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Wer heute an der Tankstelle Benzin oder Diesel in sein Fahrzeug füllt, tankt meist auch einen gewissen Anteil beigemischter Biokraftstoffe. Diese auf pflanzlichen Rohstoffen basierenden Kraftstoffe sollen die Klimabilanz der ansonsten erdölbasierten Kraftstoffe verbessern. Doch selbst die Biokraftstoffe sind nicht unumstritten, konkurrieren sie doch mit Nahrungs- und Futterpflanzen um fruchtbare Ackerflächen oder wachsen zum Teil auf ehemaligen Regenwaldflächen. Der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant will daher seine Expertise mit ExxonMobile und der Renewable Energies Group (RED) bündeln, um Biokraftstoffe aus Zellulose-Zuckern herzustellen, die auf biotechnologischem Weg aus Agrarreststoffen gewonnen werden.

Erfahrung in der Nutzung von Zellulose-Zuckern

Clariant seinerseits hat eine Methode entwickelt, um mit der geschützten „sunliquid“-Technologie aus Pflanzenreststoffen Zellulose-Zucker zu erzeugen. Dieses Verfahren umfasst die chemikalienfreie Vorbehandlung von Pflanzenreststoffen wie Weizen-, Reis- und Maisstroh sowie Zuckerrohrbagasse, die Produktion spezifischer Enzyme sowie die Gewinnung großer Mengen C5- und C6-Zucker aus diesen Rohstoffen. Das Verfahren wird bereits seit 2012 in einer Demonstrationsanlage im bayrischen Straubing von Clariant getestet. Der Bau dieser Anlage wurde mit 5Mio. Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert. 

Auch ExxonMobile hat gemeinsam mit REG ein Verfahren erforscht, das aus Zellulosezuckern in einem einstufigen Prozess Biodiesel produziert. „In den vergangenen drei Jahren hat unsere Arbeit mit REG zu wichtigen Fortschritten in der genetischen Optimierung der von REG entwickelten Mikroben geführt, die bei der Umwandlung von Zellulose-Zucker zu Biodiesel eine Rolle spielen“, schildert Vijay Swarup, Vizepräsident des Bereichs Forschung und Entwicklung bei der ExxonMobil Research and Engineering Company.

Alle Schritte in einem Prozess zusammenführen

Beide Prozesse sollen nun zu einem durchgängigen Prozess weiterentwickelt werden, bei dem aus Agrarreststoffen Biodiesel entsteht. „Die Anwendung des Fachwissens von Clariant hilft uns, einen entscheidenden Schritt im Umwandlungsprozess von Zellulose besser zu verstehen und voranzubringen, der uns hoffentlich dabei hilft, eine Technologie für die Massenproduktion von Biodiesel zu entwickeln“, beschreibt Swarup das Ziel der neuen Kooperation. Die neuen Prozesse wollen die drei Partner in der Demonstrationsanlage von Clariant in Straubing erproben und dabei besonders geeignete Zellulose-Rohstoffe identifizieren. 

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Tief unter der Erde befindet sich unsere wichtigste Wasserreserve: das Grundwasser. Der unterirdische Pool ist das größte Frischwasserreservoir der Erde und zugleich eine kostbare Trinkwasserquelle. Knapp zwei Milliarden Menschen weltweit beziehen ihr Trinkwasser daraus. Wie der Boden und das Meer ist auch dieses Ökosystem durch den Klimawandel, die Übernutzung und die wachsende Weltbevölkerung bedroht. Doch während manche Folgen des Klimawandels, wie das Abschmelzen der Polkappen, sichtbar sind, bleiben die Auswirkungen auf das Grundwasser weitestgehend verborgen und werden daher kaum wahrgenommen. 

Klimatische Folgen für Grundwasser untersucht

Ein internationales Wissenschaftlerteam unter Beteiligung des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen hat deshalb untersucht, wie schnell das Grundwasser auf klimatische Veränderungen reagiert. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal „Nature Climate Change“ veröffentlicht. Gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Europa, Nordamerika und Australien sammelten die Bremer Forscher weltweit Datensätze über die Merkmale der Grundwassersysteme. Dazu gehören die Bodenbeschaffenheit und die Neigung des Gefälles. Beide Faktoren bestimmen, wie schnell das Regenwasser im Boden versickert und von dort in Flüsse, Seen und andere Gewässer gelangt. Anhand von Simulationen berechneten die Forscher die Reaktionszeit der Systeme auf eine gesteigerte oder gedrosselte Wasserzufuhr, wie sie im Rahmen des Klimawandels zu erwarten ist.

Lange Reaktionszeit als „ökologische Zeitbombe"

Das Ergebnis: In vielen Gebieten der Erde wird sich der Einfluss des Klimawandels auf das Grundwasser erst in 100 oder noch mehr Jahren bemerkbar machen. Was wie eine gute Nachricht klingt, ist nach Einschätzung der Forscher eine „ökologische Zeitbombe“. „In der langen Reaktionszeit der Grundwassersysteme liegt die Tücke“, erklärt Geologe Nils Moosdorf vom ZMT, einer der Autoren der Studie. „Grundwassersysteme haben ein ‚Gedächtnis‘, das sich als ökologische Zeitbombe erweisen kann. Was ihnen heute widerfährt, wirft seine Schatten weit in die Zukunft und beeinträchtigt die Lebensbedingungen unserer Urenkel.“


Studie als Basis für frühzeitige Schutzmaßnahmen 

Der Studie zufolge kann ein Grundwassersystem durchaus Schwankungen in der Wasserzufuhr unterschiedlich gut abpuffern. In trockenen Regionen ist dabei die Zeitspanne jedoch besonders lang, da der Grundwasserspiegel meist tief in der Erde liegt und der Austausch mit der Landoberfläche gering ist. Die Forscher sind überzeugt, dass die Ergebnisse ihrer Studie eine wichtige Grundlage sind, um mit geeigneten Maßnahmen das Ökosystem Grundwasser als Trinkwasserreservoir zu erhalten.

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Deep below the ground is our most important water reserve: groundwater. The underground pool is the largest freshwater reservoir on earth and at the same time a precious source of drinking water. Almost two billion people around the globe draw their drinking water from it. Like the soil and the sea, this ecosystem is threatened by climate change, overexploitation and the growing world population. But while some consequences of climate change, such as the melting of the polar ice caps, are visible, the effects on groundwater remain largely hidden and are therefore barely noticed.

