nachweis von ihren Handelspartner einfordern: eingeführte tierische Nahrungsmittel aus Drittländern sollen demnach „klonfrei“ sein. Dies betrifft vor allem Exportländer wie USA, Kanada, Argentinien und Brasilien. Hier werden Klontechniken bei Nutztieren bereits eingesetzt und Unternehmen betonen, dass die Verfahren immer effizienter und sicherer werden. In der Regel wird auch hier nicht direkt für die Fleischproduktion geklont, das ist zu aufwendig. Vielfach geht es darum, für die Zucht besonders geeignete Bullen oder Kühe zu klonen, um dann deren reproduktives Material zu vermarkten, das auch in der EU bisher gern gekauft worden ist. "Bis jetzt waren wir in der Lage, Reproduktionsmaterial aus Drittländern zu importieren. Wir lassen die Drecksarbeit andere machen und entziehen uns so der Verantwortung", erklärt die Berichterstatterin für den Umweltausschuss, Renate Sommer (EVP, DE) das Importverbot. Für eine solche Umsetzung ist jedoch eine Kennzeichnungspflicht notwendig.  Für die Rückverfolgung sollen im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens allerdings erst noch nähere Bestimmungen formuliert werden. Dass dies eine der großen Knackpunkte werden wird, ist schon jetzt absehbar: Schon 2011 nämlich waren Verhandlungen über die Kennzeichnung von Klonfood zwischen den europäischen Institutionen gescheitert. Die Kommission hielt damals die Kennzeichnung für zu bürokratisch.

Verbot noch nicht final entschieden

Das radikale Verbot ist allerdings noch nicht beschlossene Sache und könnte frühestens 2017 in Kraft treten, da die 28 EU-Regierungen bei dem Thema gleichberechtigt mitentscheiden und sich noch nicht inhaltlich geäußert haben. Wann und wie eine Entscheidung im Ministerrat getroffen wird, ist daher offen. Auch die Bundesregierung hat zu dem EU-Gesetz noch keine offizielle Position bezogen, obwohl der Koalitionsvertrag eine Kennzeichnungspflicht für Produkte geklonter Tiere enthält. Der Deutsche Bundestag hatte sich allerdings  im Mai dieses Jahres fraktionsübergreifend gegen das Klonen von Nutztieren sowie eine Kennzeichnungspflicht geklonter Tiere und deren Fleisch ausgesprochen.

Aktuell ist in der EU nur eine gentechnisch veränderte Nutzpflanze, der Monsanto-Mais MON810, für den landwirtschaftlichen Anbau zugelassen. Für derzeit insgesamt sechs Sorten haben Saatguthersteller die EU-Zulassung für den Anbau beantragt. Doch inzwischen streben die meisten Mitgliedsstaaten der Europäischen Union nationale Anbauverbote an. Möglich macht das eine neue EU-Regelung, nach der die Mitgliedsstaaten per "Opt-out-Mechanismus" auf nationalem Terrain Verbote erlassen können. Insgesamt 17 der 28 Mitgliedsländer, darunter auch Deutschland, kündigten der EU-Kommission per Antrag an, von dieser Regelung Gebrauch machen zu wollen. Die Bundesregierung will demnach sämtliche gentechnisch veränderte Maissorten, deren Zulassung beantragt oder geprüft wird, von den hiesigen Äckern verbannen. Den Herstellern steht nun in einer ersten Phase frei, ihre Zulassungsanträge für die entsprechenden Länder zurückzuziehen. Sollten die Unternehmen indes auf den Anbau beharren, können die Länder mit nationalen Anbauverboten kontern. 

Anfang des Jahres stärkte das EU-Parlament die Entscheidungshoheit der Mitgliedsländer und änderte die Zulassungsregeln für Gentechnikpflanzen, die auf dem Acker angebaut werden. Seit April 2015 gilt nun die neue "Opt-Out-Klausel" in der Richtlinie 2001/18/EG.  Sie stellt es den Mitgliedsstaaten frei, nationale Anbauverbote oder -beschränkungen für gentechnisch veränderte Organismen (GVO) zu erlassen. Der Anbaustopp kann demnach auch auf sozioökonomischen oder raumordnerischen Erwägungen gründen.

Nunmehr sechs Maissorten stehen zur Debatte

Entsprechende Verbotsanträge konnten bis 3. Oktober bei der EU eingereicht werden. Fast zwei Drittel der 28 Mitgliedsländer signalisierten, den Anbau gentechnisch veränderter Nutzpflanzen auf ihren Äckern verbieten zu wollen. Zu den 17 "restriktiven" Nationen gehören unter anderen auch die deutschen Nachbarn Frankreich, Dänemark, Luxemburg, die Niederlande, Österreich und Polen. Hinzu kommen vier Regionen/Landesteile wie das belgische Wallonien, Schottland, Wales und Nordirland (die komplette Liste auf der Website der EU-Kommission: hier klicken). Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt kündigte an, in einem ersten Schritt für acht gv-Maissorten ein Anbauverbot zu erwirken. "Der Anbau von gentechnisch verändertem Mais ist unvereinbar mit der in Deutschland üblichen Ackernutzung", hieß es zur Begründung. Von dem Verbot wären neben den Unternehmen Syngenta, Dow AgroSciences und DuPont-Pioneer auch der US-Saatguthersteller Monsanto betroffen. Syngenta zog unterdessen die Zulassung von zwei gv-Maissorten (MIR 604 und BT11xMIR604xGA21) zurück, so dass nunmehr sechs Gentechnik-Maissorten zur Debatte stehen. Darunter ist auch MON810, für die eine erneute Zulassung aussteht. Die folgenden Länder/Regionen streben keine Anbauverbote für Gentechnikpflanzen an: Es sind Spanien, Portugal, Schweden, Finnland, Irland, Tschechien, die Slowakei, Rumänien sowie England und das belgische Flandern.

Streit über nationale Umsetzung hält an

Über das von Schmidt geplante Anbauverbot  für die Gentechnikpflanzen wurde im Bundeskabinett wie auch im Bundesrat zuvor kontrovers diskutiert - besonders über das Ausmaß und das Format von Anbauregelungen. Während der CSU-Politiker die Entscheidung in die Hände der Bundesländer legen will, plädiert die SPD für eine bundesweit einheitliche Lösung. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka hatte sich erst kürzlich offen gegen ein Anbauverbot ausgesprochen. Die EU-Kommission informiert nun die Agrar-Unternehmen über die Verbotsanträge der Staaten. Sollten diese auf den Anbau bestehen, können die Länder mit nationalen Anbauverboten reagieren. 

Acht Wochen nach den Verhandlungen über die Sustainable Development Goals der UN in New York und eine Woche vor der Klimakonferenz in Paris findet in Berlin der erste weltweite politische Gipfel zur Bioökonomie statt. Rund 900 Teilnehmer aus 82 Ländern werden beim Global Bioeconomy Summit erwartet, um die Rolle der Bioökonomie im Kampf gegen den Hunger, beim Klimaschutz und bei der Dekarbonisierung zu diskutieren. Die Veranstaltung findet vom 24. bis 26. November statt und wird vom deutschen Bioökonomierat organisiert. Internationale Organisationen wie die OECD, die FAO, die EU-Kommission sowie die Internationale Energieagentur IEA führen während des Summits eigene Veranstaltungen durch.

