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Acht Wochen nach den Verhandlungen über die Sustainable Development Goals der UN in New York und eine Woche vor der Klimakonferenz in Paris findet in Berlin der erste weltweite politische Gipfel zur Bioökonomie statt. Rund 900 Teilnehmer aus 82 Ländern werden beim Global Bioeconomy Summit erwartet, um die Rolle der Bioökonomie im Kampf gegen den Hunger, beim Klimaschutz und bei der Dekarbonisierung zu diskutieren. Die Veranstaltung findet vom 24. bis 26. November statt und wird vom deutschen Bioökonomierat organisiert. Internationale Organisationen wie die OECD, die FAO, die EU-Kommission sowie die Internationale Energieagentur IEA führen während des Summits eigene Veranstaltungen durch.

Vor acht Wochen fanden in New York die UN-Verhandlungen zur nachhaltigen Entwicklung statt. Unter den 17 verabschiedeten sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs)  finden sich zahlreiche Ziele, die auch beim Aufbau der Bioökonomie eine wichtige Rolle spielen:  Die Beseitigung von Armut und Hunger, gesundes Leben, die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, Energie, nachhaltiger Konsum sowie der Schutz des globalen Ökosystems. Experten sind sich zudem darüber einig: biobasierte Verfahren können auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Bioökonomie-Experten kritisieren jedoch: Die Bioökonomie ist auf internationaler politischer Ebene noch vergleichsweise unterrepräsentiert und die Vernetzung der Akteure relativ schwach, obwohl bereits zahlreiche Nationalstaaten entsprechende politische Strategien veröffentlicht haben.  Erst im Sommer wurde dies in einer Veröffentlichung im Fachmagazin Nature unterstrichen. 

Deutscher Bioökonomierat lädt nach Berlin

Wie die Bioökonomie künftig eine noch größere Rolle auf internationaler Ebene spielen und in die Agenden bestehender Verhandlungsprozesse aufgenommen werden kann, darüber wollen sich nun in Berlin mehr als 850 Teilnehmer aus 82 Nationen beim Global Bioeconomy Summit austauschen. Auf Einladung des deutsches Bioökonomierats kommen damit erstmals wichtige internationale und nationale Vertreter aus Politik und Wissenschaft zusammen, um über die Bioökonomie zu diskutieren. Es ist der erste globale politische Gipfel dieser Art.

Studie: Internationale Weltkarte der Bioökonomie

Im Rahmen des Gipfels gibt der Bioökonomierat in einer Studie erstmals einen Überblick über die politische Bedeutung der Bioökonomie auf globaler Ebene. Es wurde u.a. analysiert, in welchen Ländern bereits Bioökonomie-Strategien verabschiedet wurden und welche inhaltlichen Schwerpunkte jeweils verfolgt werden. Darüber hinaus werden auf der Basis einer Delphi-Studie Innovations-Leitprojekte vorgestellt, um eine Diskussion zur langfristigen Ausgestaltung einer nachhaltigen Bioökonomie anzustoßen. Der Rat hat hierfür internationale Experten zu Aspekten einer nachhaltigen Ernährung und eines nachhaltigen Konsums, zur Umsetzung von Bioraffinerien sowie zu Konzepten einer biobasierten Architektur befragt.

Bundesregierung unterstützt Gipfel

Die Bundesregierung - selbst aktiver Förderer der Bioökonomie und auch international Vorreiter - unterstützt den Gipfel in mehrfacher Hinsicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernommen. "Der Summit bietet ein exzellentes Forum, um über nationale Grenzen hinweg die verschiedenen Erfahrungen auszutauschen. Mit Blick auf die internationalen Verhandlungen zum Klima und zur Nachhaltigkeit in diesem Jahr ist eine globale Vernetzung zur Bioökonomie dringend erforderlich", betont sie in einem Grußwort. Staatsminister Helge Braun aus dem Kanzleramt wird während des Gipfels über die Rolle der Bioökonomie im Rahmen der Sustainable Development Goals sprechen. Die Bedeutung von Innovationen für den Aufbau einer biobasierten Wirtschaft wird wiederum Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, als Eröffnungsreder der Bioinnovations-Welttour am ersten Tages des Gipfels erläutern. Peter Bleser, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministierum, wird am zweiten Konferenztag von der G7-Allianz zur Ressourceneffizienz nachwachsender Rohstoffe berichten.

Bioökonomie-Experten aus aller Welt zu Gast

Neben interaktiven Postersessions, Workshops und Roundtables, in denen konkrete Umsetzungsbeispiele der Bioökonomie auf der ganzen Welt vorgestellt und diskutiert werden sollen, gibt es Vorträge zahlreicher prominenter Wissenschaftler und internationaler Experten (Auswahl):

  • Bioökonomie, Welternährung, kleinbäuerliche Landwirtschaft: Helena Semedo, Vizegeneralsekretärin der FAO
  • Ethik der Bioökonomie: Marcelo Sanchez Sorondo, Kanzler der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften
  • Architektur der Zukunft im Einklang mit der Natur: Li Zhang, Architekt, China
  • Sustainable Development Goals, Dekarbonisierung und Bioökonomie: Jeffrey Sachs, Earth Institute
  • Grünes Wachstum und Dekarbonisierung: Janez Potocnik (Vorsitzender UN Resource Panel) und Ashok Khosla (Development Alternatives, Indien)
  • Synthetische Biologie und Big Data: Ning Li, Beijing Genome Institut, China

Zum Abschluss des Kongresses soll ein Communiqué veröffentlicht werden, um Prioritäten für eine internationale Agenda der Bioökonomie festzulegen und den mit dem Summit angestoßenen Prozess der internationalen Abstimmung zu Bioökonomie zu verstetigen.

Zwei Tage lang tauschen sich die mehr als 700 Teilnehmer aus 82 Ländern darüber aus, wie auf internationaler Ebene eine bessere Abstimmung zur Bioökonomie gelingen kann. „Die Bioökonomie ist ein Schlüssel für nachhaltiges, ‘grünes‘ Wachstum, das durch Innovationen getrieben wird. Dafür brauchen wir internationale Abstimmung und faire Regeln. Hier wird der Global Bioeconomy Summit wichtige Impulse geben“, betont Christine Lang, Co-Vorsitzende des Bioökonomierates. Das  Beratungsgremium der Bundesregierung ist der Organisator des Summits, Kanzlerin Angela Merkel hat die Schirmherrschaft übernommen. Internationale Organisationen wie die OECD, die FAO, die EU-Kommission sowie die Internationale Energieagentur IEA führen während des Summits eigene Veranstaltungen durch.

Die Organisatoren haben den Zeitpunkt des Summits bewusst ausgewählt: Vor acht Wochen fanden in New York die UN-Verhandlungen zur nachhaltigen Entwicklung statt. Unter den 17 verabschiedeten sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs)  finden sich zahlreiche Ziele, die auch beim Aufbau der Bioökonomie eine wichtige Rolle spielen. Experten sind sich zudem darüber einig: biobasierte Verfahren können auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dieser steht wiederum im Zentrum des Klimagipfels, der kommende Woche in Paris stattfinden wird.

Deutscher Bioökonomierat lädt nach Berlin

Wie die Bioökonomie künftig eine noch größere Rolle auf internationaler Ebene spielen und in die Agenden bestehender Verhandlungsprozesse aufgenommen werden kann, darüber tauschen sich nun in Berlin mehr als 850 Teilnehmer aus 82 Nationen beim Global Bioeconomy Summit aus, der vom 24. bis 26. November im Kongresszentrum bcc in Berlin stattfindet. Auf Einladung des deutsches Bioökonomierats sind damit erstmals wichtige internationale und nationale Vertreter aus Politik und Wissenschaft zusammengekommen. Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe und ihre Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung sind die bestimmenden Themen der Konferenz. „Eine vermehrt biobasierte Wirtschaft unterstützt Harmonie zwischen Mensch und Natur in einer Welt, die auf über 9 Milliarden Menschen zusteuert und von Klimawandel und Hunger betroffen ist“, sagte Joachim von Braun, Co-Vorsitzender des Bioökonomierates zur Eröffnung des Summit. Vor diesem Hintergrund sei eine gemeinsame globale Agenda der Bioökonomie wichtig, auch wenn man im Detail nicht immer genau das gleiche Verständnis von Bioökonomie habe. So wurden auf dem Summit denn auch viele unterschiedliche Ansätze von Rednern aus allen Kontinenten präsentiert.

Potocnik: Wir leben im Jahrhundert der Beschleunigungen

Der ehemalige EU-Kommissar Janez Potocnik, einer der Vordenker des Konzepts der wissensbasierten Bioökonomie in Europa, betonte, welch bedeutendes Entwicklungspotenzial in der Bioökonomie steckt. „Sie könnte zentral für den Übergang in ein neues Wirtschaftsmodell sein“, sagte der Slowene in Berlin. Bisher seien Wirtschaftsysteme fragil, sie müssten aber nachhaltig gestaltet werden – aus ökonomischer wie auch gesellschaftlicher Sicht.  Zugleich gab er einen Überblick über wichtige globale Entwicklungen und nannte das 21. Jahrhundert ein Jahrhundert der Beschleunigungen, insbesondere in Bezug auf CO2-Ausstoß und Bevölkerungszahlen. "Innerhalb einer Generation wächst unsere Weltbevölkerung derzeit um 80 Millionen Menschen, das entspricht etwa der Größe Deutschlands." Potocnik sieht hier vor allem die entwickelten Industrieländer in der Pflicht, ihren Technologievorsprung zu nutzen, um diesen Trends zu begegnen. "Wir können nicht mehr so weiter machen, wie bisher, wir brauchen einen Wandel und dieser wird nur mit dem Aufbau der Bioökonomie gelingen."

Wandel von der traditionellen zur modernen Bioökonomie gefordert

Für eine moderne Bioökonomie sprach sich auch Ashok Kosla, Nachhaltigskeitsexperte von den Development Alternatives in Indien aus. "Wir müssen die Welt der traditionellen Bioökonomie verlassen und eine moderne Bioökonomie fördern, die nachhaltige Lösungen auf lokaler Ebene ermöglicht", so Kosla. Er berichtete über eine Reihe von Projekten, mit denen Menschen in Indien biobasierten Materialien etwa aus Agrarabfällen geholfen werden kann. „Wir stellen aus Naturfasern einfache und günstige Mauersteine her, die für den Hausbau verwendet werden können“, sagte er. Außerdem unterstrich er: „Die effizienteste Weg zur Dekarbonisierung ist es, Frauen mit Jobs zu versorgen.“ So sei die Geburtenrate bei Frauen, die in einer Papierfabrik arbeiteten, die Zahl der Geburten erheblich gesunken. 

Neway Gebre-ab vom äthiopischen Development Research Institute sprach sich für eine Kombination von Industrialsiierung und Grünem Wachstum in Afrika aus. "Nur so können wir langfristig Ernährungssicherheit gewährleisten. Wir müssen unsere traditionell landwirtschaftlich dominierte Wirtschaft überwinden und unsere natürlichen Ressourcen für neue Anwendungen nutzen."

Ulrich Hamm, Mitglied des Bioökonomierats, stellte unter anderem Ergebnisse einer Delphi-Studie vor, in der wichtige  Innovations-Leitprojekte zu einer nachhaltigen Ernährung und eines nachhaltigen Konsums, zur Umsetzung von Bioraffinerien sowie zu Konzepten einer biobasierten Architektur präsentiert wurden.

Studie: Internationale Weltkarte der Bioökonomie

Im Rahmen des Gipfels gibt der Bioökonomierat in einer Studie erstmals einen Überblick über die politische Bedeutung der Bioökonomie auf globaler Ebene. Demnach haben weltweit bislang 45 Länder die Bioökonomie in ihre politischen Strategien integriert und wissenschaftliche und politische Programme aufgelegt. Industrieländer in Europa und Nordamerika sehen die Bioökonomie vor allem als Chance, innovative biobasierte Produkte und Prozesse zu entwickeln und neue Märkte zu öffnen. Schwellenländer wie Brasilien investieren in den Aufbau ganzer Industriezweige. Entwicklungsländern bietet sich die Chance zur wirtschaftlichen Teilhabe im Rahmen eines fairen internationalen Handels und von Kooperationen zum Technologietransfer.  

Deutschland als Vorreiter in der Bioökonomie

Deutschland setzt bereits seit langem auf die Förderung der Bioökonomie. Vor diesem Hintergrund hat Bundeskanzlerin Angela Merkel auch die Schirmherrschaft des Global Bioeconomy Summits übernommen. "Der Summit bietet ein exzellentes Forum, um über nationale Grenzen hinweg die verschiedenen Erfahrungen auszutauschen. Mit Blick auf die internationalen Verhandlungen zum Klima und zur Nachhaltigkeit in diesem Jahr ist eine globale Vernetzung zur Bioökonomie dringend erforderlich", betont sie in einem Grußwort.

