Versandtaschen aus neuem Biokunststoff

Versandtaschen aus neuem Biokunststoff

Fraunhofer-Forschende haben die Palette nachhaltiger Biokunststoffe um einem neuen Typ von Polybutylensuccinat (PBS) erweitert und daraus ein erstes Produkt hergestellt.

Die neuen Biokunststofffolien aus PBS sind recyclingfähig, biologisch abbaubar und können auf gängigen Extrusionsanlagen verarbeitet werden.
Die neuen Biokunststofffolien aus PBS sind recyclingfähig, biologisch abbaubar und können auf gängigen Extrusionsanlagen verarbeitet werden.

Biokunststoffe aus nachwachsenden Roh- und Reststoffen haben das Potenzial, erdölbasierte Kunststoffe zu ersetzen. Trotz vieler Vorteile gibt es noch immer Hindernisse, die Firmen davon abhalten, ihre Produkte aus Biokunststoff herzstellen. Gründe dafür sind unter anderem höhere Produktionskosten sowie eine zu geringe Auswahl an Biokunststoff-Typen. Das wollen 18 Partner aus Forschung und Industrie im Verbundprojekt „Regionales unternehmerisches Bündnis zum Aufbau von Wertschöpfungsketten für technische Biokunststoffe in Mitteldeutschland“, kurz RUBIO, ändern. Ziel ist es, aus regionalen pflanzlichen Abfällen neuartige nachhaltige Kunststoffe herzustellen, die sich zu Produkten wie Textilien, Verkleidungsteilen oder Verpackungen verarbeiten lassen und recyclingfähig sowie biologisch abbaubar sind. Damit will RUBIO den Strukturwandel im heutigen Braunkohlerevier in Mitteldeutschland mitgestalten. Das Vorhaben läuft seit 2021 und wird drei Jahre lang vom Bundesforschungsministerium gefördert.

Entwicklung neuartige PBS-Kunststoffe 

Forschende vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP präsentieren nun erste Erfolge. Aufgabe des Teams war es, neue Typen des Biokunststoffes Polybutylensuccinat (PBS) zu entwickeln, die nicht nur biobasiert und biologisch abbaubar sind, sondern auch mit einer deutlich breiteren Palette an Verfahren wie gängigen Extrusionsanlagen verarbeitet werden können. „Bisher gibt es auf dem Markt nur drei PBS-Typen, und diese eignen sich lediglich für eine eingeschränkte Zahl an Verarbeitungsverfahren und Anwendungen“, erklärt Thomas Büsse, der bei RUBIO das Verbundprojekt „Verarbeitung“ koordiniert und das Verarbeitungstechnikum Biopolymere Schwarzheide (Brandenburg) des Fraunhofer IAP leitet.

Folie für Versandtaschen hergestellt

Gemeinsam mit dem Projektpartner, der auf Kunststofffolien spezialisierten Firma POLIFILM EXTRUSION GmbH in Sachsen-Anhalt haben die Fraunhofer-Forschenden eine neue PBS-Folie kreiert, die für Versandtaschen eingesetzt werden kann. „Diese Kooperation ist ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und ermöglicht uns, Produkte anzubieten, die aus regionalen Reststoffen hergestellt wurden, die recyclingfähig und bei Verlust in die Umwelt biologisch abbaubar sind. Ein weiterer Vorteil ist die Verarbeitung auf gängigen Extrusionsanlagen, wodurch dem Siegesweg der PBS-Materialien nichts mehr entgegensteht", erklärt Tobias Otto, Projektmanager R&D bei der POLIFILM EXTRUSION GmbH.

Nutzung regionaler Roh- und Reststoffe im Visier

Im Laufe der weiteren Zusammenarbeit wollen die beiden Projektpartner regionale Reststoffe zur Herstellung des neuartigen Biokunststoffes verwenden. „Grundsätzlich können alle Materialien verwertet werden, die Cellulose oder Lignocellulose enthalten. Dazu zählen unter anderem nicht verrottende Gärreste aus Biogasanlagen, in vielfältiger Form anfallende Reste aus landwirtschaftlichen Betrieben oder theoretisch sogar Abfälle aus der Papierproduktion", erläutert Thomas Büsse. Der Einsatz regionaler Roh- und Reststoffe würde die Transportwege verkürzen und damit die Preise für die Herstellung reduzieren sowie die aus Biokunststoff hergestellten Produkte noch nachhaltiger machen.

bb