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Welche Rolle spielen grüne Startups in Deutschland? Wie groß ist ihr Anteil an den Neugründungen? Antworten liefert eine Studie, die das Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit und der Bundesverband Deutsche Startups (BVDS) durchgeführt haben. Im März wurden die Ergebnisse im ersten „Green Startup Monitor“ veröffentlicht. Das Fazit der Autoren stimmt optimistisch: „Jedes vierte Startup verfügt über Produkte und Dienstleistungen, die zu Umwelt- und Klimaschutz beitragen. Diese Gründungen sind ein erheblicher ökonomischer Faktor und ein wesentlicher Treiber für den Wandel zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem“, sagt Klaus Fichter, Leiter des Borderstep Instituts und Ko-Autor der Studie.

Marktchancen erkannt

Die Studie macht deutlich, dass nachhaltige Startups die Nische verlassen haben. Der Anteil grüner innovativer Wachstumsunternehmen lag demnach 2018 bei 26%, und das nicht nur im IT-Bereich: Ressourcenschonende und umweltfreundliche Innovationen sind mittlerweile in allen Branchen und Technologiebereichen zu finden. Zwei Drittel dieser Startups sind in den Bereichen Energieerzeugung, chemische Erzeugnisse, Landwirtschaft und Mobilität präsent. „Ökologische Herausforderungen wie der Klimaschutz bieten wettbewerbsfähige Marktchancen für Unternehmen – grüne Startups haben das verstanden“, resümiert Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die die Studie mit 360.000 Euro förderte.

Ähnliches Umsatz- und Mitarbeiterwachstum

Die Studie benennt auch das wirtschaftliche Potenzial grüner Innovationen. Nachhaltige Startups planen demnach ein ähnliches Umsatz- und Mitarbeiterwachstum wie nicht-grüne Gründer. Allerdings sehen sie das Wachstum deutlich seltener als Herausforderung. Sind sie jedoch wachstumsorientiert, haben sie ein deutlich größeres Interesse an einer Internationalisierung. Hinzukommt, dass die grünen Gründer leichter Mitarbeiter finden als andere junge Unternehmen. Der Studie zufolge wollen 91% innerhalb eines Jahres im Durchschnitt sieben neue Mitarbeiter einstellen. „Solche Informationen sind entscheidend, um Investoren oder politische Entscheidungsträger zu überzeugen“, sagt Yasmin Olteanu von Borderstep und Ko-Autorin des Monitors. Nicht nur mit ihren Ideen sind grüne Startups oft Vorreiter. Auch mit ihren Geschäftsmodellen gehen sie oft andere Wege. 

Immer mehr Unternehmen erklären Nachhaltigkeit zur Unternehmensstrategie, so auch der Werkstoffhersteller Covestro. Die ehemalige Kunststoff-Tochter von Bayer setzt bei der Herstellung hochwertiger Polymere seit langem auf natürliche Rohstoffe wie Stroh oder Mais. Mit der neuen Partnerschaft mit dem US-Biotechnologieunternehmen Genomatica unterstreicht Covestro eigenen Angaben nach seine Strategie, Nachhaltigkeit als Triebfeder für Innovationen zu nutzen.

Wachsendes Interesse an umweltfreundlichen Produkten

Wie Covestro Anfang April mitteilte, werden beide Unternehmen künftig bei der Erforschung und Entwicklung hochwertiger Werkstoffe auf Basis von Pflanzen zusammenarbeiten. „Am Markt besteht ein wachsendes Interesse an umweltverträglichen Produkten auf Basis erneuerbarer Rohstoffe“, erklärt Klaus Schäfer, Chief Technology Officer von Covestro. „Die Fähigkeit, wichtige Materialien zunehmend aus Biomasse herzustellen, ist essentiell, um die Abhängigkeit unserer Industrie von fossilen Rohstoffen und Marktschwankungen zu reduzieren. Damit treiben wir unsere Vision voran, die Welt lebenswerter zu machen.“ 

Innovationen auf Pflanzenbasis vorantreiben

Das erklärte Ziel beider Unternehmen ist es, kommerziell nutzbare Innovationen auf Basis nachwachsender Ressourcen voranzutreiben. In der Nutzung von Kohlenstoff aus Pflanzen sieht der Polymerhersteller zudem einen weiteren Schritt hin zu einer zirkulären Wirtschaft. Covestro bringt in die Partnerschaft sein Know-how in der chemischen Verfahrenstechnik und Anwendungsentwicklung ein. Genomatica mit Sitz im kalifornischen San Diego wiederum ist auf die Entwicklung großtechnischer Bioprozesse zur Herstellung wichtiger Chemikalien wie etwa Butandiol spezialisiert, das für biologisch abbaubare Kunststoffe und Textilien entwickelt wurde. 

„Wir freuen uns, Covestro in seinen Bemühungen zu unterstützen und unsere Expertise bereitzustellen, um mithilfe der Biotechnologie einen notwendigen Wandel in vielen Bereichen der chemischen Industrie einzuleiten“, sagt Christophe Schilling, Vorstandsvorsitzender von Genomatica.

bb

Bislang war die Natur unübertroffen: Ging es um abriebfeste Laufflächen für Fahrzeugreifen, führte kein Weg am Naturkautschuk vorbei. In dieser Disziplin ist das Material, das aus Kautschukbäumen gewonnen wird, marktbeherrschend. Doch eine Pilzinfektion vernichtet derzeit große Teile der Pflanze auf den brasilianischen Plantagen. Breitet sich die Krankheit auch auf die asiatischen Anbaugebiete aus, könnte eine globale Gummiknappheit folgen. Genau rechtzeitig haben Forscher mehrerer Fraunhofer-Institute eine Alternative entwickelt, die sie am 4. April 2019 auf der Jahrestagung der Deutschen Kautschuk-Gesellschaft in Merseburg präsentierten.

Forschung an Löwenzahn-Kautschuk

„Unser Synthesekautschuk BISYKA, kurz für Biomimetischer Synthesekautschuk, hat sogar noch bessere Eigenschaften als Naturkautschuk“, verspricht Ulrich Wendler, der das Projekt am Fraunhofer Pilotanlagenzentrum für Polymersynthese und -verarbeitung PAZ in Schkopau leitet. Dabei haben sich die Forscher vieles bei der Natur, speziell beim Löwenzahn abgeschaut. Kautschuk aus Löwenzahn besteht zwar ebenso wie der Baum-Kautschuk zu etwa 95 Prozent aus Polyisopren und darüber hinaus aus Proteinen und Lipiden. Aber anstelle von sieben Jahren beträgt die Generationenfolge nur drei Monate, was Experimente deutlich verkürzt.

