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24 weltweit führende akademische Institute und Regierungsorganisationen haben das Zusammenspiel und die Wechselwirkungen zwischen Klimawandel und der allgemeinen Gesundheit der Menschen unter die Lupe genommen, und deren Auswirkungen auf Regierungszugeständnisse im Rahmen des Pariser Klimaabkommens analysiert. Der Lancet Countdown 2017 Report wurde am 31. Oktober vorgestellt.

Folgen des Klimawandels sind irreversibel

Der Report ist schon die zweite Klima-Analyse die auf Initiative des britischen Wellcome Trusts und des Medizin-Fachjournals The Lancet erschienen ist. 2015 wurde eine "Lancet Commission on Health & Climate Change" gegründet, in der akademischen Einrichtungen und die Weltgesundheitsorganisation WHO eng zusammenarbeiten. In dem Report von 2015 kamen die Forscher zu dem Schluss: der von Menschenhand herbeigeführte Klimawandel gefährdet die Fortschritte und Errungenschaften der vergangenen fünf Jahrzehnte im Gesundheitswesen. Ein promptes und umfassendes Handeln, um den Klimawandel aufzuhalten, sei die beste Möglichkeit, die Gesundheit der Menschen weltweit zu fördern. Der diesjährige Report untersuchte 40 Indikatoren in fünf Gebieten und kommt zu dem Ergebnis: viele Folgen der globalen Erwärmung sind irreversibel. Zudem gefährde jegliche Verzögerung im Kampf gegen den Klimawandel Menschenleben und bedrohe Existenzgrundlagen.

Krankheiten breiten sich aus, Ernteerträge brechen ein

Durch die globale Erwärmung weiten sich außerdem auch die Territorien von Schädlingen und krankheitsübertragenden Tieren aus. So war der Lebensraum der Gelbfiebermücke Aedes aegypti, die das Dengue und das Zikavirus auf den Menschen übertragen kann, früher auf die Tropen begrenzt. Doch mit den steigenden Temperaturen weltweit vergrößerte sich auch ihr Verbreitungsgebiet. Mittlerweile sind Mücke und Dengue-Virus bereits in Südeuropa, dem Süden der USA und in Australien angekommen. Demnach trat laut WHO das Dengue-Fieber bis 1970 in nur neun Ländern gehäuft auf. Mittlerweile sind es über 100 Länder.

Neben den direkten gesundheitlichen Folgen durch die Ausbreitung bestimmter Krankheiten kommt es auch zu indirekten gesundheitlichen Schäden durch den Klimawandel, etwa Mangelerscheinungen durch Unterernährung. Denn steigende Temperaturen verringern vielerorts die Ernteausbeute von Getreide und anderen Lebensmitteln. Beispielsweise sinkt die Weizenernte jedes Mal um 6% und die Reisernte sogar um 10%, wenn sich die Temperatur in der Erdatmosphäre um ein Grad Celsius erhöht. In warmen Ozeanen leben zudem weniger Fische; diese wiederum enthalten lebenswichtige Mikronährstoffe wie Zink und Omega-3-Fettsäuren.

Experten und Themen zu allen Klimaaspekten

Der "Lancet Countdown"-Report ist der Ergebnis der Zusammenarbeit von 24 akademischen Instituten und internationalen Organisationen wie der WHO erstellt. Dabei sind alle Kontinente und viele verschiedene Disziplinen vertreten: Klimaforscher, Ökologen, Ökonomen, Ingenieure, Experten der Energie-, Ernährungs- und Transportsysteme, Geographen, Mathematiker, Sozial- und Politikwissenschaftler, Mitarbeiter des öffentlichen Gesundheitswesens sowie Mediziner. In dem Bericht werden jährlich Indikatoren aus fünf Bereichen vorgestellt: Anfälligkeiten für den - und Auswirkungen des Klimawandels; Anpassungs- und Widerstandfähigkeit der Gesundheit; Klimaschutzmaßnahmen und positive Nebeneffekte auf die Gesundheit; Wirtschafts- und Finanzwesen; öffentliches und politisches Engagement. Der Bericht beinhaltet außerdem Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger.

jmr

24 leading academic institutions and inter-governmental agencies have been working together to track current progress on the relationship between public health and climate change, and their implications for governments’ commitments under the Paris Climate Agreement. The Lancet Countdown’s 2017 report was launched on the October 31st.

Consequences of climate change potentially irreversible

The report follows up on the work of the 2015 Lancet Commission, which concluded that anthropogenic climate change threatens to undermine the last 50 years of gains in public health, and conversely, that a comprehensive response to climate change could be “the greatest global health opportunity of the 21st century”. The Lancet Countdown's 2017 report tracks 40 indicators across five areas, and culminated in the conclusions that the human symptoms of climate change are unequivocal and potentially irreversible and that the delayed response to climate change over the past 25 years has jeopardised human life and livelihoods.

Diseases are spreading, harvest yields are decreasing

According to the authors, one consequence of global warming is the migration and expansion of disease carrying vermin, such as the mosquito that is spreading dengue fever. The insect used to be confined to tropical areas, however, due to warmer temperatures worldwide they were able to expand their territory and have now spread to the south of Europe, the south of the US, and even to Australia. This expansion of the disease-bringing mosquito translates to a drastic increase in dengue fever infections. While the WHO counted nine countries with severe dengue fever outbreaks in 1970, today there are more than 100 countries that report regular infections.

Moreover, due to increased temperatures, harvest yields are decreasing. For instance the authors calculate, the global harvest yield of wheat decreases by 6% each time the global temperature rises by one degree Celsius. Rice yields even decrease by 10% each time temperatures rise. Additionally, warming oceans are endangering the fishing industry, diminishing yet another food source.

Experts from five domains converge

The Lancet Countdown exists as a collaboration between 24 academic institutions and inter-governmental organisations, based in every continent, and with representation from a wide range of disciplines, including: climate scientists, ecologists, economists, engineers, experts in energy, food and transport systems, geographers, mathematicians, social and political scientists, public health professionals, and physicians. The collaboration reports annual indicators across five domains: climate change impacts, exposures and vulnerability; adaptation planning and resilience for health; mitigation actions and health co-benefits; economics and finance; and public and political engagement.

jmr

Das Start-up grünerdüngen GmbH der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Dresden sowie deren Lehrstuhl für Ökologischen Landbau wurden mit dem Sächsischen Umweltpreis 2017 ausgezeichnet. Der Preis wurde Ende Oktober von Thomas Schmidt, dem Sächsischen Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft, an die Preisträger Beate Wunderlich, Simon Scheffler und Torsten Mick von grünerdüngen sowie Knut Schmidtke, Professor für Ökologischen Landbau, verliehen und ist mit 9.000 Euro dotiert.

