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Weg von erdöl- und hin zu biobasierten Produkten und einem nachhaltigen Wirtschaften – das ist das Ziel des Konzepts Bioökonomie. Für den Wandel hin zu einer solchen Wirtschaftsweise auf der Basis biologischer Ressourcen ist ein Umdenken gefragt, das einen gesellschaftlichen Wandel nach sich zieht. In dem neuen Forschungsprojekt „BioKompass“ wollen Fraunhofer-Forscher den gesellschaftlichen Transformationsprozess hin zur Bioökonomie erforschen sowie durch partizipative Formate den Dialog gesellschaftlicher Akteure befördern. Im Zentrum stehen Zukunftsvorstellungen und Szenarien einer künftigen Bioökonomie. So soll ein vertieftes gemeinsames Verständnis einer zukünftigen, biobasierten Wirtschaftsweise bei allen Beteiligten geschaffen und konkrete Anwendungsfelder der Bioökonomie nähergebracht werden.
Zukunft stellt neue Herausforderungen
Die wachsende Zahl an biobasierten Produkten und industriellen Fertigungen ist zwar ein ressourcenschonender und daher erfreulicher Trend, doch er stellt auch einige neue Herausforderungen an das Wirtschaftssystem und die Gesellschaft. Um diese frühzeitig zu erkennen und zu bewältigen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) noch bis ins Jahr 2020 das Projekt „BioKompass“. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI leitet das Projekt. Zu den Projektpartnern gehören zudem das Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie ICT, das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD sowie die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung (SGN) und das ISOE-Institut für sozial-ökologische Forschung.
Workshop bringt Bürger und Experten zusammen
Am 23. Januar 2018 führt das Fraunhofer ISI im Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt einen ersten BioKompass-Zukunftsdialog durch. Hier soll es darum gehen, Zukunftsvorstellungen zur Bioökonomie aufzuspüren. Sowohl Bürger als auch Fachleute aus Industrie, Gesellschaft und Wissenschaft kommen in einem Workshop zusammen, um über Vorstellungen, Strategien und Konzepte zu diskutieren. Das Event soll außerdem dazu beitragen, die Öffentlichkeit mehr für das Thema Bioökonomie zu sensibilisieren.
Der allgemeine Insektenschwund hat viele Ursachen, nicht zuletzt Umwelttoxine und den Klimawandel. Doch für das Bienensterben der vergangenen Jahre gibt es noch einen weiteren Schuldigen: die Varroa-Milbe. Dieser Parasit ist zum Untermieter nahezu aller Bienenvölker geworden. Die Milben saugen an Larven und Bienen und schwächen sie. Zudem überträgt die Varroa-Milbe auch Krankheitserreger.
Forschern der Universität Hohenheim und der Martinsrieder Firma Sitools Biotech ist auf der Suche nach einem potenten biologischen Anti-Milben-Wirkstoff auf der Basis von RNA-Interferenz nun ein Zufallsfund geglückt: Die Chemikalie Lithiumchlorid, die die Forscher eigentlich nur als Reagenzie verwendeten, tötet die Milben effektiv. Die Forscher berichten über ihre überraschende Entdeckung im Fachmagazin „Scientific Reports“.
Neuer Wirkmechanismus ohne Nebenwirkungen
Die Varroa-Milbe zählt weltweit zu den gefährlichsten Bienenschädlingen. Imker haben bisher nur wenig effektive Gegenmittel zur Wahl, um die Milbe einzudämmen. Bisher befallene Bienenstöcke werden entweder mit aggressiven organischen Säuren wie die Ameisensäure oder chemischen Milbenbekämpfungsmitteln behandelt, die Rückstände verursachen und Resistenzprobleme auslösen. Der neue Wirkstoff Lithiumchlorid hingegen habe einen komplett anderen Wirkmechanismus, sei einfach anzuwenden und habe laut der Forscher auch keine gefährlichen Nebenwirkungen für die Bienen, Imker oder Verbraucher. „Lithiumchlorid kann man Bienen in Zuckerwasser aufgelöst füttern. Bei unseren Versuchen haben bereits geringe Mengen der Salzlösung ausgereicht, um innerhalb weniger Tage die auf den Bienen aufsitzenden Milben abzutöten – ohne Nebenwirkungen für die Bienen“, erklärt Peter Rosenkranz, der in Hohenheim die Landesanstalt für Bienenkunde leitet.
Leicht verfügbar und gesundheitlich unbedenklich
Ein weiterer Vorteil des Wirkstoffes ist seine Verfügbarkeit: Der weltweite Lithiumvorrat wird auf über 40 Millionen Tonnen geschätzt. Und Lithiumchlorid-Salz liegt in Salzlaugen, Salzseen und Heilquellen in teilweise erstaunlich hohen Konzentrationen vor. Auf Grund seiner Unbedenklichkeit wird es außerdem in der Humanmedizin bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts als Antidepressivum verwendet.
Industrielle Anwendung absehbar
Einer endgültigen Zulassung als Bienenmedikament stehen allerdings noch einige abschließende Test bevor. So muss noch die beste Dosierung bestimmt werden und Nebenwirkungen für Bienen und Anwender sowie das Risiko von Rückständen vollständig ausgeschlossen werden. Einige Unternehmen haben bereits ihr Interesse angemeldet und wollen diese Fragen nun gemeinsam mit den Forschern klären.
jmr/pg