Die Bedeutung von Innovationen für den Aufbau einer biobasierten Wirtschaft hob Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, als Eröffnungsreder der Bioinnovations-Welttour am ersten Tag hervor. Peter Bleser, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministierum, wird am zweiten Konferenztag von der G7-Allianz zur Ressourceneffizienz nachwachsender Rohstoffe berichten. Anlässlich des Starts des Summits betont Bundesforschungsministerin Johanna Wanka die große Bedeutung der Bioökonomie für die deutsche Politik: "Die Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030 ist wichtiger Bestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung. Sie fördert Innovationen in der Produktion und der Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Mit internationaler Perspektive trägt sie dazu bei, nachhaltige ökonomische wie ökologische Lösungen voranzutreiben, die zu mehr Einkommen und höheren sozialen Standards führen. Das hilft Gesellschaften zu stabilisieren.“ Am Abend des 24. Novembers hatte das Ministerium zum Abendempfang in seine Räume geladen und den offziellen Startschuss für die Konferenz gegeben.

Bioökonomie-Experten aus aller Welt zu Gast

Eines der wichtigsten Ziele des Summits gilt der internationalen Vernetzung der Beteiligten. Auf diese Weise soll die Bioökonomie bei globalen Politikverhandlungen stärker zum Tragen kommen.  „In den bisherigen Verhandlungen zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen oder dem Klimadialog wird der mögliche Beitrag der Bioökonomie weitgehend unterschätzt“, sagt Daniel Barben, als Vertreter des Bioökonomierates Mitglied des Konferenzkomitees. Zum Abschluss des Kongresses am Donnerstag soll ein Communiqué veröffentlicht werden, um Prioritäten für eine internationale Agenda der Bioökonomie festzulegen und den mit dem Summit angestoßenen Prozess der internationalen Abstimmung zu Bioökonomie zu verstetigen.

Die Bioökonomie in die nachhaltige Entwicklung und den Kampf gegen den Klimawandel einzubinden – dieses Ziel haben sich die rund 700 Teilnehmer aus 82 Nationen auf dem Global Bioeconomy Summit in Berlin gesetzt. Zu diesem ersten weltweiten Gipfel der Bioökonomie hatte der Bioökonomierat der Bundesregierung vom 24. bis 26. November nach Berlin eingeladen. „Nachhaltigkeit gehört zu den Top-Themen der politischen Agenda. Das Jahr 2015 ist das Jahr der großen internationalen Verhandlungen. Mit dem Global Bioeconomy Summit haben wir die Voraussetzungen geschaffen, die Bioökonomie in diesen Prozess zu integrieren“, resümierte die Co-Vorsitzende des Bioökonomierates Christine Lang mit Blick auf die Gipfel zur Nachhaltigen Entwicklung in New York und die Klimaverhandlungen in Paris. In einem Abschlusscommuniqé wurden fünf Prioritäten einer internationalen politischen Agenda auf dem Weg in die biobasierte Wirtschaft definiert.

Wie die Bioökonomie künftig eine noch größere Rolle auf internationaler Ebene spielen und in die Agenden bestehender Verhandlungsprozesse aufgenommen werden kann, darüber haben sich in Berlin rund 700 Teilnehmer aus 82 Nationen beim Global Bioeconomy Summit ausgetauscht, der zwei Tage lang im Kongresszentrum bcc in Berlin stattgefunden hat. 

Auf Einladung des deutsches Bioökonomierats sind hier erstmals wichtige internationale und nationale Vertreter aus Politik und Wissenschaft zusammengekommen. Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe und ihre Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung waren die bestimmenden Themen der Konferenz. Aber auch die Ernährungssicherung war Teil vieler Debatten. So betonte unter anderem Maria Helena Semedo, Vizegeneralsekretärin der Food and Agriculture Organization (FAO): "Die Bioökonomie ist nicht per se nachhaltig. Es ist eine große Herausforderung, sie im Kontext der Ernährungssicherung verantwortungsbewusst zu entwickeln."

Fünf Prioritäten für internationale Bioökonomie-Agenda

Nach Abschluss der zweitägien Konferenz haben sich die Teilnehmer des Summits auf ein gemeinsames Ziel verständigt: Weltweit weniger fossile und dafür mehr nachwachsende Rohstoffe nachhaltig und effizient für die Ernährung und den Alltag zu nutzen.  Das Abschlusscommuniqué des Global Bioeconomy Summits (mehr Informationen: PDF Download) definiert fünf Prioritäten einer internationalen politischen Agenda auf dem Weg in die biobasierte Wirtschaft:

  • Nachwachsende Rohstoffe nutzen, die Ernährung sichern und die Ökosysteme schützen.
  • Die Beiträge der Bioökonomie zu den nachhaltigen Entwicklungszielen messbar machen, 
  • wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit fördern,
  • Ausbildung, gemeinsames Lernen und Dialog vorantreiben sowie
  • die Bioökonomie als Ganzes in den internationalen Verhandlungen zu COP 21, den Sustainable Development Goals und im Handel berücksichtigen.

„Angesichts von 45 Staaten auf der Welt, die dezidierte Bioökonomie-Strategien verfolgen, ist die Bioökonomie als internationales Politikthema unterrepräsentiert. Mit dem Summit haben wir einen Schritt in die richtige Richtung gemacht“, sagt Daniel Barben, als Mitglied des Bioökonomierates auch Mitglied des Konferenzkomitees, mit Verweis auf am ersten Tag vorgestellte Analyse zur internationalen  

Klaus Töpfer, Direktor des Potsdamer Institute of Advanced Sustainability Studies, unterstrich die Bedeutung des Communiqés als Panelist des zweiten Tages: "Es ist höchste Zeit für so einen Summit. Genau in diese Richtung muss es weitergehen." Er lobte vor allem die Transparenz und Ehrlichkeit des Communiqés.

Reger Austausch zu konkreten Umsetzungsideen

Während der Konferenztage in Berlin haben mehr als 100 internationale Sprecher Politikkonzepte und konkrete Beispiele auf mehr als 60 Postern präsentiert und in 11 Foren diskutiert. In einer Ausstellung wurden über zwanzig Produkte aus dem Alltag vorgestellt, in denen Bioökonomie steckt: darunter Kleidungs- oder Mübelstücke, Lebensmittel, Autoteile sowie Kosmetik. Darüber hinaus wurde eine Delphi-Studie mit Zukunftsleitprojekten (zum PDF-Download) vorgelegt, die durch internationale Experten bewertet wurden.  Die FAO, die OECD, die Europäische Kommission und die Internationale Energieagentur beteiligten sich am Summit mit eigenen Workshops. Olivier Dubois von der FAO zog ein positives Fazit am Ende des Summits: "Der Kongress hat gezeigt, wie komplex die Welt der Bioökonomie heute ist und welchen großen Herausforderungen wir uns stellen müssen. Gleichzeitig hat er aber bereits erste Lösungsansätze formulieren können. Daran müssen wir nun weiterarbeiten." Aus Sicht der FAO sind dabei vor allem die Kleinstunternehmer noch stärker als bisher einzubinden, weshalb deren Ansätze auch im Fokus des FAO-Workshops standen.  

Deutschland mit internationaler Verantwortung

Die deutsche Bundesregierung war durch das Bundeskanzleramt sowie den Staatssekretären aus dem Bundesforschung- sowie dem Bundeslandwirtschaftsministerium ebenfalls auf dem Summit präsent. Die Eröffnungsveranstaltung fand am Abend des 24. Novembers im

„Deutschland hat in der Bioökonomie eine internationale Spitzenposition. Dies birgt auch internationale Verantwortung. Nur wenn wir unser Bioökonomie-Knowhow teilen, wirken wir global. Gemeinsam mit unseren Partnern werden wir dafür sorgen, dass die Ergebnisse des Summits in internationale Diskussionen einfließen“, sagte der Co-Vorsitzende des Bioökonomierates Joachim von Braun zum Abschluss des Summits. Man sei sich zudem darüber einig, dass der nächste Summit in zwei Jahren stattfinden werde. "Wir wissen nur noch nicht wo und laden alle Interessenten ein, auf uns zuzukommen."

Ressourcenschonung, Klimaschutz, Energienutzung sind nur einige Ziele, die seit 2002 im Fokus der „Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie“ der  Bundesregierung stehen. Dabei sollen nicht nur Politik und Wirtschaft zum Umdenken bewogen werden. Ziel ist auch, das Bewusstsein jedes einzelnen Menschen für eine nachhaltige Entwicklung zu schärfen. 2008 wurde daher der „Deutsche Nachhaltigkeitspreis“ ins Leben gerufen, inzwischen gibt es zwölf Kategorien, in denen Personen und Unternehmen für ihr nachhaltiges Handeln ausgezeichnet werden.  Initiatoren sind neben der Bundesregierung und der Stiftung „Deutscher Nachhaltigkeitspreis“ kommunale Spitzenverbände, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftliche Organisationen und Forschungseinrichtungen. Vergeben wird die Auszeichnungen im Rahmen eines Kongresses, der in diesem Jahr vom 26. bis 27. November in Düsseldorf mit rund 2.000 Gästen  stattfand. Zu den diesjährigen Preisträgern gehören unter anderem der Chemiekonzern BASF und die Technische Universität Dresden. Darüber hinaus wurde mit dem „Next Economy Award" auch erstmals ein Start-up-Preis ausgelobt. Im Live Pitch konnte sich unter anderem die DexLeChem GmbH aus Berlin als eines von vier Sieger-Start-ups durchsetzen.

Während in Berlin der "Global Bioeconomy Summit" mit 700 Gästen aus aller Welt stattgefunden hat, um erstmals auf wurde in Düsseldorf der Nachhaltigkeitspreis verliehen. Wie beim Summit in Berlin stand Bundeskanzlerin Angela Merkel auch beim 8. Nachhaltigkeitstag in Düsseldorf Pate, der vielfältige Aspekte zum Thema Nachhaltigkeit in mehreren Foren diskutiert hat. Die Verleihung der Nachhaltigkeitspreise bildete den feierlichen Abschluss der Veranstaltung. „Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis bietet wegweisenden Ideen und beispielhaften Initiativen eine große Bühne und macht dadurch deutlich: Der Einsatz für Nachhaltigkeit macht sich bezahlt“, sagte Merkel in ihrem Grußwort als Schirmherrin der Veranstaltung. Der Preis wurde in diesem Jahr zum achten Mal vergeben. Zu den Initiatoren gehören neben der Stiftung „Deutscher Nachhaltigkeitspreis“ und der Bundesregierung auch kommunale Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen. Mit dem Preis wollen die Stifter zum Handeln motivieren und den Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft unterstützen.

BASF für Ressourceneffizienz ausgezeichnet

Die Preise wurden in zwölf Kategorien vergeben. So wurde das Heiztechnikunternehmen Vaillant  als „Deutschlands nachhaltigstes Großunternehmen“ ausgezeichnet. Der Chemiekonzern BASF erhielt den Sonderpreis „Ressourceneffizienz“. Die Jury begründet ihre Entscheidung damit, dass „jedes der 60.000 chemischen Produkte aus dem Unternehmensportfolio auf seinen Nachhaltigkeitsbeitrag untersucht wird“. Darüber hinaus achte das Unternehmen auch auf die Optimierung von internen Prozessen, um Rohstoffe und Energien zu sparen. Als nachhaltigste Marke Deutschlands wurde wiederum die Vaude Sport GmbH & Co. KG ausgezeichnet. So hat der Outdoor-Kleidungspezialist das Label „Green Shape“ entwickelt. Dieses garantiert, dass jeder Bestandteil – vom Innenfutter bis zum Knopf – ressourcenschonend, aus nachhaltigen Materialien und in fairer Produktion entstanden ist.

Mit Carbonbeton nachhaltig bauen

Der Nachhaltigkeitspreis für Forschung ging in diesem Jahr an das Konsortium "C³ - Carbon Concrete Composite" der TU Dresden für die Entwicklung eines neuartigen Verbundbetons. Das Konsortium besteht aus 130 Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft. Dadurch werden alle relevanten Akteure während der gesamten Produktentwicklung mit eingebunden. Ziel ist, in zehn Jahren bis zu 20 Prozent des Betonbedarfs mit C³ zu decken. „Mit Carbonbeton lässt sich im Bau bis zur Hälfte der Energie und Rohstoffe einsparen, die für konventionellen Bau benötigt werden“, betonte Georg Schütte, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, bei der Preisübergabe in Düsseldorf. 

Im Bereich Ernährung wurde das Produkt "Iglo Rahm-Spinat" als Sieger ausgewählt. Die Hersteller machen sich stark für die Region: In Zusammenarbeit mit über 100 Familienbetrieben und Vertragslandwirten aus dem Münsterland wird Wert auf langfristige, regionale Kooperation und nachhaltigen Anbau gelegt – und der Spinat direkt vor Ort weiterverarbeitet. Zu den Top 3 in dieser Kategorie zählt auch die Plantbottle von Vio, die einen hohen Anteil an Bioplastik aus nachwachsenden Rohstoffen enthält.

