Mit Bioökonomie Ernährungs- und Energiekrise entschärfen

Mit Bioökonomie Ernährungs- und Energiekrise entschärfen

In einer Stellungnahme zeigt der Bioökonomierat der Bundesregierung Wege auf, wie die gegenwärtige Ernährungs- und Energiekrise mithilfe der Bioökonomie besser bewältigt werden kann.

Bioökonomie gemeinsam gestalten Visual

Zusätzlich zur globalen Klimakrise und den Folgen der Corona-Pandemie hat der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zwei weitere tiefe Krisen ausgelöst: eine Energiekrise und eine Ernährungskrise. Daraus resultieren Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Energie, und infolge steigender Preise steigt die Verschuldung in Privathaushalten sowie in den Volkswirtschaften stark an. Die Bioökonomie kann dazu beitragen die Auswirkungen der Ernährungs- und der Energiekrise abzumildern. Dazu veröffentlichte der Bioökonomierat, ein Beratungsgremium der Bundesregierung, Anfang September eine 16-seitige Stellungnahme.

Ernährungssicherung geht vor Biomasse-Nutzung 

Das Gremium, das die Bundesregierung in seiner aktuellen Besetzung seit Ende 2020 zu Fragen des bioökonomischen Wandels berät, verurteilt darin den Angriffskrieg auf die Ukraine und zeigt Wege auf, wie mithilfe einer nachhaltige Bioökonomie die Ernährungskrise abgemildert sowie die Energie- und Rohstoffwende trotzdem gelingen kann. Diese Zukunftsaufgaben würden jedoch eine schnelle und umfassende Weiterentwicklung der Bioökonomie sowie deren Umsetzung erfordern", wobei die Ernährungssicherung Priorität gegenüber der stofflichen und energetischen Nutzung landwirtschaftlicher Produkte und Biomasse haben müsse, so der Bioökonomierat.

Landwirtschaftliche Produktion resilienter gestalten

In dem Papier mit dem Titel „Bioökonomie zwischen Ernährungs- und Energiekrise“ werden zahlreiche Maßnahmen aufgelistet, mit denen Deutschland und Europa kurz- beziehungsweise mittel- und langfristig in der Lage ist, diese Krisensituation zu bewältigen. So rät der Bioökonomierat der Bundesregierung, kurzfristig die Versorgung mit Lebens- und Futtermitteln zu unterstützen sowie die Energieversorgung zu stabilisieren. Diese kurzfristigen Maßnahmen seien eine enorme Belastungsprobe für die Gesellschaft und dürften daher „nur als Notfallmaßnahme dienen und müssen von mittel- und langfristig wirkenden Maßnahmen flankiert werden“, heißt es. Mittel- und langfristige Maßnahmen sollten dazu dienen, die landwirtschaftliche Produktion resilienter zu machen, die Ernährungssouveränität in Deutschland, Europa und im globalen Süden zu stärken und die Abhängigkeit von Energie- und Rohstoffimporten zu reduzieren.
 

Stellungnahme des Bioökonomierates "Bioökonomie zwischen Ernährungs- und Energiekrise"

Maßnahmen zur Entschärfung der Ernährungskrise

Der Rat benennt fünf Maßnahmen zur Entschärfung der Ernährungskrise, die kurzfristig umgesetzt werden sollten: Neben der Erleichterung der Einfuhrbedingungen von ukrainischen Getreidelieferungen in die Europäische Union wird empfohlen, politische Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Agrarprodukte, die als Nahrungsmittel geeignet sind, in den nächsten Monaten vorrangig zur Ernährungssicherung und nicht zur Herstellung von Energie wie Biodiesel und Ethanol genutzt werden.

Auch eine zeitlich befristete Reduzierung der Tierbestände und eine damit verbundene Umlenkung der Futtermittel werden neben der Senkung des Fleischkonsums durch steuerliche Anreize und Investitionen in neue Verfahren wie zur Herstellung pflanzenbasierter Alternativen sowie der besseren Nutzung der Möglichkeiten bei der nationalen Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU als kurzfristige Maßnahmen benannt.
 
Mittel- und langfristig müssten landwirtschaftliche Produktionssysteme weltweit resilienter gemacht, die nationale Ernährungssouveränität durch internationale Vereinbarungen gesichert, der baulichen Verdichtung des Bodens durch intelligente Steuerungsansätze entgegengewirkt, die Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft durch eine stärkere Kopplung von urbanen und ländlichen Stoffströmen gestärkt, neue Geschäftsmodelle zur Etablierung alternativer Produktionsmethoden wie die Produktion alternativer Proteinquellen gefördert sowie Verhaltensänderungen im Lebensstil der Menschen hinsichtlich einer nachhaltigen Ernährung gefördert werden.
 
All diese kurzfristen Maßnahmen sollten eine „schnelle Antwort auf die akuten Versorgungsengpässe“ sein, jedoch auch mittelfristig Wirkung zeigen, und langfristig für eine „längerfristige Resilienz und Sicherung einer nachhaltigen Versorgung mit Lebensmitteln und Rohstoffen“ sorgen, heißt es in der Stellungnahme des Bioökonomierates.

Maßnahmen zur der Bewältigung der Energie- und Rohstoffkrise

Hinsichtlich der Bewältigung der Energie- und Rohstoffkrise empfiehlt der Rat kurzfristig, bisher ungenutzte biogene Rohstoffe besser zu erschließen und dafür Anreize im Erneuerbare-Energien-Gesetz festzuschreiben sowie Anreize zur Einsparung fossil erzeugter Energien zu schaffen. Auch sollten die Genehmigungsverfahren für fortgeschrittene Bioenergieträger wie Biogas und grüner Wasserstoff beschleunigt, die Markteinführung von Bioraffinerien unterstützt und die Beimischung nahrungs- und futtermittelbasierter Kraftstoffe ausgesetzt werden.

Mittel- und langfristig plädiert der Rat dafür, neben der Wasserstoffstrategie eine vergleichbare Strategie für Kohlenstoff zu entwickeln. Eine Lenkungswirkung verspricht sich das Gremium von der Einführung eines CO2-Preises auf Mobilität und Wärme, um den Ausbau alternativer Energien wie Photovoltaik zu fördern, von einer Stärkung der Kreislaufwirtschaft und Kaskaden-Nutzung bei energieintensiven Rohstoffen sowie der Förderung multimodaler Mobilitätsangebote oder Reparaturverpflichtungen, um den Menschen eine Verhaltensänderung zu erleichtern.

bb