Wo der Klimawandel dem Wein zusetzt

Wo der Klimawandel dem Wein zusetzt

Der Klimawandel und extreme Wetterereignisse zerstören jährlich einen großen Anteil der Traubenernte. Ein internationales Forscherteam erarbeitet einen globalen „Weinanbau-Risikoindex“.

Extreme Wetterereignisse zerstören bis zu 90% der Weinernte.

Das kalte Wetter vor allem in der zweiten Aprilhälfte besorgt zur Zeit viele Obstbauern in Deutschland – sie fürchten Ernteeinbußen durch Frostschäden an den Blüten und Trieben. Auch die Weinstöcke in den deutschen Anbaugebieten sind von den extremen Wetterkapriolen betroffen. Ein internationales und multidisziplinares Forscherteam mit deutscher Beteiligung vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) untersucht deswegen, welche Anbauregionen vom Klimawandel und Wetterextremen besonders betroffen sind, und wie sich die Weinbaugebiete in Zukunft verändern werden.

Weinanbau weltweit von Wetter bedroht

Weltweit gibt es kein Weinbaugebiet, das nicht von Extremwetter oder Naturkatastrophen bedroht ist. Die daraus resultierenden Ernteeinbußen der Weinindustrie liegen bei jährlich mehr als 10 Mrd. US-Dollar. James Daniell vom KIT hat zusammen mit australischen und englischen Kollegen aus diversen Disziplinen, sowie dem Karlsruher Unternehmen Risklayer GmbH einen globalen Risikoindex für Weinregionen erstellt – ihre Studie erfasst mehr als 7500 Weinbaugebiete in 131 Ländern. Auf der Website „WineRisk“ fassen die Forscher die Ergebnisse der Studie zusammen und stellen mögliche Lösungen für die Weinregionen vor. Für seine Arbeit wurde Daniell auf der diesjährigen Jahresversammlung der European Geosciences Union (EGU) in Wien zudem mit dem „Early Career Scientist Award in Natural Hazards for 2017“ ausgezeichnet.

Der globale Risikoindex für Weinregionen

Hagelstürme zerstören bis zu 90% der Weinernte

„Kältewellen und Frost haben weitreichende Auswirkungen“, erklärt Daniell. Dabei stellen Hagelstürme die größten Bedrohungen für europäische Winzer dar. So erfuhren traditionelle Weinländer wie Frankreich und Italien in den vergangenen fünf Jahren große Verluste durch Hagel und Frost; besonders stark betroffen waren Burgund und Piemont mit Verlusten von 50 bis 90 Prozent der gesamten Ernte. Laut Daniell könnten Hagelnetze bei einem großen Hagelsturm in den meisten Fällen die Ernte retten: „Kosten-Nutzen-Analysen zeigen, dass Premiumweine durch Hagelnetze geschützt werden sollten, während für andere Weine kostengünstigere Methoden oder Versicherungen zu empfehlen sind.“

Klimawandel verschiebt Weinbaugebiete

Der globale Klimawandel wird dazu führen, dass sich die Weinbaugebiete verschieben werden. Somit könnten sich vor allem Weine in bisher kühlen Regionen in den nächsten Jahren verbessern, wie beispielsweise in England oder Kanada. Langfristig werden die Weinbauern auf die Klimaveränderungen reagieren müssen, indem sie Rebsorten oder Erntezeiten ändern. Zusätzlich werden sie von neuen Traubenstämmen und innovativen Technologien zur Produktionsoptimierung sowie zum Schutz vor extremen Wetterereignissen profitieren. Zur Zeit wächst die Weinindustrie trotz aller Risiken noch weiter und diversifiziert sich. „Durch detaillierte Analyse der Risiken kann die Forschung Winzer und Regierungen gleichermaßen dabei unterstützen, sich angemessen auf Naturereignisse vorzubereiten und Verluste zu verringern“, sagt Daniell.

jmr