Grüne Start-ups prämiert

Erstmals wurden in diesem Jahr auf dem „Deutschen Nachhaltigkeitstag“ auch grüne Start-ups für ihre Geschäftsmodelle mit dem Next Economy Award ausgezeichnet. Insgesamt 175 junge Unternehmen hatten sich hier beteiligt, ingesamt 13 Firmen wurden schließlich zum Live Pitch in Düsseldorf eingeladen. Vier Kategorien standen dabei zur Auswahl: Ernährung, Ressourceneffizienz, Digitalisierung und erneuerbare Produkte. Juryvorsitzender Prof. Dr. Günther Bachmann, Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung, zeigte sich nach dem Pitch begeistert: „Neugier und Engagement für Nachhaltigkeit haben die Jury sehr beeindruckt. Man sieht, Nachhaltigkeit lebt vom Veränderungswillen und der Kompetenz, das auch zu tun. Alle Ideen der jungen Unternehmer/innen haben das Potenzial, vervielfältigt und vergrößert zu werden. Und sie hätten es verdient.“

In der Kategorie „Food“ überzeugte Apisystems mit einer „Bienensauna“, die Schädlingen durch Wärme im Bienenstock zu Leibe rückt. Das Münchener Start-up setzt eine für die Tiere und die Umwelt unbedenkliche Behandlungsmethode ein, um Schädlinge wie die Varroamilbe zu bekämpfen. Sie gilt als ein Hauptverursacher des massenhaften Bienensterbens. Die herkömmliche Bekämpfung der Varroamilbe mit Gift oder Säure hat bisher keinen durchschlagenden Erfolg gebracht und schädigt die Bienen zusätzlich. Stattdessen setzt die Firma auf Wärme: Die Biene "schwitzt" sich quasi gesund und die Milbe stirbt ab. Sieger in der Kategorie „Renewables“ wurde wiederum der Anbieter von Kleinstwasserkraftwerken Aquakin. Das junge Unternehmen aus Fürth möchte mit eigens entwickelten Mini-Kraftwerken jedem Menschen die nachhaltige Erzeugung regenerativer Energie ermöglichen. In der Kategorie „Resources“ hat das auf umweltfreundliche Produktionsprozesse für die chemisch-pharmazeutische Industrie spezialisierte Unternehmen DexLeChem überzeugt. Das Berliner Startup treibt mit einem eigens patentierten Verfahren die „grüne Chemiewende“ voran. „Das Leistungsspektrum der Katalyse-Experten reicht von der Prozessoptimierung bis zur Entwicklung innovativer Synthesen. Produzenten von Feinchemikalien können durch die Services von DexLeChem strategische Vorteile im Kern ihrer Wertschöpfung generieren“, so die Begründung der Jury. Den NEA in der Kategorie „Digitality“ erhält das Startup Design for Circularity, das online verfolgbare Textilkreisläufe für Modelabels schafft. Gründerin Ina Budde hat ein System für einen geschlossenen Materialkreislauf entwickelt und möchte der Modeindustrie zu einer zirkulären, nachhaltigen Zukunft verhelfen. Alle NEA-Gewinner werden mit Sachleistungen in Höhevon  bis zu 25.000 Euro unterstützt.

Zum 25. Mal in Folge wurde in Sachsen-Anhalt  der Hugo-Junkers-Preis für Forschung und Innovation verliehen. Zu den insgesamt 15 Preisträgern des diesjährigen Wettbewerbs zählten auch vier Innovationen auf dem Gebiet  der Bioökonomie. Den ersten Platz beim „Sonderpreis Chemie und Bioökonomie“ belegte die Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg e.V. mit der Entwicklung eines Verfahrens zur Herstellung hochkonzentrierter Rapsproteine als Tiernahrung. Daneben wurde der WissenschaftsCampus Halle – Pflanzenbasierte Bioökonomie (WCH) mit dem dritten Preis in der Kategorie „Innovativste Allianz“ für ihre interdisziplinäre Verbundforschung auf dem Gebiet der pflanzenbasierten Bioökonomie ausgezeichnet. Der vom Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes ausgelobte Preis wird  in insgesamt fünf Kategorien vergeben und ist mit insgesamt 90.000 Euro dotiert.

74 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus dem gesamten Bundesland haben sich in diesem Jahr um eine Auszeichnung beim „Hugo-Junkers-Preis“ beworben. Neben Unternehmen gingen 44 Forschungseinrichtungen aus Sachsen-Anhalt mit ihren Ideen ins Rennen.  "Besonders gefreut hat mich persönlich, dass die Bewerberzahlen in den Forschungskategorien zugenommen haben. Wir dürfen in den kommenden Jahren also mit einigen exzellenten Produkten aus Sachsen-Anhalt rechnen", so der Vorsitzende der Jury Ralf B. Wehrspohn.

21 Bewerber schafften es schließlich ins Finale und teilen sich damit den auf insgesamt 90.000 Euro dotierten Preis. Die Finalisten hatten die Jury nicht nur mit ihren Ideen überzeugt. Ausschlaggebend waren vor allem die Unternehmensstrategie, der Innovationsgrad sowie die Wirtschaftlichkeit und Marktfähigkeit des Vorhabens. In Anwesenheit von Sachen-Anhalts Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Hartmut Möllring wurden die Auszeichnungen bei einer feierlichen Verleihung am 15. Dezember in Merseburg verliehen.

Rapsproteine für die Tiernahrung

In der Sonderkategorie "Chemie und Bioökonomie" wurden drei Vorhaben geehrt, ein weiteres Bioökonomie-Teams wurde in der Sparte "Innovative Allianz" ausgezeichnet. Den ersten Platz beim Bioökonomie-Sonderpreis belegte  die Forschungseinrichtung Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg e.V. (PPM) mit der Entwicklung eines Verfahrens zur Herstellung hochkonzentrierter Rapsproteine.Aktuell werden Rapsproteine lediglich in der Tiernahrung eingesetzt, da bisherige Verfahren zur Gewinnung von Rapsproteinen großtechnisch nicht umgesetzt sind. Zudem sind sie darauf ausgerichtet, Rapsproteine als Konzentrat oder Isolat zu gewinnen, in denen immer beide Proteine enthalten sind. Eine Auftrennung und Nutzung der einzelnen Proteine war bisher nicht möglich. Das Team des Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg e.V. hat in Zusammenarbeit mit Axara Consulting ein neues Verfahren entwickelt, mit dem hochreine Rapsproteinfraktionen gewonnen und aufgetrennt werden können. Erstmals ist es möglich, Napin mit einer Reinheit von 98% und Cruciferin mit einer Reinheit von95 % zu isolieren. Die fraktionierten Rapsproteine sind vor allem für die Lebensmittelindustrie, Biochemie, Pharmazie und Kosmetik interessant. Zudem könnte das gewonnene Napin zukünftig tierische Albumine in verschiedenen Anwendungen ersetzen

Kunststoff-Recycling ohne Qualitätsverlust

Auf Platz zwei folgte die HLW-LSA GmbH aus Thale mit einem Verfahren zur Rückgewinnung von Kunststoffen in den Produktionskreislauf. Das Unternehmen hat ein patentiertes Kunststoffaufbereitungsverfahren für Elastomere und Thermoplaste entwickelt, mit dem es erstmals möglich ist, neuen Frischmischungen 100 % der alten, aufbereiteten Kunststoffe beizumengen – ohne, dass die Qualität des fertigen Produktes leidet. Allein in Deutschland beträgt die Menge an Kunststoffabfällen 5,45 Millionen Tonnen. Bisherige Verwertungsmethoden können diesem Problem nur bedingt begegnen – in der Regel werden Kunststoffabfälle thermisch verwertet. Im Gegensatz zu Metallen sind Kunststoffe oftmals mit Additiven angereichert, die eine Weiterverarbeitung unmöglich machen. Oder die Abfälle werden minderwertig recycelt, es kommt zum sogenannten Downcycling, wodurch die Qualität des Kunststoffes zunehmend nachlässt. In jedem Fall führen die vorherrschenden Verfahren zu einem Verlust und Verschleiß wertvoller Ressourcen. Das neue Verfahren könnte nun eine nachhaltigere Alternative darstellen.

Effiziente Minifabriken in Pflanzen

Den dritten Platz beim Bioökonomie-Sonderpreis belegte ein Team vom Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB) Halle für ein neues Verfahren zum Molecular Farming. Das Team der Nachwuchsforschungsguppe Proteinerkennung und -abbau  unter der Leitung von Nico Dissmeyer hat eine neuartige biosynthetische Methode entwickelt, die es ermöglicht, kleinste, molekulare Fabriken in einzelnen Zellen von Pflanzen aufzubauen. Diese Mikrofabriken werden „auf Knopfdruck“ zur Produktion biotechnologisch oder therapeutisch relevanter Moleküle während des normalen Wachstums der Pflanzen aufgebaut und laufen dann selbsttätig. Die Forscher haben für ihre Arbeiten komplette Pflanzen oder Blatthaare verwendet, wie man sie von Brennesseln und Geranien kennt. Solch kleinne, mit bloßem Auge gut erkennbaren Blatthaare sind bekannt für ihre hohe Stoffwechselaktivität und die Bildung bioaktiver Substanzen – aus Sicht der Forscher also perfekte Mikrofabriken. Eine neuartige Formel, die auf der Anreicherung von Proteinen basiert, ermöglicht nun die gezielte Steuerung ihrer Aktivität und Funktion sowie die Ausbildung der erwähnten Mikrofabriken als  einzelne Pflanzenzellen. Die innovative Anwendung könnte in Zukunft zu verbesserter „naturidentischen“ Produktion von Wirkstoffen in Pflanzen führen und Biosynthesen erlauben, die für chemische Syntheselaboratorien zu kompliziert sind. Auf diese Weise könnte die biobasierte Produktion von Pharmazeutika und Industrierohstoffen im Rahmen von Molecular Farming in Pflanzen weiter vorangetrieben werden.

Verbundforschung zu pflanzenbasierter Bioökonomie

In den vier Hauptkategorien „Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung“, „Innovativste Projekte der angewandten Forschung“, „Innovativste Produktentwicklung“ und „Innovativste Allianz“ wurden insgesamt 12 Unternehmer und Wissenschaftler prämiert. Auch hier konnten nachhaltige Herstellungsverfahren einige Preise abräumen. In der Sparte „Innovative Allianz“ ging der dritte Preis an den WissenschaftsCampus Halle - Pflanzenbasierte Bioökonomie. Träger des WCH sind vier regional verankerte Leibniz-Institute, die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und sechs weitere außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die sich der interdisziplinären Forschung zur Bioökonomie verschrieben haben.

„Der Preis ist ein Lob für unsere bisherige gemeinschaftliche Arbeit im Bereich der pflanzenbasierten Bioökonomie und ein guter Ansporn für unsere zukünftigen Vorhaben“, sagt Klaus Pillen, Co-Sprecher des WissenschaftsCampus Halle. Das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro  soll verwendet werden, um Veranstaltungsformate zu entwickeln, potentielle Industriepartner noch stärker in den Forschungsverbund zu integrieren und innovative sowie nachhaltige Produktideen umzusetzen.

Die Internationale Grüne Woche ist wieder in vollem Gange. Vom 15. bis 24. Januar dreht sich in den Messehallen unterm Berliner Funkturm alles um Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau. Zum 81. Geburtstag glänzt die weltgrößte Fachmesse mit einem Rekord: 1.660 Aussteller aus 65 Ländern sind auf dem diesjährigen Traditions-Event vertreten. Doch bei der „Grünen Woche“ geht es schon längst nicht mehr nur um kulinarische Köstlichkeiten aus aller Welt. Die Bioökonomie hat sich hier einen festen Platz erobert. Auf der nature.tec in Halle 4.2. können sich die Besucher wieder überzeugen, wie biobasierte Rohstoffe zunehmend unseren Alltag erobern. Eine Ausstellung des Bioökonomierates und das "nachwachsende Büro" lockten bereits zum Messestart zahlreiche Besucher an.

Ob exotisches Krebsgetier, Kerosin-Mango aus Siera Leone, marokkanischer Safran oder bayerisches Bier (2016 wird das Reinheitsgebot 500 Jahre alt): die Internationale Grüne Woche ist ein Eldorado für alle Gaumenfreuden und macht auch im 81. Jahr ihres Bestehens ihrem Ruf als größte Schlemmermeile der Welt alle Ehre. Die weltgrößte Fachmesse für Landwirtschaft, Ernährung und Gartenbau dürfte auch diesmal wieder etwa 400.000 Besucher anlocken. Träger der Veranstaltung sind der Deutsche Bauernverband und die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungswirtschaft.

Sonderschau zur Bioökonomie

Zum neunten Mal mit dabei: die Sonderschau nature.tec. In Halle 4.2 steht die effiziente und nachhaltige Nutzung biobasierter Rohstoffe im Mittelpunkt. Veranstaltet von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), dem Deutschen Bauernverband und dem Bundesverband BioEnergie, präsentieren hier viele Unternehmen und Forschungseinrichtungen biobasierte Produkte aus Land- und Forstwirtschaft für die Textil, Bau- und Autoindustrie.

Bei der Fachschau Bioökonomie werden alle Ebenen der Herstellungskette - von der Züchtung geeigneter Energie- und Industriepflanzen, über Anbau, Rohstoffgewinnung und –aufbereitung bis hin zur Strom-, Wärme- und Kraftstofferzeugung  dargestellt.  

Biobasiert eingerichtet: Eine Wohnung und ein Büro

Inwieweit nachwachsende Rohstoffe bereits unser Leben bestimmen, stellt der Bioökonomierat auf der Grünen Woche vor: "Bioökonomie auf 36m2" heißt die Ausstellung, in der eine Wohnung im Miniformat veranschaulicht, welche biobasierten Produkte es bereits in unseren Alltag geschafft haben (Stand 412). Blickfang ist hier unter anderem ein Hightech-Fahrrad aus Holz. Aber auch ein Kleid aus Milch, ein Autoreifen aus Löwenzahn oder Kosmetik aus Spinnenseide sind zu besichtigen. Wie der Berufsalltag mit Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen aussehen kann, zeigt die FNR mit dem „Nachwachsenden Büro“.