Vor acht Wochen fanden in New York die UN-Verhandlungen zur nachhaltigen Entwicklung statt. Unter den 17 verabschiedeten sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs)  finden sich zahlreiche Ziele, die auch beim Aufbau der Bioökonomie eine wichtige Rolle spielen:  Die Beseitigung von Armut und Hunger, gesundes Leben, die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, Energie, nachhaltiger Konsum sowie der Schutz des globalen Ökosystems. Experten sind sich zudem darüber einig: biobasierte Verfahren können auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Bioökonomie-Experten kritisieren jedoch: Die Bioökonomie ist auf internationaler politischer Ebene noch vergleichsweise unterrepräsentiert und die Vernetzung der Akteure relativ schwach, obwohl bereits zahlreiche Nationalstaaten entsprechende politische Strategien veröffentlicht haben.  Erst im Sommer wurde dies in einer Veröffentlichung im Fachmagazin Nature unterstrichen. 

Deutscher Bioökonomierat lädt nach Berlin

Wie die Bioökonomie künftig eine noch größere Rolle auf internationaler Ebene spielen und in die Agenden bestehender Verhandlungsprozesse aufgenommen werden kann, darüber wollen sich nun in Berlin mehr als 850 Teilnehmer aus 82 Nationen beim Global Bioeconomy Summit austauschen. Auf Einladung des deutsches Bioökonomierats kommen damit erstmals wichtige internationale und nationale Vertreter aus Politik und Wissenschaft zusammen, um über die Bioökonomie zu diskutieren. Es ist der erste globale politische Gipfel dieser Art.

Studie: Internationale Weltkarte der Bioökonomie

Im Rahmen des Gipfels gibt der Bioökonomierat in einer Studie erstmals einen Überblick über die politische Bedeutung der Bioökonomie auf globaler Ebene. Es wurde u.a. analysiert, in welchen Ländern bereits Bioökonomie-Strategien verabschiedet wurden und welche inhaltlichen Schwerpunkte jeweils verfolgt werden. Darüber hinaus werden auf der Basis einer Delphi-Studie Innovations-Leitprojekte vorgestellt, um eine Diskussion zur langfristigen Ausgestaltung einer nachhaltigen Bioökonomie anzustoßen. Der Rat hat hierfür internationale Experten zu Aspekten einer nachhaltigen Ernährung und eines nachhaltigen Konsums, zur Umsetzung von Bioraffinerien sowie zu Konzepten einer biobasierten Architektur befragt.

Bundesregierung unterstützt Gipfel

Die Bundesregierung - selbst aktiver Förderer der Bioökonomie und auch international Vorreiter - unterstützt den Gipfel in mehrfacher Hinsicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernommen. "Der Summit bietet ein exzellentes Forum, um über nationale Grenzen hinweg die verschiedenen Erfahrungen auszutauschen. Mit Blick auf die internationalen Verhandlungen zum Klima und zur Nachhaltigkeit in diesem Jahr ist eine globale Vernetzung zur Bioökonomie dringend erforderlich", betont sie in einem Grußwort. Staatsminister Helge Braun aus dem Kanzleramt wird während des Gipfels über die Rolle der Bioökonomie im Rahmen der Sustainable Development Goals sprechen. Die Bedeutung von Innovationen für den Aufbau einer biobasierten Wirtschaft wird wiederum Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, als Eröffnungsreder der Bioinnovations-Welttour am ersten Tages des Gipfels erläutern. Peter Bleser, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministierum, wird am zweiten Konferenztag von der G7-Allianz zur Ressourceneffizienz nachwachsender Rohstoffe berichten.

Bioökonomie-Experten aus aller Welt zu Gast

Neben interaktiven Postersessions, Workshops und Roundtables, in denen konkrete Umsetzungsbeispiele der Bioökonomie auf der ganzen Welt vorgestellt und diskutiert werden sollen, gibt es Vorträge zahlreicher prominenter Wissenschaftler und internationaler Experten (Auswahl):

  • Bioökonomie, Welternährung, kleinbäuerliche Landwirtschaft: Helena Semedo, Vizegeneralsekretärin der FAO
  • Ethik der Bioökonomie: Marcelo Sanchez Sorondo, Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften
  • Architektur der Zukunft im Einklang mit der Natur: Li Zhang, Architekt, China
  • Sustainable Development Goals, Dekarbonisierung und Bioökonomie: Jeffrey Sachs, Earth Institute
  • Grünes Wachstum und Dekarbonisierung: Janez Potocnik (Vorsitzender UN Resource Panel) und Ashok Khosla (Development Alternatives, Indien)
  • Synthetische Biologie und Big Data: Ning Li, Beijing Genome Institut, China

Zum Abschluss des Kongresses soll ein Communiqué veröffentlicht werden, um Prioritäten für eine internationale Agenda der Bioökonomie festzulegen und den mit dem Summit angestoßenen Prozess der internationalen Abstimmung zu Bioökonomie zu verstetigen.

Zwei Tage lang tauschen sich die mehr als 700 Teilnehmer aus 82 Ländern darüber aus, wie auf internationaler Ebene eine bessere Abstimmung zur Bioökonomie gelingen kann. „Die Bioökonomie ist ein Schlüssel für nachhaltiges, ‘grünes‘ Wachstum, das durch Innovationen getrieben wird. Dafür brauchen wir internationale Abstimmung und faire Regeln. Hier wird der Global Bioeconomy Summit wichtige Impulse geben“, betont Christine Lang, Co-Vorsitzende des Bioökonomierates. Das  Beratungsgremium der Bundesregierung ist der Organisator des Summits, Kanzlerin Angela Merkel hat die Schirmherrschaft übernommen. Internationale Organisationen wie die OECD, die FAO, die EU-Kommission sowie die Internationale Energieagentur IEA führen während des Summits eigene Veranstaltungen durch.

Die Organisatoren haben den Zeitpunkt des Summits bewusst ausgewählt: Vor acht Wochen fanden in New York die UN-Verhandlungen zur nachhaltigen Entwicklung statt. Unter den 17 verabschiedeten sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs)  finden sich zahlreiche Ziele, die auch beim Aufbau der Bioökonomie eine wichtige Rolle spielen. Experten sind sich zudem darüber einig: biobasierte Verfahren können auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dieser steht wiederum im Zentrum des Klimagipfels, der kommende Woche in Paris stattfinden wird.

Deutscher Bioökonomierat lädt nach Berlin

Wie die Bioökonomie künftig eine noch größere Rolle auf internationaler Ebene spielen und in die Agenden bestehender Verhandlungsprozesse aufgenommen werden kann, darüber tauschen sich nun in Berlin mehr als 850 Teilnehmer aus 82 Nationen beim Global Bioeconomy Summit aus, der vom 24. bis 26. November im Kongresszentrum bcc in Berlin stattfindet. Auf Einladung des deutsches Bioökonomierats sind damit erstmals wichtige internationale und nationale Vertreter aus Politik und Wissenschaft zusammengekommen. Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe und ihre Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung sind die bestimmenden Themen der Konferenz. „Eine vermehrt biobasierte Wirtschaft unterstützt Harmonie zwischen Mensch und Natur in einer Welt, die auf über 9 Milliarden Menschen zusteuert und von Klimawandel und Hunger betroffen ist“, sagte Joachim von Braun, Co-Vorsitzender des Bioökonomierates zur Eröffnung des Summit. Vor diesem Hintergrund sei eine gemeinsame globale Agenda der Bioökonomie wichtig, auch wenn man im Detail nicht immer genau das gleiche Verständnis von Bioökonomie habe. So wurden auf dem Summit denn auch viele unterschiedliche Ansätze von Rednern aus allen Kontinenten präsentiert.