Relevante Biomoleküle im Naturkautschuk identifiziert

Zunächst analysierten die Projektpartner der Fraunhofer-Institute IAP, IMWS, IME, IWM und ISC, welche Proteine und Lipide das Abriebverhalten von Reifen maßgeblich beeinflussen. Aus diesen Biomolekülen und funktionalisiertem Polyisopren produzierten die Forscher mehrere Kautschukvarianten und testeten deren Eigenschaften. Außerdem ersetzten sie den Ruß, der üblicherweise Reifen beigemischt wird, durch neuartige Silicate. Ein unabhängiger externer Partner prüfte schließlich vier PKW-Reifen aus BISYKA-Kautschuk in der Praxis.

Partner für die Kommerzialisierung gesucht

Das Ergebnis überzeugt: Im Vergleich zu Naturkautschukreifen verlor der neu entwickelte Reifen während der Fahrtests rund ein Drittel weniger Gewicht und nur halb so viel Profiltiefe. Obendrein lag der Rollwiderstand mit Klasse B vor dem der mit C klassifizierten Reifen aus Naturkautschuk. „Bisher haben wir nur erste Tests mit der BISYKA-Reifenmischung durchgeführt, die äußerst vielversprechend sind. Als nächsten Schritt möchten wir den BISYKA-Kautschuk weiter optimieren“, erläutert Wendler. Im Fokus stehen dabei vor allem der Anteil und die Zusammensetzung der Biokomponenten. Auch soll die Rezeptur der Laufflächenmischung für LKW-Reifen auf den neuen Kautschuk angepasst werden. Parallel dazu suchen Wendler und sein Team Industriepartner, um das Produkt auf den Markt zu bringen.

bl

 

So far, nature has been unsurpassed: When it came to abrasion-resistant treads for vehicle tires, there was no way around natural rubber. In this respect, the material obtained from rubber trees dominates the market. However, a fungal infection is currently destroying large parts of the plant on the Brazilian plantations. If the disease also spreads to the Asian cultivation regions, a global shortage of rubber could be the consequence. Just in time, researchers from several Fraunhofer Institutes have developed an alternative that they presented at the annual conference of the German Rubber Society in Merseburg on April 4, 2019.

Dandelion rubber research

"Our synthetic rubber BISYKA – that’s a German abbreviation for “biomimetic synthetic rubber” – actually has superior characteristics to natural rubber," says Ulrich Wendler, who heads the project at the Fraunhofer Pilot Plant Center for Polymer Synthesis and Processing PAZ in Schkopau. The researchers have copied a lot from nature, especially from dandelions. Dandelion rubber, like tree rubber, is made up of about 95 percent polyisoprene as well as proteins and lipids. But instead of seven years, the generation succession is only three months, which significantly shortens experiments.

Relevant biomolecules identified in natural rubber

Initially, the project partners of the Fraunhofer Institutes IAP, IMWS, IME, IWM and ISC analyzed which proteins and lipids have a significant influence on the abrasion behavior of tires. From these biomolecules and functionalized polyisoprene, the researchers produced several rubber variants and tested their properties. They also replaced the carbon black that is usually added to tires with novel silicates. An independent external partner finally tested four car tires made of BISYKA rubber in practice.

Partner sought for commercialization

The result is compelling: Compared to natural rubber tires, the newly developed tire lost about a third less weight and only half as much tread depth during the driving tests. In addition, the rolling resistance with class B was higher than that of the C-rated natural rubber tires. "So far, we have only carried out initial tests with the BISYKA tire blend, but they are extremely promising. As the next step, we want to further optimize the BISYKA rubber," Wendler explains. The main focus is on the proportion and composition of the organic components. The formulation of the tread compound for truck tires is also to be adapted to the new rubber. At the same time, Wendler and his team are looking for industrial partners to bring the product to market.

bl/um

Ebenso wie Menschen und Tiere müssen sich auch Pflanzen gegen bakterielle Infektionen verteidigen. Die Parallelen sind dabei größer als bislang bekannt, berichten Pflanzenforscher der Universität Köln gemeinsam mit Kollegen aus China in zwei Publikationen (Publikation 1 und Publikation 2) im Fachjournal „Science“. Eine Schlüsselrolle spielen dabei NLR-Proteine (NOD-like receptor), denen in der Zelle eine Wächterfunktion zukommt.

Abwehr im Elektronenmikroskop beobachtet

Dringen Bakterien in eine Zelle ein, sondern sie sogenannte Effektormoleküle ab. Diese unterbinden in der Zelle die Immunantwort und ermöglichen den Bakterien so die ungestörte Vermehrung. Im Laufe der Evolution haben Pflanzen jedoch gelernt, auf diesen Angriff vorbereitet zu sein, wie die Pflanzenforscher am Beispiel der Ackerschmalwand zeigen konnten. Mittels hochauflösender Kryo-Elektronenmikroskopie haben sie einen effektiven Abwehrmechanismus dokumentiert.

Zelltod als Reaktion auf blockiertes Immunsystem

Im Plasma der Pflanzenzellen befinden sich NLR-Proteine. Von tierischen Zellen ist bekannt, dass derartige Proteine in Gegenwart von bakteriellen Effektoren den Zelltod der infizierten Zelle auslösen und so die Ausbreitung der Infektion verhindern. „Bislang fehlte ein detailliertes Verständnis der Wirkmechanismen von pflanzlichen NLRs. Zudem basiert ein Großteil unseres Verständnisses davon, wie diese Moleküle in Pflanzen funktionieren, auf dem Vergleich mit tierischen Gegenstücken“, erklärt der Leiter der neuen Studien, Jijie Chai.