Bauen mit Holz

Der natürliche Rohstoff Holz ist als Baustoff seit Langem interessant. Doch er bekommt zunehmend Konkurrenz. Naturdämmstoffe aus Flachs oder Hanf, Bodenbeläge aus Linoleum, Sisal oder Kork, Naturfarben und -putze mit Bindemitteln aus Leinöl oder Pigmenten aus Pflanzenfarbstoffen, bieten eine Vielzahl von Baumaterialien für die Innen- und Außengestaltung von Gebäuden. Bei der Wanderausstellung BAUnatour können sich Hausbesitzer von den hohen baulichen Ansprüchen nachwachsenden Materialien überzeugen. Im Infomobil geben zudem unabhängige Fachkräfte über Vorteile und Eigenschaften natürlicher Baustoffe Auskunft.

Gemüse und Fleisch vom Discounter oder doch vom Biobauern? – Die Entscheidung fällt nicht immer leicht. Die Gründe dafür vielschichtig. Der Umsatz von Bio-Produkten in Deutschland steigt zwar seit Jahren stetig an. Ihr Anteil am Gesamt-Lebensmittelumsatz liegt aber immer noch im einstelligen Bereich. Nun hat die Bundesregierung mit dem „Nationalen Programm für nachhaltigen Konsum“ ein Maßnahmepaket geschnürt, dass das Kaufverhalten der Verbraucher stärker in Richtung Nachhaltigkeit lenken soll. Der Maßnahmekatalog ist ein Gemeinschaftswerk von Bundesumweltministerium, Bundesverbraucherschutzministerium und dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Konsumentscheidungen der privaten Haushalte haben einen großen Einfluss auf die Nutzung von natürlichen Ressourcen und das Ausmaß von Umweltbelastungen. So werden in Industrieländern etwa drei Viertel der Treibhausgasemissionen hierdurch ausgelöst. Eine Trendwende ist nur möglich, wenn der Verbraucher mitzieht und zukünftig vermehrt auf ökologisch verträgliche und nachhaltige Produkte setzt - etwa mit Blick auf Bioprodukte. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist ihr Umsatz von 2005 bis 2015 um mehr als das Doppelte von 3,9 auf 8,62 Milliarden Euro gestiegen. Mit 4,4 Prozent (2014) ist der Anteil am Gesamt-Lebensmittelumsatz aber noch immer gering.

Ansätze für nachhaltigen Konsum bündeln

Die Gründe, warum Verbrauchen eher abgepackte Massenware vom Supermarkt bevorzugen, sind vielfältig. Teils fehlt es an entsprechenden Angeboten, teils sind es die hohen Preise für Bioprodukte, die Kunden abschrecken. Nun hat die Bundesregierung das „Nationale Programm für nachhaltigen Konsum“ gestartet. Damit sollen Verbraucher motiviert werden, sich stärker für ökologisch und sozial verträgliche Produkte und Dienstleistungen zu entscheiden.  "Das Nationale Programm für nachhaltigen Konsum richtet sich an die gesamte Gesellschaft. Es soll der Vielfalt der Ansätze im Konsumbereich gerecht werden und möglichst viele Akteure zur Beteiligung bewegen“, so Umweltministerin Barbara Hendricks.

Bessere Aufklärung übers Internet

Der Katalog umfasst fünf Schwerpunkte mit jeweils konkreten Maßnahmen für die Bereiche Mobilität, Ernährung, Haushalt und Wohnen, Arbeiten und Büro, Bekleidung sowie Freizeit und Tourismus. Eine Leitidee: Verbrauchern stärker als bisher zu einem nachhaltigen Konsum motivieren. Dafür  sollen beispielsweise Internet-Plattformen wie „Siegelklarheit“ oder das Verbraucherportal „Umweltbewusst leben“ ausgebaut werden. Darüber hinaus ist geplant, den Anteil zertifizierter Textilien zu erhöhen sowie das Bewusstseins von Herstellern und Verbrauchern für langlebige Produkte zu stärken. Auch der Konsum regionaler Produkte soll unterstützt werden.

Weniger Lebensmittel verschwenden

Zugleich nimmt die Bundesregierung den Verbraucher in die Pflicht und will mit entsprechenden Maßnahmen gegen Lebensmittelverlust und -verschwendung vorgehen. „Nachhaltigkeit in der Ernährung bedeutet, dass sich in Zukunft zehn Milliarden Menschen weltweit gut ernähren können, ohne die Ressourcen unserer Erde zu überfordern. Durch bewusste Kaufentscheidungen tragen wir Verbraucher unmittelbar zu einer nachhaltigen Entwicklung bei. Mit dem 'Nationalen Programm für nachhaltigen Konsum' setzen wir dieses Thema auf die gesellschaftliche Agenda“, so Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt.

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Böden sind die Lebensgrundlange für Pflanzen und Tiere. Diese natürliche Ressource wird jedoch stark vernachlässigt und verliert daher zunehmend seine Funktion als ökologisches Dienstleistungssystem. Fast ein Drittel der globalen Landflächen sind bereits durch Erosion und Bodenverschlechterung signifikant von Degradierung betroffen. Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommen die Autoren des kürzlich erschienen Buches Economics of Land Degradation and Improvement (2016, Open-Access-Veröffentlichung). Grundlage dafür bildet eine internationale Studie, an der auch Forscher der Universität Bonn beteiligt waren. Jeder heute in nachhaltige Landnutzung investierte US-Dollar könnte dereinst fünf US-Dollar sparen, rechnen die Forscher vor.

Wälder, Acker- und Weideland, Öd- und Buschland sowie Waldflächen machen 86 Prozent der globalen Landflächen aus. Diese den Globus überziehende Erdschicht ist der Lebensraum von Plfanzen und Tieren. Und ist zunehmend bedroht. In dem kürzlich erschienen Buch Economics of Land Degradation and Improvement – A Global Assessment for Sustainable Development machen die Autoren erstmals auf das Ausmaß der weltweiten Bodendegradierung aufmerksam. „Boden ist die am meisten vernachlässigte natürliche Ressource. Dabei sind Investitionen in Land und Boden überlebenswichtig – für die Ernährung, das Klima und die menschliche Sicherheit“, erklärt Joachim von Braun, Mitautor und Direktor am Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn (ZEF).

Landnutzung weltweit bedroht

Die Buchautoren stützen sich auf eine internationale Studie von Wissenschaftlern, die insgesamt zwölf Länder und Regionen der Erde dafür genauer untersuchten, darunter auch Indien, Argentinien sowie weite Teile Afrikas und Zentralasiens. Die Ergebnisse sind alarmierend. Die auf Satellitenaufnahmen basierenden Kartierungen verdeutlichen: In den letzten 30 Jahren sind weltweit 33 Prozent des Weidelands, 25 Prozent der Ackerböden und 23 Prozent der Waldflächen degradiert. „Dies gilt sowohl für Entwicklungsländer wie auch für Industriestaaten”, stellt von Braun klar. Landdegradierung ist danach ein weltweites Problem. Etwa 30 Prozent der weltweiten Landfläche, der Lebensraum von etwa 3,2 Milliarden Menschen, sind der Studie zufolge von signifikanter Bodendegradation betroffen.

Migrationsdruck durch Landverluste befürchet

Besonders verheerend ist die Situation in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Dort sind 26 Prozent der Landflächen nicht mehr nutzbar und die Ernährung gefährdet. Die Autoren mahnen: Dieser zunächst lokale Verlust von Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität könnte auch globale Folgen haben und Migrationsdruck bei den Landnutzer auslösen. Ein Problem vor Ort: Den Bauern fehlt es sowohl an Wissen und gesicherten Landnutzungsrechten, als auch an Anreizen für eine nachhaltige Bodennutzung. „Um dies zu ändern, engagiert die Bundesregierung sich für die nachhaltige Bodennutzung und sieht dies als wichtiges Element der Maßnahmen für die Bekämpfung des Hungers an“, betont Stefan Schmitz vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), der die Sonderinitiative „Eine Welt ohne Hunger“ koordiniert. In dem vom Bundesforschungsministerium finanzierten Projekt UrbanFoodPlus versuchen deutschen Wissenschaftler Wege zu finden, die Landwirtschaft in Städten und

Investieren und Anreize schaffen

Schon heute betragen die Kosten für den weltweiten Verlust der Bodennutzbarkeit jährlich rund 300 Milliarden Euro. Bei der Kostenbewertung haben die Autoren nicht nur die Verluste an pflanzlichen und tierischen Produkten beachtet, sondern auch die Einbußen von Ökosystemdienstleistungen, wie Wasser, Biodiversität und Klima.  Die Untersuchung zeigt: Jeder heute investierte US-Dollar würde in Zukunft fünf US-Dollar sparen. „Zukunftsorientiertes Management von Land und Boden trägt dazu bei, mehrere Ziele nachhaltiger Entwicklung zu erreichen“, erklärt auch Klaus Töpfer, ehemaliger Exekutivdirektor des United Nation Environment Programme (UNEP) bei der Vorstellung der Studie in Berlin.

Sechs Empfehlungen formuliert

Um Bodendegeneration weltweit zu bekämpfen, haben die Autoren sechs Empfehlungen für eine nachhaltige globaler Landnutzung formuliert. Dazu gehört neben Investitionen auch die Zusammenarbeit aller Akteure von lokalen Landnutzern bis hin zu den nationalen Regierungen bei der Suche nach Lösungsansätzen. Zugleich sollen jene Landnutzer, die sich für nachhaltige Lösungen bereits entschieden haben, belohnt und weitere Anreize zur Motivation anderer geschaffen werden. Darüber hinaus wird empfohlen, in Forschung und Beratung in den Entwicklungsländern zu investieren, da Acker- und Weideflächen am stärksten von Bodendegradierung  betroffen sind.

Jedes Jahr treffen sich europäische Bioökonomie-Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, um über die künftige Ausgestaltung der Bioökonomie in Europa zu diskutieren. In diesem Jahr wurde die Veranstaltung unter Schirmherrschaft der niederländischen EU-Ratspräsidentschaft organisiert und zog mehr als 300 Teilnehmer aus 30 verschiedenen Ländern nach Utrecht. Am Ende wurde das Strategiepapier "European Bioeconomy Stakeholders Manifesto" (zum PDF-Download) dessen Empfehlungen in den weiteren Strategieprozess auf europäischer Ebene einfließen sollen.

Die Bioökonomie hat sich in Europa etabliert und ist in den Worten von John Bell, Direktor der Bioökonomie-Direktion der Europäischen Kommission, „nicht mehr Bestreben, sondern Realität.“ Europa sei auf den Wandel von fossilen zu nachwachsenden Rohstoffen angewiesen, betonte er, auch um seine selbst gesetzten Klimaziele zu erreichen. Welchen Herausforderungen die Bioökonomie in Europa gegenübersteht, darüber wurde in Utrecht ausführlich in mehreren Panels und Workshop diskutiert:

  • Welche finanziellen Instrumente braucht es, um Unternehmen im Bioökonomie-Sektor zu stärken? Wie können Start-ups in diesem Bereich besser gefördert und mit der Industrie vernetzt werden? Gefordert wurde eine Stärkung der unternehmerischen Denkweise und eine Senkung des Investitionsrisikos für Banken. Durch internationale Fördermechanismen, Subventionen und Kredite sollen Vorreiter mit innovativen Ideen unterstützt und Finanzierungsverfahren vereinfacht werden. Auch die Banken sind aufgefordert, neue, innovationsfreundliche Finanzprodukte zu entwickeln.
  • Welche Maßnahmen können getroffen werden, um die Nachfrage nach bio-basierten Produkten anzukurbeln? Der derzeit niedrige Ölpreis gibt wenig Anreiz in neue, innovative Produkte zu investieren. Um trotzdem Investitionen in diesem Bereich zu fördern, wird vorgeschlagen, in der öffentlichen Beschaffung verbindliche Zielvorgaben zu machen und bio-basierte Materialien und Produkte gezielt zu unterstützen. Konkrete Vorschläge hierzu wurden im Vorfeld von Expertengruppe der Europäischen Kommission für bio-basierte Produkte unterbreitet.
  • Eine nachhaltige Umstellung der Wirtschaft von fossile auf nachwachsende Rohstoffe erfordert eine Verankerung der Bioökonomie in der Gesellschaft und eine grundsätzliche Veränderungen des Konsumverhaltens. Darüber waren sich die Experten in Utrecht einig. Aber wie kann die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt werden?

Neben Vertretern der Europäischen Kommission und nationaler Ministerien kamen auch Experten aus der Zivilgesellschaft, der Industrie sowie der Forschung zu Wort. Aus deutscher Sicht sprach unter anderem Christine Lang, Biotech-Unternehmerin und Vorsitzende des  Deutschen Bioökonomierates, über die Ergebnisse des Die dort formulierten Handlungsempfehlungen bildeten auch eine Basis für die Diskussionen in Utrecht. „Eine nachhaltige Entwicklung lässt sich nur in internationaler Abstimmung erreichen“, betonte sie und verwies auf eine vom Bioökonomierat veröffentlichte Studie, die einen Überblick über alle jene Länder, gibt die

Zu allen Punkten haben die Experten konkrete Handlungsempfehlungen in einem zehn Seiten umfassenden Strategiepapier zusammengefasst. Eine große Rolle spielt die bessere Vernetzung einzelner Sektoren. Unter anderem wird im Manifesto gefordert, den stärkeren Austausch zwischen Bildungsanbietern, Forschern und Innovatoren zu fördern und vorhandenes Wissen effizienter zu nutzen.