Gründerstipendium für Kleedünger

Bereits im März erhielt das Unterfangen im Rahmen des Programms „EXIST-Existenzgründungen aus der Wissenschaft“ ein Stipendium des Bundeswirtschaftsministeriums. Ziel ist es, einen komplett biobasierten Dünger aus Klee herzustellen und an den Markt zu bringen. Denn, wie für Hülsenfrüchte typisch, leben Kleewurzeln in Symbiose mit Knöllchenbakterien, die Stickstoff aus der Luft fixieren können. Dieser wiederum ist ein essenzieller Nährstoff für Pflanzen und ist in Klee-Biomaterial in relativ hohen Mengen vorhanden. Durch ein spezielles Ernte- und Aufbereitungsverfahren wird aus reinem Bio-Klee das biologische Düngemittel in Pelletform. Der Biodünger, genannt KleePura, wird bereits seit Juni 2017 im Naturkostfachhandel angeboten, und soll ab 2018 auch in regionalen Baumärkten erhältlich sein. 

Prämiertes Produkt: KleePura

Prämiert wurde KleePura in der Kategorie „Umweltfreundliche Produkte“, wobei besonders die Entwicklung und Vermarktung des ersten und komplett aus dem ökologischen Landbau stammenden Bio-Düngemittels honoriert wurden. Der Biodünger wurde im Rahmen eines vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung geförderten Forschungsprojektes an der Professur Ökologischer Landbau von 2013 bis 2016 entwickelt.

jmr

Am 31. Oktober hat der Clariant-Verwaltungsrat die Investition in eine neue kommerzielle Großanlage zur Produktion von Cellulose-Ethanol aus Pflanzenreststoffen bekanntgegeben. Zur Anwendung kommt hier die von Clariant entwickelte sunliquid-Technologie. Dieses Verfahren testet Clariant bereits seit fünf Jahren in einer Demonstrationsanlage im bayerischen Straubing. Die neue Anlage mit einer jährlichen Produktionskapazität von 50.000 Tonnen wird im Südwesten Rumäniens errichtet. Die Einrichtung soll als Referenzanlage die Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der sunliquid-Technologie im kommerziellen Maßstab unter Beweis stellen.

Nächste Stufe gezündet für sunliquid-Verfahren

„Clariant investiert laufend in die Entwicklung nachhaltiger Produkte und innovativer Lösungen wie sunliquid. Dieses bahnbrechende Verfahren demonstriert eindrucksvoll die Produktion effizienter, nachhaltiger und fortschrittlicher Biokraftstoffe und zeichnet sich darüber hinaus durch sein großes Potenzial als Technologieplattform für eine Vielzahl biobasierter Materialien aus“, so Christian Kohlpaintner, Mitglied des Executive Committee bei Clariant.

Neue Geschäftssparte für Biokraftstoffe geschaffen

Um sich weiter auf die Kommerzialisierung von Bioethanol, Lizenzen und Enzymen zu fokussieren, hat Clariant eine neue Business Line namens Biofuels & Derivatives gegründet, die Teil des Geschäftsbereichs Catalysis ist. Ab Januar 2018 gehen sämtliche Aktivitäten und Kosten in Zusammenhang mit der sunliquid-Technologieplattform auf dieses Geschäftssparte über. Im September dieses Jahres hatte Clariant eine Technologie-Lizenzvereinbarung mit Enviral geschlossen.

„Nach fünfjährigem Betrieb unserer vorkommerziellen sunliquid-Anlage in Straubing, Deutschland und sorgfältiger Prozessdemonstration sind wir jetzt bereit für den Scale-up auf die nächste Stufe“, erläutert Markus Rarbach, Leiter Start-up-Geschäft Biofuels & Derivates bei Clariant. Die Investition bringe auch erhebliche ökonomische Vorteile für die Region mit sich. Durch die regionale Beschaffung von Rohstoffen sind maximale Einsparungen von Treibhausgasen möglich und in der Region entsteht zusätzliche Wertschöpfung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Errichtung der Anlage von EU gefördert

In einem nächsten Schritt finden ausführliche technische Planungen vor dem offiziellen Spatenstich statt, der für 2018 geplant ist. Die Auslieferung der ersten Produktcharge aus der Anlage ist für 2020 vorgesehen. Von der Anlage wird ein Umsatzpotenzial im mittleren zweistelligen Millionenbereich durch sunliquid-Cellulose-Ethanol erwartet. Der Aufbau der Bioraffinerie-Großanlage wird von der EU im Rahmen des Bio-Based Industries Joint Undertaking (BBI) unterstützt.

Bei voller Kapazitätsauslastung verarbeitet die neue Anlage pro Jahr ca. 250.000 Tonnen Weizenstroh und sonstiges Getreidestroh, das von lokalen Landwirten bezogen wird. Im Prozess entstehende Nebenprodukte werden zur Erzeugung erneuerbarer Energie verwendet. Ziel hierbei ist die Unabhängigkeit der Anlage von fossilen Energiequellen. Daher ist das entstehende Cellulose-Ethanol ein praktisch klimagasneutraler, fortschrittlicher Biokraftstoff. 

Clariant hatte eine Fusion mit dem US-Chemiekonzern Huntsman angestrebt. Ende Oktober wurde die geplante Fusion jedoch abgesagt, nachdem ein Clariant-Investor den Plan infrage gestellt hatte.

pg

Clariant, a specialty chemicals company based in Switzerland and with a demonstration plant in Straubing, Germany, will invest in a new full-scale commercial biorefinery for the production of cellulosic ethanol from agricultural residues using its sunliquid® technology. The new plant, with an annual production capacity of 50.000 tons, will be built in the south-western part of Romania.

Ready for scale-up

Just a little over a month ago, Clariant announced the licensing of their sunliquid® technology to Enviral, a member of the Envien Group. "After five years of operating our pre-commercial sunliquid® plant in Straubing, Germany, and thorough process demonstration we are now ready to scale-up to the next level", explains Markus Rarbach, Head of Start-up Business Biofuels & Derivatives at Clariant. "It is the next big step into an attractive market and a significant advancement in the successful commercialization of this highly innovative and sustainable technology." The investment also brings substantial economic benefits to the region. By locally sourcing feedstock, greenhouse gas savings can be maximized and additional business opportunities arise in the region along the value chain.