Climatic consequences for groundwater investigated

An international team of scientists, including the Leibniz Centre for Marine Tropical Research (ZMT) in Bremen, has therefore investigated how quickly groundwater reacts to climatic changes. The results of the study were published in the journal "Nature Climate Change". Together with scientists from Europe, North America and Australia, the Bremen researchers collected data worldwide on the characteristics of groundwater systems. These include soil properties and gradient inclination. Both factors determine how quickly rainwater seeps into the soil and from there into rivers, lakes and other bodies of water. Using simulations, the researchers calculated the reaction time of the systems to an increased or reduced water supply, as is to be expected in the context of climate change.

Long reaction time as an "ecological time bomb"

The result: In many parts of the world, the impact of climate change on groundwater will only become apparent in 100 or more years' time. According to the researchers, what sounds like good news is an "ecological time bomb". "The problem lies in the long reaction time of groundwater systems," explains geologist Nils Moosdorf of the ZMT, one of the authors of the study. "Groundwater systems have a 'memory' that can prove to be an ecological time bomb. What happens to them today casts its shadows far into the future and affects the living conditions of our great-grandchildren".


Study as basis for early protection measures

According to the study, a groundwater system can buffer fluctuations in the water supply to varying degrees. In dry regions, however, the time span is particularly long because the groundwater level is usually deep in the earth and the exchange with the land surface is low. The researchers are convinced that the results of their study are an important basis for taking appropriate measures to preserve the groundwater ecosystem as a drinking water reservoir.

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Kohlenstoffhaltige Rohstoffe sind die Basis zahlreicher Produkte. Vor allem die chemische Industrie braucht diese Ressource. Die Branche benötigt pro Jahr etwa 15 Millionen Tonnen Kohlenstoff, um Kunststoffe, Klebstoffe, Schmierstoffe oder Kosmetika herzustellen. In der Regel werden dafür fossile Rohstoffe wie Erdöl oder Erdgas verwendet. Eine Alternative ist die Nutzung pflanzlicher Biomasse, die ebenfalls Kohlenstoff enthält. Die chemische Industrie kann diese nachwachsende Ressource jedoch nicht ohne Weiteres nutzen.

Netzwerk vereint verschiedene Akteure

Ein neues Bündnis will das ändern. Es setzt auf die Kreislaufwirtschaft, um die Rohstoffversorgung in der Branche auf eine nachhaltige Basis zu stellen. Auf Initiative des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS hin fiel im Januar in Espenhain bei Leipzig der Startschuss für die Gründung eines nationalen Netzwerks für Kohlenstoffkreislaufwirtschaft (NK2). 65 Unternehmen und Forschungseinrichtungen gehören dem Bündnis an. Verschiedene Akteure aus Energiewirtschaft, chemischer Industrie, Anlagenbau und Abfallwirtschaft wollen dazu beitragen, dass der wertvolle Rohstoffe Kohlenstoff im System bleibt und nicht freigesetzt wird und somit die Umwelt belastet.

Plattform für Information und Wissensaustausch

„Mit dem neuen Netzwerk NK2 möchten wir eine Plattform für Information, Wissensaustausch und intersektorale, aber auch internationale Vernetzung etablieren. Uns eint die Überzeugung, dass die Kohlenstoffkreislaufwirtschaft nicht nur erhebliche Vorteile für den Klimaschutz bietet, sondern auch große Potenziale für die Wertschöpfung in Deutschland“, sagt Bernd Meyer, Leiter des Netzwerkes und des Geschäftsfeldes Chemische Umwandlungsprozesse am Fraunhofer IMWS.

Kohlenstoffhaltige Biomasse aus Abfallstoffen

Die Abfallwirtschaft als Lieferant kohlenstoffhaltiger Biomasse spielt im Konzept der Kreislaufwirtschaft eine besondere Rolle. Hier gilt es, Abfallstoffe zu recyceln und weiterzuverwenden. Nicht zuletzt setzt das seit Januar dieses Jahres geltende neue Verpackungsgesetz eine höhere Recyclingquote fest und damit neue Maßstäbe für die Industrie. Der Vorteil des neuen Netzwerkes: Alle Akteure, ob Leichtbauunternehmen oder Energieerzeuger, werden ihre sekundären Kohlenstoffquellen für die Weiterverarbeitung bereitstellen, um den Kohlenstoff als Rohstoff im Sinne der Kreislaufwirtschaft für die Entwicklung emissionsfreier Technologien nutzbar zu machen. „Die Sektorkopplung ist der Schlüssel dazu“, ist Meyer überzeugt.

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Wenn die Laderampe für die Rohstoffanlieferung versperrt ist, ist auch die gefährlichste Waffenfabrik harmlos. Nach diesem Prinzip verteidigen sich Maispflanzen gegen den Pilz Ustilago maydis, der die Krankheit Maisbeulenbrand auslöst, wie Forscher der Universität Marburg und des Max-Planck-Instituts für terrestrische Mikrobiologie im Fachjournal „Nature“ berichten.

Pilzenzym verhindert Bildung von Salizylsäure

Wenn der Pilz eine Maispflanze befällt, greift er deren Zellen mit sogenannten Effektormolekülen an. Diese bringen die Infektion voran, bekämpfen aber auch die Verteidigungsmechanismen des Wirtes. Zu den Effektormolekülen zählt die Chrosimat Mutase 1 (Cmu1). Dieses Enzym manipuliert einen bestimmten Stoffwechselweg der Maispflanze, über den diese Salizylsäure bildet. „Der wichtige Botenstoff Salizylsäure signalisiert in der Pflanze die Infektion durch schädliche Organismen“, erläutert Regine Kahmann vom Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie.

Kiwellin blockiert das Pilzenzym

Der Mais kann sich gegen diesen Angriff wehren, wie die Forscher feststellten: Ein bestimmtes Protein aus der Gruppe der Kiwelline unterbindet die Aktivität der Chrosimat Mutase. Mittels Röntgenkristallographie gelang es dem Team, den zugrunde liegenden Mechanismus aufzuklären: „Die Struktur zeigt eindrücklich, dass das Abwehrprotein den Zugang der Substrate und damit die katalytische Funktion der Cmu1 blockiert“, erklärt Gert Bange vom Fachbereich Chemie der Philipps-Universität Marburg. So kann das Enzym nicht den Ausgangsstoff Chorismat verbrauchen und diesen dem Stoffwechsel der Maispflanze entziehen.

