Projekt ICOS: Kohlenstoffkreislauf unter Dauerbeobachtung
Die EU-Kommission hat grünes Licht für ein neues Umweltforschungsprojekt gegeben, an dem auch Deutschland beteiligt ist. „ICOS ERIC“ soll in den kommenden Jahren europaweit den Kohlenstoff- und Treibhausgaskreislauf beobachten.
Passend zum Weltklimagipfel in Paris hat die Europäische Kommission grünes Licht für ein neues Umweltforschungsprojekt gegeben. Das „Integrated Carbon Observation System “ICOS-ERIC" soll europaweit Langzeitbeobachtungen zum Kohlenstoff- und Treibhausgaskreislaufs durchführen und die Daten allen Interessierten bereitstellen. Deutschland, als eines von acht Gründungsmitgliedern, übernimmt darin die Aufgabe, hochpräzise Dauer-Messstationen für atmosphärische Treibhausgase aufzubauen, sowohl an Land als auch zur See. Ferner wird am Jenaer Max-Planck-Institut das zentrale Kalibrier- und Analysenlabor sowie am Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg das zentrale Radiokohlenstofflabor für ICOS aufgebaut. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) stellt dafür 16 Millionen Euro zur Verfügung.
Während beim 21. Welt-Klimagipfel in Paris die Mitgliedstaaten noch um einen Konsens bei den zukünftigen Klimazielen ringen, zeigt die EU mit dem neuen Umweltforschungsprogramm „ICOS-ERIC“ erneut Flagge. Für den Generaldirektor für Forschung, Wissenschaft und Innovation der Europäischen Kommission, Robert-Jan Smits, ist das ein weiteres klares Bekenntnis der EU zum Klimaschutz. „Durch die Einrichtung europaweiter Langzeitmessungen der Kohlenstoff- und Treibhausgasumsätze wird ICOS eine entscheidende Wissensgrundlage zur Unterstützung der europäischen und globalen Anstrengungen zur Erreichung der Klimaschutzziele liefern“.
Ende November hatte die EU-Kommission mit dem sogenannten Treibhausgasbeobachtungssystem den Startschuss für das nunmehr zwölfte Forschungsinfrastruktur-Projekt (ERIC) erteilt. ERIC steht für European Research Infrastructure Consortium und ist ein 2009 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufenes Instrument zur Förderung europäischer Forschungsnetzwerke. Im Fokus des neuen Vorhabens - „Integrated Carbon Observation System“ - kurz ICOS ERIC - , sind neben Deutschland auch Belgien, Frankreich, Italien, Niederlande, Norwegen, Schweden und Finnland beteiligt. Das Ziel: Langzeitbeobachtungen des Kohlenstoff- und Treibhausgaskreislaufs in Europa durchführen und allen interessierten Nutzern zur Verfügung stellen.
Standardisierte Messungen an Land und auf dem Meer
Neben Messungen des Kohlenstoffkreislaufs und der Treibhausgasemissionen soll ICOS auch Daten zur atmosphärischen Konzentration der wichtigsten Treibhausgase liefern. Mit der Integration nationaler Beobachtungsnetze für Atmosphäre, Landökosysteme und Meere soll die Basis für eine vollständige europäische Kohlenstoffbilanz und deren Langzeitentwicklung geschaffen werden. Dafür werden flächendeckend in ganz Europa – von der Arktis bis zum Mittelmeer– standardisierte Messungen durchgeführt. Hohe Messtürme wie das UFZ-Wald-Klima-Observatorium bei Oschersleben (Sachsen-Anhalt) sammeln dazu langfristig Klimadaten. Auch Forschungs- und Handelsschiffe sollen hierfür Messungen im Nordatlantik und in der Ostsee vornehmen. Thematische Zentren koordinieren wiederum die einzelnen Netzwerke und sind zugleich für Datenauswertung und –integration sowie für die zentrale Qualitätskontrolle und Datenweitergabe verantwortlich. Das ATC (Atmosphäre) ist in Frankreich und Finnland angesiedelt, das ETC (Ökosysteme) in Italien, Belgien und Frankreich und das OTC (Ozeane) in Norwegen.
BMBF steckt Millionen in Aufbau hochpräziser Messstationen
In Deutschland werden dafür explizit Zentrale analytische Labore (CAL) eingerichtet. So entsteht am Jenaer Max-Planck-Institut ein Kalibrier- und Analysenlabor und am Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg das Radiokohlenstofflabor. Die Zentren sollen präzise Referenzgase zur Kalibrierung an die anderen europäischen Messnetze liefern und hochempfindliche Messungen von Luftproben durchführen. Darüber hinaus stellt das BMBF in den kommenden fünf Jahren 16 Millionen Euro bereit, um dafür in Deutschland insgesamt 28 hochpräzise Dauer-Messstationen für atmosphärische Treibhausgase aufzubauen, darunter auch zwei Observatorien auf dem Meer. An dem deutschen Netzwerk sind insgesamt 14 deutschen Forschungszentren und Hochschulen beteiligt.