Potocnik: Wir leben im Jahrhundert der Beschleunigungen

Der ehemalige EU-Kommissar Janez Potocnik, einer der Vordenker des Konzepts der wissensbasierten Bioökonomie in Europa, betonte, welch bedeutendes Entwicklungspotenzial in der Bioökonomie steckt. „Sie könnte zentral für den Übergang in ein neues Wirtschaftsmodell sein“, sagte der Slowene in Berlin. Bisher seien Wirtschaftsysteme fragil, sie müssten aber nachhaltig gestaltet werden – aus ökonomischer wie auch gesellschaftlicher Sicht.  Zugleich gab er einen Überblick über wichtige globale Entwicklungen und nannte das 21. Jahrhundert ein Jahrhundert der Beschleunigungen, insbesondere in Bezug auf CO2-Ausstoß und Bevölkerungszahlen. "Innerhalb einer Generation wächst unsere Weltbevölkerung derzeit um 80 Millionen Menschen, das entspricht etwa der Größe Deutschlands." Potocnik sieht hier vor allem die entwickelten Industrieländer in der Pflicht, ihren Technologievorsprung zu nutzen, um diesen Trends zu begegnen. "Wir können nicht mehr so weiter machen, wie bisher, wir brauchen einen Wandel und dieser wird nur mit dem Aufbau der Bioökonomie gelingen."

Wandel von der traditionellen zur modernen Bioökonomie gefordert

Für eine moderne Bioökonomie sprach sich auch Ashok Kosla, Nachhaltigskeitsexperte von den Development Alternatives in Indien aus. "Wir müssen die Welt der traditionellen Bioökonomie verlassen und eine moderne Bioökonomie fördern, die nachhaltige Lösungen auf lokaler Ebene ermöglicht", so Kosla. Er berichtete über eine Reihe von Projekten, mit denen Menschen in Indien biobasierten Materialien etwa aus Agrarabfällen geholfen werden kann. „Wir stellen aus Naturfasern einfache und günstige Mauersteine her, die für den Hausbau verwendet werden können“, sagte er. Außerdem unterstrich er: „Die effizienteste Weg zur Dekarbonisierung ist es, Frauen mit Jobs zu versorgen.“ So sei die Geburtenrate bei Frauen, die in einer Papierfabrik arbeiteten, die Zahl der Geburten erheblich gesunken. 

Neway Gebre-ab vom äthiopischen Development Research Institute sprach sich für eine Kombination von Industrialsiierung und Grünem Wachstum in Afrika aus. "Nur so können wir langfristig Ernährungssicherheit gewährleisten. Wir müssen unsere traditionell landwirtschaftlich dominierte Wirtschaft überwinden und unsere natürlichen Ressourcen für neue Anwendungen nutzen."

Ulrich Hamm, Mitglied des Bioökonomierats, stellte unter anderem Ergebnisse einer Delphi-Studie vor, in der wichtige  Innovations-Leitprojekte zu einer nachhaltigen Ernährung und eines nachhaltigen Konsums, zur Umsetzung von Bioraffinerien sowie zu Konzepten einer biobasierten Architektur präsentiert wurden.

Studie: Internationale Weltkarte der Bioökonomie

Im Rahmen des Gipfels gibt der Bioökonomierat in einer Studie erstmals einen Überblick über die politische Bedeutung der Bioökonomie auf globaler Ebene. Demnach haben weltweit bislang 45 Länder die Bioökonomie in ihre politischen Strategien integriert und wissenschaftliche und politische Programme aufgelegt. Industrieländer in Europa und Nordamerika sehen die Bioökonomie vor allem als Chance, innovative biobasierte Produkte und Prozesse zu entwickeln und neue Märkte zu öffnen. Schwellenländer wie Brasilien investieren in den Aufbau ganzer Industriezweige. Entwicklungsländern bietet sich die Chance zur wirtschaftlichen Teilhabe im Rahmen eines fairen internationalen Handels und von Kooperationen zum Technologietransfer.  

Deutschland als Vorreiter in der Bioökonomie

Deutschland setzt bereits seit langem auf die Förderung der Bioökonomie. Vor diesem Hintergrund hat Bundeskanzlerin Angela Merkel auch die Schirmherrschaft des Global Bioeconomy Summits übernommen. "Der Summit bietet ein exzellentes Forum, um über nationale Grenzen hinweg die verschiedenen Erfahrungen auszutauschen. Mit Blick auf die internationalen Verhandlungen zum Klima und zur Nachhaltigkeit in diesem Jahr ist eine globale Vernetzung zur Bioökonomie dringend erforderlich", betont sie in einem Grußwort.

Die Bedeutung von Innovationen für den Aufbau einer biobasierten Wirtschaft hob Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, als Eröffnungsreder der Bioinnovations-Welttour am ersten Tag hervor. Peter Bleser, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministierum, wird am zweiten Konferenztag von der G7-Allianz zur Ressourceneffizienz nachwachsender Rohstoffe berichten. Anlässlich des Starts des Summits betont Bundesforschungsministerin Johanna Wanka die große Bedeutung der Bioökonomie für die deutsche Politik: "Die Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030 ist wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung. Sie fördert Innovationen in der Produktion und der Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Mit internationaler Perspektive trägt sie dazu bei, nachhaltige ökonomische wie ökologische Lösungen voranzutreiben, die zu mehr Einkommen und höheren sozialen Standards führen. Das hilft Gesellschaften zu stabilisieren.“ Am Abend des 24. Novembers hatte das Ministerium zum Abendempfang in seine Räume geladen und den offziellen Startschuss für die Konferenz gegeben.

Bioökonomie-Experten aus aller Welt zu Gast

Eines der wichtigsten Ziele des Summits gilt der internationalen Vernetzung der Beteiligten. Auf diese Weise soll die Bioökonomie bei globalen Politikverhandlungen stärker zum Tragen kommen.  „In den bisherigen Verhandlungen zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen oder dem Klimadialog wird der mögliche Beitrag der Bioökonomie weitgehend unterschätzt“, sagt Daniel Barben, als Vertreter des Bioökonomierates Mitglied des Konferenzkomitees. Zum Abschluss des Kongresses am Donnerstag soll ein Communiqué veröffentlicht werden, um Prioritäten für eine internationale Agenda der Bioökonomie festzulegen und den mit dem Summit angestoßenen Prozess der internationalen Abstimmung zu Bioökonomie zu verstetigen.

Die Bioökonomie in die nachhaltige Entwicklung und den Kampf gegen den Klimawandel einzubinden – dieses Ziel haben sich die rund 700 Teilnehmer aus 82 Nationen auf dem Global Bioeconomy Summit in Berlin gesetzt. Zu diesem ersten weltweiten Gipfel der Bioökonomie hatte der Bioökonomierat der Bundesregierung vom 24. bis 26. November nach Berlin eingeladen. „Nachhaltigkeit gehört zu den Top-Themen der politischen Agenda. Das Jahr 2015 ist das Jahr der großen internationalen Verhandlungen. Mit dem Global Bioeconomy Summit haben wir die Voraussetzungen geschaffen, die Bioökonomie in diesen Prozess zu integrieren“, resümierte die Co-Vorsitzende des Bioökonomierates Christine Lang mit Blick auf die Gipfel zur Nachhaltigen Entwicklung in New York und die Klimaverhandlungen in Paris. In einem Abschlusscommuniqé wurden fünf Prioritäten einer internationalen politischen Agenda auf dem Weg in die biobasierte Wirtschaft definiert.

Wie die Bioökonomie künftig eine noch größere Rolle auf internationaler Ebene spielen und in die Agenden bestehender Verhandlungsprozesse aufgenommen werden kann, darüber haben sich in Berlin rund 700 Teilnehmer aus 82 Nationen beim Global Bioeconomy Summit ausgetauscht, der zwei Tage lang im Kongresszentrum bcc in Berlin stattgefunden hat. 