Sein Team konnte nun nachweisen, dass das NLR-Protein ZAR1 mehrere bakterielle Effektoren indirekt erkennen kann, sofern es von einem weiteren Protein namens RKS1 in einem latenten Abwehrzustand gehalten wird. Der Komplex aus diesen beiden Proteinen bindet im Fall einer Infektion an die Zellwand. Die Forscher vermuten, dass sich dadurch eine Pore in der Plasmamembran bildet, die indirekt zum Zelltod führt und so die Infektion aufhält. Auch andere pflanzliche NLR-Proteine bilden Komplexe und könnten demnach ähnliche Funktionen für das Immunsystem haben.

bl

Just like humans and animals, plants also have to defend against bacterial infections. And they are using similar methods, too, plant researchers from the University of Cologne and colleagues from China report in two publications (Publication 1 und Publication 2) in the scientific journal "Science". NLR proteins (NOD-like receptors), which have a guardian function in the cell, play a key role.

Defense observed under the electron microscope

When bacteria invade a cell, they secrete what is known as effector molecules. These molecules prevent the immune response in the cell and allow the bacteria to multiply undisturbed. In the course of evolution, however, plants have learnt to be prepared for this attack, as the plant researchers were able to show with the example of thale cress. Using high-resolution cryo-electron microscopy, they have documented an effective defence mechanism.

Cell death as a reaction to a blocked immune system


NLR proteins are found in the plasma of plant cells. It is known from animal cells that, in the presence of bacterial effectors, such proteins trigger the cell death of the infected cell and thus prevent the spread of the infection. "Until now, we did not fully understand how plant NLRs work. And much of our understanding of how these mechanism work in plants is based on how they work in animals," explains Jijie Chai, head of the new studies.

His team has now been able to show that the NLR protein ZAR1 can indirectly recognize several bacterial effectors if it is kept in a latent defence state by another protein called RKS1. The complex of these two proteins binds to the cell wall in case of infection. The researchers suspect that this leads to the formation of a pore in the plasma membrane which indirectly leads to cell death and thus stops the infection. Other plant NLR proteins also form complexes and could therefore have similar functions for the immune system.

bl/um

Schmutz oder Nahrung – das ist wohl eine Frage der Perspektive. Fette, Eiweiße, Kohlenhydrate und auch Harnstoff – also jene Stoffe, die einen Großteil des Schmutzes in Küchen und Bädern ausmachen – dienen Bakterien als Nahrung. Einige Putzmittelhersteller werben neuerdings damit, dass ihre Produkte entsprechende Bakterien enthalten, die so die Reinigungswirkung verbessern sollen. Das ist aus mehreren Gründen unglaubwürdig, wie Mikrobiologen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) nun dargelegt haben.

Widersinniger Grundgedanke

„Alles, was Bakterien fressen, setzen sie in CO2 und in neue Biomasse um“, erläutert Johannes Gescher vom Institut für Angewandte Biowissenschaften des KIT. Im Ergebnis gibt es ruckzuck mehr Bakterien, die meist auch noch Ausscheidungen hinterlassen. „Damit eignen sich Bakterien eher weniger, Oberflächen so von organischem Kohlenstoff zu befreien, dass man hinterher tatsächlich von Sauberkeit sprechen könnte“, führt der Mikrobiologe schon das Grundkonzept entsprechender Putzmittel ad absurdum.

Wirkung erfolgt durch normale Inhaltsstoffe

Auch der Blick ins Detail liefert ein ähnliches Resultat. Tatsächlich beinhalten die so beworbenen Reiniger ein bis zwei Milliarden Zellen pro Milliliter. Doch sie setzen sich ebenso aus Essigsäure, Alkohol, Buttersäure und Propionsäure zusammen – typische Wirkstoffe ganz gewöhnlicher Putzmittel. „Damit liegt der Verdacht nahe, dass die Reinigungsleistung die Zusatzstoffe erbringen und nicht die Mikroorganismen“, sagt Gescher.

Ungeeignete Wahl der Bakterien

Wenig plausibel sei bereits die Wahl der eingesetzten Mikroorganismen: Cyanobakterien nutzen Sonnenlicht als Energiequelle. „Sie ernähren sich also, salopp gesagt, von Licht und Luft und können an der gewünschten Reinigungsleistung überhaupt nicht beteiligt sein“, erläutert Gescher. Und Milchsäurebakterien nehmen nur dann organische Kohlenstoffe auf, wenn sie keinen Zugang zu Sauerstoff haben. „Auch hier muss man also fragen, wie eine Reinigungsleistung erfolgen soll, wenn man diese Organismen auf einer Oberfläche ausbringt", betont der KIT-Forscher.

Empfehlung: schnell abbaubare Reinigungsmittel

Ungeeignet sei auch der Ansatz, mit „guten“ Bakterien unerwünschte Mikroorganismen zu verdrängen. „Die meisten Mikroorganismen leben in Biofilmen, also einer Schleimschicht, in der sie eingebettet sind. Sie haben sich an die Oberflächen und Bedingungen angepasst, auf und mit denen sie wachsen“ erklärt Gescher. Mikroorganismen in einem Reiniger seien kaum in der Lage, den natürlichen Film auf einer Oberfläche zu verdrängen. Das gelinge vor allem mit mechanischen oder chemischen Mitteln.

Der Wissenschaftler rät daher: „Wer umweltschonend putzen möchte, sollte zu schnell abbaubaren Reinigungsmitteln greifen.“

bl

Dirt or food - that is probably a question of perspective. Fats, proteins, carbohydrates and also urea - the substances that make up a large part of the dirt in kitchens and bathrooms - serve bacteria as food. Some manufacturers of cleaning products have recently started advertising that their products contain bacteria that are supposed to improve the cleaning effect. Microbiologists at the Karlsruhe Institute of Technology (KIT) have now explained that this is not plausible for several reasons.

A paradoxical basic idea

"Bacteria convert everything they eat into CO2 and biomass," explains Johannes Gescher from the Institute of Applied Biosciences at KIT. The result: even more bacteria, which usually also leave excreta behind. "This makes bacteria less suitable for removing organic carbon from surfaces in such a way that one could actually speak of cleanliness afterwards," said the microbiologist, explaining the absurdity of the basic concept of these cleaners.

Effect occurs through normal ingredients

A closer look leads to a similar result. In fact, the purifiers advertised in this way contain one to two billion cells per millilitre. But they are also composed of acetic acid, alcohol, butyric acid and propionic acid - typical active ingredients of ordinary cleaning agents. "This leads one to suspect that the cleaning performance is provided by the additives and not by the microorganisms," says Gescher.