Potenzielle Anwendung in der Pflanzenzüchtung

Von Kartoffeln und Tomaten war bereits bekannt, dass sie bei Schädlingsbefall vermehrt Proteine aus der Gruppe der Kiwelline produzieren. Das ließ vermuten, dass diese Proteinklasse Teil der Immunantwort ist. Auch bei Mais fanden die Forscher nun 20 unterschiedliche Kiwelline. An der Abwehr gegen Cmu1 war jedoch keines dieser weiteren Proteine beteiligt. Die Forscher hoffen nun, dass Kiwelline mittelfristig bei Mais und anderen Agrarpflanzen auf biotechnologischem Weg zum Pflanzenschutz beitragen können.

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Das Verständnis der bakteriellen Photosynthese könnte helfen, leistungsfähigere Ackerpflanzen zu züchten. Denn durch einen Trick gelingt es Cyanobakterien, das Sonnenlicht besonders effizient zu nutzen. Einen wichtigen Teil von diesem Mechanismus haben Forscher des Max-Planck-Instituts (MPI) für Biochemie in Martinsried gemeinsam mit Kollegen der Australian National University jetzt enträtselt, wie sie im Fachjournal „Nature“ berichten.

Weniger Nebenreaktionen durch hohe CO2-Konzentration

Bei der Photosynthese wandeln Zellen Wasser und Kohlenstoffdioxid (CO2) mit Hilfe von Sonnenlicht in Zucker und Sauerstoff um. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Enzym Rubisco. Es bindet CO2 aus der Atmosphäre und macht das Gas für Reaktionen in der Zelle zugänglich. Allerdings kann Rubisco auch mit Sauerstoff reagieren, anstatt CO2 zu binden. In diesem Fall trägt das Enzym nicht zum Energiegewinn der Zelle bei. Cyanobakterien, die ebenso wie Pflanzen die Photosynthese beherrschen, bündeln ihr Rubisco in bestimmten Strukturen namens Carboxysomen. Dort herrscht eine besonders hohe CO2-Konzentration, weshalb die Rubisco-Enzyme nur wenige Nebenreaktionen mit Sauerstoff eingehen.

Kryo-Elektronenmikroskopie deckt Mechanismus auf

Bislang wussten Forscher zwar, dass das Protein CcmM die Rubisco-Enzyme bündelt, nicht aber, wie es das anstellt. „Wir haben in dieser Studie die Vorteile der sich rasant entwickelnden Kryo-Elektronenmikroskopie genutzt, um diese dynamischen Interaktionen zu erfassen”, erläutert Max-Planck-Forscher Huping Wang und einer der Erstautoren der Studie. So konnten die Biochemiker einen unerwarteten Mechanismus dokumentieren, mit dem dies geschieht. Dadurch trennt sich das Rubisco von anderen Proteinen und erzeugt mit den CcmM-Proteinen eine eigene Phase. Um diese Phase herum formt sich eine Proteinhülle und bildet so das Carboxysom.

Anwendung in der Pflanzenzüchtung?

„Wenn wir funktionierende Carboxysome auf höhere Pflanzen übertragen könnten, würde das die Nutzpflanzen zusätzlich anregen, CO2 noch effizienter zu fixieren“, erläutert die Max-Planck-Forscherin Manajit Hayer-Hartl das Potenzial der Entdeckung. „Dann würde die Energie, die normalerweise in der Reaktion von Rubisco mit Sauerstoff verlorengeht, für die Erzeugung von Biomasse zur Verfügung stehen.“ So erzeugte Nutzpflanzen könnten eines Tages den Einsatz von Kunstdüngern reduzieren und die weltweite Nahrungsversorgung verbessern.

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Wissenschaftler der Universität Bayreuth untersuchten erstmals einen durch konventionelle Landwirtschaft genutzten Acker auf Kunststoffe. Zur Düngung des Ackers wurde in den letzten fünf Jahren ausschließlich Stallmist von Kühen und Schweinen sowie Stickstoffdünger verwendet. Auch kamen bei der Bewirtschaftung keine Gewächshäuser aus Kunststoff, Mulchfolien oder andere plastikhaltige Hilfsmittel zum Einsatz. Dennoch wurde eine deutliche Kontaminierung des Ackerlandes durch Makro- und Mikroplastik festgestellt.

Insgesamt konnten sechs verschiedene Kunststoffsorten identifiziert werden: Bei 68% aller Makroplastikteile handelt es sich um Polyethylen, gefolgt von Polystyrol (14%), Polypropylen (8%) und PVC (5%). Der am häufigsten gefundene Kunststoff Polyethylen wird besonders oft als Einwegverpackung, zum Beispiel für Lebensmittel, verwendet.

Stichprobenartig wurde die Ackerfläche auch auf Mikroplastik untersucht – auch hier wurde man fündig. Pro Kilogramm Trockengewicht enthielt der Ackerboden durchschnittlich 0,34 Mikroplastikteilchen. Hochgerechnet bedeutet dies, dass sich in einem Hektar des Ackerbodens mindestens 150.000 Mikroplastikteilchen befanden, dies obwohl die Untersuchungsfläche in den letzten Jahren einer vergleichsweise geringen Verwendung von Plastik ausgesetzt war.

 

Ökolandbau steht für nachhaltige Landwirtschaft, Artenvielfalt und vor allem für den konsequenten Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Mit einem Anteil von 7,5% ist der ökologische Landbau im Hinblick auf die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland zwar noch gering. Aktuelle Daten des Bundesamtes für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) zeigen jedoch einen klaren Trend hin zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Feldern und Wiesen.