Auf Einladung des deutsches Bioökonomierats sind hier erstmals wichtige internationale und nationale Vertreter aus Politik und Wissenschaft zusammengekommen. Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe und ihre Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung waren die bestimmenden Themen der Konferenz. Aber auch die Ernährungssicherung war Teil vieler Debatten. So betonte unter anderem Maria Helena Semedo, Vizegeneralsekretärin der Food and Agriculture Organization (FAO): "Die Bioökonomie ist nicht per se nachhaltig. Es ist eine große Herausforderung, sie im Kontext der Ernährungssicherung verantwortungsbewusst zu entwickeln."

Fünf Prioritäten für internationale Bioökonomie-Agenda

Nach Abschluss der zweitägien Konferenz haben sich die Teilnehmer des Summits auf ein gemeinsames Ziel verständigt: Weltweit weniger fossile und dafür mehr nachwachsende Rohstoffe nachhaltig und effizient für die Ernährung und den Alltag zu nutzen.  Das Abschlusscommuniqué des Global Bioeconomy Summits (mehr Informationen: PDF Download) definiert fünf Prioritäten einer internationalen politischen Agenda auf dem Weg in die biobasierte Wirtschaft:

  • Nachwachsende Rohstoffe nutzen, die Ernährung sichern und die Ökosysteme schützen.
  • Die Beiträge der Bioökonomie zu den nachhaltigen Entwicklungszielen messbar machen, 
  • wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit fördern,
  • Ausbildung, gemeinsames Lernen und Dialog vorantreiben sowie
  • die Bioökonomie als Ganzes in den internationalen Verhandlungen zu COP 21, den Sustainable Development Goals und im Handel berücksichtigen.

„Angesichts von 45 Staaten auf der Welt, die dezidierte Bioökonomie-Strategien verfolgen, ist die Bioökonomie als internationales Politikthema unterrepräsentiert. Mit dem Summit haben wir einen Schritt in die richtige Richtung gemacht“, sagt Daniel Barben, als Mitglied des Bioökonomierates auch Mitglied des Konferenzkomitees, mit Verweis auf am ersten Tag vorgestellte Analyse zur internationalen  

Klaus Töpfer, Direktor des Potsdamer Institute of Advanced Sustainability Studies, unterstrich die Bedeutung des Communiqés als Panelist des zweiten Tages: "Es ist höchste Zeit für so einen Summit. Genau in diese Richtung muss es weitergehen." Er lobte vor allem die Transparenz und Ehrlichkeit des Communiqés.

Reger Austausch zu konkreten Umsetzungsideen

Während der Konferenztage in Berlin haben mehr als 100 internationale Sprecher Politikkonzepte und konkrete Beispiele auf mehr als 60 Postern präsentiert und in 11 Foren diskutiert. In einer Ausstellung wurden über zwanzig Produkte aus dem Alltag vorgestellt, in denen Bioökonomie steckt: darunter Kleidungs- oder Mübelstücke, Lebensmittel, Autoteile sowie Kosmetik. Darüber hinaus wurde eine Delphi-Studie mit Zukunftsleitprojekten (zum PDF-Download) vorgelegt, die durch internationale Experten bewertet wurden.  Die FAO, die OECD, die Europäische Kommission und die Internationale Energieagentur beteiligten sich am Summit mit eigenen Workshops. Olivier Dubois von der FAO zog ein positives Fazit am Ende des Summits: "Der Kongress hat gezeigt, wie komplex die Welt der Bioökonomie heute ist und welchen großen Herausforderungen wir uns stellen müssen. Gleichzeitig hat er aber bereits erste Lösungsansätze formulieren können. Daran müssen wir nun weiterarbeiten." Aus Sicht der FAO sind dabei vor allem die Kleinstunternehmer noch stärker als bisher einzubinden, weshalb deren Ansätze auch im Fokus des FAO-Workshops standen.  

Deutschland mit internationaler Verantwortung

Die deutsche Bundesregierung war durch das Bundeskanzleramt sowie den Staatssekretären aus dem Bundesforschung- sowie dem Bundeslandwirtschaftsministerium ebenfalls auf dem Summit präsent. Die Eröffnungsveranstaltung fand am Abend des 24. Novembers im

„Deutschland hat in der Bioökonomie eine internationale Spitzenposition. Dies birgt auch internationale Verantwortung. Nur wenn wir unser Bioökonomie-Knowhow teilen, wirken wir global. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir dafür sorgen, dass die Ergebnisse des Summits in internationale Diskussionen einfließen“, sagte der Co-Vorsitzende des Bioökonomierates Joachim von Braun zum Abschluss des Summits. Man sei sich zudem darüber einig, dass der nächste Summit in zwei Jahren stattfinden werde. "Wir wissen nur noch nicht wo und laden alle Interessenten ein, auf uns zuzukommen."

Ressourcenschonung, Klimaschutz, Energienutzung sind nur einige Ziele, die seit 2002 im Fokus der „Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ der  Bundesregierung stehen. Dabei sollen nicht nur Politik und Wirtschaft zum Umdenken bewogen werden. Ziel ist auch, das Bewusstsein jedes einzelnen Menschen für eine nachhaltige Entwicklung zu schärfen. 2008 wurde daher der „Deutsche Nachhaltigkeitspreis“ ins Leben gerufen, inzwischen gibt es zwölf Kategorien, in denen Personen und Unternehmen für ihr nachhaltiges Handeln ausgezeichnet werden.  Initiatoren sind neben der Bundesregierung und der Stiftung „Deutscher Nachhaltigkeitspreis“ kommunale Spitzenverbände, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Forschungseinrichtungen. Vergeben wird die Auszeichnungen im Rahmen eines Kongresses, der in diesem Jahr vom 26. bis 27. November in Düsseldorf mit rund 2.000 Gästen  stattfand. Zu den diesjährigen Preisträgern gehören unter anderem der Chemiekonzern BASF und die Technische Universität Dresden. Darüber hinaus wurde mit dem „Next Economy Award" auch erstmals ein Start-up-Preis ausgelobt. Im Live Pitch konnte sich unter anderem die DexLeChem GmbH aus Berlin als eines von vier Sieger-Start-ups durchsetzen.

Während in Berlin der "Global Bioeconomy Summit" mit 700 Gästen aus aller Welt stattgefunden hat, um erstmals auf wurde in Düsseldorf der Nachhaltigkeitspreis verliehen. Wie beim Summit in Berlin stand Bundeskanzlerin Angela Merkel auch beim 8. Nachhaltigkeitstag in Düsseldorf Pate, der vielfältige Aspekte zum Thema Nachhaltigkeit in mehreren Foren diskutiert hat. Die Verleihung der Nachhaltigkeitspreise bildete den feierlichen Abschluss der Veranstaltung. „Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis bietet wegweisenden Ideen und beispielhaften Initiativen eine große Bühne und macht dadurch deutlich: Der Einsatz für Nachhaltigkeit macht sich bezahlt“, sagte Merkel in ihrem Grußwort als Schirmherrin der Veranstaltung. Der Preis wurde in diesem Jahr zum achten Mal vergeben. Zu den Initiatoren gehören neben der Stiftung „Deutscher Nachhaltigkeitspreis“ und der Bundesregierung auch kommunale Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen. Mit dem Preis wollen die Stifter zum Handeln motivieren und den Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft unterstützen.

BASF für Ressourceneffizienz ausgezeichnet

Die Preise wurden in zwölf Kategorien vergeben. So wurde das Heiztechnikunternehmen Vaillant  als „Deutschlands nachhaltigstes Großunternehmen“ ausgezeichnet. Der Chemiekonzern BASF erhielt den Sonderpreis „Ressourceneffizienz“. Die Jury begründet ihre Entscheidung damit, dass „jedes der 60.000 chemischen Produkte aus dem Unternehmensportfolio auf seinen Nachhaltigkeitsbeitrag untersucht wird“. Darüber hinaus achte das Unternehmen auch auf die Optimierung von internen Prozessen, um Rohstoffe und Energien zu sparen. Als nachhaltigste Marke Deutschlands wurde wiederum die Vaude Sport GmbH & Co. KG ausgezeichnet. So hat der Outdoor-Kleidungspezialist das Label „Green Shape“ entwickelt. Dieses garantiert, dass jeder Bestandteil – vom Innenfutter bis zum Knopf – ressourcenschonend, aus nachhaltigen Materialien und in fairer Produktion entstanden ist.