Unsuitable choice of bacteria

The choice of microorganisms used is not very plausible: cyanobacteria use sunlight as an energy source. "They feed on light and air and cannot be involved at all in the desired cleaning performance," explains Gescher. And lactic acid bacteria only absorb organic carbon if they do not have access to oxygen. "Here, too, one has to ask how cleaning performance is to be achieved when these organisms are applied to a surface," emphasizes the KIT researcher.

Recommendation: quickly degradable cleaning agents

The approach of displacing undesirable microorganisms with "good" bacteria is also unsuitable. "Most microorganisms live in biofilms, i.e. a layer of slime in which they are embedded. They have adapted to the surfaces and conditions on and with which they grow," explains Gescher. Microorganisms in a cleaning product are hardly able to displace the natural film on a surface. This is mainly achieved with mechanical or chemical means.

The scientist therefore advises: "If you want to clean in an environmentally friendly way, you should use quickly degradable cleaning agents".

bl/um

Die Schwerpunktprogramme (SPP) der DFG sind so etwas wie ein Seismogramm für die derzeit wohl spannendsten Zukunftsfelder in der akademischen Grundlagenforschung. Im Rahmen eines SPP werden stark interdisziplinär geprägte Forschungsverbünde gebildet, die aktuelle Fragestellungen bearbeiten und innovative Methoden anwenden. Die Beschäftigung mit originellen Themen wird durch ortsübergreifende Zusammenarbeit in einem Netzwerk erreicht. Bis zu 30 Einzelprojekte können Teil eines SPP sein.

Nun hat die DFG 14 neue Schwerpunktprogramme mit Start im Jahr 2020 ausgewählt. Eines davon ist für die Bioökonomie relevant: das Konsortium „eBiotech“, kurz für „Bioelektrochemische und ingenieurwissenschaftliche Grundlagen zur Etablierung von Elektro-Biotechnologie für die Biosynthese“. Koordiniert wird das Projekt von An-Ping Zeng, Leiter des Institutes Bioprozess- und Biosystemtechnik der Technischen Universität Hamburg.

Bakterienstoffwechsel mit Strom ankurbeln

Was steckt hinter dem Begriff Elektro-Biotechnologie? Im Mittelpunkt stehen Bakterien, die organische Moleküle aus Abwässern abbauen und dabei elektrischen Strom gewinnen. Mikroben mit diesen Fähigkeiten wurden erst vor einigen Jahren entdeckt. Forschende haben mit ihrer Hilfe sogenannte Bio-Brennstoffzellen entwickelt. Es gibt auch den umgekehrten Fall: Beliefert man elektroaktive Bakterien gezielt mit Strom, wird ihr Stoffwechsel angekurbelt und sie beginnen, hochwertige organische Verbindungen herzustellen.

„Die Auswahl der DFG zeigt, dass die Elektrobiosynthese ein aufstrebendes und zukunftsweisendes Gebiet an der Schnittstelle von Elektrochemie, Energie und Biotechnologie ist“, freut sich Zeng. Zudem sei die Zusammenarbeit innerhalb des Konsortiums gewinnbringend für die Verbindung von ingenieur- und naturwissenschaftlichen Verfahrensentwicklungen.

Klimafreundliche Bioproduktionsprozesse

Zunächst steht in dem Forschungsverbund die Grundlagenforschung im Vordergrund. Ziel ist es, anstelle von Kohlenhydraten künftig Strom aus erneuerbaren Energien zu nutzen, um die Mikroorganismen in Bioproduktionsprozessen zu ernähren. Durch den Einsatz energiearmer Stoffe sollen Mehrwertprodukte klimafreundlich erzeugt werden, weil der Abbau fossiler Rohstoffe ebenso wie die CO2-Emissionen verringert werden können.

Die genaue Zusammensetzung der an eBiotech beteiligten Partner steht noch nicht fest, da der Verbund erst in den kommenden Monaten von der DFG offen ausgeschrieben wird.

Die DFG hatte diesmal aus 50 Initiativen 14 Verbünde für die Schwerpunktprogramme ausgewählt. Sie erhalten ab 2020 für zunächst drei Jahre eine Förderung in Gesamthöhe von 85 Mio. Euro. Im Durchschnitt stehen jedem SPP demnach rund 6 Mio. Euro zur Verfügung. Neben der Forschung ist ein wichtiges Element die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

bl/pg

Stärke ist ein wichtiger Rohstoff. Er wird von Pflanzen erzeugt und ist erneuerbar. Dennoch gibt es ein Problem: „Da Stärke aus Kulturpflanzen wie Kartoffeln, Mais oder Getreide gewonnen wird, gibt es den Konflikt zwischen Teller und Tank. Wenn man aus Stärke Kunststoffe oder Energieträger herstellt, greift man notwendigerweise auf Nahrungsquellen zurück“, erklärt Christian Wilhelm, Biologe an der Universität Leipzig. Angesichts der Ernährungsunsicherheiten habe eine stärkebasierte Biotechnologie keine nachhaltige Zukunft.

Glykolsäure statt Stärke

Mit seinen Kollegen hat Wilhelm daher eine nachhaltige Alternative entwickelt, über die die Forscher in der Fachzeitschrift „Plant Biotechnology Journal“ berichten. Anstelle von Stärke nutzen sie dabei Glykolsäure. Diese kann als Ausgangsstoff für Kunststoffe dienen, aber auch als Grundlage für flüssige oder feste Energieträger verwendet werden.

Kein Dünger erforderlich

Als Produktionssysteme setzen die Biologen die Mikroalge Chlamydomonas reinhardtii ein. Diese haben die Forscher so verändert, dass sie zwar mittels Photosynthese Glykolsäure produziert und in ihre Nährlösung ausscheidet, aber keine Energie ins Wachstum steckt. „Wenn keine Biomasse gebildet wird, braucht man keinen Dünger, also Stickstoff, Phosphat oder Kalium. Das spart Energie und schont die Umwelt“, zählt Wilhelm die Vorteile auf. Außerdem gewinne man ohne Biomassebildung pro Fläche deutlich mehr organischen Kohlenstoff, da die Zellen keine Energie für die Umwandlung von Zucker in energiereiche Moleküle wie Proteine und Fette aufwenden müssen. Damit steigt die Effizienz.

