Landnutzung prägt Artenvielfalt langfristig

Landnutzung prägt Artenvielfalt langfristig

Wird Grünland auch nur vorübergehend in Ackerflächen umgewandelt, verschwinden spezialisierte Arten langfristig aus dem Lebensraum.

Eine der untersuchten Graslandflächen liegt im Val-de-Sevre im Südwesten Frankreichs.
Eine der untersuchten Graslandflächen liegt im Val-de-Sevre im Südwesten Frankreichs.

Es gibt heute in Europa weit weniger Grünlandflächen als noch vor 20 Jahren. Meist treten an die Stelle von Wiesen und Weiden Ackerflächen, manchmal werden aus Äckern aber auch wieder Grünlandflächen. Am Senckenberg-Forschungszentrum für Biodiversität und Klima in Frankfurt am Main haben Wissenschaftler nun am Beispiel Südwestfrankreichs untersucht, wie sich das auf die Zusammensetzung und Vielfalt der Arten auf diesen Flächen auswirkt.

75 Flächen untersucht

2014 gab es im Val-de-Sèvre rund 30% weniger Grünflächen als 1994. Für 75 Wiesen- und Weidenflächen erfassten die Forscher, ob diese in jenen 20 Jahren zeitweise als Ackerland genutzt wurden und welche Pflanzen, Wildbienen, Schwebfliegen, Grashüpfer, Laufkäfer, Spinnen und Vogelarten auf den Flächen im Jahr 2014 zu finden waren. Das Ergebnis deutet darauf hin, dass die vorübergehende Nutzung als Ackerfläche die Biodiversität von Grünlandflächen langfristig prägt.

Artenverlust erst nach Jahren sichtbar

„Auf den von uns untersuchten Wiesen und Weiden sind Artengemeinschaften der Flächen, die lange als Äcker genutzt wurden und in deren Umgebung es kein Dauergrünland gibt, hinsichtlich ihrer funktionalen Eigenschaften deutlich homogener“, erläutert der Ko-Autor der Studie, Peter Manning. „Wenn Wiesen in Äcker umgewandelt werden, verschwinden langfristig die Spezialisten unter den Arten – man kann daher sagen, dass eine veränderte Landnutzung eine Aussterbeschuld trägt, die oft erst nach vielen Jahren sichtbar wird.“

Schaden auch für Agrarnutzung

Dass in der Umnutzung zusätzlich eine langfristige Gefahr schlummert, wird auch darin deutlich, dass zunächst vor allem Arten am unteren Ende der Nahrungskette betroffen sind. Folgen für Arten am oberen Ende könnten somit erst mit einigem zeitlichen Versatz sichtbar werden. Hinzu kommt, dass der Verlust von Grünland nicht nur aus Sicht der Artenvielfalt problematisch ist. Homogenere Artengemeinschaften können auch schlechter auf natürliche Weise Schädlinge in Agrarsystemen in Schach halten.

Grünlandflächen dringend erhalten

„Wenn in Agrarlandschaften ausreichend Dauergrünland in Form von Wiesen und Weiden vorhanden ist, mildert dies den Verlust von Arten, die nur bedingt mobil sind und spezielle Nahrungsvorlieben haben, ab“, resümiert die Studienleiterin Gaëtane Le Provost. „Daher sollte es alleroberste Priorität haben, die noch bestehenden Wiesen und Weiden in ländlichen Räumen zu schützen“, rät die Forscherin. Davon profitiere das gesamte Agrarökosystem.

bl