Cellulosic ethanol: a truly sustainable biofuel

At full capacity, the new plant will process approximately 250.000 tons of wheat straw and other cereal straw annually, which will be sourced from local farmers. Co-products from the process will be used for the generation of renewable energy with the goal of making the plant independent from fossil energy sources. Therefore, the resulting cellulosic ethanol is an almost carbon neutral and truly sustainable, advanced biofuel. It is produced from agricultural residue such as wheat straw and corn stover that is obtained from farmers. The straw is converted into cellulosic sugars followed by fermentation of cellulosic sugars to cellulosic ethanol. By using agricultural residue, cellulosic ethanol can extend current biofuels production to new feedstocks and improved performance. Cellulosic sugars also have the potential to serve as a building block for future production of bio-based chemicals.

Construction will start in 2018

To further focus on the commercialization of bio-ethanol, licenses and enzymes, Clariant has set-up a new Business Line Biofuels & Derivatives, as part of the Business Area Catalysis. As of January 2018, all activities and costs related to the sunliquid® technology platform will be transferred from Corporate Costs to the Business Line Biofuels & Derivatives.

Construction for the new biorefinery in Romania will start in 2018. The plant is anticipated to deliver its first batch of product in 2020. Peak sales from the sunliquid® cellulosic ethanol plant are expected to be in the mid double-digit million range. The project receives funding from the European Union's Seventh Framework Program for research, technological development and demonstration and from the Bio-Based Industries Joint Undertaking under the European Union's Horizon 2020 research and innovation program.

jmr

Phosphor ist ein essenzieller Nährstoff für Pflanzen. Allerdings ist er in vielen Böden nicht in ausreichenden Mengen vorhanden, sodass er entweder über Dünger zugefügt werden muss oder die Pflanzen nicht optimal wachsen können. Umso bedeutsamer sind die neuen Erkenntnisse von Forschern der Universität Köln: Sie haben einen bisher unbekannten Pilz entdeckt, der Pflanzen mit dem wichtigen Mineralstoff Phosphor versorgt. Vor allem im Hinblick auf begrenzte Bodenressourcen könnte diese Symbiose künftig eine enorme Hilfe für die Landwirtschaft sein. Die Forscher haben ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift „PNAS“ veröffentlicht.

Bisher unbekannter Pilz versorgt Phosphor

„Die Ergebnisse der Arbeit sind wichtig für das Verständnis der Kooperation von Pflanzen mit den Kleinstlebewesen, die zu Abertausenden ihre Wurzeln besiedeln“, sagt Marcel Bucher vom Exzellenzcluster CEPLAS (Cluster of Excellence on Plant Science). Diese Kleinstlebewesen, die in großer Zahl Pflanzen besiedeln, werden zusammengefasst auch Mikrobiom genannt. Zu diesem gehören auch die Pilze aus dem Boden. Wie die Forschergruppe unter der Leitung von Bucher nun herausgefunden hat, versorgt ein bisher unbekannter Pilz aus dem Mikrobiom in der Wurzel von Arabis alpina (Alpen-Gänsekresse) seine Wirtspflanze bei nährstoffarmen Böden mit Phosphor und fördert so ihr Wachstum. Mit ihren Ergebnissen haben die Forscher das Rätsel der Alpen-Gänsekresse gelüftet, wie diese sogar auf phosphorarmen Böden gut gedeihen kann. Tatsächlich bilden die meisten Landpflanzen mit bestimmten Bodenpilzen eine sogenannte Mykorrhiza-Symbiose, die für die Pflanze äußerst förderlich ist. Allerdings gibt es diese Art der Symbiose bei Arabis alpina nicht.

Pflanzen filtern Kleinstlebewesen im Boden

Nachdem der besondere Mikrobiom-Pilz identifiziert war, stellte sich für die Forscher die Frage, ob auch andere die Pflanze auch von anderen Pilzen profitieren würde. Dazu wurde in einem ersten Schritt das Mikrobiom der Wurzel untersucht und ein kurzer, für Pilze typischer Genomabschnitt sequenziert. Dadurch konnten Rückschlüsse auf die Identität und die Funktionen der Pilze im Mikrobiom gezogen werden. Anschließend analysierten die Wissenschaftler die biologische Vielfalt und evolutionären Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Pilzarten. Das Ergebnis: Die Diversität der Pilze ist im unbepflanzten Boden am höchsten und im Wurzelinnern am niedrigsten. „Dies deutet darauf hin, dass Pflanzen als Filter für Kleinstlebewesen im Boden wirken können und die Fähigkeit besitzen, bestimmte Pilzkonsortien auszuwählen“, so Bucher. Mit anderen Worten, diese Symbiose funktioniert nur mit diesem speziellen Pilz.

Helotiales-Pilz verbessert Wachstum auf phosphorarmen Böden

Parallel dazu wurden zahlreiche Pilze aus der Arabiswurzel im Labor in kultiviert. „Wir konnten eine bisher unbekannte Pilzart aus der Ordnung der Helotiales detailliert untersuchen, die unter den rauen Bedingungen in den französischen Alpen sehr häufig auftritt und folglich wohl eine wichtige Funktion für das Überleben der Pflanze ausübt“, sagt Bucher. Dieser Helotiales-Pilz lebt im Inneren der Wurzel, wächst dabei in einzelne Wurzelzellen hinein und verbindet das Wurzelinnere über Pilzfäden mit dem Wurzelraum außerhalb der Wurzel. Auf phosphorarmen Böden wachsen Pflanzen mit diesem Pilz in ihrem Mikrobiom deutlich besser, und die Forscher konnten ein erhöhte Phosphoraufnahme der Pflanze feststellen.

jmr

Crowdfunding ist ein beliebtes Finanzierungsmodell vor allem für Start-ups. Mit GREEN ROCKET hat Gründer und Geschäftsführer Wolfgang Deutschmann 2013 erstmals in Europa eine Plattform für Investments in grünen Ideen etabliert. Das einst in Österreich beheimatetet Portal will vor allem Geschäftsideen aus den Bereichen Energie, Umwelt, Mobilität und Gesundheit Starthilfe geben. Seit diesem Jahr ist die Crowdfunding-Plattform auch für Start-ups aus Deutschland offen. Die ersten Kampagnen waren erfolgreich, weitere sind bereits geplant.