Mit Carbonbeton nachhaltig bauen

Der Nachhaltigkeitspreis für Forschung ging in diesem Jahr an das Konsortium "C³ - Carbon Concrete Composite" der TU Dresden für die Entwicklung eines neuartigen Verbundbetons. Das Konsortium besteht aus 130 Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft. Dadurch werden alle relevanten Akteure während der gesamten Produktentwicklung mit eingebunden. Ziel ist, in zehn Jahren bis zu 20 Prozent des Betonbedarfs mit C³ zu decken. „Mit Carbonbeton lässt sich im Bau bis zur Hälfte der Energie und Rohstoffe einsparen, die für konventionellen Bau benötigt werden“, betonte Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, bei der Preisübergabe in Düsseldorf. 

Im Bereich Ernährung wurde das Produkt "Iglo Rahm-Spinat" als Sieger ausgewählt. Die Hersteller machen sich stark für die Region: In Zusammenarbeit mit über 100 Familienbetrieben und Vertragslandwirten aus dem Münsterland wird Wert auf langfristige, regionale Kooperation und nachhaltigen Anbau gelegt – und der Spinat direkt vor Ort weiterverarbeitet. Zu den Top 3 in dieser Kategorie zählt auch die Plantbottle von Vio, die einen hohen Anteil an Bioplastik aus nachwachsenden Rohstoffen enthält.

Grüne Start-ups prämiert

Erstmals wurden in diesem Jahr auf dem „Deutschen Nachhaltigkeitstag“ auch grüne Start-ups für ihre Geschäftsmodelle mit dem Next Economy Award ausgezeichnet. Insgesamt 175 junge Unternehmen hatten sich hier beteiligt, ingesamt 13 Firmen wurden schließlich zum Live Pitch in Düsseldorf eingeladen. Vier Kategorien standen dabei zur Auswahl: Ernährung, Ressourceneffizienz, Digitalisierung und erneuerbare Produkte. Juryvorsitzender Prof. Dr. Günther Bachmann, Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung, zeigte sich nach dem Pitch begeistert: „Neugier und Engagement für Nachhaltigkeit haben die Jury sehr beeindruckt. Man sieht, Nachhaltigkeit lebt vom Veränderungswillen und der Kompetenz, das auch zu tun. Alle Ideen der jungen Unternehmer/innen haben das Potenzial, vervielfältigt und vergrößert zu werden. Und sie hätten es verdient.“

In der Kategorie „Food“ überzeugte Apisystems mit einer „Bienensauna“, die Schädlingen durch Wärme im Bienenstock zu Leibe rückt. Das Münchener Start-up setzt eine für die Tiere und die Umwelt unbedenkliche Behandlungsmethode ein, um Schädlinge wie die Varroamilbe zu bekämpfen. Sie gilt als ein Hauptverursacher des massenhaften Bienensterbens. Die herkömmliche Bekämpfung der Varroamilbe mit Gift oder Säure hat bisher keinen durchschlagenden Erfolg gebracht und schädigt die Bienen zusätzlich. Stattdessen setzt die Firma auf Wärme: Die Biene "schwitzt" sich quasi gesund und die Milbe stirbt ab. Sieger in der Kategorie „Renewables“ wurde wiederum der Anbieter von Kleinstwasserkraftwerken Aquakin. Das junge Unternehmen aus Fürth möchte mit eigens entwickelten Mini-Kraftwerken jedem Menschen die nachhaltige Erzeugung regenerativer Energie ermöglichen. In der Kategorie „Resources“ hat das auf umweltfreundliche Produktionsprozesse für die chemisch-pharmazeutische Industrie spezialisierte Unternehmen DexLeChem überzeugt. Das Berliner Startup treibt mit einem eigens patentierten Verfahren die „grüne Chemiewende“ voran. „Das Leistungsspektrum der Katalyse-Experten reicht von der Prozessoptimierung bis zur Entwicklung innovativer Synthesen. Produzenten von Feinchemikalien können durch die Services von DexLeChem strategische Vorteile im Kern ihrer Wertschöpfung generieren“, so die Begründung der Jury. Den NEA in der Kategorie „Digitality“ erhält das Startup Design for Circularity, das online verfolgbare Textilkreisläufe für Modelabels schafft. Gründerin Ina Budde hat ein System für einen geschlossenen Materialkreislauf entwickelt und möchte der Modeindustrie zu einer zirkulären, nachhaltigen Zukunft verhelfen. Alle NEA-Gewinner werden mit Sachleistungen in Höhevon  bis zu 25.000 Euro unterstützt.

Zum 25. Mal in Folge wurde in Sachsen-Anhalt  der Hugo-Junkers-Preis für Forschung und Innovation verliehen. Zu den insgesamt 15 Preisträgern des diesjährigen Wettbewerbs zählten auch vier Innovationen auf dem Gebiet  der Bioökonomie. Den ersten Platz beim „Sonderpreis Chemie und Bioökonomie“ belegte die Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg e.V. mit der Entwicklung eines Verfahrens zur Herstellung hochkonzentrierter Rapsproteine als Tiernahrung. Daneben wurde der WissenschaftsCampus Halle – Pflanzenbasierte Bioökonomie (WCH) mit dem dritten Preis in der Kategorie „Innovativste Allianz“ für ihre interdisziplinäre Verbundforschung auf dem Gebiet der pflanzenbasierten Bioökonomie ausgezeichnet. Der vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes ausgelobte Preis wird  in insgesamt fünf Kategorien vergeben und ist mit insgesamt 90.000 Euro dotiert.

74 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem gesamten Bundesland haben sich in diesem Jahr um eine Auszeichnung beim „Hugo-Junkers-Preis“ beworben. Neben Unternehmen gingen 44 Forschungseinrichtungen aus Sachsen-Anhalt mit ihren Ideen ins Rennen.  "Besonders gefreut hat mich persönlich, dass die Bewerberzahlen in den Forschungskategorien zugenommen haben. Wir dürfen in den kommenden Jahren also mit einigen exzellenten Produkten aus Sachsen-Anhalt rechnen", so der Vorsitzende der Jury Ralf B. Wehrspohn.

21 Bewerber schafften es schließlich ins Finale und teilen sich damit den auf insgesamt 90.000 Euro dotierten Preis. Die Finalisten hatten die Jury nicht nur mit ihren Ideen überzeugt. Ausschlaggebend waren vor allem die Unternehmensstrategie, der Innovationsgrad sowie die Wirtschaftlichkeit und Marktfähigkeit des Vorhabens. In Anwesenheit von Sachen-Anhalts Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Hartmut Möllring wurden die Auszeichnungen bei einer feierlichen Verleihung am 15. Dezember in Merseburg verliehen.

