Von Wildpflanzen und recycelbaren Zelten
Der kompakte Medienrückblick: Immunsystem von Nutzpflanzen stärken +++ Antibiotika in der Gülle +++ Neue Lebensmittel aus Essensresten +++ Zelthäuser aus recycelten PET-Flaschen
Pflanzenforschung – Nicht nur Menschen, auch Pflanzen haben ein Immunsystem, das sie vor Krankheitserregern schützt. Doch bei vielen Nutzpflanzen ist der Abwehrmechanismus durch Züchtungen mittlerweile geschwächt. Bei Wildpflanzen funktioniert das hingegen noch sehr gut, wie Stefanie Paul in der Berliner Zeitung berichtet. Sie besitzen im Inneren jeder Zelle und auf deren Oberfläche Sensoren, die bei Krankheitserregern Alarm schlagen und die Versorgung der Zelle einstellen. Hierfür opfert die Pflanze einen kleinen Teil von sich, um wieder gesund zu werden. Gleichzeitig sorgt das Radarsystem dafür, dass die Nährstoffversorgung der Krankheitserreger gekappt wird und diese absterben. Wildpflanzen können demnach sehr gut zwischen guten und schlechten Bakterien unterscheiden. Das Wissen um den Abwehrmechanismus der Wildpflanzen wollen Forschende nun nutzen, um das Immunsystem von Nutzpflanzen zu stärken. Zunächst gilt es jedoch herauszufinden, wie die Verbindung von Pflanze und den guten Bakterien genau funktioniert.
Landwirtschaft – Regionen mit viel Ackerbau müssen häufig Gülle aus anderen Landesteilen anfahren lassen, um den Boden zu düngen. Bei diesen Gülletransporten sind jedoch häufig auch Antibiotika und resistente Keime an Bord, wie Silvia Liebrich in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Untersuchungen von Greenpeace ergaben, dass sieben von elf untersuchten Proben neun verschiedene Stämme resistenter Keime enthielten. Darunter auch Erreger, die gegen Reserveantibiotika resistent sind. Auch Rückstände von Medikamenten selbst wurden nachgewiesen. Greenpeace zufolge wächst damit die Gefahr, dass Infektionskrankheiten immer schwerer zu behandeln sind. Das Problem könne nur behoben werden, indem weniger Tiere besser gehalten werden. Die Umweltorganisation fordert daher, in den Betrieben nur so viele Tiere zu halten, wie mit Futtermitteln von der eigenen Fläche ernährt werden könnten, sowie ein Einsatzverbot von Reserve-antibiotika in der Tierhaltung. Auch die Abgabe von Medikamenten an Tierärzte sollte demnach strenger kontrolliert werden. Untersucht wurden insgesamt 86 Gülletransporte von Schweinemastanlagen in Niedersachsen in andere Bundesländer.
Lebensmittel – In Städten fallen täglich enorme Mengen an Lebensmittelabfällen an, die zum Großteil kompostiert werden. Doch das Potenzial dieser organischen Abfälle ist weitaus größer, wie Florian Hellwig in der 3sat-Sendung nano berichtet. Denn Lebensmittelabfälle enthalten Fette, Stärke, Pigmente, Vitamine oder Antioxidantien. Diese Schätze könnten auch in neue hochwertige Lebensmittel verwandelt werden. Die Idee zum Waste-to-Resource-Unit stammt von fünf Forschenden, die dafür soeben mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurden. Die Anlage soll in einen Container passen und mobil sein, so dass sie direkt vor Großküchen installiert werden kann. Im Inneren sorgen dann mehrere Module für die Aufbereitung der Essensabfälle. Darunter eine Bioraffinerie, die Mikroalgen kultiviert. Die Algen selbst könnten als Produkt genutzt werden, aber auch Feinchemikalien könnten entstehen. Die Vision der Forschenden: in fünf Jahren Mensen und Kantinen in Städten mit dieser Anlage auszustatten und dann vor Ort Lebensmittelabfälle angemessen zu verwerten. Das erspart nicht nur aufwendige Transporte, sondern sorgt zugleich für eine gute CO2-Bilanz.
Ökologie – Die katastrophalen Bedingungen im griechischen Flüchtlingslager Idomenie hat drei Allgäuer motiviert, menschenwürdige und gleichzeitig nachhaltige Unterkünfte für Geflüchtete zu entwickeln, wie Tobias Schwab in der Frankfurter Rundschau berichtet. Die Idee der Studenten: die besten Eigenschaften eines Hauses und eines Zeltes zu kombinieren. Aus Abfall entstand so ein Zelthaus, das nicht nur schnell aufgebaut werden kann, sondern auch gut isoliert und komplett recycelbar ist. Denn das Gründertrio nutzte für das Zelt nur ein Material: ausgediente PET-Flaschen. Der Kunststoff wurde gehäckselt, dann eingeschmolzen und mit Luft zu Schaum aufgeblasen, um den Raum zwischen den textilen Deckschichten zu befüllen, die ebenfalls aus recyceltem PET gefertigt sind. So entstanden leichte und dennoch stabile Bauelemente, die dazu noch gegen Hitze und Kälte isolieren. Der Clou: Das Zelt kommt ohne Gestänge und Verstrebungen aus. Ein Falt- und Klappmechanismus sorgt hier für die Stabilität. Knapp 19 Quadratmeter misst der Wohnraum und er ist 3,50 Meter hoch. Sogar an ein Vordach und einen Windfang haben die Konstrukteure gedacht und eine verschließbare Tür installiert. Das Zelthaus ist Preisträger des Ideenwettbewerbs „Applied-Idea“, den die Frankfurter UAS veranstaltet. Als Stipendiaten der „Initiative Hessen Ideen“ wird das Gründertrio nun gefördert und beraten, um seine Geschäftsidee voranzutreiben.