Nationaler Kompass für Nachhaltigkeit
Die Bundesregierung hat eine „Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie“ verabschiedet. Neben einem Status quo beschreibt sie, wie die globalen Nachhaltigkeitsziele erreicht werden sollen.
15 Jahre nach der ersten Fassung der Nachhaltigkeitsstrategie präsentiert die Bundesregierung eine Neuauflage in Form der „Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie“ (DNS). In dem fast 260 Seiten umfassenden Dokument wird aufgezeigt, mit welchen Maßnahmen die nachhaltige Entwicklung in den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft vorangetrieben werden kann, um konkrete Ziele zu erreichen. „Es geht um nicht weniger als um ein Leben in Würde, Gerechtigkeit und Frieden, um soziale Sicherheit ebenso wie um wirtschaftliche Entfaltungsmöglichkeiten bei gleichzeitigem Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen“, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Neue Leitlinie im Zeichen von UN-Agenda
Die neue nationale Leitlinie steht dabei ganz im Zeichen der 2015 von den Vereinten Nationen (VN) in New York verabschiedeten Agenda 2030. Die in dem globalen Aktionsplan benannten 17 Ziele betreffen die wichtigsten Herausforderungen der nächsten 15 Jahre und dienen allen Ländern der Welt als Kompass. In der Nachhaltigkeitsstrategie 2016 werden daher alle von der UN definierten 17 SDGs (Sustainable Development Goals) aufgegriffen und konkretisiert. Das betrifft die Armutsbekämpfung, Ernährungssicherung und Gesundheitsfürsorge ebenso, wie Bildung, Geschlechtergleichheit, Rechtsstaatlichkeit sowie Klima- und Artenschutz, den nachhaltigen Konsum und die wirtschaftliche Entwicklung. Zu jedem einzelnen Kapitel sind Ziele festgeschrieben, die bis 2030 erreicht werden können. Die Bedeutung der Bioökonomie für die Umsetzung der globalen Nachhaltigskeitsziele wurde bereits mehrfach betont. Zuletzt hatte ein Expertengremium unter Beteiligung des Deutschen Bioökonomierates im Fachmagazin Nature darauf hingewiesen.
Ziele und Indikatoren aufgestockt
Mit der neuen Nachhaltigkeitsstrategie, die eine Überarbeitung der bereits im Jahr 2002 erstmals veröffentlichten Strategie darstellt, geht die Bundesregierung weit über die einst definierten Vorgaben hinaus. 13 zusätzliche Themenbereiche und 30 Indikatoren wurden in den Zukunftskatalog neu aufgenommen. Als neue Ziele werden beispielsweise der nachhaltige Konsum und die nachhaltige Produktion benannt, die anhand von drei Messgrößen, dem Marktanteil von Produkten mit staatlichem Umweltzeichen, dem CO2-Verbrauch und der Anzahl von Unternehmen am Umweltmanagementsystem EMAS (Eco-Management and Audit Scheme), überprüft werden sollen. Erstmals wurde auch das Thema Verteilungsgerechtigkeit festgeschrieben und führt mit einem Indikator auf Basis des Gini-Koeffizienten einen anerkannten Maßstab ein. Außerdem wird die Qualität der Regierungsarbeit künftig am Transparency's Corruption Perception Index gemessen.
Wettersymbole zeigen Status quo
Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie ist auch ein Bericht, der erstmals den Status quo der angepeilten nachhaltigen Entwicklungen in einer Liste transparent macht. Dafür sorgt ein neues Indikatorensystem, das sich vier Symbole bedient, die aus der Wettervorhersage bekannt sind. So beschreibt das Zeichen „Sonne“, dass das Ziel nahezu erreicht wird, während die „Gewitterwolke“ anzeigt, dass die Entwicklung in die falsche Richtung geht. Die nunmehr 63 Indikatoren mit ihren zugehörigen Zielen ermöglichen somit eine objektive konkrete Kontrolle des Stands der Entwicklung. Die Statusübersicht zeigt derzeit 21 Sonnen- und neun Gewittersymbole. Als absolut negativ wird danach die derzeitige Entwicklung der Indikatoren Nitratbelastung im Grundwasser, Energieverbrauch und CO2-Emmissionen des Konsums sowie Artenvielfalt und Landschaftsqualität eingestuft. Punkte wie nachhaltige Flächennutzung, steigende Wirtschaftsleistung und Beschäftigung sowie der Ausbau erneuerbarer Energien entwickeln sich dagegen positiv. „Die Orientierung am Leitprinzip der Nachhaltigkeit ist ein Treiber für mehr Wohlstand und Wachstum und eine Chance für die Wirtschaft, neue Wege zur Wertschöpfung zu erschließen“, heißt es in dem neuen Papier.
Über den Entwurf war über Monate diskutiert worden. Im Sommer vergangenen Jahres stand das Papier im Fokus der Jahreskonferenz des Rates für nachhaltige Entwicklung in Berlin. Die Strategie ist somit das Ergebnis zahlreicher Stellungnahmen, welche die Bundesregierung während der eineinhalbjährigen Dialogphase von Verbänden, Institutionen aber auch Bürgern erhalten hatte. "Wir werden zeigen, dass materieller Wohlstand, eine solidarische Gesellschaft und der Schutz unserer Umwelt Hand in Hand gehen können und müssen“, sagte der Chef des Bundeskanzleramtes, Peter Altmaier, anlässlich der Verabschiedung der neuen Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie.
bb