Rapsproteine für die Tiernahrung

In der Sonderkategorie "Chemie und Bioökonomie" wurden drei Vorhaben geehrt, ein weiteres Bioökonomie-Teams wurde in der Sparte "Innovative Allianz" ausgezeichnet. Den ersten Platz beim Bioökonomie-Sonderpreis belegte  die Forschungseinrichtung Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg e.V. (PPM) mit der Entwicklung eines Verfahrens zur Herstellung hochkonzentrierter Rapsproteine.Aktuell werden Rapsproteine lediglich in der Tiernahrung eingesetzt, da bisherige Verfahren zur Gewinnung von Rapsproteinen großtechnisch nicht umgesetzt sind. Zudem sind sie darauf ausgerichtet, Rapsproteine als Konzentrat oder Isolat zu gewinnen, in denen immer beide Proteine enthalten sind. Eine Auftrennung und Nutzung der einzelnen Proteine war bisher nicht möglich. Das Team des Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg e.V. hat in Zusammenarbeit mit Axara Consulting ein neues Verfahren entwickelt, mit dem hochreine Rapsproteinfraktionen gewonnen und aufgetrennt werden können. Erstmals ist es möglich, Napin mit einer Reinheit von 98% und Cruciferin mit einer Reinheit von95 % zu isolieren. Die fraktionierten Rapsproteine sind vor allem für die Lebensmittelindustrie, Biochemie, Pharmazie und Kosmetik interessant. Zudem könnte das gewonnene Napin zukünftig tierische Albumine in verschiedenen Anwendungen ersetzen

Kunststoff-Recycling ohne Qualitätsverlust

Auf Platz zwei folgte die HLW-LSA GmbH aus Thale mit einem Verfahren zur Rückgewinnung von Kunststoffen in den Produktionskreislauf. Das Unternehmen hat ein patentiertes Kunststoffaufbereitungsverfahren für Elastomere und Thermoplaste entwickelt, mit dem es erstmals möglich ist, neuen Frischmischungen 100 % der alten, aufbereiteten Kunststoffe beizumengen – ohne, dass die Qualität des fertigen Produktes leidet. Allein in Deutschland beträgt die Menge an Kunststoffabfällen 5,45 Millionen Tonnen. Bisherige Verwertungsmethoden können diesem Problem nur bedingt begegnen – in der Regel werden Kunststoffabfälle thermisch verwertet. Im Gegensatz zu Metallen sind Kunststoffe oftmals mit Additiven angereichert, die eine Weiterverarbeitung unmöglich machen. Oder die Abfälle werden minderwertig recycelt, es kommt zum sogenannten Downcycling, wodurch die Qualität des Kunststoffes zunehmend nachlässt. In jedem Fall führen die vorherrschenden Verfahren zu einem Verlust und Verschleiß wertvoller Ressourcen. Das neue Verfahren könnte nun eine nachhaltigere Alternative darstellen.

Effiziente Minifabriken in Pflanzen

Den dritten Platz beim Bioökonomie-Sonderpreis belegte ein Team vom Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB) Halle für ein neues Verfahren zum Molecular Farming. Das Team der Nachwuchsforschungsguppe Proteinerkennung und -abbau  unter der Leitung von Nico Dissmeyer hat eine neuartige biosynthetische Methode entwickelt, die es ermöglicht, kleinste, molekulare Fabriken in einzelnen Zellen von Pflanzen aufzubauen. Diese Mikrofabriken werden „auf Knopfdruck“ zur Produktion biotechnologisch oder therapeutisch relevanter Moleküle während des normalen Wachstums der Pflanzen aufgebaut und laufen dann selbsttätig. Die Forscher haben für ihre Arbeiten komplette Pflanzen oder Blatthaare verwendet, wie man sie von Brennesseln und Geranien kennt. Solch kleinne, mit bloßem Auge gut erkennbaren Blatthaare sind bekannt für ihre hohe Stoffwechselaktivität und die Bildung bioaktiver Substanzen – aus Sicht der Forscher also perfekte Mikrofabriken. Eine neuartige Formel, die auf der Anreicherung von Proteinen basiert, ermöglicht nun die gezielte Steuerung ihrer Aktivität und Funktion sowie die Ausbildung der erwähnten Mikrofabriken als  einzelne Pflanzenzellen. Die innovative Anwendung könnte in Zukunft zu verbesserter „naturidentischen“ Produktion von Wirkstoffen in Pflanzen führen und Biosynthesen erlauben, die für chemische Syntheselaboratorien zu kompliziert sind. Auf diese Weise könnte die biobasierte Produktion von Pharmazeutika und Industrierohstoffen im Rahmen von Molecular Farming in Pflanzen weiter vorangetrieben werden.

Verbundforschung zu pflanzenbasierter Bioökonomie

In den vier Hauptkategorien „Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung“, „Innovativste Projekte der angewandten Forschung“, „Innovativste Produktentwicklung“ und „Innovativste Allianz“ wurden insgesamt 12 Unternehmer und Wissenschaftler prämiert. Auch hier konnten nachhaltige Herstellungsverfahren einige Preise abräumen. In der Sparte „Innovative Allianz“ ging der dritte Preis an den WissenschaftsCampus Halle - Pflanzenbasierte Bioökonomie. Träger des WCH sind vier regional verankerte Leibniz-Institute, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und sechs weitere außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die sich der interdisziplinären Forschung zur Bioökonomie verschrieben haben.

„Der Preis ist ein Lob für unsere bisherige gemeinschaftliche Arbeit im Bereich der pflanzenbasierten Bioökonomie und ein guter Ansporn für unsere zukünftigen Vorhaben“, sagt Klaus Pillen, Co-Sprecher des WissenschaftsCampus Halle. Das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro  soll verwendet werden, um Veranstaltungsformate zu entwickeln, potentielle Industriepartner noch stärker in den Forschungsverbund zu integrieren und innovative sowie nachhaltige Produktideen umzusetzen.

Die Internationale Grüne Woche ist wieder in vollem Gange. Vom 15. bis 24. Januar dreht sich in den Messehallen unterm Berliner Funkturm alles um Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau. Zum 81. Geburtstag glänzt die weltgrößte Fachmesse mit einem Rekord: 1.660 Aussteller aus 65 Ländern sind auf dem diesjährigen Traditions-Event vertreten. Doch bei der „Grünen Woche“ geht es schon längst nicht mehr nur um kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt. Die Bioökonomie hat sich hier einen festen Platz erobert. Auf der nature.tec in Halle 4.2. können sich die Besucher wieder überzeugen, wie biobasierte Rohstoffe zunehmend unseren Alltag erobern. Eine Ausstellung des Bioökonomierates und das "nachwachsende Büro" lockten bereits zum Messestart zahlreiche Besucher an.

Ob exotisches Krebsgetier, Kerosin-Mango aus Siera Leone, marokkanischer Safran oder bayerisches Bier (2016 wird das Reinheitsgebot 500 Jahre alt): die Internationale Grüne Woche ist ein Eldorado für alle Gaumenfreuden und macht auch im 81. Jahr ihres Bestehens ihrem Ruf als größte Schlemmermeile der Welt alle Ehre. Die weltgrößte Fachmesse für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau dürfte auch diesmal wieder etwa 400.000 Besucher anlocken. Träger der Veranstaltung sind der Deutsche Bauernverband und die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungswirtschaft.

Sonderschau zur Bioökonomie

Zum neunten Mal mit dabei: die Sonderschau nature.tec. In Halle 4.2 steht die effiziente und nachhaltige Nutzung biobasierter Rohstoffe im Mittelpunkt. Veranstaltet von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), dem Deutschen Bauernverband und dem Bundesverband BioEnergie, präsentieren hier viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen biobasierte Produkte aus Land- und Forstwirtschaft für die Textil, Bau- und Autoindustrie.

Bei der Fachschau Bioökonomie werden alle Ebenen der Herstellungskette - von der Züchtung geeigneter Energie- und Industriepflanzen, über Anbau, Rohstoffgewinnung und –aufbereitung bis hin zur Strom-, Wärme- und Kraftstofferzeugung  dargestellt.  