Während der Veranstaltung nutzte das Gastgeberland Niederlande die Gelegenheit, seine Stärken in der Bioökonomie zu präsentieren. Konferenzteilnehmer hatten die Möglichkeit,  Unternehmen wie beispielsweise PaperFoam (bio-basierte Verpackungsmaterialien), Enza Zaden (Pflanzenzüchtung) oder Orgaworld (Weiterverwendung organischer Abfälle) kennenzulernen. Einblicke gab es auch in aktuelle Forschungsprojekte vor Ort an der Wageningen Universität. So erklärte Forscher Marinus van Krimpen beispielsweise, warum Algen und Insekten gute Alternativen in der Tiernahrung sein können. 

Gerade am Standort Wageningen gibt es eine hohe Dichte an unterschiedlichen Forschungsaktivitäten mit Schwerpunkt Bioökonomie. Mitte April hatten Wissenschaftler um Christiaan Bolck über neuartige, umweltfreundliche Biomaterialien für den Einsatz als Bahnschwellen berichtet, die im Projekt  MAGIC in Kooperation mit den Firmen Edilon, Sedra and Croda entwickelt werden. Hier geht es darum, ein gummiartiges Material auf der Basis von Biomasse-basierten Harzen zu finden, um Polymere auf Basis von Isocyanaten zu ersetzen.

Beim Zukunftsdialog „Agrar & Ernährung“ ging es am 11. Mai in Berlin neben Themen wie Digitale Landwirtschaft und Bioökonomie auch um das Essen der Zukunft. Zu dem Austausch mit 25 Agrarexperten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik eingeladen hatte die Wochenzeitung Die Zeit und die Agrarzeitung. In der Kalkscheune beleuchteten Experten die wichtigsten Ernährungstrends und damit verbundene Zielkonflikte. Ein Fazit: Fleischalternativen aus Soja und Erbse gewinnen  an Bedeutung, werden den Fleischkonsum jedoch nie ganz ersetzen können. Die Experten auf dem Podium brachen eine Lanze für die Kuh und andere Wiederkäuer als Fleischlieferanten, deuteten aber auch auf problematische Entwicklungen der Initiative Tierwohl hin.

„Beim Essen wird für den Verbraucher auch in Zukunft der Genuss im Vordergrund stehen, nicht die Nachhaltigkeit“, sagte Stefan Töpfl vom Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) in Quakenbrück einem Impulsvortrag zum Essen der Zukunft. Der Lebensmitteltechniker betonte: „Wenn wir in Sachen Nachhaltigkeit etwas bewegen wollen, müssen wir an den Fleischverbrauch ran.“ Vor diesem Hintergrund würden Fleischalternativen aus pflanzlichen Proteinen wie Soja , Lupinen und Erbsen künftig an Bedeutung gewinnen. Töpfl stellte eine Entwicklung aus dem eigenen Hause vor, ein Produkt, das mittels Extrusion von Soja oder Erbsen gewonnen wird. Den DIL-Forschern ist es gelungen, auf diese Weise ein Produkt mit einer besonders faserigen Struktur zu entwickeln, die dem Fleisch sehr nahe kommt. Töpfl schränkte allerdings ein: „Einen vollständigen Fleischersatz wird es aber auch in Zukunft nicht geben“

Kobe-Rind mit mieser Klimabilanz

Ulrike Weiler vom Institut für Nutztierwissenschaften an der Universität Hohenheim ist Spezialistin für Schweinemast. In Zeiten der effizienten „Ganztierverwertung“ beim Schwein und mit Blick auf die Klimabilanz könne man theoretisch die CO2-Belastung in der Schweinemast deutlich senken, wenn man Schweine in sehr großen Strukturen halte und ihnen Wachstumshormone gebe. „Aber das steht im Widerspruch zu gesellschaftlichen Wünschen an mehr Tierwohl“, so Weiler bei einer Diskussionsrunde auf dem Podium. Sie machte sich für Rinder als Fleischlieferanten stark: „Wiederkäuer sorgen zwar für eine schlechte CO2-Bilanz, sind aber wichtige Verwerter“, sagte sie.

Franz-Theo Gottwald, Vorsitzender der Schweisfurth-Stiftung, wies auf die Bedeutung der Wiederkäuer als Landschaftsgestalter hin. Er unterstütze den Trend der Züchtung von Mehrfunktionsrassen. Weiler räumte mit manchem Irrglauben auf: „In das marmorierte Fleisch eines Kobe-Rinds wird sehr viel Energie gesteckt. Das führt in der Bilanz zu einer dreifach höheren CO2-Belastung als bei einem normalen Hochleistungsrind.“

Verzicht auf Kastration bei Ebern kritisch

Zudem wies sie auf eine mögliche Fehlentwicklung in der Initiative Tierwohl hin: Der Verzicht der Kastration von Ebern führe dazu, dass sich die männlichen Tiere im Stall schlimme Verletzungen zufügten. „Was eigentlich als Maßnahme für den Tierschutz geplant ist, hat in der Folge nicht mehr viel damit zu tun“, so Weiler. Hier seien Erkenntnisse aus der Forschung ignoriert worden. Eine mögliche Lösung dieses Problems sieht die Nutztierexpertin in der nicht-invasiven Eberkastration per Impfung. Die sei aber noch Zukunftsmusik.

Thomas Vilgis vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz sieht seine Aufgabe darin, unsere tägliche Nahrung bis in ihre molekularen Details zu durchleuchten. Großes Potenzial sieht der Mainzer Chemiker in Insekten als Proteinlieferanten der Zukunft. Für die Hohenheimer Forscherin Weiler hingegen wird sich der Einsatz von Insekten auf das Segment Tierfutter – also für Nutz- und Haustiere – beschränken. „Auf meinem Teller möchte ich aber bitte keine Insekten haben“, sagte die Hohenheimer Forscherin. Zu Insekten als Eiweißquelle sagte Gottwald, es sei noch unklar, ob die Welt bereit sei für eine solche neue Proteinstrategie.

Vielfalt der Anbausysteme

Für den Agrarexperten Gottwald sind geschlossene Produktions- und Wertschöpfungsketten in Regionen eine Möglichkeit, Landwirtschaft in Zukunft nachhaltiger zu gestalten. Er denke hier an Stichworte wie "ökologische Intensivierung" oder "regenerative Landwirtschaft". Mit Blick auf neue molekularbiologische Werkzeuge wie die Genschere CRISPR-Cas äußerten sich die Experten auf dem Podium zuversichtlich: „Wir haben es hier mit der konsequenten Fortsetzung der Arbeit von Züchtern zu tun“, so Weiler. Eine Verteufelungsstrategie dieser Technologien helfe hier nicht weiter. Vilgis machte sich für einen breiten, wissensbasierten Dialog zum Thema Gene Editing stark. Gottwald sagte, die Biotechnologien seien derzeit dabei, die Züchtung neu zu definieren. Ihm sei wichtig, dass diese neuesten Entwicklungen ordnungsrechtlich entsprechend „eingefangen“ würden und man rational mit den Risiken umgehe. Von zentraler Bedeutung sei, dass andere Anbausysteme weiter co-existieren könnten.

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Seit 15 Jahren berät der Rat für Nachhaltigkeit (RNE) die Bundesregierung bei der Etablierung einer nachhaltigen Gesellschaft. Pünktlich zur diesjährigen RNE-Jahreskonferenz am 31. Mai in Berlin hat die Bundesregierung den ersten Entwurf der überarbeiteten Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie veröffentlicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Bundesminister der Ressorts Forschung, Umwelt und Entwicklung gaben auf der Konferenz Einblicke in ihre politischen Prioritäten. Der Rat bescheinigte der Regierung, auf dem richtigen Weg zu sein und bereits viele Empfehlungen aufgenommen zu haben. Wo es noch Herausforderungen zu meistern gilt, darüber diskutierten die rund  800 Teilnehmer der Konferenz  in verschiedenen Workshops am Nachmittag. Vor allem die Frage, wie sich eine nachhaltige Lebensmittelnutzung gestalten lässt, erhitzte die Gemüter. 

Bundeskanzlerin Merkel ist Stammgast bei den Jahreskonferenzen des RNE. Sie betonte bei ihrer Rede in Berlin, die Nachhaltigkeit habe im gesellschaftlichen und politischen Dialog ihren festen Platz gefunden. „Nachhaltigkeit ist für uns das Navi, der Kompass in die Zukunft“, sagte sie. Merkel hob die auf dem UN-Gipfel in New York im vergangenen Jahr verabschiedete „Agenda 2030  für nachhaltige Entwicklung“ hervor, mit der sich 193 Staaten auf  17 globale Nachhaltigkeitsziele (SDGs) geeinigt hatten. „Jetzt gilt es, diese Ziele zu konkretisieren und verständlich zu machen“, so Merkel mit Blick auf die Weiterentwicklung der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie in Deutschland, die bis zum Herbst abgeschlossen sein soll. Pünktlich zur Veranstaltung wurde vormittags ein erster Entwurf öffentlich gemacht (zum PDF-Download: hier klicken), der sich deutlich an den SDGs orientiert und auch die Rolle der Bioökonomie beim Aufbau einer nachhaltigen Wirtschaft betont.

Innovationen als wichtiger Treiber für die Nachhaltigkeit 

Bereits beim Global Bioeconomy Summit, der in wurde klar, dass viele der 17 Ziele eine hohe Relevanz für die Bioökonomie haben. Sowohl Merkel als auch Bundesforschungsministerin Johanna Wanka betonten zudem die Bedeutung von Innovationen für die Nachhaltigkeit. „Die Hightech-Strategie der Bundesregierung ist eng verbunden mit nachhaltiger Entwicklung“, sagte Merkel, „sie setzt aber auch Offenheit gegenüber neuen Technologien voraus.“ Ähnlich argumentierte Wanka: „Wir müssen Forschungsergebnisse akzeptieren lernen und nicht nur selektiv wahrnehmen, auch wenn sie nicht zu den eigenen Überzeugungen passen.“ Es gebe im Kontext der Nachhaltigkeitsforschung keine 'gute' und 'schlechte' Forschung, unterstrich sie mit Blick auf die Diskussionen, die es um Gentechnik oder andere umstrittene Forschungsmethoden gebe. Zugleich betonte sie die Bedeutung von sachkundigen, offenen Diskussionen, weil die 17 SDGs auch widersprüchliche Ziele verfolgen, die es im Dialog mit der Zivilgesellschaft auszuloten gelte.

Innerhalb der Bundesregierung noch Gesprächsbedarf

Dass auch innerhalb der Bundesregierung noch nicht in allen Punkten Einigkeit herrscht, machte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks deutlich: "Nachhaltigkeit ist kein Wohlfühlthema. Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir langfristig anders leben, aber das muss nicht heißen, dass es schlechter wird." Gerade mit Blick auf die aktuelle Landwirtschaftspoltiik sieht die Sozialdemokratin noch erheblichen Handlungsbedarf. Aus ihrer Perspektive gibt die Nachhaltigkeitsstrategie hierzu einen klaren Auftrag: "Wir haben hier eine Richtungsentscheidung gefällt, nicht mehr und nicht weniger." Auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller unterstrich die politische Verantwortung der Deutschen, auch auf internationaler Ebene: "Wir verdammen nicht den globalen Handel, aber wir leben nur in einer Welt. Dies müssen wir in unserem Tun berücksichtigen."

Noch in diesem Jahr soll die neue Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung verabschiedet werden. Zunächst gibt es eine öffentliche Kommentierungsphase, an der sich alle interessierten Akteure bis Ende Juni beteiligen können. Deutschland will das Thema auch international stärker adressieren. Im Dezember übernehmen die Deutschen den Vorsitz der G20 und Merkel sprach sich in Berlin dafür aus, hier das Thema Nachhaltigkeit verstärkt auf die Agenda zu setzen.

Nachhaltigkeit auch in den Regionen befördern

RNE-Vorsitzende Marlehn Thieme bescheinigte der deutschen Politik unterdessen, auf dem richtigen Weg zu sein. „Viele unserer Empfehlungen haben bereits Eingang in den Entwurf der neuen Nachhaltigkeitsstrategie gefunden. Wir müssen uns dennoch weiter dafür einsetzen, dass es nicht als geduligtes Papier missbraucht wird“, betonte sie und unterstrich die breite Bedeutung des Themas für die Gesellschaft insgesamt: „Nachhaltigkeitspolitik umfasst Umwelt, Wirtschaft, Soziales. Schon gar nicht ist sie nur eine Abwägungsformel, bei der die Umwelt das Nachsehen hat und auf den zweiten Platz kommt.“

Eine wichtige Bedeutung hat für den Rat zudem die Frage, wie sich nachhaltige Ansätze vor allem auf regionaler und lokaler Ebene unter Beteiligung der Zivilgesellschaft noch besser umsetzen lassen. Hierfür soll es künftig regionale RNE-Netzstellen geben, die von bereits bestehenden Akteuren koordiniert und voraussichtlich ab September operativ tätig werden. „Damit wollen wir zum Beispiel die Grenze von Bundesländern überwinden helfen, durch die viele Nachhaltigkeitsprojekte oder Kooperationen in den Regionen immer noch scheitern“, betonte Thieme.