Ökolandbau und konventionelle Landwirtschaft im Vergleich

Doch wie vorteilhaft ist der Ökolandbau tatsächlich? Dass die umweltfreundliche und nachhaltige Landwirtschaftsform auch für Landwirte profitabel sein kann – das haben Göttinger Agrarökologen erst kürzlich bewiesen. Nun haben Forscher am Thünen-Institut das Potenzial des Ökolandbaus auf breiter Ebene unter die Lupe genommen. Im Fokus standen die Bereiche Wasserschutz, Bodenfruchtbarkeit, biologische Vielfalt, Klimaschutz und -anpassung, Ressourceneffizienz und Tierwohl.

Hunderte Studien ausgewertet 

Ziel der Studie war es, die gesellschaftlichen Leistungen des ökologischen Landbaus in diesen Bereichen auf Basis vorhandener Publikationen zu bewerten. Ingesamt 528 Studien mit 2.816 Vergleichspaaren aus den Jahren 1990 bis März 2018 wurden ausgewählt und analysiert. Das Ergebnis ist eine 361 Seiten umfassende Studie, die darstellt, in welchen Bereichen der Ökolandbau im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft punktet oder nicht.

Ökolandbau punktet bei Umwelt- und Ressourcenschutz

Nach Auswertung der zahlreichen Veröffentlichungen kommen die Thünen-Forscher zu dem Schluss, dass der Ökolandbau vor allem beim Umwelt- und Ressourcenschutz deutlich besser abschneidet als die konventionelle Landbewirtschaftung.  Dazu gehören insbesondere eine bessere Qualität beim Grund- und Oberflächenwasser. Hier wirkt sich vor allem der Verzicht auf Pestizide und andere chemische Pflanzenschutzmittel positiv aus. Auch die Stickstoffeinträge waren beim ökologischen Landbau um 28% niedriger als bei der konventionellen Variante.

Mehr Bodenfruchtbarkeit und Artenvielfalt

Weitere Vorteile zeigen sich auch bei der Bodenfruchtbarkeit: Hier gab es besonders viele Regenwurm-Populationen und eine geringere Versauerung des Oberbodens. Beim Gehalt an pflanzenverfügbarem Phosphor im Oberboden sei hingegen keine eindeutige Tendenz für die eine oder andere Bewirtschaftungsform festgestellt worden, heißt es in der Studie.

Positive Effekte des Ökolandbaus gab es auch bei der Biodiversität: Mit 95% mehr Pflanzenarten war hier die Ackerflora deutlich ausgeprägter. Auch die Artenzahl der Feldvögel war um durchschnittlich 35% und die der Insekten um 23% höher. Der sparsame Ressourcenverbrauch im Ökolandbau spiegelt sich beispielsweise in der Stickstoff- und Energieeffizienz wider. In beiden Bereichen erwies sich der ökologische Landbau als vorteilhafter. Auch positive Effekte auf Erosionsvermeidung und Hochwasserschutz wurden festgestellt.

Kaum Unterschiede bei Tierwohl und Klimaschutz 

Keine eindeutigen Unterschiede brachte hingegen der Vergleich von Ökolandbau und herkömmlicher Landwirtschaft bei Tierwohl und Klimaschutz zutage. Die Gründe sind verschieden: Zum einen gab es wenige Studien, die das Wohl der Tiere thematisierten. Zum anderen stellten die Forscher fest, dass der Ökolandbau zwar geringere Treibhausgasemissionen pro Fläche verursacht. Sie vermuten aber, dass die ertragsbezogenen Klimaschutzleistungen des Ökolandbaus aufgrund des niedrigeren Ertrages mit denen in der konventionellen Landwirtschaft vergleichbar sind.

Die Studie „Thünen Report 65“ wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Bundesprogramms ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) gefördert. 

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Organic agriculture stands for sustainable agriculture, species diversity and above all the consistent elimination of synthetic chemical pesticides. With a share of 7.5% of the total agricultural area, organic farming is still marginal in Germany. However, current data from the Federal Office for Agriculture and Food (BLE) show a clear trend towards the sustainable cultivation of fields and meadows.

But how advantageous is organic farming really? Only recently, Göttingen agricultural ecologists have proven that environmentally friendly and sustainable forms of agriculture can also be profitable for farmers. Now researchers at the Thünen Institute have taken a broad look at the potential of organic farming. The focus was on water conservation, soil fertility, biological diversity, climate protection and adaptation, resource efficiency and animal welfare.

Hundreds of studies evaluated

The aim of the study was to assess the impacts of organic farming on society in these areas on the basis of existing publications. A total of 528 studies with 2,816 reference pairs from 1990 to March 2018 were selected and analyzed. The result is a 361-page study that shows in which areas organic farming scores or does not score compared to conventional agriculture.

After evaluating the numerous publications, the Thünen researchers came to the conclusion that organic farming is significantly better than conventional farming, especially in terms of environmental protection and resource conservation. This includes, in particular, better quality of groundwater and surface water. Here, the absence of pesticides and other chemical pesticides has a particularly positive effect. Nitrogen inputs in organic farming were also 28% lower than in conventional farming.

More soil fertility and species diversity

Further advantages can also be seen in soil fertility: there were a particularly large number of earthworm populations and less acidification of the topsoil. In contrast, the study found that there was no clear trend in the amount of plant-available phosphorus in the topsoil towards one or the other form of cultivation.

There were also positive effects of organic farming on biodiversity: with 95% more plant species, the arable flora was much more pronounced. The number of species of field birds was also 35% higher on average and that of insects 23% higher. The economical consumption of resources in organic farming is reflected, for example, in nitrogen and energy efficiency. Organic farming proved to be more advantageous in both areas. Positive effects on erosion prevention and flood protection were also observed.

Hardly any differences in animal welfare and climate protection

However, a comparison of organic and conventional agriculture in animal welfare and climate protection did not reveal any clear differences. There are various reasons for this: On the one hand, there were few studies that addressed animal welfare. On the other hand, the researchers found that organic farming causes lower greenhouse gas emissions per hectare. However, they suspect that the yield-related climate protection performance of organic farming is comparable to that of conventional agriculture due to the lower yield.

The study "Thünen Report 65" was funded by the Federal Ministry of Food and Agriculture as part of the Federal Programme for Organic Agriculture and Other Forms of Sustainable Agriculture (BÖLN).