Hohe Effizienz und günstige Prozessbedingungen

Die veränderten Mikroalgen setzen den aufgenommenen Kohlenstoff mit einer Effizienz von 82% in Glykolsäure um, ohne dabei an Vitalität zu verlieren. Prozesstechnisch von Vorteil ist zudem, dass die Nährlösung im Kreis geführt werden kann und weder Nährstoffrecycling noch Aufreinigung erforderlich sind. Aufgrund der hohen erzielten Konzentration der Glykolsäure kann die Nährlösung direkt als Glukoseersatz verwendet werden. Der nächste Schritt wäre daher nun der Bau einer Demonstrationsanlage, um die Skalierbarkeit im Realbetrieb zu testen.

bl

Der genetische Code kodiert für 20 Aminosäuren. Diese Moleküle bilden – bis auf wenige Ergänzungen – die Bausteine für alle Proteine in lebenden Zellen. Im Forschungsfeld der Synthetische Biologie haben Biotechnologen jedoch inzwischen mehr als 300 Aminosäuren entwickelt, mit denen Dinge möglich sind, die über die natürlichen Möglichkeiten der Zellen hinaus gehen. Forscher der Universität Mainz und des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie (EMBL) haben nun herausgefunden, wie Zellen diese sogenannten nicht-kanonischen Aminosäuren herstellen und für ganz neue Formen von Proteinen genutzt werden können. Sie berichten über die Konstruktion von Designer-Organellen im Fachjournal „Science“.

Nach dem Vorbild der Natur

„Bildlich gesprochen suchen wir uns eine Ecke in der Zelle aus, wo wir unser Haus bauen und holen dann einen Teil der Ribosomen, die in der Zelle vorhanden sind, herein“, so Projektleiter Edward Lemke. Ribosomen sind jene Bestandteile der Zelle, an denen auf Grundlage der Boten-RNA Proteine entstehen. Das „Haus“ in Lemkes Bild ist dabei ein membranloses Organell, eine Art Reaktionszentrum. Es sorgt dafür, dass die Synthese der nicht-kanonischen Aminosäuren und Proteine an einem definierten Ort stattfindet und die Zelle möglichst wenig beeinträchtigt. Die membranlose Lokalisierung erreichen die Forscher durch Phasentrennung und Motorproteine. Mit dieser natürlichen Vorgehensweise erschafft auch die Zelle membranlose Kompartimente. „Wir haben uns die Natur zum Vorbild genommen, speziell den membranlosen Nukleolus, der im Zellkern an der Synthese von RNA beteiligt ist“, erklärt Lemke.

Der Begriff „Biotechnologie“ feiert in diesem Jahr seinen Hundertsten: 1919 erschien die deutsche Fassung des Buches „Biotechnologie der Fleisch-, Fett- und Milcherzeugung im landwirtschaftlichen Großbetriebe“, in dem der Agraringenieur Karl Ereky erstmals das Wort prägte. Ganz so alt sind die Deutschen Biotechnologietage noch nicht. Erstmals wurde dieses Forum im Jahr 2010 ausgerichtet, mittlerweile hat sich die Konferenz als wichtigster Treff für Unternehmer der Biotech-Branche etabliert.

Knapp 800 Biotechnologie-Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Administration waren am 9. und 10. April in das Würzburger Congress Centrum gekommen, um sich über den aktuellen Stand der Branche auszutauschen und über neue Forschungstrends zu informieren. Ausgerichtet wird das zweitägige Forum vom Branchenverband BIO Deutschland und dem Arbeitskreis der BioRegionen. Regionaler Gastgeber der größten deutschen Branchenveranstaltung war in diesem Jahr der bayerische Biotechnologiecluster BioM und der lokale Partner IGZ Würzburg.

Biotechnologie auf der politischen Agenda

Im vergangenen Jahr hatten sich auf den Biotechnologietagen in Berlin Regierungsvertreter – allen voran Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier – für die Belange der Biotechnologie-Branche stark gemacht und zahlreiche Initiativen angekündigt. So war die in Würzburg versammelte Branche gespannt, mehr über die aktuellen Weichenstellungen der Bundesregierung zu erfahren. Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hatte ihre Teilnahme kurzfristig abgesagt. An ihrer Stelle sprach die Leiterin des BMBF-Referats „Nachhaltiges Wirtschaften, Bioökonomie“, Andrea Noske, zum Plenum.

„Die Biotechnologie ist der Schlüssel für das biobasierte Wirtschaften“, sagte sie und verwies auf die im Koalitionsvertrag und in der Hightech-Strategie 2025 angekündigte ressortübergreifende Agenda „Von der Biologie zur Innovation“. Ziel dieser Bio-Agenda sei es, die Potenziale der Biologie mittels Natur- und Technikwissenschaften zu erschließen, und zwar „biobasiert, bioinspiriert und biointelligent“, so Noske. Im Sommer 2019 soll die Bio-Agenda vorgestellt werden. Als zentrale Säule zur Umsetzung der Bio-Agenda bezeichnete Noske die neue Bioökonomie-Strategie der Bundesregierung, die ebenfalls diesen Sommer veröffentlicht werden soll.

Die neue Strategie stelle die Weichen für die Bioökonomie-Forschung der kommenden Jahre und werde Themen wie die Digitalisierung, Nanotechnologie sowie systemische Forschungsansätze noch stärker als bisher berücksichtigen. Befürchtungen zum Wegfall der BMBF-Fördermaßnahme „KMU-innovativ: Biotechnologie“ konnte Noske indes schnell zerstreuen: „Es wird künftig sogar zwei neue Förderlinien geben.“ Für reichlich öffentliche Aufmerksamkeit dürfte das Thema biobasiertes Wirtschaften im kommenden Jahr sorgen: Das Wissenschaftsjahr 2020 wird der Bioökonomie gewidmet sein, wie Noske ankündigte.

Agentur für Sprunginnovationen

Auch im Hinblick auf den insgesamt geschrumpften BMBF-Etat gaben sich die Vertreter aus der Politik optimistisch. Bei einer Podiumsdiskussion am zweiten Konferenztag sagte BMBF-Abteilungsleiter Volker Rieke, dank des starken Wachstums der Vorjahre sei das Ressort immer noch sehr gut mit Mitteln ausgestattet.