Biobasiert eingerichtet: Eine Wohnung und ein Büro

Inwieweit nachwachsende Rohstoffe bereits unser Leben bestimmen, stellt der Bioökonomierat auf der Grünen Woche vor: "Bioökonomie auf 36m2" heißt die Ausstellung, in der eine Wohnung im Miniformat veranschaulicht, welche biobasierten Produkte es bereits in unseren Alltag geschafft haben (Stand 412). Blickfang ist hier unter anderem ein Hightech-Fahrrad aus Holz. Aber auch ein Kleid aus Milch, ein Autoreifen aus Löwenzahn oder Kosmetik aus Spinnenseide sind zu besichtigen. Wie der Berufsalltag mit Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen aussehen kann, zeigt die FNR mit dem „Nachwachsenden Büro“.

Bauen mit Holz

Der natürliche Rohstoff Holz ist als Baustoff seit Langem interessant. Doch er bekommt zunehmend Konkurrenz. Naturdämmstoffe aus Flachs oder Hanf, Bodenbeläge aus Linoleum, Sisal oder Kork, Naturfarben und -putze mit Bindemitteln aus Leinöl oder Pigmenten aus Pflanzenfarbstoffen, bieten eine Vielzahl von Baumaterialien für die Innen- und Außengestaltung von Gebäuden. Bei der Wanderausstellung BAUnatour können sich Hausbesitzer von den hohen baulichen Ansprüchen nachwachsenden Materialien überzeugen. Im Infomobil geben zudem unabhängige Fachkräfte über Vorteile und Eigenschaften natürlicher Baustoffe Auskunft.

Gemüse und Fleisch vom Discounter oder doch vom Biobauern? – Die Entscheidung fällt nicht immer leicht. Die Gründe dafür vielschichtig. Der Umsatz von Bio-Produkten in Deutschland steigt zwar seit Jahren stetig an. Ihr Anteil am Gesamt-Lebensmittelumsatz liegt aber immer noch im einstelligen Bereich. Nun hat die Bundesregierung mit dem „Nationalen Programm für nachhaltigen Konsum“ ein Maßnahmepaket geschnürt, dass das Kaufverhalten der Verbraucher stärker in Richtung Nachhaltigkeit lenken soll. Der Maßnahmekatalog ist ein Gemeinschaftswerk von Bundesumweltministerium, Bundesverbraucherschutzministerium und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Konsumentscheidungen der privaten Haushalte haben einen großen Einfluss auf die Nutzung von natürlichen Ressourcen und das Ausmaß von Umweltbelastungen. So werden in Industrieländern etwa drei Viertel der Treibhausgasemissionen hierdurch ausgelöst. Eine Trendwende ist nur möglich, wenn der Verbraucher mitzieht und zukünftig vermehrt auf ökologisch verträgliche und nachhaltige Produkte setzt - etwa mit Blick auf Bioprodukte. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist ihr Umsatz von 2005 bis 2015 um mehr als das Doppelte von 3,9 auf 8,62 Milliarden Euro gestiegen. Mit 4,4 Prozent (2014) ist der Anteil am Gesamt-Lebensmittelumsatz aber noch immer gering.

Ansätze für nachhaltigen Konsum bündeln

Die Gründe, warum Verbrauchen eher abgepackte Massenware vom Supermarkt bevorzugen, sind vielfältig. Teils fehlt es an entsprechenden Angeboten, teils sind es die hohen Preise für Bioprodukte, die Kunden abschrecken. Nun hat die Bundesregierung das „Nationale Programm für nachhaltigen Konsum“ gestartet. Damit sollen Verbraucher motiviert werden, sich stärker für ökologisch und sozial verträgliche Produkte und Dienstleistungen zu entscheiden.  "Das Nationale Programm für nachhaltigen Konsum richtet sich an die gesamte Gesellschaft. Es soll der Vielfalt der Ansätze im Konsumbereich gerecht werden und möglichst viele Akteure zur Beteiligung bewegen“, so Umweltministerin Barbara Hendricks.

Bessere Aufklärung übers Internet

Der Katalog umfasst fünf Schwerpunkte mit jeweils konkreten Maßnahmen für die Bereiche Mobilität, Ernährung, Haushalt und Wohnen, Arbeiten und Büro, Bekleidung sowie Freizeit und Tourismus. Eine Leitidee: Verbrauchern stärker als bisher zu einem nachhaltigen Konsum motivieren. Dafür  sollen beispielsweise Internet-Plattformen wie „Siegelklarheit“ oder das Verbraucherportal „Umweltbewusst leben“ ausgebaut werden. Darüber hinaus ist geplant, den Anteil zertifizierter Textilien zu erhöhen sowie das Bewusstseins von Herstellern und Verbrauchern für langlebige Produkte zu stärken. Auch der Konsum regionaler Produkte soll unterstützt werden.

Weniger Lebensmittel verschwenden

Zugleich nimmt die Bundesregierung den Verbraucher in die Pflicht und will mit entsprechenden Maßnahmen gegen Lebensmittelverlust und -verschwendung vorgehen. „Nachhaltigkeit in der Ernährung bedeutet, dass sich in Zukunft zehn Milliarden Menschen weltweit gut ernähren können, ohne die Ressourcen unserer Erde zu überfordern. Durch bewusste Kaufentscheidungen tragen wir Verbraucher unmittelbar zu einer nachhaltigen Entwicklung bei. Mit dem 'Nationalen Programm für nachhaltigen Konsum' setzen wir dieses Thema auf die gesellschaftliche Agenda“, so Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt.

bb

Böden sind die Lebensgrundlange für Pflanzen und Tiere. Diese natürliche Ressource wird jedoch stark vernachlässigt und verliert daher zunehmend seine Funktion als ökologisches Dienstleistungssystem. Fast ein Drittel der globalen Landflächen sind bereits durch Erosion und Bodenverschlechterung signifikant von Degradierung betroffen. Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommen die Autoren des kürzlich erschienen Buches Economics of Land Degradation and Improvement (2016, Open-Access-Veröffentlichung). Grundlage dafür bildet eine internationale Studie, an der auch Forscher der Universität Bonn beteiligt waren. Jeder heute in nachhaltige Landnutzung investierte US-Dollar könnte dereinst fünf US-Dollar sparen, rechnen die Forscher vor.

Wälder, Acker- und Weideland, Öd- und Buschland sowie Waldflächen machen 86 Prozent der globalen Landflächen aus. Diese den Globus überziehende Erdschicht ist der Lebensraum von Plfanzen und Tieren. Und ist zunehmend bedroht. In dem kürzlich erschienen Buch Economics of Land Degradation and Improvement – A Global Assessment for Sustainable Development machen die Autoren erstmals auf das Ausmaß der weltweiten Bodendegradierung aufmerksam. „Boden ist die am meisten vernachlässigte natürliche Ressource. Dabei sind Investitionen in Land und Boden überlebenswichtig – für die Ernährung, das Klima und die menschliche Sicherheit“, erklärt Joachim von Braun, Mitautor und Direktor am Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn (ZEF).

Landnutzung weltweit bedroht

Die Buchautoren stützen sich auf eine internationale Studie von Wissenschaftlern, die insgesamt zwölf Länder und Regionen der Erde dafür genauer untersuchten, darunter auch Indien, Argentinien sowie weite Teile Afrikas und Zentralasiens. Die Ergebnisse sind alarmierend. Die auf Satellitenaufnahmen basierenden Kartierungen verdeutlichen: In den letzten 30 Jahren sind weltweit 33 Prozent des Weidelands, 25 Prozent der Ackerböden und 23 Prozent der Waldflächen degradiert. „Dies gilt sowohl für Entwicklungsländer wie auch für Industriestaaten”, stellt von Braun klar. Landdegradierung ist danach ein weltweites Problem. Etwa 30 Prozent der weltweiten Landfläche, der Lebensraum von etwa 3,2 Milliarden Menschen, sind der Studie zufolge von signifikanter Bodendegradation betroffen.