Ob Auto, Windrad oder Flugzeug: Damit eine Maschine reibungslos läuft, benötigt sie meist ein oder mehrere Schmiermittel. Die chemische Industrie verfügt heute über ein großes Sortiment an spezialisierten und weit optimierten Schmierstoffen und Gleitlacken. Deren Bestandteile und Zusatzstoffe basieren jedoch traditionell auf fossilen Rohstoffen. Das 2017 gestartete Projekt „Polyhydroxyalkanoate als Verdickungs- und Bindemittel in technischen Schmierstoffen“ (PHAt) will das ändern und entwickelt nachhaltige Alternativen. Es wird vom Bundesforschungsministerium mit rund 1,25 Millionen Euro im Rahmen der Fördermaßnahme „Maßgeschneiderte biobasierte Inhaltsstoffe für eine wettbewerbsfähige Bioökonomie“ gefördert.

Polyhydroxyalkanoate als Grundlage der Verdickungsmittel

Im Projekt wollen Forscher vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft biobasierte und biologisch abbaubare Verdickungs- und Bindemittel auf Basis sogenannter Polyhydroxyalkanoaten (PHA) entwickeln. Diese sollen dann in Rezepturen für Schmiermittel und Gleitlacke eingesetzt werden. Ihre Funktion besteht darin, die Zähflüssigkeit und die filmbildenden Eigenschaften zu regulieren.

Neben der Projektkoordination leistet Fraunhofer UMSICHT die Vorstudien zu PHA-basierten Verdickungsmitteln und Bindemitteln im Labormaßstab. Des Weiteren sind am Projekt zwei mittelständische Partner beteiligt - Fritzmeier Umwelttechnik GmbH & CO. KG für die biotechnologische Herstellung von PHA sowie UnaveraChemLab GmbH für die chemische PHA-Modifikation. Als Großindustrie und Vermarkter wird FUCHS Schmierstoffe GmbH schließlich die neuen Verdickungs- und Bindemittel in Schmierstoffen und Gleitlacken anwendungsnah prüfen. Angestoßen wurde das Projekt innerhalb des Kooperationsnetzwerks „BioPlastik“, das durch die IBB Netzwerk GmbH in Martinsried gemanagt wird. 

Wichtige Meilensteine erreicht

Wie die Projektpartner nun vermelden, konnten bereits erste wichtige Meilensteine erreicht werden. Demnach haben die Forscher aus der Vielzahl unterschiedlicher Polyhydroxyalkanoate jene identifiziert, die für das Vorhaben besonders vielversprechend sind. Sie werden nun im Labormaßstab hergestellt. Auch die theoretischen Grundlagen zur Vorhersage der resultierende Zähflüssigkeit des Schmiermittels, wurden etabliert. Erste praktische Tests bestätigen die Verdickungswirkung der Komponenten auf Basis nachwachsender Rohstoffe.

Weitere Optimierungen geplant

In den verbleibenden beiden Jahren geht es nun darum, die neuen Verdickungs- und Bindemittel weiterzuentwickeln und in Schmierstoffen und Gleitlacken anwendungsnah zu prüfen. „Wir haben noch viele Ideen, wie man Polyhydroxyalkanoate chemisch modifizieren kann, um die Fließeigenschaften, Löslichkeit sowie thermische und oxidative Stabilität zu verbessern“, bekräftigt Projektkoordinatorin Inna Bretz vom Fraunhofer-Institut UMSICHT. „Wir sind optimistisch, die Performance der Verdickungs- und Bindemittel weiter steigern zu können.“

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No matter if car, wind turbine or airplane: In order for a machine to run smoothly, it usually needs one or more lubricants. Today, the chemical industry has a wide range of specialized and widely optimized lubricants and bonded coatings. However, their components and additives are traditionally based on fossil raw materials. The project "Polyhydroxyalkanoates as thickeners and binders in technical lubricants" (PHAt) aims to change this and develop sustainable alternatives. It is funded by the Federal Ministry of Education and Research with around 1.25 million euros as part of the funding measure "Tailor-made biobased ingredients for a competitive bioeconomy".

Polyhydroxyalkanoates as the basis for thickeners

In the project, researchers from the Fraunhofer Institute for Environmental, Safety, and Energy Technology (UMSICHT), together with partners from industry and the IBB network, intend to develop bio-based and biodegradable thickeners and binders based on polyhydroxyalkanoates (PHA). These will then be used in formulations for lubricants and bonded coatings. Their function is to regulate viscosity and film-forming properties.

In addition to project coordination, Fraunhofer UMSICHT carries out preliminary studies on PHA-based thickeners and binders on a laboratory scale. Furthermore, two medium-sized partners are involved in the project - Fritzmeier Umwelttechnik GmbH & CO. KG for the biotechnological production of PHA and UnaveraChemLab GmbH for the chemical modification of PHA. As a major industry and marketer, FUCHS Schmierstoffe GmbH will finally test the new thickeners and binders in lubricants and bonded coatings in an application-oriented manner. The project was initiated within the cooperation network "BioPlastik", which is managed by IBB Netzwerk GmbH in Martinsried.

Important milestones reached

The project, which is funded by the Federal Ministry of Education and Research with approximately 1.25 million euros, has already reached important milestones after the first of three years. From the large number of different polyhydroxyalkanoates, the researchers have identified those that are particularly promising for the project. They are now being produced on a laboratory scale. The theoretical basis for predicting the resulting viscosity of the lubricant has also been established. First practical tests confirm the thickening effect of the components based on renewable raw materials.

Further optimizations planned

In the remaining two years, the focus is now on further developing the new thickeners and binders and testing them in lubricants and bonded coatings. "We still have many ideas on how to chemically modify polyhydroxyalkanoates in order to improve their flow properties, solubility and thermal and oxidative stability," confirms project coordinator Inna Bretz from the Fraunhofer Institute UMSICHT. "We are optimistic that we will be able to further increase the performance of the thickeners and binders."

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„Hidden Champion“ ist vielleicht der beste Begriff, um zu beschreiben, was sich in den vergangenen fünf Jahren im Bonner Umland entwickelt hat: Auch wenn die Firma Jennewein Biotechnologie GmbH – noch – nicht den Umsatz erreicht, der in der Regel mit einem „Hidden Champion“ verbunden wird, so erfüllt das junge Unternehmen mit derzeit 94 Mitarbeitern doch so ziemlich alle anderen Kriterien. Nur „versteckt“ kann man den in Rheinbreitbach ansässigen Hersteller besonderer humaner Zuckermoleküle als Zusatz für Nahrungsmittel, insbesondere für Säuglingsnahrung, spätestens seit seiner jüngsten Akquise nicht mehr nennen. „Wir möchten nicht weniger als die größte Fermentationsanlage der letzten Jahrzehnte bauen“, beschreibt Firmengründer Stefan Jennewein die aktuellen Wachstumspläne nicht ohne Stolz.