Bedeutung der Nachhaltigkeitsforschung wächst

Ein bunter Korb an konkreten Beispielen für Nachhaltigkeit wurde auf der Bühne am Vormittag präsentiert. Katja Bühler vom Umweltforschungszentrum in Leipzig berichtete unter anderem von Biofilmen, also in Schleim eingebettete Mikroben-Lebensgemeinschaften. „Wir wollen diese Biofilme für die biobasierte Produktion von Substanzen nutzbar machen“, sagte Bühler. Luise Körner wiederum stellte das Projekt „2000m2“ vor. So groß ist der Anteil an der globalen Ackerfläche, die im Durchschnitt auf einen Erdenbürger fallen. Derzeit bauen die Initiatoren einen „Weltacker“ mit 2000m2  auf dem Gelände der Internationalen Gartenausstellung IGA 2017 in Berlin-Marzahn auf. Eine Erkenntnis sei, dass der Weltacker deutlich mehr als eine Person ernähren könne.  „Unser Fazit: es ist genug für alle da“, sagte Körner.  (www.2000m2.eu) Dass die Bedeutung der Nachhaltigkeitsforschung insgesamt wächst, konnte Prof. Christian Thomsen, Präsident der TU Berlin am Nachmittag in einem Panel bestätigen. "Wir können unseren Forschern nicht vorschreiben, in diese Richtung zu arbeiten, aber mit Anreizen Impulse setzen", sagte er.

Wie kann eine nachhaltige Lebensmittelversorgung gestaltet werden?

Wie sich die Lebensmittelversorgung nachhaltiger und effizienter gestalten lässt und wie sich die bestehenden Konsumgesellschaft dahingehend ändern müsste, darüber wurde am Nachmittag bei einem Workshop unter Federführung von Lucia Reisch, gleichzeitig Mitglied im RNE sowie im Bioökonomierat diskutiert. Staatssekretär Robert Kloos aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium betonte, dass bereits eine Reihe von Initiativen auf den Weg gebracht wurde – wie das Forum nachhaltiger Kakao oder Palmöl bzw. die Kampagne „Zu gut für die Tonne“. Christoph Minhoff, Geschäftsführer der Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie unterstrich, dass es hierzulande einen hohen Innovationsgrad bei den vor allem mittelständisch geprägten Firmen im Lebensmittelsektor gebe und dass von den über 170.000 Lebensmittelprodukten, die sich aktuell im Markt befinden, stets eine Fluktuation von 40.000 Produkten zu beobachten sei. Viele Teilnehmer forderten ungeachtet dessen eine noch konsequentere Ausrichtung auf ökologische Produkte, eine Reduktion der Massenproduktion und mehr Anreize für den individuellen Verbraucher, sich nachhaltig zu ernähren. Gleichzeitig wurde die internationale Ebene angesprochen, die sich durch Fluchtbewegungen aufgrund des Klimawandels ergeben bzw. sinkender Erträge in Rohstoffländern, die langfristig auch auf Lebensmittelwertschöpfungsketten in Europa Einfluß nehmen.

Gut leben und die Umwelt schonen – geht das? Die Antwort darauf lieferten 190 Aussteller im Rahmen der „Woche der Umwelt“, zu der Bundespräsident Joachim Gauck und die Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) am 7. und 8. Juni 2016  ins Schloss Bellevue geladen hatte. Zum fünften Mal wurde der 4.000 Hektar große Park in Berlin zu einem Schaufenster umweltfreundlicher Initiativen. Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Unternehmen und Organisationen  nutzten die Gelegenheit, um neue ressourcenschonende  und klimafreundliche Technologien zu präsentieren, darunter viele Akteure mit biobasierten Ansätzen. Parallel dazu diskutieren Experten aus Politik, Forschung und Wirtschaft in mehr als 80 Foren über aktuelle Entwicklungen in den Bereichen Umweltschutz  und Nachhaltigkeit. Insgesamt rund 12.000 Besucher ließen sich an den zwei Tagen überraschen und inspirieren. Erstmals  standen die Tore auch für nichtangemeldete Interessenten offen.

Ob bei Produktion und Konsum, beim Abbau von Rohstoffen, bei der Energieversorgung oder Abfallentsorgung oder beim Städtebau: Um das beim Klimagipfel in Paris gesteckte Ziel – die Erwärmung auf deutlich unter 2 °C einzudämmen – zu erreichen, sind innovative Ideen auf ganzer Breite gefragt. Umweltschutz und nachhaltiges Wirtschaften sind die Grundpfeilen dafür. Vor diesem Hintergrund wird derzeit die Wie weit Deutschland auf dem Weg zu einer nachhaltigen Gesellschaft ist – davon konnten sich die Besucher auf der fünften „Woche der Umwelt“ in Berlin überzeugen.

Schaufenster neuer Technologien und Ideen

Zwei Tage war der Amtssitz des Bundespräsidenten in Berlin ein Schaufenster für ressourscenschonende und umweltfreundliche Technologien. Fast 12. 000 Besucher, darunter auch erstmals ungeladene Gäste, waren am 7. und 8. Juni der Einladung von Bundespräsident Joachim Gauck und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ins Schloss Bellevue gefolgt. 190 Aussteller, die eine Jury aus 600 Bewerbern ausgewählt hatte, präsentieren Innovationen und Strategien rund um die Themen Klimaschutz,  Energie, Ressourcenschonung, Boden und Biodiversität, Mobilität und Verkehr, Bauen und Wohnen. Parallel zur Ausstellung diskutierten Prominente aus Politik, Forschung und Wirtschaft auf der Hauptbühne und in kleineren Foren über aktuelle Themen wie Ressourceneffizienz oder Klimawandel.

Horizonterweiterende Aha-Erlebnisse

„Schaut her – es geht doch“ – mit diesen hoffnungsvollen und anerkennenden Worten hatte Joachim Gauck das zweitägige Umweltfest eröffnet und seinen Gästen viele „horizonterweiternde Aha-Erlebnisse“ gewünscht. Viele Aussteller zeigten dabei, wie sich mit natürlichen Ressourcen oder biobasierten Verfahren nachhaltige Produkte erzeugen lassen. Die Palette der Innovationen reichte von Dämmstoffen aus gesiebten Hobelspänen über Sitzpolster aus recycelten PET-Flaschen bis hin zu Elektroautos aus biobasierten Autoteilen. So stellte die Osnabrücker Firma Onyx MiO auf der „Woche der Umwelt“ erstmals den Prototypen eines Fahrrad-Autos vor, dass mit 200 Kilogramm nicht nur extrem leicht ist, sondern per Akku und Solarzellen elektrisch angetrieben wird und auch über Pedalen aufgeladen werden kann. In einem ersten Schritt haben die Entwickler das umweltfreundliche Stadtauto, das je nach Akkuvariante  bis zu 80 Kilometer schafft, aus einem Glasfaser-Kohlenstoff-Gemisch gebaut. „Das nächste Modell soll aus Kork und Hanf bestehen“,  kündigte Erfinder und Geschäftsführer Nicolas Meyer an.

Neue Stoffe aus Polymilchsäure und Plastikflaschen

Dass bei der Textilherstellung ungewöhnliche biobasierte und recyclebaren Fasern verwendet werden können, präsentierte der Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik sowie das Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB) von der Hochschule Niederrhein. Die Forscher um Ellen Bendt stellten erstmals Kleider aus Polymilchsäure (PLA) vor. Verwendet wurde dabei die Bioplastik-Faser Diolen 150 BT der Wuppertaler Firma PHP Fibers, die das Garn aus Maisstärke herstellt.  

„Unter industriellen Kompostbedingungen ist die Faser komplett biologisch abbaubar“, berichtet Bendt. Zur Verarbeitung des PLA-Stoffes nutzten die Studenten erstmals nicht das konventionelle Nähen, sondern ein Verfahren, das bisher vor allem in der Fahrzeugindustrie eingesetzt wurde: das nahtlose Ultraschallschweißverfahren. „Ich habe die Volants mit dieser Technik erarbeitet und wollte damit zeigen, dass man innovative Fügetechnologie mit nachhaltigen Materialien kombinieren kann“, erläutert Studentin Theresa Brinkmann.

Das schwäbische Unternehmen Bau-Fritz wiederum präsentierte einen Weg, wie man aus Abfällen innovative Materialien für den Hausbau gewinnen kann. Sie verwendet die bei der Produktion abgefallenen Hobelspäne zur Herstellung neuartiger Dämmstoffe. Mit naturbelassener Frischmolke werden die Späne so veredelt, dass sie auch den Brandschutzbestimmungen gerecht werden und im Falle eines Brandes nicht schmelzen. Durch die zusätzliche Behandlung mit Soda sind die Dämmplatten zudem dauerhaft auf natürliche Weise vor Pilzbefall geschützt.

Gauck: Deutschland erst am Anfang der Energiewende

Trotz beeindruckenden Innovationen - Deutschland steht noch am „Anfang einer Energiewende“, wie Bundespräsident Joachim Gauck zum Auftakt des Treffens betonte. Wie sich die Umwelt schonen und Ressourcen effizient nutzen lassen, darüber wurde intensiv in den vielen Foren auf der „Woche der Umwelt“ debattiert. In einer der hochkarätig besetzten Diskussionsrunden zum Thema „Planetare Leitplanken“ gab Bundesumweltministerin Barbara Hendricks zu bedenken: „Die Folgen der Starkregenfälle sind schlimmer in Gegenden, wo das Wasser schneller fließen kann." Die Ministerin verwies dabei unter anderem auf die Nebenwirkungen der Biogaserzeugung, die in manchen Bundesländern zu einem übermäßigen Anbau von Maisfeldern geführt hat.

Flächenversiegelung reduzieren

Auch über den Bodenschutz wurde diskutiert. Marlehn Thieme vom Rat für nachhaltige Entwicklung (RNE) verwies auf den hohen Grad der Flächversiegelung, der mit 60% in Deutschland bereits sehr hoch sei. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt machte auf die Folgen der intensiven Landnutzung aufmerksam: „Die Böden geraten in vielen Regionen an ihre Grenzen."

Ernteeinbußen durch intensive Bodennutzung

Das Problem: Je weniger Boden zur Verfügung steht, um so intensiver werden die Flächen genutzt. Die Folgen sind Ertragseinbußen, sinkende Leistungsfähigkeit und höhere Kosten. „In anderen Ländern ist die Bodendegradation bereits lebensbedrohlich“, betonte Joachim Braun, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung (ZEF) an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms- Universität Bonn und Vorsitzender des Bioökonomierates. Er verwies auf eine im März veröffentlichte

Bewusstsein früh schärfen

Die 5. „Woche der Umwelt“ zeigte nicht nur die vielfältigen Möglichkeiten nachhaltigen und umweltbewussten Wirtschaftens. Ob die Ziele erreicht, der Wandel hin zu einer biobasierten Wirtschaft vollzogen werden kann, hängt nach Meinung der Experten entscheidend vom Engagement jedes Einzelnen ab. Und: Das Bewusstsein, Ressourcen zu schonen, sollte bereits frühzeitig geschärft werden, idealerweise bereits im Kindesalter.

Diese Stimmen haben Gewicht: Die Debatte um gentechnisch veränderte Pflanzen in der Landwirtschaft hat neue Nahrung aus Reihen der Spitzenforschung erhalten. In einem offenen Brief an die Regierungen machen sich 110 Nobelpreisträger, darunter auch sechs deutsche Laureaten, für den Einsatz der Grünen Gentechnik stark. In dem am 30. Juni veröffentlichten Appell erheben die Wissenschaftler zudem schwere Vorwürfe gegen die Umweltorganisation Greenpeace, die aus Sicht der Wissenschaftler maßgeblich die Einführung des Vitamin-A-Projekts „Goldener Reis“ blockiert. Greenpeace & Co. hätten die Risiken und Vorteile verzerrt dargestellt und Feldzerstörungen Vorschub geleistet. Das Fazit der Autoren: "Opposition auf der Basis von Emotionen und Dogmen, die durch die Datenlage widerlegt werden, muss aufhören".

Der Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen in der Landwirtschaft ist bis heute umstritten. Gegner der Grünen Gentechnik wie die Umweltorganisation Greenpeace warnen seit vielen Jahren plakativ vor den nicht einkalkulierbaren Folgen für Umwelt und Mensch, während Befürworter, darunter mehrheitlich Forscher, Wissenschaftsakademien und viele Kirchenvertreter darin ein wichtiges Werkzeug zur Bekämpfung des Hungers in der Welt sehen. Angesichts der von der UN-Welternährungsorganisation FAO prognostizierten Nahrungsmittelknappheit im Zuge der wachsenden Weltbevölkerung hat sich nun eine breite Front aus hochkarätigen Forschern gebildet, die sich für den Einsatz von gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln stark macht. Die Organisatoren des Briefs sind der Biotech-Unternehmer Richard Roberts und Nobelpreisträger Philip Sharp. Auf der Website supportprecisionagriculture.com wurde das Plädoyer veröffentlicht.

Mit Grüner Gentechnik die Welternährung sichern

Um die Welternährung zu sichern, fordern darin mittlerweile 110 Nobelpreisträger verschiedener Disziplinen sowie mehr als 2.700 Wissenschaftler und Bürger in einem offenen Brief die Regierungen auf, den Anbau von Gentechnik-Pflanzen in der Landwirtschaft zu unterstützen. Zu den Unterzeichnern des Aufrufes gehören auch die deutschen Medizinnobelpreisträger Harald zur Hausen, Erwin Neher und Christiane Nüsslein-Volhard, sowie das deutsche Chemie-Nobelisten-Trio von 1988, Johann Deisenhofer, Robert Huber und Hartmut Michel. Bemerkenswert: Auch die österreichische Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek taucht in der Lister der Unterzeichner auf.