Die Züchtung von Nutzpflanzen ist aufwendig. Bis zu zehn Jahre können vergehen, ehe nach einer Kreuzung und etlichen Selektionsschritten eine Zuchtlinie entsteht und als neue Sorte für den Ackerbau zugelassen wird. Gefragt sind neue Pflanzensorten mit vielen Talenten. „Am Ende muss die Sorte einen hohen Ertrag haben und ertragsstabil sein. Sie muss aber auch eine gewisse Stressresistenz gegenüber Krankheiten und Trockenheit haben“, erklärt Jutta Ahlemeyer, Saatzuchtleiterin bei der Deutschen Saatveredelung AG.

Pflanzenzüchtungs-Prozess verkürzen

Für die Pflanzenzüchtung ist es eine Herausforderung diesen langen Zeitraum mit neuen Methoden zu verkürzen. Bisher ist der Einsatz der markergestützten Selektion etabliert, der auch als Smart Breeding bekannt ist. Smart Breeding wird benutzt, um schon früh in der Entwicklung einer Pflanze zu prüfen, ob sie ein bestimmtes Merkmal besitzt und damit etwa als Kreuzungspartner geeignet ist. Solche molekularen Marker liegen im DNA-Strang in der Nähe von Genen, die einen großen Einfluss auf das betreffende Merkmal haben. Gut geeignet ist Smart-Breeding für die Selektion einer Reihe von Krankheitsresistenzen. Wird eine Resistenz durch ein einzelnes Gen vererbt, reicht es im Selektionsprozess aus, einen gekoppelten molekularen Marker zu untersuchen anstatt einen aufwendigen Resistenztest durchzuführen. Viele ökonomisch wichtige Merkmale wie zum Beispiel der Ertrag lassen sich durch den Blick auf einzelne molekulare Marker jedoch nicht abschätzen, weil für ihre Ausprägung nicht nur ein Gen, sondern eine Vielzahl von Genen verantwortlich ist.

Genomische Selektion in der Gerstenzüchtung

Abhilfe kann hier eine Methode schaffen, die in der Rinderzucht bereits seit Längerem Anwendung findet: die genomische Selektion. Anders als beim Smart Breeding werden hierbei nicht nur einzelne molekulare Marker analysiert, sondern Zehntausende. Indem für eine große Population von Pflanzen der Phänotyp detailliert beschrieben wird und gleichzeitig das ganze Genom mit einer Vielzahl molekular Marker untersucht wird, können sogenannte „genomische Zuchtwerte“ geschätzt werden. Möglich wird dies durch entsprechende bioinformatische Methoden.

Forscher um Jutta Ahlemeyer haben im Verbundprojekt „BARSELECT“ untersucht, ob die Methode der genomischen Selektion auch in der Gersten-Züchtung etabliert werden kann. An dem Projekt waren weitere Partner aus Industrie sowie Forschung beteiligt. Das Vorhaben wurde zwischen 2011 und 2015 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderinitiative „Pflanzenbiotechnologie der Zukunft“ mit rund 1,5 Mio. Euro gefördert. Weitere 570.000 Euro steuerten die beteiligten Unternehmen bei.

Mit Markern Zuchtlinien besser einschätzen

Im Projekt BARSELECT konzentrierten sich die Forscher auf die Wintergerste. „Unser großes Ziel war es, mit Unterstützung von Markern Zuchtlinien besser einzuschätzen und deren Leistung vorherzusagen, um ohne eine weitere Phänotypisierung in eine neue Kreuzungsrunde zu gehen“, so Ahlemeyer. 750 Wintergerste-Linien – das sogenannte Trainingsset - wurden über zwei Jahre in Feld- und Klimakammer-Versuchen auf relevante Merkmale wie Ertrag, Trockentoleranz und Wurzelwachstum untersucht. Neben komplexen Merkmalen wie dem Kornertrag wählten die Forscher auch Eigenschaften, die von relativ wenigen Genen beeinflusst werden und die daher relativ einfach vorherzusagen sein sollten, wie etwa die Wuchshöhe und der Zeitpunkt des Ährenschiebens.

Sämtliche von den Projektpartnern bereitgestellten genotypischen und phänotypischen Daten wurden von der Universität Hohenheim analysiert. Basierend auf sogenannten SNP-Markern wurden die Unterschiede im Genom der einzelnen Linien bestimmt und mit ihren Merkmalen verglichen. „Die Aufgabe war, auf Grundlage der Daten, die wir in den ersten zwei Jahren am Trainingsset aufgenommen hatten, die Leistung der Zuchtlinien in einem Validierungsset im dritten Jahr allein aufgrund der molekularen Marker vorherzusagen“, erklärt Ahlemeyer. Während die Forscher rechneten, wurden die Merkmale von 750 neue Linien, die mit den Linien des Trainingssets unterschiedlich stark verwandt waren, in Feld- und Klimakammer-Versuchen untersucht. Ein Vergleich der von den Wissenschaftlern auf Basis der Marker vorhergesagten Werte mit den tatsächlich im Feld ermittelten Eigenschaften ermöglichte es, die Genauigkeit der Methode zu beurteilen.

Bienen und Hummeln sind als Bestäuber wichtige landwirtschaftliche Gehilfen. Sie sichern das Überleben vieler Pflanzen und fördern gleichfalls die Biodiversität. Untersuchungen belegen auch, dass die Bestäubung durch Insekten einen wichtigen Einfluss auf Ertrag und Qualität von Obst und Gemüse hat. Im Obst- und Gartenbau werden die fliegenden Helfer daher seit Langem zur Ertragssteigerung genutzt. Einzelne Insektenarten wie etwa Hummeln werden für ihren Einsatz im Tomaten-Gewächshaus beim Versandhandel bestellt. Beim Anbau von Gewürz- und Arzneipflanzen ist die Bestäubung durch Insekten bisher nicht üblich, aber denkbar.

Insektenbestäubung bei Kräutern gezielt managen

Agrarökologen der Universität Bonn wollen daher untersuchen, ob auch beim Anbau von Fenchel, Lein und Thymian eine gezielte Insektenbestäubung erfolgreich ist. Das Team verspricht sich davon nicht nur höhere, sondern auch qualitativ bessere Erträge sowie mehr Biodiversität und Vorteile für die Agrarökosysteme. Ziel ist die Entwicklung eines Managmentsystems zur gezielten Bestäubung durch Insekten, wie es im Obst- und Gemüseanbau bereits Praxis ist.