2005 gegründet mit einer mutigen Idee

Begonnen hat die rasante Entwicklung des Unternehmens im Gründungsjahr 2005. Jennewein wollte mithilfe der Biotechnologie humane Milch-Oligosaccharide herstellen. „Humane Milch-Oligosaccharide stellen den drittgrößten Bestandteil der Muttermilch dar, nach Lactose und Fetten. Diese sogenannten HMOs wurden vor über hundert Jahren auf Grundlage der Beobachtung entdeckt, dass gestillte Säuglinge eine siebenmal höhere Überlebenschance haben als mit damaliger Babynahrung gefütterte Säuglinge“, schildert Jennewein. Heute weiß man, dass diese speziellen Mehrfachzucker dem Baby helfen, eine gesunde Darmflora zu entwickeln und gleichzeitig das Risiko bestimmter Infektionen wie beispielsweise mit dem Norovirus verringern.

Die chemische Industrie scheitert seit Jahrzehnten daran, diese komplexen Moleküle im industriellen Maßstab künstlich herzustellen, um sie Säuglingsnahrung beifügen zu können. „Sie aus der Muttermilch zu gewinnen, wäre unethisch, man müsste sie ja einem Säugling wegnehmen“, schließt Jennewein diesen zweiten Ansatz aus – zumal auf diesem Weg Krankheiten übertragen werden könnten. Auch der Biotechnologie wollten viele nicht zutrauen, die Herausforderung technisch und obendrein profitabel zu bewältigen. „2005 haben wir unser Vorhaben mehreren Säuglingsnahrungsherstellern vorgestellt, damals wurde mir gesagt, dass ich das Thema vergessen sollte, denn es wäre unmöglich, humane Milchzucker biotechnologisch herzustellen“, erinnert sich der Firmenchef. Er machte sich dennoch daran.

Bundesforschungsministerium fördert die Entwicklung früh

Das Bundesforschungsministerium (BMBF) glaubte an das Potenzial und unterstützte Jennewein Biotechnologie von 2008 bis 2012 mit 1,1 Mio. Euro aus der Förderinitiative „BioChancePlus“. Das junge Unternehmen konzentrierte sich auf das humane Milch-Oligosaccharid 2‘-Fucosyllactose. Die Forscher funktionierten Bakterien zu Zellfabriken um, die mithilfe einer speziellen Enzymausstattung die schwierige Aufgabe der Zuckerherstellung fortan bewältigen können. Die harmlosen Mikroorganismen sondern das fertige Produkt ab, sodass es anschließend nur noch aus der Nährlösung herausgefiltert werden muss. Als „Futter“ für die Mikroorganismen kommen Zucker aus erneuerbaren Quellen zum Einsatz – ein schonendes, energiearmes, umweltfreundliches und gesundheitlich unbedenkliches Verfahren.

Der Erfolg überzeugte das BMBF erneut, sodass das Ministerium im Anschluss an die erste Förderung noch einmal rund 1 Mio. Euro aus der Fördermaßnahme „KMU-innovativ Biotechnologie“ für die Jahre bis 2015 bereitstellte. Mit diesem Geld wollte Jennewein weitere Enzyme, sogenannte Glycosyltransferasen identifizieren, um zusätzliche der rund einhundert unterschiedlichen humanen Milch-Oligosaccharide auf biotechnologischem Weg zu produzieren. Mit Erfolg: „Auf der Basis können wir nun acht weitere humane Mehrfachmilchzucker herstellen“, resümiert Jennewein die Forschungsergebnisse.

Hautcreme, Nagellack, Brustimplantate: Die Biotech-Spinnenseidenproteine von AMSilk stecken bereits in einer Reihe von Produkten des Alltags. Seit es dem Martinsrieder Unternehmen 2013 erstmals gelungen ist, seine mithilfe von Mikroorganismen hergestellten Spinnenseideproteine zu Fasern zu verarbeiten, ist auch die Textilbranche an dem biobasierten Supermaterial hochinteressiert. In einer bestehenden Kooperation mit dem Sportartikelhersteller Adidas ist der Prototyp eines Laufschuhs entstanden, dessen Obermaterial aus "Biosteel-Fasern" gefertigt ist. Kaufen kann man den Sneaker bisher allerdings noch nicht.

Armbänder für Luxusuhren

Anders sieht es bei dem jüngsten Coup von AMSilk aus: Wie diverse Zeitungen meldeten, haben die Martinsrieder den Luxusuhrenhersteller OMEGA als Abnehmer für ihre Biosteel-Fasern gewonnen. Das Schweizer Unternehmen bietet ab sofort seine NATO-Textilarmbänder aus Biosteel-Fasern im Handel an. „Damit zeigen wir, dass der Einsatz im Textilbereich möglich ist“, sagte AMSilk-CEO Jens Klein dem Handelsblatt. „Die Fashion-Industrie kann ein riesiger Markt werden.“ Konkrete Angaben zu dem Deal wurden jedoch nicht bekannt.

Was die Biotech-Spinnenseide so attraktiv macht: sie ist widerstandsfähig, flexibel und weich. Die synthetischen Seidenproteine wirken zudem antibakteriell und sind vollständig biologisch abbaubar. Diese Eigenschaften machen das Material für Kosmetik- und Medizintechnikhersteller, aber eben auch für die Sport- und Outdoor-Industrie interessant.

AMSilk erwartet erstmals Millionenumsätze 

Auch die Luft- und Raumfahrtindustrie testet den extrem flexiblen und hoch belastbaren Werkstoff. Erst im September 2018 hat AMSilk mit Airbus eine Kooperation geschlossen, um ein neues Verbundmaterial auf Basis von künstlich erzeugten Seidenproteinen zur Herstellung von Flugzeugflügeln zu entwickeln. 