Nach Einschätzung der FAO müsse die Lebensmittelproduktion bis 2050 verdoppelt werden, um die Ernährung der von fast 10 Milliarden Menschen zu garantieren, heißt es in dem Brief. Aus Sicht der Unterzeichner bieten gentechnisch veränderte Pflanzen die Chance, den globalen Ernährungsproblemen zu begegnen. Die Autoren verweisen darauf, dass wissenschaftliche Gremien wiederholt festgestellt haben, dass die Umweltauswirkungen von biotechnologisch veränderten Pflanzen nur gering und der Verzehr solcher Lebensmittel auch sicher sei. "Es hat keinen einzigen bestätigten Fall gegeben, der auf eine negative gesundheitliche Auswirkung durch den Verzehr gentechnisch veränderter Lebensmittel hindeutet."

Greenpeace zum Umdenken aufgefordert

Der Brief führt besonders das Beispiel des vor nunmehr 20 Jahren gestarteten Projekts „Goldener Reis“, ein durch mittels biotechnischer Verfahren veränderter, besonders Vitamin-A-haltiger Reis. Die Autoren kritisieren vehement die Haltung der Umweltorganisation „Greenpeace“ und weiterer Anti-Gentechnik-Aktivisten. Die Umweltschützer hätten wiederholt Fakten geleugnet, Risiken falsch dargestellt und sich gegen Innovationen in der Landwirtschaft gewehrt. Die Nobelpreisträger fordern Greenpeace & Co. auf, die „Erkenntnisse von Regulierungsbehörden und zuständigen wissenschaftlichen Einrichtungen anzuerkennen“ und „ihre Kampagnen gegen gentechnisch veränderte Pflanzen und insbesondere den 'Goldenen Reis'“ aufzugeben. Die Autoren sehen in der Opposition der Grünen Gentechnik eine Gefährdung der globalen Ernährungssicherheit.

In einer ersten Stellungnahme hat Greenpeace den Vorwurf der Wissenschaftler, die Einführung der gentechnisch veränderten Reissorte zu blockieren, zurückgewiesen. "Konzerne bauschen den Goldenen Reis auf, um den Weg für eine Zustimmung zu profitableren genetisch veränderten Sorten freizumachen", erklärte eine Sprecherin von Greenpeace Southeast Asia dazu. Der Goldene Reis sei ein teures Experiment, das selbst nach 20 Jahren der Entwicklung nicht marktreif sei. Zudem habe das Gentechnik-Projekt den Blick von alternativen Methoden weggelenkt. Der Miterfinder des Goldenen Reises, der Freiburger Pflanzenforscher Peter Beyer, kann darüber nur den Kopf schütteln: "Diese Argumente sind logischer Quatsch", sagte Beyer der Süddeutschen Zeitung. "Die Aktivisten tun alles dafür, dass der Reis nicht einsatzbereit wird, und dann beschweren sie sich noch darüber".

Werkzeug gegen Mangelernährung

In den Reihen der Umweltschützer gibt es durchaus Fürsprecher für den „Goldenen Reis“. 2014 startet Greenpeace-Mitgründer Patrick Moore die Kampagne „AllowGoldenRiceNow“, um die ideologische Front der Organisation gegen die Gentechnik-Reissorte zu brechen. Bei dem  „Goldenen Reis“ handelt es sich um eine gentechnisch veränderete Pflanze mit einem hohen Anteil an Beta-Carotin (Provitamin A), was den Körnern eine goldgelbe Farbe verleiht. Rund 250 Millionen Menschen leiden weltweit nach Einschätzung der FAO an Vitamin-A-Mangel. Die Folgen sind Erblindung und Infektionen. Vor allem Kinder in Afrika und Südostasien sind davon betroffen und sterben daran. Nicht nur Forscher, auch hochrangige Kirchenvertreter sehen daher im "Goldenen Reis" ein geeignetes Mittel, um Krankheit und Tod durch Mangelernährung zu bekämpfen. 2009 hatte sich der Vatikan für den Einsatz gentechnisch veränderter Nahrungsmittel ausgesprochen, um die Ernährungssicherheit der Weltbevölkerung zu gewährleisten. 40 Experten hatten das Papier damals unterzeichnet.

Die Bioökonomie, also Wirtschaften auf der Basis von biologischem Wissen und Ressourcen, kann helfen, wesentliche Punkte der UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Diese Auffassung vertreten fünf Bioökonomie-Experten, darunter vier aus Deutschland, in einem Beitrag im Fachjournal Nature (2016, Bd. 535, S. 221). In dem Kommentar erläutern sie fünf Eckpunkte, wie das Konzept Bioökonomie auf der globalen Politik-Agenda vorangetrieben werden kann. Das Papier fasst das Abschlusskommuniqué des Global Bioeconomy Summit 2015 in Berlin zusammen, bei dem sich im vergangenen November mehr als 850 Teilnehmer aus 82 Nationen trafen.

Von den fünf Autoren des Kommentars in Nature sind vier für den deutschen Bioökonomierat tätig, ein Expertengremium, das die Bundesregierung zum Thema biobasiertes Wirtschaften berät:Geschäftsstellenleiterin Beate El-Chichakli, die Ratsvorsitzenden Christine Lang und Joachim von Braun, sowie Ratsmitglied Daniel Barben. Hinzu kommt Jim Philp, ein Politik-Analyst der OECD aus Paris. Die Autoren gehörten dem 37-köpfigen Beratungskommitee mit internationalen Fachleuten an, die den  wesentlich mitgeprägt und gestaltet haben. Die Teilnehmer des Summits hatten damals ihr gemeinsames Ziel formuliert: Weltweit weniger fossile und dafür mehr nachwachsende Rohstoffe nachhaltig und effizient für die Ernährung und den Alltag zu nutzen und die Ökosysteme schützen.

Die zentrale Botschaft der Autoren in Nature: Nachhaltigkeit gehört zu den Top-Themen der politischen Agenda, wie die UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals - SDG) verdeutlichen. Biobasierte Wirtschaftszweige wie Landwirtschaft und Forst, Lebensmittel, Biotechnologie, der Bioenergie-Sektor oder die Grüne Chemie könnten zu mehr als der Hälfte der SDGs beitragen. Also gelte es, die Bioökonomie in diesen Prozess zu integrieren.

Die Autoren definieren fünf Prioritäten einer internationalen politischen Agenda auf dem Weg in die biobasierte Wirtschaft:

  • wirtschaftliche und wissenschaftliche Zusammenarbeit auf internationaler Ebene zwischen Regierungen und öffentlicher wie privater Forschung verstärken 
  • Die Beiträge der Bioökonomie zu den nachhaltigen Entwicklungszielen gemeinsam messbar machen
  • die Bioökonomie als Ganzes in den internationalen Verhandlungen zu COP 21, den Sustainable Development Goals und den Handelsabkommen berücksichtigen
  • Zusammenarbeit in der Ausbildung, gemeinsames Lernen und Dialog vorantreiben
  • Leuchtturm-Projekte der Bioökonomie, die Lösungen zu wichtigen gesellschaftlichen Herausforderungen entwickeln, gemeinsam fördern

Diskussionen zu diesen fünf Eckpunkten müssten nun beginnen, so die Autoren, damit entsprechende Strukturen geschaffen werden, bevor der Global Bioeconomy Summit 2017 erneut stattfinden wird.

In einem neuen EU-Wissenscluster mit dem Titel RawMatTERS kommt Deutschland eine führende Rolle zu. Auf Initiative des Europäischen Instituts für Innovation und Technologie (EIT) stehen für das Rohstoffnetzwerk RawMatTERS in den nächsten sieben Jahren 410 Millionen Euro bereit.  Federführender Koordinator ist das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf.

In dem Konsortium RawMatTERS geht es um den Aufbau einer Knowledge and Innovation Community (KIC) für den Rohstoffsektor, mit Fokus auf mineralischen und metallischen Rohstoffen. Ziel des Clusters ist es, die Ressourceneffizienz und Aufbereitung bei metallurgischen Prozessen zu verbessern. Darüber hinaus soll das Recycling entlang der gesamten Materialkette optimiert und Rohstoffe substituiert werden. Beteiligt sind 116 Partnerorganisationen aus 22 Ländern.

Megaprojekt mit vielen deutschen Partnern

Mit dem Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) übernimmt eine deutsche Einrichtung die europäische Federführung. Weitere deutsche Partner sind unter anderem mehrere Fraunhofer Institute,  BASF, Varta Microbattery, das Clausthaler Umwelttechnik-Institut CUTEC, die RWTH Aachen und die TU Bergakademie Freiberg. Bundesforschungsministerin Johanna Wanka zeigte sich erfreut über den deutschen Erfolg, zumal auch das KIC "Innovation für gesundes Leben und Aktives Altern" mit dem federführend von Deutschland aus gelenkten Konsortium InnoLife eingeworben werden konnte. „Unsere nationalen Investitionen durch Bund und Länder in Forschungsstandorte und Ideen zahlen sich nun in und auch für Europa aus", sagte sie.

Rohstoffwertschöpfungskette vernetzen

„Die neue Wissens- und Innovationsgemeinschaft wird erstmals Europas führende Einrichtungen entlang der gesamten Rohstoffwertschöpfungskette vernetzen. Das ist eine einzigartige Möglichkeit für den europäischen Ressourcensektor“, freut sich Projektkoordinator Jens Gutzmer vom Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) am HZDR über die Entscheidung des EIT. „Ich bin zuversichtlich, dass alle Partner dazu beitragen werden, Innovationen in Europa zu fördern.“ Die KIC soll die Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Rohstoffsektors verbessern, indem sie in neue Geschäftsideen investiert und den Unternehmergeist stärkt. Auf diesem Weg sollen neue Verfahren und Produkte für die nachhaltige Erkundung, Gewinnung, Verarbeitung, das Recycling und die Substitution von Rohstoffen entwickelt werden. 

 „Dies wiederum wird neue Arbeitsplätze im Ressourcenbereich kreieren“, erklärt Gutzmer. „Gleichzeitig soll der Rohstoffsektor attraktiver für junge Wissenschaftler werden. Wir werden dafür spezielle Master- und Doktorandenprogramme entwickeln.“ Der Hauptsitz der KIC wird in Berlin sein. Weitere Zentren befinden sich in Wroclaw (Polen), Espoo (Finnland), Leuven (Belgien), Lulea (Schweden), Metz (Frankreich) und Rom (Italien).

Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf wird als Koordinator des Projekts eine Arbeitsstruktur aufbauen und erste Aufgaben identifizieren. Bis 2019 will das Rohstoffnetzwerk eine Reihe von Firmengründungen auf den Weg bringen und junge Wissenschaftler sowie Unternehmer in die KIC-Aktivitäten einbinden. Bis zu 40 neue Ideen sollen hier zur Marktreife entwickelt werden.

Neue Wissenscluster

Das EIT ist eine Einrichtung der Europäischen Union, die das Ziel hat, die Innovationskraft ihrer Mitgliedsstaaten zu stärken und einen Beitrag zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit zu leisten. Eine KIC ist ein hochintegriertes, kreatives und auf Spitzenleistungen ausgerichtetes Netzwerk, das Partner aus den Bereichen Bildung, Forschung und Wirtschaft zusammenbringt. Gemeinsam inspirieren sie Ideen, beschleunigen Innovationen und bringen Produkte sowie Dienstleistungen zur Marktreife. Seit 2009 gibt es drei EU-Wissenscluster für die Bereiche Klimawandel (Climate-KIC), Informations- und Kommunikationstechnologien (EIT ICT Labs) und innovative Energien (KIC InnoEnergy).

Wie können Biokunststoffe besser verwertet werden? Dieser Frage gehen nun Forscher aus Wissenschaft und Wirtschaft in einem neuen Forschungsverbund nach. Sie arbeiten an neuen Strategien, um Abfälle aus der Industrie besser zu recyceln. Die Arbeiten werden vom Bundeslandwirtschaftsministerium mit 2,2 Mio. Euro gefördert.

Ist der Joghurt aufgegessen und das Obst aus der Folie genommen, ist der Lebensweg der Kunststoffverpackung noch lange nicht zu Ende. Dies gilt auch  für Kunststoffe wie Polylactid (PLA), die aus biobasierten Ressourcen hergestellt werden. Noch ist ihr Marktanteil zwar gering, doch zunehmend bewegen sich Biokunststoffe aus Nischenanwendungen heraus, wie erst jüngst in einer Ausstellung des Bioökonomierates auf der Um die hier eingesetzte Biomasse möglichst konsequent zu verwerten, müssen neue Wege des Recyclings auf den Weg gebracht werden. Dies ist das Ziel eines neuen Forschungsverbundes, der von der Knoten Weimar GmbH koordiniert wird. Bis Januar 2017 wird das Konsortium darin unterstützt, nachhaltige Strategien für Produkte und Abfälle aus biobasierten Kunststoffen zu entwickeln. Ein Partner im Verbund ist die Technische Universität Chemnitz. Experten aus dem Strukturleichtbau und der Kunststoffverarbeitung wollen neue Verfahren zur Erkennung und Sortierung unterschiedlicher biobasierter Verpackungsabfälle identifzieren sowie unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten bewerten.