Migrationsdruck durch Landverluste befürchet

Besonders verheerend ist die Situation in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Dort sind 26 Prozent der Landflächen nicht mehr nutzbar und die Ernährung gefährdet. Die Autoren mahnen: Dieser zunächst lokale Verlust von Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität könnte auch globale Folgen haben und Migrationsdruck bei den Landnutzer auslösen. Ein Problem vor Ort: Den Bauern fehlt es sowohl an Wissen und gesicherten Landnutzungsrechten, als auch an Anreizen für eine nachhaltige Bodennutzung. „Um dies zu ändern, engagiert die Bundesregierung sich für die nachhaltige Bodennutzung und sieht dies als wichtiges Element der Maßnahmen für die Bekämpfung des Hungers an“, betont Stefan Schmitz vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der die Sonderinitiative „Eine Welt ohne Hunger“ koordiniert. In dem vom Bundesforschungsministerium finanzierten Projekt UrbanFoodPlus versuchen deutschen Wissenschaftler Wege zu finden, die Landwirtschaft in Städten und

Investieren und Anreize schaffen

Schon heute betragen die Kosten für den weltweiten Verlust der Bodennutzbarkeit jährlich rund 300 Milliarden Euro. Bei der Kostenbewertung haben die Autoren nicht nur die Verluste an pflanzlichen und tierischen Produkten beachtet, sondern auch die Einbußen von Ökosystemdienstleistungen, wie Wasser, Biodiversität und Klima.  Die Untersuchung zeigt: Jeder heute investierte US-Dollar würde in Zukunft fünf US-Dollar sparen. „Zukunftsorientiertes Management von Land und Boden trägt dazu bei, mehrere Ziele nachhaltiger Entwicklung zu erreichen“, erklärt auch Klaus Töpfer, ehemaliger Exekutivdirektor des United Nation Environment Programme (UNEP) bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Sechs Empfehlungen formuliert

Um Bodendegeneration weltweit zu bekämpfen, haben die Autoren sechs Empfehlungen für eine nachhaltige globaler Landnutzung formuliert. Dazu gehört neben Investitionen auch die Zusammenarbeit aller Akteure von lokalen Landnutzern bis hin zu den nationalen Regierungen bei der Suche nach Lösungsansätzen. Zugleich sollen jene Landnutzer, die sich für nachhaltige Lösungen bereits entschieden haben, belohnt und weitere Anreize zur Motivation anderer geschaffen werden. Darüber hinaus wird empfohlen, in Forschung und Beratung in den Entwicklungsländern zu investieren, da Acker- und Weideflächen am stärksten von Bodendegradierung  betroffen sind.

Jedes Jahr treffen sich europäische Bioökonomie-Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, um über die künftige Ausgestaltung der Bioökonomie in Europa zu diskutieren. In diesem Jahr wurde die Veranstaltung unter Schirmherrschaft der niederländischen EU-Ratspräsidentschaft organisiert und zog mehr als 300 Teilnehmer aus 30 verschiedenen Ländern nach Utrecht. Am Ende wurde das Strategiepapier "European Bioeconomy Stakeholders Manifesto" (zum PDF-Download) dessen Empfehlungen in den weiteren Strategieprozess auf europäischer Ebene einfließen sollen.

Die Bioökonomie hat sich in Europa etabliert und ist in den Worten von John Bell, Direktor der Bioökonomie-Direktion der Europäischen Kommission, „nicht mehr Bestreben, sondern Realität.“ Europa sei auf den Wandel von fossilen zu nachwachsenden Rohstoffen angewiesen, betonte er, auch um seine selbst gesetzten Klimaziele zu erreichen. Welchen Herausforderungen die Bioökonomie in Europa gegenübersteht, darüber wurde in Utrecht ausführlich in mehreren Panels und Workshop diskutiert:

  • Welche finanziellen Instrumente braucht es, um Unternehmen im Bioökonomie-Sektor zu stärken? Wie können Start-ups in diesem Bereich besser gefördert und mit der Industrie vernetzt werden? Gefordert wurde eine Stärkung der unternehmerischen Denkweise und eine Senkung des Investitionsrisikos für Banken. Durch internationale Fördermechanismen, Subventionen und Kredite sollen Vorreiter mit innovativen Ideen unterstützt und Finanzierungsverfahren vereinfacht werden. Auch die Banken sind aufgefordert, neue, innovationsfreundliche Finanzprodukte zu entwickeln.
  • Welche Maßnahmen können getroffen werden, um die Nachfrage nach bio-basierten Produkten anzukurbeln? Der derzeit niedrige Ölpreis gibt wenig Anreiz in neue, innovative Produkte zu investieren. Um trotzdem Investitionen in diesem Bereich zu fördern, wird vorgeschlagen, in der öffentlichen Beschaffung verbindliche Zielvorgaben zu machen und bio-basierte Materialien und Produkte gezielt zu unterstützen. Konkrete Vorschläge hierzu wurden im Vorfeld von Expertengruppe der Europäischen Kommission für bio-basierte Produkte unterbreitet.
  • Eine nachhaltige Umstellung der Wirtschaft von fossile auf nachwachsende Rohstoffe erfordert eine Verankerung der Bioökonomie in der Gesellschaft und eine grundsätzliche Veränderungen des Konsumverhaltens. Darüber waren sich die Experten in Utrecht einig. Aber wie kann die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt werden?

Neben Vertretern der Europäischen Kommission und nationaler Ministerien kamen auch Experten aus der Zivilgesellschaft, der Industrie sowie der Forschung zu Wort. Aus deutscher Sicht sprach unter anderem Christine Lang, Biotech-Unternehmerin und Vorsitzende des  Deutschen Bioökonomierates, über die Ergebnisse des Die dort formulierten Handlungsempfehlungen bildeten auch eine Basis für die Diskussionen in Utrecht. „Eine nachhaltige Entwicklung lässt sich nur in internationaler Abstimmung erreichen“, betonte sie und verwies auf eine vom Bioökonomierat veröffentlichte Studie, die einen Überblick über alle jene Länder, gibt die

Zu allen Punkten haben die Experten konkrete Handlungsempfehlungen in einem zehn Seiten umfassenden Strategiepapier zusammengefasst. Eine große Rolle spielt die bessere Vernetzung einzelner Sektoren. Unter anderem wird im Manifesto gefordert, den stärkeren Austausch zwischen Bildungsanbietern, Forschern und Innovatoren zu fördern und vorhandenes Wissen effizienter zu nutzen.

Während der Veranstaltung nutzte das Gastgeberland Niederlande die Gelegenheit, seine Stärken in der Bioökonomie zu präsentieren. Konferenzteilnehmer hatten die Möglichkeit,  Unternehmen wie beispielsweise PaperFoam (bio-basierte Verpackungsmaterialien), Enza Zaden (Pflanzenzüchtung) oder Orgaworld (Weiterverwendung organischer Abfälle) kennenzulernen. Einblicke gab es auch in aktuelle Forschungsprojekte vor Ort an der Wageningen Universität. So erklärte Forscher Marinus van Krimpen beispielsweise, warum Algen und Insekten gute Alternativen in der Tiernahrung sein können. 

Gerade am Standort Wageningen gibt es eine hohe Dichte an unterschiedlichen Forschungsaktivitäten mit Schwerpunkt Bioökonomie. Mitte April hatten Wissenschaftler um Christiaan Bolck über neuartige, umweltfreundliche Biomaterialien für den Einsatz als Bahnschwellen berichtet, die im Projekt  MAGIC in Kooperation mit den Firmen Edilon, Sedra and Croda entwickelt werden. Hier geht es darum, ein gummiartiges Material auf der Basis von Biomasse-basierten Harzen zu finden, um Polymere auf Basis von Isocyanaten zu ersetzen.