Hauptinvestor von AMSilk ist AT Newtec, eine Investmenttochter der Hexal-Gründer Andreas und Thomas Strüngmann. Als Investor sind zudem die MIG Fonds an Bord. Die Eigentümer haben bislang einen zweistelligen Millionenbetrag eingebracht. In diesem Jahr will AMSilk mit dem Hightech-Material erstmals Millionenumsätze einfahren. Wie das Unternehmen auf Nachfrage von bioökonomie.de bestätigt, rechnet das Unternehmen mittelfristig mit Umsätzen in zweistelliger Millionenhöhe. Damit wäre das Geschäftsmodell Klein zufolge „grundsätzlich auch etwas für die Börse“. 

bb/pg

Phosphor ist ein lebenswichtiger Nährstoff für Pflanzen. Um Erträge zu steigern, werden in der Landwirtschaft Dünger eingesetzt, die das wertvolle Mineral enthalten. Doch die Ressource ist teuer und obendrein rar. Forscher der Universität Bayreuth haben nun gemeinsam mit Wissenschaftlern in Kopenhagen einen Weg gefunden, wie der kostbare Nährstoff auch ohne regelmäßiges Düngen langfristig für Pflanzen verfügbar gemacht werden kann – und zwar durch die Zugabe von Silizium.

Phosphorverfügbarkeit mit Silizium steuern

Im Rahmen der Studie hatte das Team Böden in der Arktis untersucht und herausgefunden, dass Silizium den an Eisen gebundenen Phosphor im Boden mobilisiert und damit bewirkt, dass der kostbare Nährstoff von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden kann.  Die Ergebnisse der Untersuchung sind im Fachjournal „Scientific Reports“ erschienen. „Die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile liegen auf der Hand“, betont der Bayreuther Umweltgeochemiker Jörg Schaller. „Phosphorhaltiger Dünger ist eine begrenzte Ressource, wohingegen Silizium nahezu unbegrenzt vorhanden ist. Auf der Basis unserer Forschungsergebnisse kann die weltweite Verfügbarkeit von Phosphor im Boden durch eine gezielte Düngung mit Silizium präzise gesteuert werden“, sagt Schaller.

Dank Silizium auf Phosphordünger verzichten

Das Forscherteam ist überzeugt: WürdenBöden mit genau definierten Mengen Silizium gedüngt, könnten Landwirte möglicherweise über Jahre hinweg auf phosphorhaltige Dünger verzichten, ohne dass es zu Ernteverlusten kommt. „Dies wäre ein nicht zu unterschätzender Beitrag zur globalen Ernährungssicherheit“, betont Schaller.  Aber auch die Umwelt würde geschont. Zum einen würde somit weniger Phosphor von den Feldern in die Gewässer gelangen, was die umweltschädigende Algenblüte drosseln kann. Zum anderen würde mehr Silizium von den Böden ins Meer transportiert, wodurch mehr Kohlenstoff durch Kieselalgen gebunden werden kann und nicht als Treibhausgas in die Atmosphäre entweicht. 

Die Arbeit der Bayreuther Forscher wurde von der Bayerischen Forschungsallianz (BayFOR) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

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Cyanobakterien gehören zu den ältesten Lebensformen der Erde. Sie gelten als Erfinder der pflanzlichen Photosynthese und sind heute ein wichtiger Naturstoff, um Peptide, Aminosäuren oder Vitamine herzustellen. Einst wurden sie als Blaualgen bezeichnet und den Algen zugeordnet. Mittlerweile gehen Forscher aber davon aus, dass diese Millionen Jahre alten Organismen einen eigenen Bakterienstamm repräsentieren. Etwa 1.500 Arten sind bekannt. Einige davon gehören zum Repertoire des Leibniz-Instituts DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH. An dem Braunschweiger Institut werden die Organismen konserviert und umfassend erforscht.

Unterschiede im Metabolismus aufgedeckt

Wegen ihrer zunehmenden Bedeutung für die Biotechnologie haben Jörn Petersen und Nachwuchsgruppenleiterin Meina Neumann-Schaal vom DSMZ in der Sammlung nach neuen Modellsystemen bei den Cyanobakterien geforscht. Dafür verglichen sie das Erbgut und den Stoffwechsel von fünf nicht-marinen Cyanobakterien mit der in Süßwassern lebenden Art Synechocystis sp. PCC 6803. Dabei zeigten sich verblüffende Unterschiede im metabolischen Repertoire der einzelnen Organismen, wie das Team im Fachjournal „Genome Biology and Evolution“ berichtet.

Austausch von Genen beim Stoffwechsel

Die Wissenschaftler stellten fest, dass es insbesondere erhebliche Differenzen im Stoffwechsel zwischen den verschiedenen photosynthetischen Bakterien gibt und diese sich individuell an den Tag-Nacht-Zyklus anpassen. Die Studie belegt, dass es zwischen den Arten zu einem völlig unerwarteten Austausch von Genen des Primärstoffwechsels kommt. Große Diskrepanzen zeigten auch die untersuchten Bakterienstämme hinsichtlich der Assimilation von Kohlenstoffdioxid und dessen Speicherung in Kohlenhydraten.

Die metabolischen Unterschiede lassen sich den Forschern zufolge anhand des Erbguts erklären: So enthält der vor Jahrzehnten in der chilenischen Atacama-Wüste isolierte und seither praktisch – wie es heißt- in „Einzelhaft“ gehaltene Stamm Calothrix desertica DSM 106972 dreimal so viele Gene wie der von den Braunschweiger Forschern genutzte Referenzorganismus.

Neue Modellsysteme nutzen

Anhand ihrer Erkentnisse sind die Wissenschaftler überzeugt: Um das verborgene biotechnologische Potenzial von Cyanobakterien voll ausschöpfen zu können, sollten zur Erforschung der Biodiversität nicht nur etablierte Modellsysteme, sondern dringend auch andere Modelle genutzt werden.

