Weltatlas der invasiven Arten

Weltatlas der invasiven Arten

In einer internationalen Studie werden erstmals die globalen Hotspots der sogenannten Neobiota aufgezeigt. Demnach kommen die meisten invasiven Arten auf Inseln und Küstenregionen vor.

 

Besenginster (Cytisus scoparius), eine Pflanze, die ursprünglich aus Europa stammt, in Neuseeland eingedrungen.
Besenginster (Cytisus scoparius), eine Pflanze, die ursprünglich aus Europa stammt, in Neuseeland eingedrungen

Die Tier- und Pflanzenwelt hat sich in den letzten vier Jahrzehnten weltweit stark verändert. Klimawandel oder internationaler Schiffsverkehr sorgen dafür, dass verschiedenste Arten von Flora und Fauna auswandern. Das Ausmaß der Bioinvasion zeigte erst kürzlich eine internationale Studie, an der Forscher der Universität Konstanz beteiligt waren. Ihre Analyse ergab, dass jährlich 585 gebietsfremde Arten registriert werden. Ein internationales Forscherteam unter Mitwirkung Konstanzer Wissenschaftler zeigt nun erstmals auf, in welchen Gegenden der Erde besonders viele eingebürgerte Arten zu finden sind. Die Liste der Hotspots der sogenannten Neobiota ist im Fachjournal „Nature Ecology and Evolution“ erschienen.

Globale Verteilung erstmals aufgelistet

Bei ihrer Analyse konzentrierten sich die Forscher auf acht Tier- und Pflanzengruppen und hielten in einer Datenbank fest, wo sich diese Arten außerhalb ihres Heimatgebiets angesiedelt haben. Danach wurde die Verbreitung nicht heimischer Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien, Fische aber auch Spinnen, Ameisen und Gefäßpflanzen auf 186 Inseln und 423 Regionen erfasst. Die Liste, ist die erste ihrer Art, die eine solche globale Verteilung von Neobiota der wichtigsten Organismengruppen überhaupt darstellt.

Neobiota bei Inseln und Küstenregionen besonders stark

Die Auswertung ergab: Inseln und Küstenregionen weisen die höchsten Zahlen eingebürgerter Neobiota auf. Platz eins der Hotspots belegt Hawai, gefolgt von Neuseeland und den kleinen Sunda-Inseln in Indonesien. Hawaii und Neuseeland waren der Studie zufolge bei allen untersuchten Artengruppen im Spitzenfeld. „Beide Regionen sind abgelegene und ursprünglich sehr isolierte Inseln, in denen manche Organismengruppen von Natur aus fehlten – wie etwa Säugetiere. Heute liegen beide Regionen in ökonomisch hochentwickelten Ländern mit intensiven Handelsbeziehungen und dementsprechend massiven Folgen für die Einschleppung und Einbürgerung von Neobiota“, erklärt der Wiener Ökologe Franz Essl.

Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher auch, welche Faktoren für Einbürgerung der Arten entscheidend waren. In dicht besiedelten Regionen sowie Gebieten mit hoher ökonomischer Entwicklung war danach die Anzahl eingebürgerter Neobiota besonders hoch. „Der Grund dafür ist, dass diese Faktoren die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Mensch viele neue Arten in ein Gebiet ‚einschleppt‘. Die dadurch mitverursachte Zerstörung von Lebensräumen begünstigt die Ausbreitung von Neobiota. Inseln und Küstenregionen scheinen daher besonders anfällig zu sein, da sie im globalen Fernhandel eine dominierende Rolle einnehmen“, so Dietmar Moser von der Universität Wien.

Neue Gesetze zum Schutz der Artenvielfalt nötig

Ökologen warnen seit langen vor den Folgen der Bioinvasion, die auf Inseln jedoch besonders problematisch ist. Die Verdrängung einheimischer Pflanzen- und Tierarten scheint da nur ein Problem zu sein. „Viele der fremden Pflanzen und Tiere, die in unseren Häusern und Gärten gehalten werden und sich bisher noch nicht wild lebend etabliert haben, könnten dies in Zukunft tun. Dies gilt insbesondere in Anbetracht des zunehmenden Klimawandels“, so der Konstanzer Ökologe Mark van Kleunen. Mit ihrer Studie wollen die Forscher auch deutlich machen, dass bisherige Anstrengungen zum Schutz der Biodiversität nicht „effektiv genug waren“. „Es ist daher dringend erforderlich, effektivere gesetzliche Maßnahmen zu implementieren, besonders für Inseln“, betont Essl. Die Forscher sehen hier Neuseeland als Vorbild. Hier wurden bereits vor Jahrzehnten entsprechende Regelungen erlassen, um die Einschleppung fremder Arten zu stoppen.

bb