„Die Biotechnologie wird weiterhin substanziell gefördert werden. Sie werden die Folgen der Haushaltsdebatte nicht spüren“, sagte wiederum Winfried Horstmann, Abteilungsleiter Industriepolitik im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi). Beide betonten, wie zunehmend wichtig für die Entwicklung der Bio-Agenda die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Ministerien sei. Als neues Förderinstrument wird derzeit unter Federführung von BMBF und BMWi eine Agentur für Sprunginnovationen aufgebaut. Eine Gründungskommission, der auch der Tübinger Biotechnologe Ingmar Hoerr (CureVac) angehört, begleitet den Aufbau der Agentur. Laut Rieke wird sie in den kommenden zehn Jahren mit bis zu 1 Mrd. Euro ausgestattet. „Es sind bereits erste Ideenwettbewerbe gestartet, die in Unternehmensgründungen münden sollen“, sagte Rieke.

Von KI, Mikrobiom und Frankenwein

Auch in Würzburg beschäftigte sich das mit zahlreichen Podiumsdiskussionen und parallelen Sessions vollgepackte Programm mit der gesamten Bandbreite der Biotechnologie – von der Medizin bis zu nachhaltiger Chemie und Ernährung. So gab es Sessions zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Arzneientwicklung, zur Mikrobiomforschung oder zum Thema Gentherapien. Sessions zur industriellen Biotechnologie beleuchteten, wie Mikroorganismen künftig für die Verwertung von Kohlendioxid oder Kohlenmonoxid genutzt werden können. Das BMBF stellte in einem eigenen Symposium erneut eine Auswahl geförderter Projekte vor – von Forschungsvorhaben zur biobasierten Chemikalien bis hin zu Technologien für neue Therapien. Am Abend des ersten Konferenztages durften die Teilnehmenden dann Exzellentes aus jahrhundertealter Biotechnologie-Produktion probieren: In dem von riesigen Holzfässern gesäumten Kellerlabyrinth des Staatlichen Hofkellers direkt unter der Residenz wurden Würzburger Weine gereicht.

Kreativworkshop für biobasierte Innovationen

Die Anwendungsperspektive war in der ebenfalls vom BMBF initiierten Session „Summa Biotechnologiae“ gefragt. Studierende und Tagungsteilnehmer waren eingeladen, in einem Kreativ-Workshop mehr über Zukunftstrends zu erfahren und gemeinsam visionäre Produktideen für Gesundheit, Ernährung und nachhaltiges Wirtschaften zu entwickeln. Insgesamt knapp 150 Interessierte hatte der Workshop angelockt, der von einem Team des Fraunhofer-Zentrums für Internationales Management und Wissensökonomie (IMW) und den Innovationsmanagern von FutureCamp durchgeführt wurde. Die Köpfe hinter den besten Geschäftsideen dürfen nun an Gründergesprächen teilnehmen, die für die Preisträger des GO-Bio-Wettbewerbs stattfinden.

Innovationspreise vergeben

Bereits zum zwölften Mal wurde in Würzburg der Innovationspreis der BioRegionen Deutschlands  vergeben. Hier überzeugte das Garchinger Team alphaSEPT mit seinem „Immun-Engineering in der Sepsistherapie“ nicht nur die Jury, sondern räumte auch den per Online-Voting ermittelten Publikumspreis ab. Ebenfalls zu den gleichwertigen Innovationspreisträgern 2019 zählen das Braunschweiger Team Norden Vaccines (Impfung gegen Zecken) und das Tübinger BlueLab-Team (antikörperbasierter Legionellentest). Jedes Team erhält 2.000 Euro.

Ende Mai 2020 kommt die Branche in Hessen zum nächsten Familientreffen zusammen. Dann werden die Biotechnologietage in Wiesbaden stattfinden.

pg

Sie sind winzig und in vielen Süßgewässern zu Hause: Wasserflöhe. Das besondere an den sogenannten Daphnien: Sie reagieren sehr empfindlich auf Schadstoffe im Wasser. Forscher der Universität Bayreuth haben die kleinen Krebstiere daher als Gradmesser genutzt, um die Belastung von Süßwasser-Ökosystemen zu erforschen.

Von den im Plankton lebenden Daphnien ist bekannt, dass sie sich vor Fressfeinden durch vergrößerte körpereigene Strukturen schützen. Wasserflöhe der Art Daphnia longicephala bilden beispielsweise eine große „Kopfhaube“ und einen langen Stachel aus, sobald Gefahr droht. Der Verteidigungsmechanismus wird durch Botenstoffe ausgelöst, die sogenannten Kairomone, die von natürlichen Fressfeinden ins Wasser abgegeben werden.

Verteidigungsmechanismen geschwächt

Die Studie der Bayreuther Wissenschaftler zeigt nun: Die Verteidigungsstruktur der Wasserflöhe ist deutlich schwächer ausgebildet, sobald das Wasser mit Plastikpartikeln angereichert ist. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Kairomone zu einem erheblichen Teil an den Plastikpartikeln anlagern – ein Vorgang, der als Adsorption bezeichnet wird. Dadurch können sie im Wasser nicht mehr detektiert werden, sodass den Wasserflöhen fälschlicherweise eine geringere Gefahr signalisiert wird“, erklärt der Erstautor der Studie, Benjamin Trotter.

They are tiny and at home in many freshwaters: water fleas. The so-called daphnia are unique in that they react very sensitively to pollutants in the water. Researchers at the University of Bayreuth have therefore used these small crustaceans as a yardstick to investigate the pollution of freshwater ecosystems.

Daphnia living in plankton are known to protect themselves from predators by increasing their body's own structures. Water fleas of the species Daphnia longicephala, for example, form a large "crest" and a long sting when danger threatens. The defence mechanism is triggered by messenger substances, the so-called kairomones, which are released into the water by natural predators.

Defense mechanisms weakened

The study by the Bayreuth scientists now shows that the defence structure of the water fleas is significantly weaker as soon as the water is enriched with plastic particles. "The results indicate that a significant proportion of the kairomones accumulate on the plastic particles – a process known as adsorption. As a result, they can no longer be detected in the water, so that any water fleas present receive the false signal of lower predation risk," explains the first author of the study, Benjamin Trotter.

