Agrarforschung: 15 Jahre Jena-Experiment
Europas größtes Freiland-Labor für Biodiversitätsforschung feiert Jubiläum: Seit 15 Jahren läuft das „Jena-Experiment“.
Um Biodiversität auf den Äckern zu erforschen, braucht man einen guten Durchblick und einen langen Atem. Ein Paradebeispiel für ein Freilandlabor für die Biodiversitätsforschung ist das „Jena-Experiment“. Es wurde 2002 vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie und der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU) ins Leben gerufen. Der Freilandversuch ist damit nicht nur das am längsten dauernde Biodiversitäts-Experiment Europas, sondern auch das größte. Mit einem zweitägigen Symposium wird seit dem 7. Februar in Jena das 15-jährige Jubiläum gefeiert.
Pflanzenvielfalt auf früherem Ackerland
Das knapp zehn Hektar große Areal am Saaleufer war einst eine gewöhnliche Ackerfläche. Heute wachsen auf über 600 verschiedenen Versuchsflächen Kräuter, Gräser und Leguminosen zwischen Blüten, die jedes Jahr im Sommer Insekten, Würmer, Vögel und andere Kleintiere anlocken. „Ziel ist es herauszufinden, wie sich die Vielfalt und Zusammensetzung der Pflanzen auf die Stoffkreisläufe im Boden oder das Zusammenleben der Tierwelt auswirken“, erläutert die wissenschaftliche Koordinatorin des "Jena-Experiment" der Universität Jena, Anne Ebeling.
Unter Leitung der Friedrich-Schiller-Universität Jena werden hier seit nunmehr 15 Jahren die Diversität von Pflanzen und ihre Auswirkungen auf Artenvielfalt, Stoffkreisläufe und Ökosystemprozesse wissenschaftlich untersucht. Wissenschaftler aus den verschiedensten Forschungsgruppen beackern hier buchstäblich ein Feld gemeinsam, wobei sie verschiedenste Themen wie Bestäubung, Zusammenwirken von Bodenlebewesen und oberirdischen Pflanzenteilen sowie Stickstoff- und Kohlenstoffkreisläufe analysieren.
Mit Langzeitdaten zu neuen Erkenntnissen
Herzstück des „Jena-Experiements“ sind die dabei gesammelten Langzeitdaten. Sie ermöglichen so grundlegende Fragen wie zur Rolle der Artenvielfalt und deren Funktionen für Ökosysteme zu beantworten. So sind in den vergangenen Jahren fast 200 wissenschaftliche Publikationen entstanden, die zeigen, wie Biodiversität Ökosysteme vor Klimaextremen schützt, dass nach Flutkatastrophen artenreiches Grasland besser wächst als artenarmes oder dass Pflanzendiversität die Aktivität von Mikroorganismen und die Kohlenstoffspeicherung im Boden erhöht.
Forschung bis 2018 gesichert
Die Biodiversitätsforschung in Europas größtem Freiland-Labor ist bis Mai 2018 gesichert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hatte im vergangenen Jahr eine weitere Förderung über insgesamt 4 Mio. Euro gewährt. Mehr als 100 Forscher aus Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz, Frankreich, Österreich und den USA sind an dem „Jena-Experiment“ beteiligt. Neben der Jenaer Universität, der Universität Leipzig, der TU München und dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena ist auch Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) mit dabei.
bb