Studie: Baum-Mix steigert Erträge in Wäldern
Die bisher größte Big-Data-Analyse zur globalen Biodiversität in Wäldern belegt, wie eng Artenvielfalt und Produktivität miteinander zusammenhängen.
Waldrodungen und Klimawandel setzen das Ökosystem Wald zunehmend unter Druck. Nicht nur der Lebensraum vieler Tiere ist gefährdet. Auch sein Potenzial als Sauerstoffspender und CO2-Killer ist bedroht. Nun offenbart eine umfassende internationale Studie, wie positiv die Biodiversität die Produktivität der Wälder weltweit beeinflusst. Für die im Fachjournal „Science“ erschienene Untersuchung, an der auch Forscher der Technischen Universität München (TUM) beteiligt waren, wurden rund 30 Millionen Bäume, darunter 8.700 Baumarten von Mangroven über Bäume in tropischen Feuchtwäldern, Mitteleuropa, Tundren und Trockensavannen bis hin zu Hölzern in mediterranen Wäldern erfasst. Mehr als 770.000 Probeflächen aus 44 Ländern wurden ausgewertet. „Es wurde ein immenser Datenumfang zu Biodiversität und Produktivität aus fast 50 Ländern weltweit verarbeitet, was in diesem Wissenschaftsfeld noch keiner gemacht hat“, betont Mitautor Hans Pretzsch vom Lehrstuhl für Waldwachstumskunde der TUM.
Ökosystem Wald besser verstehen
Die Studie ist die erste große Arbeit des noch jungen Netzwerkes Global Forest Biodiversity Initiative (GFBI), das erst in diesem Jahr gegründet wurde. Die internationale und fachübergreifende Forschungsgruppe will damit das Verständnis der Zusammenhänge der großen bewaldeten Ökosysteme der Erde verbessern. Die GFBI-Studie beinhaltet die wichtigsten Waldökosysteme der Erde. Sie zeigt: Ein Artenrückgang führt zu massiven Einschnitten bei der Produktivität der Wälder. Aber nicht nur das. Wälder mit verschiedenen Holzarten wie Mischwälder aus Buchen und Kiefern, können neben vielen ökologischen und sozialen Vorteilen auch deutlich höhere Holzzuwächse erbringen. „Die Inventuren und Versuchsflächendaten von über 150 Jahren zeigen, wie die Holzzuwächse parallel zur Artenanzahl zurückgehen und wie sie bei der Umwandlung von Waldmonokulturen hin zu Mischbeständen wieder ansteigen können“, erklärt Pretsch.
In den 1950iger und 1960iger Jahren wurden auch in Deutschland viele Mischwälder in Monokulturen umgewandelt. Diese Strategie gehört der Vergangenheit an. „Inzwischen ist in den Waldbaurichtlinien vieler Länder festgeschrieben, dass sich Bestände möglichst immer aus zwei oder drei Arten aufbauen sollten“, erklärt Pretsch. In Umsetzung der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt - NBS“ fördert die Bundesregierung bereits seit 2007 Innovationen zum Schutz und einer nachhaltigen Entwicklung der Biodiversität. Vor knapp einem Jahr wurde das 3,2 Mio. Euro schwere Verbundprojekt „BioHolz“ gestartet, wo nach neuen Wegen für eine nachhaltige Waldnutzung gesucht wird.
Milliardenschaden durch Artenverlust
Wie hoch der Verlust für die Waldwirtschaft bei weiter schwindender Artenvielfalt wäre, zeigt die Studie ebenfalls: Die Autoren rechnen damit, dass bei einer Artenverarmung von 99 Prozent auch der Ertrag sinkt, was einem Wertverlust von 166 bis rund 490 Mrd. US-Dollar pro Jahr entsprechen würde. Damit würden die Verluste die weltweiten jährlichen Aufwendungen zum Erhalt der Biodiversität um das Doppelte überragen. Dazu wäre der Verlust der genetischen Vielfalt sowie der Schutz- und Erholungsfunktionen noch wesentlich größer, als die zu erwartende verminderte Holzproduktion.
bb