Neue Insekten als Bestäuber fördern

In den kommenden drei Jahren wollen die Wissenschaftler ergründen, welche Insekten bundesweit die etwa 125 angebauten Kräuterpflanzen bestäuben. "In diesem Projekt wollen wir nicht mit aus Zuchten stammenden Hummelvölkern oder ausschließlich mit Honigbienen arbeiten, sondern vor allem auch mit ehemals einheimischen Arten, die wir fördern bzw. wieder ansiedeln. Dadurch können wir eine Faunenverfälschung auch auf genetischer Ebene ausschließen“, erklärt Tierökologe Andreé Hamm.

Einfluss auf Ernte und Artenvielfalt

Im Fokus der Untersuchung stehen Fenchel, Lein und Bohnenkraut. Hier wollen die Forscher untersuchen, welchen Einfluss die Insektenbestäubung auf Qualität und Menge der Ernte hat. Zugleich sollen Möglichkeit ausgelotet werden, wie die fliegenden Helfer gezielt gefördert werden können und wie benachbarte Kulturen davon profitieren. „Wir planen zudem einen Vergleich mit geförderten, klassischen Agrarumweltmaßnahmen wie Blühstreifen. Eventuell haben Arznei- und Gewürzpflanzen sogar höhere Effekte in punkto Artenvielfalt, gleichzeitig bringen sie aber noch einen wirtschaftlichen Ertrag“, sagt Projektleiter Ralf Pude.

Mehr heimische Kräuter für die Industrie

Das Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen schließlich in Praxisanleitungen und Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität einfließen. Zudem soll die Nutzung heimischer pflanzlicher Rohstoffe im Pharma-, Kosmetik- und Nahrungsmittelbereich gesteigert werden. Bisher werden lediglich 15% des Bedarfs durch in Deutschland angebaute Kräuter abgedeckt. Doch das Interesse der Industrie wächst.

bb

Herkömmliche Schmiermittel wie Motoröl bestehen meist aus erdölbasierten Substanzen. Sie sind umweltschädlich und ihre Entsorgung problematisch. Biologische Reststoffe wie Lebensmittelabfälle oder Agrarrückstände könnten hier eine Alternative bieten. Im soeben gestarteten Verbundprojekt „PHAt“ wollen Forscher vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheit- und Energietechnik UMSICHT gemeinsam mit Industriepartnern daher Verdickungs- und Bindemittel aus biotechnologisch hergestelltem Polyhydroxyalkanoat (PHA) entwickeln. Das Biopolymer wird bereits zur Herstellung von Biokunststoffen vor allem für Lebensmittelverpackungen verwendet.

PHA-Biopolymere nutzen

„Die Idee PHA als Verdickungs- und Bindemittel in Schmierstoff-Anwendungen zu nutzen ist neu aber vielversprechend. PHA wird biotechnologisch hergestellt. Als Kohlenstoffquelle für die produzierenden Mikroorganismen können biogene Reststoffe verwendet werden. Die aus dem PHA resultierenden Schmiermittel sind sowohl biobasiert als auch bioabbaubar“, sagt Projektkoordinatorin Inna Bretz vom Fraunhofer UMSICHT.

Eigenschaften ausloten und optimieren

Je nach Anwendung müssen Schmierstoffe allerdings verschiedene Eigenschaften erfüllen. Um Reibung und Verschleiß zu verhindern, müssen sie beispielsweise Temperaturen und Belastungen standhalten oder auch Kühlfunktionen übernehmen. In den kommenden drei Jahren will das Konsortium daher zunächst die Eigenschaften für verschiedene Anwendungen bestimmen. Im Fokus stehen dabei Fließeigenschaften, Löslichkeit sowie thermische und oxidative Stabilität. Anschließend sollen verschiedene PHA-Varianten für Verdickungs- und Bindemittel entwickelt und hinsichtlich der erforderlichen Eigenschaften optimiert werden. Ein am Projekt beteiligter Schmierstoff-Hersteller wird schließlich die neuen, umweltfreundlichen Inhaltstoffe in Schmierstoffen und Gleitlacken prüfen.

BMBF-Förderung in Millionenhöhe

Das Verbundvorhaben wird im Rahmen der Fördermaßnahme „Maßgeschneiderte biobasierte Inhaltsstoffe für eine wettbewerbsfähige Bioökonomie“ mit 1,25 Mio. Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt. Initiator ist das Kooperationsnetzwerk „BioPlastik, das nach Auslaufen der öffentlichen Förderung seit diesem Jahr von den Netzwerkpartnern selbst finanziert wird.

bb

Essigfliegen mögen bekannterweise Obst, genauer gesagt – faulige und matschige Früchte. Die Tiere sind zwar lästig, aber für die Landwirtschaft eher ungefährlich. Anders verhält es sich mit der Kirschessigfliege. Die aus Asien eingewanderte Spezies bevorzugt zum Ablegen ihrer Eier ausschließlich reifes und unversehrtes Obst und ist damit für Landwirte und Winzer längst zur Plage geworden. Klimawandel und Globalisierung haben dafür gesorgt, dass sich die Obstschädlinge hierzulande heimisch fühlen und rasant vermehren. Hinzu kommt, dass Kirschessigfliegen auf eine Vielzahl von Früchten stehen.

Licht und Duftstoffe als Lockmittel

Alle Versuche, der Schädlinge Herr zu werden, erwiesen sich bislang als erfolglos oder gefährdeten andere, mit unter nützliche, Insektenarten. Nun scheint es, doch eine Lösung zu geben. Mit einer Fliegenfalle wollen Forscher der Universität Hohenheim und die Aachener Firma 3win Maschinenbau den Insekten den Garaus machen. Mit Licht und Duftstoffen wollen sie die Tiere dabei gezielt in die Falle locken, wo ein kurzer Stromschlag sie abtötet. Der Vorteil der Methode: Sie ist effizient, umweltfreundlich und geht nicht zu Lasten anderer Insektenarten wie Bienen.

Fliegenfalle für nachhaltigen Obstbau

Ernteausfälle wie im Jahr 2014 in Deutschland mit einem Schaden in Millionenhöhe verdeutlichen das Ausmaß der Schädlingsplage und die Dringlichkeit einer Lösung. „Schon heute ändern Obstbauern und Winzer wegen dieser Fliege ihre Anbaugewohnheiten. In Südeuropa werden die gefährdeten Herbsthimbeeren bereits nicht mehr angebaut“, sagt Dagmar Wirtz, Geschäftsführerin von 3win Maschinenbau. Die Fliegefalle steht für einen nachhaltigen Anbau und wird im Rahmen des Projektes von Praxispartnern getestet.

