Von Bioraffinerie und Antarktisgemüse
Der kompakte Medienrückblick: Neue Bioraffinerie in Rumänien +++ Gemüseanbau in der Antarktis +++ Rewe Gruppe verbannt Plastik-Einweggeschirr +++ Spezial zu nachhaltiger Ernährung
Bioenergie – Der Schweizer Spezialchemiekonzern Clariant beginnt derzeit in der Nähe der rumänischen Stadt Craiova mit dem Bau einer Bioraffinerie im kommerziellen Maßstab. Christian Wüst berichtet im Spiegel über das Projekt und das Ziel von Clariant, Stroh in flüssigen Brennstoff (Ethanol) zu verwandeln. Der rumänische Standort soll jährlich 50.000 Tonnen Ethanol aus der Cellulose gewinnen. Clariant setzt bei seinem Produktionsprozess namens Sunliquid auf Biotechnologie: Enzyme aus dem Pilz Trichoderma reesi brechen die Cellulose-Struktur in dem zerhäckselten Stroh auf und setzen Zucker frei. Hefen vergären die Zucker dann zu Alkohol. In einer Demonstrationsanlage in Straubing läuft der Sunliquid-Prozess seit Jahren störungsfrei, wenn auch im kleinen Maßstab (1.000 Tonnen pro Jahr). Deshalb will Clariant nun den Prozess in einer Raffinerie von marktüblicher Größe aufskalieren. Rund 40 Millionen Euro Fördergelder von der EU sind für den Bau der Anlage zugesagt.
Landwirtschaft – Frisches Obst und Gemüse trotz widrigster Bedingungen: In einem Pilotprojekt züchtet Paul Zabel, Ingenieur vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, in der Antarktis in einem Gewächshaus-Container unter anderem Gurken, Tomaten, Kräuter und Radieschen. Das Ziel: zukünftig soll der Gemüse- und Obstanbau auch im Weltraum möglich sein. Unterstützt wird Zabel dabei vom DLR-Kontrollraum in Bremen, wo vor allem die komplizierte Technik im Gewächshaus im Blick behalten wird. Denn statt in Blumenerde stecken die Wurzeln in Plastikboxen und werden mit einer speziell abgestimmten Nährstofflösung besprüht. Das Licht kommt von hellen LEDs. Frank Grotelüschen berichtet im Deutschlandfunk in der Sendung „Forschung Aktuell“ über den aktuellen Stand des Gemüseanbaus in der Antarktis. Bis jetzt wurden über 180 Kilogramm Gemüse produziert, hauptsächlich Salate, Gurken und Tomaten. Ziel der Forscher war es, die abgeschottete Crew in der Antarktis zwei Mal pro Woche mit frischem Gemüse zu versorgen. Nun gibt es fast täglich welches. Was bei Tomaten und Gurken sehr gut funktioniert, ist jedoch bei Erdbeeren bisher nicht von Erfolg gekrönt. Drei Monate wird Paul Zabel noch weitergärtnern, Mitte Dezember geht es zurück nach Deutschland. Das Gewächshaus bleibt vor Ort, aktuell beginnen schon die Planungen für Folgeprojekte.
Ernährung – In einem vierseitigen Spezial der Süddeutschen Zeitung berichten Marcel Grzanna, Norbert Hofmann, Christiane Kaiser-Neubauer und Katharina Wetzel über sämtliche Facetten unserer Ernährung und dechiffrieren dabei den Begriff der „Nachhaltigen Ernährung“. Grazanna betont, dass eine nachhaltige Ernährung auf mehreren Säulen fußt: Unter anderem auf eingeschränktem Fleischverzehr, Bevorzugung lokal hergestellter Produkte wie Äpfeln statt Mangos, wenig Verpackungsmaterial sowie fair hergestellten und bezahlten Produkten. Kaiser-Neubauer analysiert den Bioanbau, der nicht zwingend gesündere aber in jedem Fall nachhaltigere Produkte hervorbringt, und Wetzel führt ein Interview mit dem Sternekoch Heiko Nieder über „Grüne Menüs“. Nieder ist für seine unkonventionelle Kochkunst bekannt, bei der er insgesamt auf nachhaltige Produkte setzt und auch mal Gemüse zu Desserts verarbeitet.
Verpackungen – Jessica Sadeler berichtet in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über einen neuen Entschluss der Rewe-Gruppe: Diese will bis zum Jahr 2020 sämtliches Plastik-Einweggeschirr aus dem Verkehr ziehen. Demzufolge sollen nach dem Trinkhalm, der bis 2019 aus dem Sortiment genommen wird, nun auch Plastikbecher, -besteck und -teller von den Regalen der ungefähr 6000 Rewe-, Penny- und Toom-Märkte verbannt werden. Das Unternehmen forscht derzeit nach nachhaltigen Alternativen, diese könnten zum Beispiel aus Graspapier oder Palmblatt bestehen. Rewe ist zwar nicht die erste, aber die bislang größte Supermarktkette, die sich teils von Einwegartikeln aus Kunststoff verabschiedet, noch bevor die EU ihr geplantes flächendeckendes Verbot in die Tat umsetzt. Schon im Juli hatte der Discounter Lidl bekanntgegeben, Einwegplastikartikel bis Ende des kommenden Jahres auszulisten. Damit will das Unternehmen bis zum Jahr 2025 eine Reduktion des Plastikaufkommens in seinen Filialen um 20% erreichen.