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Der Waschtag – ein wahrer Kraftakt

Lange Zeit war das Waschen die kraft- und zeitaufwendigste Arbeit im Haushalt. Gewaschen wurde in einer Lauge aus Asche – Asche, weil die nicht wasserlöslichen Substanzen mechanisch beim Scheuern halfen. Zudem entsteht durch die Verbindung von Wasser und Asche eine ätzende Lösung, die die Fasern zum Quellen bringt und die Fette zersetzt. Nach dem Einweichen und Brühen in der Lauge standen das anstrengende Schlagen, Kneten und Reiben, erneutes Spülen, dann Bleichen und Wringen: ein Kraftakt, den uns heute die Waschmaschine und zahlreiche Inhaltsstoffe abnehmen.

Waschmittel heute – ein Hightech-Produkt

Heute setzen sich Waschmittel aus etwa 30 verschiedenen Komponenten zusammen. Die umweltschädlichen Phosphate wurden im Laufe der Jahre eliminiert und synthetische Tenside auf Erdölbasis weitgehend durch biologisch abbaubare Tenside ersetzt.

Hinzugefügt wurden Enzyme. Jedes Enzym wirkt spezifisch für einen bestimmten organischen Stoff, welchen es immer in gleicher Art und Weise abbaut. Da Enzyme als biologische Katalysatoren arbeiten, werden sie bei der Reaktion nicht verbraucht. Dadurch können sie schon in geringen Mengen wirkungsvoll eingesetzt werden. Mithilfe gentechnisch veränderter Mikroorganismen lassen sie sich in größeren Mengen und hoher Reinheit günstig und umweltschonend herstellen. Die bioaktiven Stoffe entfalten ihre reinigende Wirkung bereits bei niedrigen Waschtemperaturen, dies spart zusätzlich Energie und senkt indirekt den CO2-Ausstoß.

Ein weiteres Plus: Durch die Enzyme wird die Wäsche nicht nur sauberer, sondern auch gepflegt: Biochemisch knabbern sie von Baumwollgewebe die winzigen Knötchen ab, die das Gewebe rauh machen.

Marktreife

In etwa 80% der Waschmittel kommen heute Enzyme zum Einsatz.

The washing day - a huge effort

For a long time, washing was the most energy- and time-consuming work in the household. Washing was done in a lye made of ash - ash, because the non-water-soluble substances mechanically helped scrubbing. In addition, the combination of water and ash produces a corrosive solution that causes the fibres to swell and decomposes the fats. After soaking and brewing in the caustic solution, the strenuous beating, kneading and rubbing, rinsing again, then bleaching and wringing took place: a huge effort that the washing machine and numerous ingredients relieve us of today.

Detergents today - a high-tech product

Today, detergents consist of about 30 different components. The environmentally harmful phosphates have been eliminated over the years and synthetic surfactants based on petroleum have been largely replaced by biodegradable surfactants.

Enzymes were added. Each enzyme acts specifically for a certain organic substance, which it always degrades in the same way. Since enzymes work as biological catalysts, they are not consumed during the reaction. This enables them to be used effectively even in small quantities. With the help of genetically modified microorganisms, they can be produced in large quantities and high purity in a cheap and environmentally friendly way. The bioactive substances already develop their cleaning effect at low washing temperatures, which additionally saves energy and indirectly lowers CO2 emissions.

Another advantage is that the enzymes not only make the laundry cleaner, they also care for it: Biochemically, they nibble off the tiny nodules that make the cotton fabric rough.

Ready for the market

Enzymes are used in about 80% of detergents today.

Gleiten lernen von Schwimmfarnen – so in etwa könnte man zusammenfassen, was sich Forscher der Universität Bonn für die Tankschiffe der Zukunft vorstellen: Je besser ein Schiff gleitet, desto geringer ist sein Treibstoffverbrauch und damit bei motorisierten Schiffen auch der Ausstoß an Treibhausgasen. Eine Hightech-Beschichtung der Schiffshülle könnte das in bislang unerreichtem Ausmaß ermöglichen, wie die Forscher im Fachjournal „Philosophical Transactions A“ berichten.

Härchen bilden Lufthülle

Taucht man den Schwimmfarn Salvinia molesta unter Wasser und zieht ihn wieder heraus, perlt die Flüssigkeit von ihm ab, ohne dass er nass geworden ist. Dahinter steckt ein einfacher chemischer Trick: Auf seiner Oberfläche besitzt der Farn ein dichtes Meer aus winzigen Härchen. An ihrer Wurzel sind diese Härchen wasserabstoßend, an ihrer Spitze wasseranziehend. Gerät der Schwimmfarn unter Wasser, sammeln sich an den Haarspitzen unzählige kleine Wassertröpfchen und bilden eine dichte Hülle. Unterhalb dieser Hülle befindet sich jedoch eine Luftschicht, die nun sicher eingeschlossen ist und den Farn trocken hält.

Ein Fünftel Sprit einsparen

Eine vergleichbare Lufthülle um den Schiffsrumpf herum würde dessen Reibung im Wasser und damit den Energiebedarf zur Fortbewegung verringern. Die Bonner Forscher haben daher mit Partnern an der Universität Rostock eine Beschichtung entwickelt, die die Oberflächenstruktur des Schwimmfarns imitiert. „Wir konnten bereits vor gut zehn Jahren an einem Prototypen zeigen, dass damit im Prinzip eine Reibungsminderung von bis zu zehn Prozent möglich ist“, erklärt Matthias Mail vom Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen an der Universität Bonn. „Unsere Partner der Uni Rostock erreichten später mit einem anderen von uns entwickelten Material sogar eine 30-prozentige Reduktion.“ In der Praxis liege das mittelfristige Sparpotenzial wohl bei fünf, langfristig eher bei 20 Prozent.

Ein Prozent der globalen CO2-Emissionen vermeiden

Da der Treibstoffverbrauch rund die Hälfte der Transportkosten auf dem Seeweg ausmacht, könnte ein handelsübliches Containerschiff auf dem Weg von Baltimore (USA) nach Bremerhaven bis zu 160.000 US-Dollar Kosten einsparen. Berücksichtigt man, dass durch die Beschichtung weniger Pocken und andere Wasserlebewesen den Schiffsrumpf besiedeln – was ebenfalls Einfluss auf die Reibung hat – könnte diese Technologie fast ein Prozent der globalen Kohlendioxidemissionen vermeiden, kalkulieren die Forscher. „Natürlich sind diese Zahlen optimistisch“, räumt Mail ein. „Sie zeigen aber, wie viel Potenzial diese Technologie hat.“

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