Artenvielfalt und Boden schonen

Die Entwicklung einer umweltfreundlichen Schädlingsfalle wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit 300.000 Euro gefördert. „Mit solchen Projekten wollen wir helfen, Boden, Biodiversität und Gewässerqualität zu sichern und dem Erwerbsobstbau Zukunftsperspektiven zu bieten“, so der stellvertretende Generalsekretär der DBU Werner Wahmhoff. Doch nicht nur Obst- und Weinproduzenten werden von der Fliegenfalle profitierten. Auch Verbraucher müssten beim Kauf von Lebensmitteln keine Sorge haben, dass das Obst mit Schädlingsbekämpfungsmittel behandelt wurde.

bb

Gerste wird in Deutschland nicht nur als Futtermittel genutzt, sondern auch zum Bierbrauen. Der Anbau von spezieller Braugerste ist in den vergangenen Jahren jedoch zurückgegangen, obwohl das Geschäft für Landwirte grundsätzlich wesentlich attraktiver ist als der Futtermittelanbau. Das Problem: Ob die Braugerste in der Brauerei oder im Futtertrog landet, hängt vom Proteingehalt der Getreidekörner ab. Für die Bierherstellung muss dieser zwischen 9,5 und 11,5% liegen. Damit ist zugleich die Schaumbildung beim Bier garantiert. Ist der Proteingehalt der Braugerste nicht ausreichend, bleibt nur die Verwertung als Tierfutter. Mit der Düngung kann der Landwirt durch die Zufuhr von Stickstoff den Eiweißgehalt in den Körnern zwar gezielt beeinflussen. Dem entgegen wirkt jedoch der klimabedingte Anstieg von Kohlendioxid in der Luft, durch den in den Körnern weniger Proteine produziert werden. So ist es schwierig, den exakten Düngemittelbedarf zu ermitteln, damit die Braugerste nicht doch als Tierfutter enden muss.

Optimale Düngemenge per App ermitteln

Im EU-Projekt „BARLEY IT“ wollen Partner aus Deutschland und Frankreich nun eine App entwickeln, die helfen soll: Die Software soll Auskunft über die optimale Menge an Stickstoffdünger für die Braugerste bis zur Ernte geben. Dazu wollen die Forscher Analyseergebnisse von Modellierungs- und Satellitendaten bündeln. An dem Projekt sind neben dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung (ZALF) in Müncheberg, das französische Start-up-Unternehmen "CybeleTech" sowie das Institut national de la recherche agronomique (INRA) in Frankreich beteiligt.   

Farbe der Pflanze zeigt Stickstoffgehalt

Anhand der Farbe der Pflanzen können die Forscher den Stickstoffgehalt ermitteln. „Ist die Pflanze dunkelgrün, ist der Stickstoffgehalt zu hoch; ist die Pflanze gelblich, ist er zu niedrig“, erklärt Claas Nendel, Spezialist für landwirtschaftliche Wachstumssimulationen am ZALF. Für die geplante Anwendung werden Agrarbilder vom ESA Erdbeobachtungssatelliten Sentinel verwendet. „Auf den Satellitenfotos können wir erkennen, in welchem Versorgungsbereich die Pflanze liegt und durch kontrollierte Stickstoffgabe nachjustieren“, sagt Claas Nendel. 

Modellierung und Satellitendaten kombinieren

In dem seit Oktober 2017 laufenden Projekt werden die ZALF-Forscher das Wachstum der Braugerste am Computer mithilfe von Beobachtungs- und Satellitendaten simulieren, während die Pflanze parallel dazu auf dem Feld gedeiht. Auf diese Weise soll später der Einfluss der Düngemenge auf die Qualität der Gerste vorausberechnet und der für den angestrebten Proteingehalt der Gerste günstigste Wert ermittelt werden können. Wird es den Forschern gelingen, Fernerkundungsdaten und Modellierung zu kombinieren, sollen die Analysedaten zukünftig für Landwirte über die App auf Tablet oder Smartphone abrufbar sein.

bb

Kühe vertilgen pro Tag etwa 18 Kilogramm Futter. Aus der pflanzlichen Kost beziehen die Tiere alle notwendigen Nährstoffe. Damit sie aber das Gras und Heu in verdauliche Bestandteile zerlegen können, sind Millionen von Bakterien im Magen der Wiederkäuer aktiv. Doch wie gelingt es den Mikroorganismen, wertvolle Nährstoffe aus der Pflanzenbiomasse zu lösen? Die Frage wollen Tierernährungsexperten und Mikrobiologen der Universität Hohenheim in Stuttgart gemeinsam in einem neuen Projekt beantworten.

Dabei konzentrieren sich die Forscher auf das Bakterium Prevotella spp. Diese Art macht bis zu 40 % der Bakterien im Pansen, dem Hauptmagen der Kuh, aus. „Da Prevotella einen großen Anteil der Bakterien im Pansen ausmacht, gehen wir davon aus, dass es auch eine wichtige Rolle bei der Nahrungsverwertung spielt. Bislang wissen wir jedoch nicht, wie genau Prevotella seine Energie aus der Nahrung bekommt“, sagt Julia Fritz-Steuber. Darauf hoffen die Forscher in den kommenden drei Jahren eine Antwort zu finden. Das Projekt „Wechselwirkung zwischen fermentativer und respiratorischer Energiekonservierung im Pansenbakterium Prevotella spp“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 450.000 Euro unterstützt.

Bakterien-Fütterung im Labor

Gemeinsam mit Mikrobiologin Jana Seifert will Fritz-Steuber untersuchen, welche Stoffe das Bakterium im Kuhmagen abbaut und welche Eiweiß-Stoffe es daraus bildet. „Dazu bieten wir dem Bakterium verschiedene Stoffe an und schauen, welche es aufnimmt“, erklärt Fritz-Steuber. Die Prevotella-Bakterien werden dafür eigens im Labor herangezüchtet und dann mit denen im Kuhfutter vorkommenden Nährstoffen gefüttert. Isoliert aus seiner ursprünglichen Umgebung, dem Pansen, können die Forscher nachvollziehen, welche Stoffe das Bakterium genau verwertet. Kollegin Jana Seifert wird hingegen das Prevotella-Bakterium im Pansensaft untersuchen. „Wir wollen schließlich auch berücksichtigen, welchen Einfluss die anderen Bestandteile des Pansensaftes auf die Aktivität von Prevotella haben“, erklärt die Forscherin.