Die Fraunhofer-Institute für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) sowie für Holzforschung (WKI) wiederum wollen sich um ein lösungsmittelbasiertes Recycling von PLA kümmern. Das Fraunhofer-Institut für Polymerforschung (IAP) soll untersuchen, wie sich Alt-Polylactid wieder in den Syntheseprozess für PLA einbinden lässt. Das Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) ist schließlich im Boot, um eine Nachhaltigkeitsbewertung der entwickelten Verfahren durchzuführen. Das Institut für Biokunststoffe und Bioverbundwerkstoffe (IfBB) der Hochschule Hannover arbeitet zusammen mit der Bösel Plastic Management GmbH und weiteren Industriepartnern an der Aufbereitung und dem werkstofflichen Wiedereinsatz von biobasierten Kunststoffen. Anhand von Indsutrieabfällen, die bei der Produktion von Danones PLA-Joghurtbecher anfallen, soll ein qualitativ hochwertiges mechanisches Recycling etabliert werden. Darüber hinaus könnten daraus auch neue Produkte entstehen. Eine Herausforderung hierbei ist, dass die PLA-Abfälle mit Klebstoffen und bedrucktem Papier versehen sind, die es abzutrennen gilt.  Die Ergebnisse aus diesen Projekten sollen anschließend - soweit möglich - auf andere Biokunststoffe wie Polyhydroxyalkanoat (PHA), Polyester- oder Stärkeblends und Bio-Polyamid übertragen werden.

Die Landwirtschaft muss künftig für bis zu zehn Milliarden Menschen Nahrung und Rohstoffe liefern. Begrenzte Ressourcen, schwindende Böden und der Klimawandel stellen die Agrarsysteme in Zukunft vor enorme Herausforderungen. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, bringt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) derzeit den mehrstufigen Zukunftsprozess „Agrarsysteme der Zukunft“ auf den Weg. Visionen für die Landwirtschaft in einer Bioökonomie von morgen sollen in einem Ideenwettbewerb und einem Workshop weiter reifen.


Mit dem neuen Zukunftsprozess möchte das BMBF systemische Forschungsansätze fördern, die über thematische und fachliche Grenzen hinausgehen. Im Fokus stehen wissenschaftlich-technische, wirtschaftliche aber auch gesellschaftliche und ökologische Aspekte. Das Ziel sind grundlegend neue Agrarsysteme – innovativ, nachhaltig und ressourceneffizient, sowie an die Bedürfnisse von morgen angepasst. Um Handlungsempfehlungen für die „Agrarsysteme der Zukunft“ zu gestalten, startet das BMBF einen mehrstufigen Zukunftsprozess. Die resultierenden Handlungsempfehlungen werden forschungspolitische Innovationsfelder sowie die mit ihnen verbundenen Chancen und Risiken benennen. Klar ist: in Anbetracht der Komplexität der Herausforderungen bedarf es dazu eines intensiven Dialogs zwischen Forschung, Industrie, Gesellschaft und Politik. Der Zukunftsprozess soll ermitteln, wo Forschungsbedarf besteht, um schließlich die bestmöglichen Agrarsysteme zu gestalten.

Wettbewerb für Visionäre

Mittels einer Kombination verschiedener Methoden der Zukunftsanalyse und einer breiten Integration von Nutzern und Anwendern, sowie durch Einbeziehung eines Expertenbeirats, sollen grundlegend neue Szenarien von Agrarsystemen entstehen. Während des kreativen Prozesses gilt es insbesondere Zukunftsbilder und Wissen aus verschiedenen Blickwinkeln zu generieren und zusammenzuführen.

Daher ruft das BMBF zu einem offenen „Wettbewerb der Visionen“ auf und lädt zu einem anschließenden Kreativ-Workshop ein. Teilnehmen können alle Visionäre aus Forschung, Wirtschaft, Organisationen, Politik, Verwaltung oder Medien. Interessierte, die eine Vision für ein Agrarsystem der Zukunft haben, können sich bis zum 10. Juli 2015 auf www.agrarsysteme-der-zukunft.de anmelden. Dort können sie eine kurze aussagekräftige Beschreibung des Zukunftsbildes als Text einreichen. Eine prägnante Präsentation, Bilder oder ein Kurzvideo können den Beitrag ergänzen.

Ideen weiter beackern im Kreativ-Workshop

Die visionärsten Beiträge aus dem Wettbewerb werden von dem Expertenbeirat ausgewählt und in einem Kreativ-Workshop diskutiert und weiterentwickelt. Dieser findet vom 14. bis 16. September in Potsdam statt. Zwar führt der Kreativ-Workshop den „Wettbewerb der Visionen“ fort, eine Teilnahme ist jedoch auch unabhängig davon möglich. Mittels „Design Thinking“ wird in intensiver Teamarbeit ein gemeinsames Verständnis der Visionen und ihrer Ziele erarbeitet. Moderatoren und Coaches des Hasso-Plattner-Instituts Potsdam (HPI Academy) führen durch die Veranstaltung und planen den methodischen Ansatz.  Das BMBF wertet nach jeder Phase die von allen Beteiligten generierten Ergebnisse des Zukunftsprozesses zusammen mit dem Expertenbeirat aus und fasst diese zusammen. Greifbares Ergebnis des zunächst dreijährig angelegten Prozesses werden Handlungsempfehlungen für eine Forschungsagenda sein.

Robuste und ertragreiche Nutzpflanzen gelten als ein Schlüssel, um die Menschen weltweit in Zukunft mit ausreichend Lebensmitteln, Rohstoffen und Energie zu versorgen. Auf dem Weg zu neuen Sorten bauen Pflanzenzüchter auf den neuesten Erkenntnissen der Pflanzenforschung auf. Um effizientere und nachhaltigere Nutzpflanzen zu entwickeln, haben das Bundesminsterium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) eine gemeinsame Förderinitiative zur Förderung der Pflanzenzüchtung aufgelegt. Mit insgesamt 64 Millionen Euro wollen beide Ministerien Projekte unterstützen, die in innovative und ressourceneffiziente Nutzpflanzen für die Landwirtschaft von morgen münden.

9 Milliarden Menschen werden nach Einschätzung der Vereinten Nationen  im Jahr 2050 auf unserem Planeten leben. Diesem enormen Bevölkerungswachstum stehen veränderte Klimabedingungen und versiegende Rohstoffquellen gegenüber. Neue ertragreiche Pflanzen, die den extremen Klimabedingungen trotzen und zugleich Ressourcen schonen, sind daher ein vielversprechender Ansatz. Um Pflanzenforschung und -züchtung in Deutschland zu unterstützen und voranzutreiben, haben BMEL und BMBF eine Förderallianz geschmiedet. Mit bis zu 64 Millionen Euro wollen beide Häuser neue Züchtungsprojekte unterstützen und Deutschland fit für den internationalen Wettbewerb machen.

Robust und anpassungsfähig

Das BMEL legt dabei den Fokus auf wirtschaftsgetriebene, anwendungsorientierte Pflanzenzüchtungsvorhaben und zielt zudem auf die Erhaltung der Biodiversität, also der Artenvielfalt, ab. So geht es auch um besseres Saatgut für den Ökolandbau. „Unsere ökologische und konventionelle Landwirtschaft leistet einen wertvollen Beitrag, um der global zunehmenden Nachfrage nach gesunden Nahrungs- und Futtermitteln sowie nach schnell nachwachsenden Energie-Rohstoffen unter veränderten Umwelt- und Klimabedingungen gerecht zu werden. Dafür braucht sie ertragsstarke und -stabile Pflanzensorten, die sich gut an unterschiedliche Anbau- und Umweltbedingungen anpassen können, gleichzeitig aber einen verminderten Ressourcenbedarf aufweisen“, so Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien bei der Strom- und Wärmeerzeugung steht seit Jahren auf der Agenda der Bundesregierung. Die effiziente und kostengünstige Nutzung von Biomasse spielt hier eine besondere Rolle. Im Rahmen der Nationalen Forschungsstrategie „BioÖkonomie 2030“ steht daher der Ausbau von Energieträgern auf Basis von Biomasse im Fokus. Seit 2008 gibt es eine Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums. Das Förderprogramm „Energetische Biomassenutzung“ wurde nun aktualisiert und geht in eine neue Runde. Noch bis zum 30. September können wieder Projekte eingereicht werden. Gefragt sind vor allem technologische Ansätze, die Abfall- und Reststoffe außerhalb der Forst- und Landwirtschaft verwerten.

2013 betrug der Anteil von Biomasse bei der Strom- und Wärmebereitstellung etwa 25 Prozent. Bis 2025 plant die Bundesregierung bis zu 45 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. 2050 werden mindestens 80 Prozent angepeilt. Bei der Umsetzung dieses ambitionierten Ziels  spielt die Bioenergie eine wichtige Rolle. Mit der Fortsetzung des Förderprogramms „Energetische Biomassenutzung“ will das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die Entwicklung zukunftsweisender, effizienter und kostengünstiger Technologien weiter vorantreiben. „Die vielfältigen Vorteile von hochwertiger Bioenergie wie hohe Flexibilität, gute Speicherbarkeit und dezentrale Anwendung machen die Bioenergie zum idealen Partner im erneuerbaren Energiemix für den Strom- und Wärmemarkt der Zukunft“, erklärt Dorothee Mühl vom BMWi die Weiterführung der Fördermaßnahme.

Anreize für Unternehmen

Nach der Neuausrichtung der bereits 2008 gestarteten Initiative „Energetische Biomassenutzung“ werden nun insbesondere praxisorientierte Lösungen gefördert, die zur Flexibilisierung der Strom- und Wärmeerzeugung aus Biomasse und zu einem klimafreundlichen Wärmemarkt beitragen. Ziel der Förderung ist es, insbesondere innovative Technologien sowie Verfahrens- und Prozessoptimierungen zu finanzieren. Mit der Förderung will das BMWi  zugleich auch Anreize für Unternehmen schaffen, verstärkt in Forschung und Entwicklung zu investieren und die Zusammenarbeit von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mit Forschungseinrichtungen ankurbeln.

Bessere Verwertung von Biomasserest-und Abfallstoffen

Gefördert werden unter anderem die Entwicklung von Technologien zur effizienten Erzeugung von Wärme und Strom aus Biomasse sowie die Erschließung kostengünstiger Biomasserest- und Abfallstoffe außerhalb der Forst- und Landwirtschaft für die energetische Nutzung im Wärme- und Strombereich. Ideen dazu können als Projektskizzen über das elektronische Formularsystem der Bundesregierung easy-Online bis zum 30. September 2015 beim Projektträger Jülich eingerecht werden. (Ansprechpartner: Lena Panning)

Biologische Daten sind das Fundament für zukünftiges wissenschaftliches Handeln, auch auf dem Gebiet der Biodiversitätsforschung. Das Datenmeer droht die Forscher bereits zu überrollen. Experten befürchten, dass  wichtige Informationen im Sand versickern. Seit 2013 versucht die „German Federation for Biological Data“ (GFBio) eine Infrastruktur aufzubauen, um die Daten optimal zu kanalisieren. Das Projekt wird nun von der Deutschne Forschungsgemeinschaft in  der zweiten Phase mit 5,8 Millionen Euro gefördert.

Bei der Erforschung von biologischer Vielfalt und Ökosystem fallen täglich Unmengen von Daten an. Grund dafür sind immer moderne Verfahren und Techniken, die Wissenschaftlern dafür zur Verfügung stehen. Das Meer der Daten zu managen, ist dringlicher den je, um die Flut an Informationen effektiv nutzen zu können. Seit 2013 arbeiten Umweltforscher unter Federung der Universität Bremen am Aufbau einer passenden Datenautobahn. Das Ziel von GFBio: Die biologischen Daten allen Interessierten öffentlich und langfristig zur Verfügung zu stellen. Dafür sollen vorhandene molekulare und ökologische Daten aus bestehenden Dateninfrastrukturen gebündelt und ein Rundum-Service für die Nutzung wissenschaftlicher Daten angeboten werden.  Das Verbundprojekt umfasst 19 Partner aus ganz Deutschland und wird vom Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) der Universität Bremen koordiniert.

Anlaufstelle für Datenmanagment

Nun tritt das Projekt in seine zweite Phase. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft unterstützt die Weiterentwicklung des Systems mit 5,8 Millionen Euro. Mit der Erweiterung der Dateninfrastruktur will sich GFBio langfristig als die deutsche Anlaufstelle für Datenmanagement im Bereich der Biodiversitätsforschung etablieren und effektiv zukünftige wissenschaftlich Fragestellungen unterstützen, indem es qualitativ hochwertige Daten schnell und flexibel bereitstellt.

Anbindung an Datenzentren

Wissenschaftliche Daten zu managen, bilden die Grundlage für zukünftige Prognosen und Handlungsempfehlungen. Auf der Basis eines effizienten Datensystems könnten etwa  Angaben zu Auswirkungen klimabedingter Veränderungen auf das Zusammenleben von Tier- und Pflanzenwelt gegeben werden. Das Bündeln biologischer Daten, wie Genom-, Umwelt- und Sammlungsdaten sowie das Unterstützen der Wissenschaftler bei Projektplanung, Datenerfassung und -visualisierung und Langzeitarchivierung über ein Datenzentren wäre international einmalig.