Ob im Haushalt, beim Sport oder im Auto: Gegenstände aus Faserverbundwerkstoffen sind allgegenwärtig, ohne dass wir sie bewusst wahrnehmen. Durch das Zusammenfügen zweier Komponenten wie etwa einer Kunststoffmatrix mit Fasern entsteht ein hochfester und zugleich leichter Werkstoff, der vielfältigen Ansprüchen gerecht wird. Das Einsatzspektrum reicht vom Skateboard über Beinprothesen bis hin zum Flugzeugrumpf. Bisher dominiert die Glasfaser in solchen Materialien, doch Naturfasern machen ihr zunehmend Konkurrenz: Hanf oder Flachs können im Verbund in puncto Steifigkeit und Festigkeit ebenso mithalten und sind in der Herstellung um ein Vielfaches günstiger. Vor allem im Automobilbau sind naturfaserbasierte Verbundwerkstoffe eine echte Alternative für nicht strukturelle Bauteile.

Bauteile aus Jutefasern

Im internationalen Verbundprojekt Jute Bio-Comp haben deutsche und indische Forscher mit Partnern aus der Industrie nun Jutefasern für Verbundwerkstoffe unter die Lupe genommen. Das Ziel: jutefaserbasierte Komposite für vielfältige industrielle Anwendungen zu entwickeln, deren Herstellung kostengünstig ist. Das Vorhaben wurde vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) koordiniert und vom Bundesforschungsministerium im Rahmen der Fördermaßnahme „Bioökonomie International" von 2015 bis 2018 mit rund 400.000 Euro gefördert. „Wir wollten unsere standardisierten Prozesse zur Verarbeitung von Faserverbundwerkstoffen auf Jutefasern übertragen und zeigen, wie man sie zu entsprechenden Bauteilen verarbeitet", erklärt Projektleiter Julian Hüttl vom KIT.

Indien ist eines der Hauptanbauländer. Dort wurden Jutepflanzen viele Jahre zur Herstellung von Verpackungen genutzt. Doch der Markt schwächelt, weil Kunststoffverpackungen immer günstiger werden. „Das war ein politischer Hintergrund des Projekts: Die Verarbeiter in Indien haben neue Anwendungsgebiete für ihr Produkt gesucht", erklärt Projektmitarbeiter Patrick Griesbaum. Er war am Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie (ICT) für die Prozessentwicklung zur Herstellung jutefaserbasierter Verbundwerkstoffe zuständig.

Jutefasern so gut wie Glasfasern 

Vor der Verarbeitung musste die Jutefaser erst charakterisiert und auf ihre Fähigkeiten untersucht werden. Die Messlatte lag hoch: Keine geringeren Eigenschaften als die der Glasfaser sollte der Naturstoff vom Subkontinent aufweisen, um als Verbundstoff-Kandidat in Betracht zu kommen. Entscheidend waren hier Zugfestigkeit, Elastizität und Dichte. „Als erstes haben wir festgestellt, dass die Jutefaser in ihren Eigenschaften der Glasfaser sehr ähnelt, vor allem hinsichtlich dessen, wie sich die Faser in die Matrix integrieren lässt. Mit 1,3 Gramm pro Kubikzentimeter ist die Dichte viel geringer als bei der Glasfaser", berichtet Hüttl. Die Jutefaser ist demnach noch leichter als der Konkurrent - ein Vorteil, der sie für den Leichtbau attraktiv machen könnte.

Generell sorgen Fasern im Verbundwerkstoff für die notwendige Festigkeit. Entscheidend im Projekt war, ob Jutefasern auch den nicht unerheblichen Kräften im Verarbeitungsprozess gewachsen sind. In drei Verfahren, sogenannten Prozessrouten, die bereits zur Herstellung von Faserverbundwerkstoffen genutzt werden, testen die Forscher die Verarbeitbarkeit: beim Nasspressen, dem Resin Transfer Molding (RTM), und dem Sheet Molding Compounds (SMC).

Be it in the household, at sports or in the car: objects made of fiber composites are ubiquitous without us being aware of them. The combination of two components, such as a plastic matrix with fibers, creates a high-strength and lightweight material that meets a wide range of requirements. The range of applications extends from skateboards and leg prostheses to aircraft fuselages. So far, glass fibers have dominated such materials, but natural fibers are making up ground: Hemp or flax can keep up in terms of stiffness and strength and are many times cheaper to manufacture. Natural fiber-based composites are a real alternative to non-structural components, especially in automotive engineering.

Jute fiber components

In the international joint project Jute Bio-Comp, German and Indian researchers and partners from industry have now taken a close look at jute fibers for composite materials. The aim is to develop jute fiber-based composites for a wide range of industrial applications that can be produced cost-effectively. The project was coordinated by the Karlsruhe Institute of Technology (KIT) and funded by the German Federal Ministry of Education and Research with around 400,000 euros from 2015 to 2018 as part of the "Bioeconomy International" funding measure. "We wanted to transfer our standardized processes for handling fiber composites to jute fibers and show how they are processed into corresponding components," explains project manager Julian Hüttl from KIT.

India is one of the main producers of jute. Jute plants were used there for many years to produce packaging. But the market is in a slump because plastic packaging is becoming cheaper and cheaper. "This was a political motivation for the project: the processors in India were looking for new areas of application for their product," explains project employee Patrick Griesbaum. At the Fraunhofer Institute for Chemical Technology (ICT), he was responsible for process development for the production of jute fiber-based composites.

Jute fibers as good as glass fibers

Before processing, the jute fiber first had to be characterized and examined for its capabilities. The bar was high: the natural material from the subcontinent should offer nothing less than the properties of the glass fiber in order to be considered as a composite candidate. The decisive factors here were tensile strength, elasticity and density. "The first thing we noticed was that the properties of the jute fiber were very similar to those of the glass fiber, especially with regard to how the fiber could be integrated into the matrix. At 1.3 grams per cubic centimeter, the density is much lower than that of glass fiber," reports Hüttl. The jute fiber is therefore even lighter than its competitor - an advantage that could make it attractive for lightweight construction.

In general, fibers in composites provide the necessary strength. The decisive factor in the project was whether jute fibers could also withstand the considerable forces in the manufacturing process. The researchers are testing the processability in three processes, known as process routes, which are already used to manufacture fiber composites: wet pressing, resin transfer molding (RTM), and sheet molding compounds (SMC).