Kuhmagen-Modell simuliert Verdauung

An einem mechanischen Modell des Pansens soll der Fresstest wiederholt werden. Das Modell simuliert die Bewegungen des Pansens, der durch regelmäßiges Anspannen verschiedener Muskeln dafür sorgt, dass sein Inhalt konstant durchmischt wird. Mithilfe entsprechender Analysegeräte wollen die Forscher den Bakterien bei der Arbeit im Kuhmagen zuschauen und so analysieren, wie die Mikroben Eiweiße und andere Nährstoffe bei der Verdauung herstellen. "Um unsere Ergebnisse in der Tierernährung einzusetzen, müssen diese erst in Fütterungsversuchen weiterentwickelt werden“, so die Juniorprofessorin Seifert. Im Ergebnis hoffen die Forscher auf neue Erkenntnisse, um die Gesundheit der Tiere künftig durch eine gezielte Fütterung fördern zu können.

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Ob auf dem Feld oder im Stall: Ohne digitale Helfer geht auch in der Landwirtschaft fast nichts mehr. Hightech-Mähdrescher, Melkroboter und Sensoren machen die Arbeit der Landwirte leichter und effektiver. Doch wie steht es um die Fähigkeiten der Landwirte beim Umgang mit der modernen Technik? Eine Umfrage zur Digitalkompetenz vom Deutschen Bauernverband (DBV) und Digitalverband Bitkom unter 850 landwirtschaftlichen Betriebsleitern gibt Antwort darauf. Dabei wurden sowohl die eigenen Fähigkeiten der Betriebsleiter als auch die der Mitarbeiter bewertet. „Landwirte sind in Sachen Digitalisierung schon weiter als mancher Industriebetrieb. Digitalisierung bringt uns vor allem dann weiter, wenn sie nicht nur von der Landtechnik her gedacht, sondern als integraler Teil der Unternehmensführung verstanden und umgesetzt wird“, sagt Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes.

Junge Landwirte besonders technikaffin

Der Umfrage zufolge schätzen zwei Drittel aller Landwirte ihre digitalen Fähigkeiten als sehr gut bis befriedigend ein. 16% halten ihre Kompetenzen noch für ausreichend, weitere 16% nur für ungenügend oder mangelhaft. Doch es gibt deutliche Unterschiede in den Altersgruppen. Vor allem die jüngeren Chefs bis 35 Jahre können bei der Digitalisierung mithalten. Auch bei den Mitarbeitern sind es insbesondere die jüngeren Kollegen, die im Umgang mit der Technik als mehr oder minder fit eingeschätzt werden. In der Altersgruppe bis 35 Jahre wurden 92% der Mitarbeiter bezüglich derer Digitalkompetenz mindestens mit der Schulnote 3 bewertet. Bei den Angestellten über 50 waren es hingegen nur 37%, deren Fähigkeiten als befriedigend eingeschätzt wurden.

Wettbewerbsfähig mit Digitalisierung

Mit 46% ist den meisten jüngeren Landwirten dabei auch klar, dass die Digitalkompetenz in den landwirtschaftlichen Betrieben noch weiter zulegen muss. „Die Digitalisierung stellt auch Landwirte vor ständig neue Herausforderungen. Wer als Landwirt wettbewerbsfähig bleiben will, muss sich jetzt ganz aktiv mit der Digitalisierung auseinandersetzen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

bb

Wie fruchtbar ein Ackerboden ist, hängt auch von der Art der Bewirtschaftung ab. Mit Blick auf eine nachhaltige Agrarwirtschaft plädieren Experten seit Langem für mehr Abwechslung auf den Feldern. Fruchtfolgen spielen dabei eine besondere Rolle. Statt über Jahre auf dem Feld nur Roggen anzubauen, wechseln sich dabei Roggen, Hafer, Ebsen und Kartoffel innerhalb einer Vegetationsperiode auf dem Feld ab. Auf diese Art soll die Bodenfruchtbarkeit auf natürliche Weise  gefördert werden. Vielerorts gibt es jedoch noch immer Felder, auf denen nur eine einzige Sorte wie etwa Roggen oder Mais angebaut werden.

Erstmals Anbau von Fruchtfolgen sichtbar 

Wo genau noch immer Monotonie und Vielfalt im Ackerbau herrschen, haben Agrarforscher vom Zentrum für Biodiversität und nachhaltige Landnutzung der Universität Göttingen in Niedersachsen genauer untersucht. Für ihre Studie nahmen sie etwa 120.000 für das Land relevante Felder ins Visier, werteten Agrardaten aus und konnten so die Geschichte der Bewirtschaftung von rund einem Viertel der niedersächsischen Ackerflächen über einen Zeitraum von sieben Jahren beschreiben. Im Ergebnis entstand ein Schema, mit dessen Hilfe Fruchtfolgemuster der vergangenen Jahre erkannt und verglichen werden können. „Erstmals konnten wir echte Anbaustrukturen sichtbar machen“, sagt Susanne Stein, Erstautorin der Studie.

Vielfalt und Monotonie gleich auf

Wie das Team im Fachjournal „European Journal of Agronomy“ berichtet, werden immer weniger Früchte auf immer größeren Flächen angebaut. Rund 30% der Ackerfläche des Landes sind sehr einseitig mit nur ein oder zwei Feldfrüchten bewirtschaftet. Etwa ein Viertel davon wird sogar ausschließlich mit Mais im Daueranbau kultiviert. Diese monotone Anbaustruktur ist der Studie zufolge vor allem im Nordosten des Bundeslandes weit verbreitet. Einen vielfältigen Fruchtwechsel mit vier oder mehr Feldfrüchten in Folge wurde ebenfalls auf 30% der Flächen registriert. Diese Anbaustruktur erstrecken sich quer durchs Land. Auf den restlichen 40% der  Anbauflächen dominiert die althergebrachte Anbauweise „Dreifelderwirtschaft“. Dabei werden Raps, Rüben oder Kartoffeln als Hauptfrüchte nebeneinander angebaut.

Potenziale besser ausschöpfen

„Potenzial für diverse Landnutzung ist in Niedersachen vorhanden, es sollte jedoch besser ausgeschöpft werden“, fasst Projektleiter Horst-Henning Steinmann die Studie zusammen. Monotonie bei der Fruchtfolge, einheitliche Landschaftsbilder und ein Ungleichgewicht im Boden zeichnen sich den Autoren zufolge  durch den einseitigen Ackerbau ab. Sie plädieren daher für mehr Abwechslung bei den Fruchtfolgen, um die Gesundheit der Pflanzen und deren Vielfalt sicher zu stellen.

bb

Multiresistente Keime sind längst zu einer globalen Bedrohung geworden. Ein Grund dafür ist der über Jahre praktizierte, oft unsachgemäße Einsatz von Antibiotika beim Menschen und in der Tierhaltung. Viele Antibiotika haben ihre einstige Schlagkraft verloren und multiresistenten Erregern Platz gemacht, die noch schwerer zu bekämpfen sind. Mit dem zunehmenden Versagen der Allzweckwaffe rücken Bakteriophagen wieder in den Fokus der Forschung. Diese Viren befallen gezielt Bakterien und töten sie ab. Unter Experten gelten die natürlichen Bakterienkiller längst als kleine Geheimwaffe und mögliche Alternative zu Antibiotika.

4 Mio. Euro für Phagen-Forschung

Bakteriophagen als Arzneimittel gegen bakterielle Infektionskrankheiten zu etablieren, ist das Ziel des Projektes „Phage4Cure“. Es wird vom Bundesforschungsministerium mit knapp 4 Mio. Euro in den kommenden drei Jahren unterstützt wird. An dem Vorhaben sind Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM, dem Leibniz-Institut Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH DSMZ der Charité in Berlin und die Charité Research Organisation GmbH beteiligt. „Unser mittelfristiges Ziel ist es, Phagen als neuartige und zusätzliche Therapie für verschiedene Infektionskrankheiten und in unterschiedlichen Verabreichungsformen als Arzneimittel zu entwickeln – insbesondere da, wo Antibiotika gegenwärtig an ihre Grenzen gelangen“, sagt Holger Ziehr, Projektkoordinator und Leiter der Pharmazeutischen Biotechnologie am Fraunhofer ITEM.

Bakteriophagen gegen Lungenkeime 

Im Fokus des Projektes stehen Bakteriophagen, die sich speziell gegen das Bakterium Pseudomonas aeruginosa richten. Dieses Bakterium gehört zu gefährlichen Krankenhauskeimen und kann unter anderem Lungenentzündung auslösen. Es ist in Gewässern aber auch im Leitungswasser zu finden und kann selbst in destilliertem Wasser oder einigen Desinfektionsmitteln überleben und sich vermehren. Im Projekt wird das Team vom Leibniz-Institut DSMZ dafür die zum Keim passenden Bakteriophagen identifizieren und genetisch charakterisieren. „Es gibt viele verschiedene Pseudomonas-aeruginosa-Stämme, die sich jeweils nur leicht voneinander unterscheiden. Die Herausforderung ist, Phagen mit einem möglichst breiten Wirtsspektrum zu finden“, erläutert Christine Rohde vom DSMZ.

Verfahren zur Herstellung von Phagen-Wirkstoffen

Jene Phagen, welche die meisten Pseudomonas-aeruginosa-Stämme abtöten können, werden vom Fraunhofer ITEM aufgereinigt und als Arzneimittel weiterverarbeitet. Das Team um Holger Ziehr wird dafür ein Verfahren entwickeln, dass generell zur Herstellung von Phagen-Wirkstoffen geeignet ist. Mithilfe dieser Methode soll zunächst ein Phagen-Medikament zum Inhalieren bei Lungenentzündungen entwickelt werden. Die präklinischen Untersuchungen werden sowohl am ITEM als auch in der Universitätsmedizin der Berliner Charité durchgeführt. In Berlin laufen bereits erste Studien mit Patienten, um den Lungenkeim mit Phagen zu besiegen.

Nach Jahrzehnten in der Versenkung sollen Phagen als natürliche Bakterienkiller nun mit Nachdruck wieder in das öffentliche Bewusstsein rücken. Mit der Gründung des „Nationalen Forums Phagen“ beim ersten Deutschen Bakteriophagen-Symposium haben Experten den Weg dafür geebnet.

bb

Ob Schwarz, Grün oder Kräuter: Tees werden in Deutschland immer beliebter. Das Getränk, das je nach Sorte im Geschmack variiert, ist auch wegen seiner gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe gefragt. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 28 Litern kann das Heißgetränk mit Kaffee zwar noch nicht mithalten. Nach Angaben des Deutschen Teeverbandes stieg der Teeverbrauch 2016 aber weiter an und erreichte mit 19.220 Tonnen erneut ein Rekordhoch.

Mehr Pflanzenschutzrückstände im Tee als im Obst

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat für das aktuelle „Monitoring“ zahlreiche Teesorten genauer untersucht. Das Ergebnis: In Fast der Hälfte aller 334 Proben, vom Schwarzen über Grünen bis hin zu Kräuter- und Früchtetee, wurden Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen. Davon lagen 4,8% der Proben über dem zugelassenen Höchstwert. In der Lebensmittelgruppe „Obst, Gemüse und andere pflanzliche Produkte“, lag die Quote hingegen bei nur 2,1%.

Tee aus biologischem Anbau schneidet besser ab

Auch in Kräutertees wurden entsprechende Rückstände gefunden, der vorgeschriebene Höchstgehalt wurde hier bei 3,2% der insgesamt 95 Testprodukte überschritten. Dies betraf Jasmintee aus China und zwei Pfefferminzblättertees, deren Herkunft unbekannt ist. Auch in Teesorten aus biologischem Anbau wurden Spuren von Pflanzenschutzmittel nachgewiesen. Die gesetzliche Höchstgrenze wurde allerdings bei keiner der 39 geprüften Bio-Produkte überschritten.

Keine Gesundheitsgefähr für Teetrinker

Auch wenn die Rückstandshöchstwerte überschritten wurden: Eine Gesundheitsgefahr für den Verbraucher besteht deshalb nicht. Im Rahmen des Monitorings werden seit 1995 Lebensmittel und seit 2010 auch Kosmetika auf gesundheitlich nicht erwünschte Stoffe untersucht. Dadurch sollen frühzeitig gesundheitlich bedenkliche Stoffe aufgespürt und Risiken abgewehrt werden

Teeimporte aus China im Blick

Wegen überhöhter Pflanzenschutzmittelrückstände waren in der Vergangenheit vor allem Tees aus China aufgefallen. Seit 2011 werden die importierten Teeprodukte diesbezüglich genauer überprüft. Rund ein Viertel des nach Deutschland eingeführten Schwarzen und Grünen Tees stammt aus China. Im vergangenen Jahr wurde erstmals seit 12 Jahren mehr Tee aus Indien als aus China importiert.

bb