Gebraten, gedünstet oder geräuchert: Der Lachs gehört zu den beliebtesten Speisefischen der Deutschen. Was hierzulande auf dem Teller landet, ist in der Regel ein Produkt der Züchtung in Aquakultur. Der mit Abstand weltgrößte Lachsproduzent mit rund 1,2 Millionen Tonnen im Jahr ist Norwegen. Doch Umwelt- und Klimaveränderungen setzen auch die Zuchttiere unter Druck und machen sie anfällig für Viren und Bakterien sowie für Parasiten wie die Lachslaus. „Es fehlen noch immer geeignete Methoden, um Fortschritte im Gesundheitsmanagement beim Zuchtlachs erzielen zu können“, erklärt Fischgenetiker Alexander Rebl vom Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf.

Robuste Lachse züchten

Im Rahmen des internationalen Projektes „ImCom“ wird das Team um Rebl daher das genetische Profil des Lachses entschlüsseln und Biomarker identifizieren, die für die Gesundheit der Tiere entscheidend sind und die Züchtung robusterer Arten ermöglichen. Dabei können die deutschen Genomforscher auf rund 10.000 Datensätze zu Genaktivitäten bereits untersuchter Fische von den Projektpartnern aus Norwegen, Frankreich, England, Spanien und Russland zurückgreifen. „Das Ziel des Projekts ImCom ist es, mit unserem Know-how die bestehenden Werkzeuge zu verfeinern und eine neue Methodik zu entwickeln, um die Widerstandskraft der Lachse objektiv einschätzen und verbessern zu können“, sagt Rebl.

Obwohl die norwegischen Züchter die Fische bereits im frühen Alter gegen Krankheiten impfen, ist die Sterblichkeitsrate noch immer hoch. Der jährliche Verlust, der bei der Umsiedlung vom Süßwasser der Aquafarm in das kalte Salzwasser der Fjorde entsteht, wird auf eine zweistellige Millionenhöhe (Euro) geschätzt.

Immunsystem stärken, Verluste minimieren

Das Projekt wird vom norwegischen Forschungsinstitutes Nofima (Norwegian Institute of Food, Fisheries and Aquaculture Research) koordiniert und in den kommenden vier Jahren mit 1 Mio. Euro unterstützt. „Wir sind überzeugt, dass uns das FBN mit seiner biotechnologischen Ausstattung und seinen innovativen Diagnostiktools helfen kann, hilfreiche Informationen über Genaktivierungsmuster zu finden, um das Immunsystem der Zuchtlachse zu stärken und die Verluste zu minimieren“, so Studienleiter Aleksei Krasnov vom Nofima.

bb

Jedes Jahr fallen in Deutschland Millionen Tonnen Kunststoffabfälle an. Nur ein Bruchteil wird recycelt, das Meiste verbrannt. Dadurch gehen wichtige Rohstoffe verloren, die sinnvoll wiederverwendet werden könnten. Einen wichtigen Schritt hin zum nachhaltigen Recyclingkreislauf haben Forscher der Universität Greifswald und des Helmholtz-Zentrums Berlin gemacht.

Wie das Team im Fachjournal „Nature Communications“ berichtet, gelang es, die Struktur des Enzyms MHETase aufzuklären. Es ist in der Lage, gemeinsam mit dem Enzym PETase den  Kunststoff Polyethylenterephthalat (PET) in seine Bestandteile Terephthalsäure und Ethylenglykol zu zerlegen. Für eine Neusynthese von PET sind diese Bausteine wichtig. Sie könnten den Einsatz des teuren Erdöls reduzieren.

Von japanischen Forschern entdeckt

Japanische Forscher hatten 2016 erstmals ein Bakterium entdeckt, das auf PET wächst und sich davon teils auch ernährt. Sie fanden heraus, dass der PET-Abbau mithilfe der beiden Enzyme PETase und MHETase erfolgt: Die PETase zerlegt den Kunststoff zunächst in kleinere Bausteine, während die MHETase im zweiten Schritt die Aufspaltung des Kunststoffes in seine Grundbausteine übernimmt.  

Bisher war nur die Struktur der PETase bekannt. Mithilfe der Synchrotronlichtquelle BESSY II am Helmholtz Zentrum Berlin konnte das Team nun auch die Struktur der wesentlich größeren MHETase entschlüsseln. „Die MHETase besitzt eine Oberfläche, die etwa doppelt so groß ist wie die von PETase. Damit gibt es auch wesentlich mehr Optionen, die Oberfläche dieses Enzyms zu modifizieren und für die Zerlegung von PET zu optimieren“, erklärt der Biochemiker und Strukturbiologe Gert Weber vom Helmholtz-Zentrum Berlin.

Röntgenstrahlen bringen 3D-Struktur ans Licht

Die Idee zur Durchleuchtung des zweiten Enzyms hatte Weber gemeinsam mit dem Greifswalder Biochemiker Uwe Bornscheuer entwickelt und umgesetzt. Die Herausforderung: „Damit man in der Struktur sieht, wie das Enzym an PET bindet und es zersetzt, benötigt man ein Plastikfragment, das an MHETase bindet, aber nicht gespalten wird“, erklärt Weber. Das Problem wurde gelöst, in dem PET-Flaschen zerschnitten, der Kunststoff chemisch zersetzt, daraus Plastikfragmente synthetisiert und dann winzige Kristalle für die Strukturuntersuchungen gezüchtet wurden. „Durch diese Strukturuntersuchungen können wir der MHETase gewissermaßen bei der Arbeit zuschauen und daraus Strategien entwickeln, das Enzym zu optimieren“, so Weber.

Mit den Röntgenstrahlen von BESSY II offenbart die dreidimensionale Architektur der MHETase mehrere Besonderheiten: Den Forschern zufolge binden Enzyme wie die MHETase zunächst an ihr Zielmolekül, bevor eine chemische Reaktion eintritt. Für jedes abzubauende Molekül wird daher ein maßgeschneidertes Enzym benötigt. „Wir können jetzt genau lokalisieren, an welchen Stellen das MHET-Molekül an die MHETase andockt und wie es dadurch in seine beiden Bestandteile Terephthalsäure und Ethylenglykol gespalten wird“, berichtet Weber. Die Forscher sind überzeugt: Kunststoffabbauende Enzyme wie die MHETase könnten helfen, das Plastikmüllproblem mit biobasierten Helfern zu lösen.

bb