Startup-Ideen zu nachhaltiger Fischerei und Materialien

Startup-Ideen zu nachhaltiger Fischerei und Materialien

Zu den vier Startup-Ideen, die die Helmholtz-Gemeinschaft bei "Helmholtz Enterprise" fördert, gehören auch zwei Vorhaben mit Relevanz für die Bioökonomie: Sie setzen auf nachhaltige Fischerei und Materialien.

Nachhaltige Fischerei als Startup-Idee: Forscher vom Alfred-Wegener-Institut haben eine nachhaltige Hummerzucht auf Helgoland etabliert, die nun kommerzialisiert werden soll.
Nachhaltige Fischerei als Startup-Idee: Forscher vom Alfred-Wegener-Institut haben eine nachhaltige Hummerzucht auf Helgoland etab

Von der Idee zum Startup - dieser Weg ist nicht immer einfach. Mit dem Förderprogramm „Helmholtz Enterprise“ unterstützt die Helmholtz Gemeinschaft seit über einem Jahrzehnt Forscherteams aus den eigenen Reihen, die den Sprung zur Firmengründung wagen wollen. Die Anschubfinanzierung von bis zu 260.000 Euro kommt in diesem Jahr insgesamt vier Ausgründungen zu Gute. Dazu gehören auch zwei Teams mit Bezug zur Bioökonomie. Die einen gehen neue Wege in der Tierzucht, die anderen setzen auf neuartige Faserverbundwerkstoffe . 

Von der Idee bis zum marktreifen Produkt ist es ein langer Weg. Nicht selten scheitern aussichtsreiche Vorhaben, weil es Erfindern an Geld, Personal oder dem nötigen Know-how beim Managment fehlt. Mit dem Förderprogramms „Helmholtz Enterprise“ unterstützt die Helmholz Gemeinschaft seit einem Jahrzehnt gründungswillige Forscherteams in dieser besonders kritischen Phase. „Unsere Förderung gibt potenziellen Gründern den entscheidenden Freiraum, verschiedene Geschäftsmöglichkeiten auszuloten und im Kontakt mit Kunden weiterzuentwickeln“, erklärt Rolf Zettl, Geschäftsführer der Helmholtz-Gemeinschaft.

Geschäftsideen zu neuen Materialien gefördert

Auf dem Weg zum Unternehmen werden die Gründer mit bis zu 260.000 Euro unterstützt. Das Fördergeld stammt jeweils zur Hälfte aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds der Helmholtz-Gemeinschaft sowie vom jeweiligen Helmholtz-Zentrum, an dem die Forscher angesiedelt sind. Von 2005 bis 2015 wurden bereits 98 Ausgründungen auf diese Weise unterstützt. „An die 70 Unternehmungsgründungen sind daraus entstanden“, berichtet Jörn Krupa von der Helmholz Gemeinschaft auf Nachfrage von bioökonomie.de.

In der aktuellen Ausschreibungsrunde wurden nun  insgesamt vier Ausgründungsvorhaben als „positiv bewertet“. Mit dabei sind auch zwei Startup-Ideen mit Bezug zur Bioökonomie. Eines leistet einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Fischerrei, das andere ist in der Materialforschung angesiedelt.

Nachhaltige Fischerei: Eigene Hummerzucht auf Helgoland

So hat sich ein Team um Maarten Boersma vom Alfred-Wegener-Institut zum Ziel gesetzt, die Hummerzucht zu verbessern. In der Nordsee rund um die Insel Helgoland befindet sich der einzige natürliche Lebensraum des Europäischen Hummers in der Deutschen Bucht. Der Bestand ist jedoch dezimiert, der Hummer gilt als stark gefährdet. Die Biologische Anstalt Helgoland des Alfred-Wegner-Instituts Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) züchtet deshalb seit vielen Jahren selbst Hummer und hat dazu ein spezielles Hälterungssystem entwickelt. Die Tiere und ihr Lebensraum wurden intensiv erforscht. Im Rahmen der „Helmholtz Enterprise“-Förderung soll die Hummerzucht nun kommerzialisiert werden. Ziel ist es, Tiere für verschiedene Einsatzbereiche zu züchten, beispielsweise für die Bestandsaufstockung um Helgoland oder für die Belieferung von Aquakulturfirmen mit Jungtieren. Ein erholter Bestand um Helgoland würde eine nachhaltige Fischerei ermöglichen. Die Führungen durch die Hummerzuchtanlage erfreuen sich zudem großer Beliebtheit bei Anwohnern und Touristen. Damit ist der Besuch der Anlage ein weiteres attraktives Angebot für die Gäste der Insel.

Leichtbauprofile aus Faserverbundwerkstoffen

Leichte Bauteile könnten in Flugzeugen und Autos entscheidend dazu beitragen, den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren. Leichtbaustrukturen, wie beispielsweise im Rumpf eines Flugzeuges oder im Dach eines Autos, bestehen zu einem hohen Anteil aus Profilen. Die Fertigung dieser Profile aus Leichtbaumaterialien wie Faserverbundwerkstoffen ist aufgrund der komplexen Krümmungen eine Herausforderung. Profilbauteile aus diesen Materialien lassen sich bisher nur durch kostenintensive Wickel-, Flecht- und Pressverfahren herstellen. Eine wirtschaftliche Alternative haben Forscher um Arne Stahl am Deutschen Luft- und Raumfahrt-Institut für Faserverbundleichtbau und Adaptronik Dazu mit der COPRO-Technologie (Continuous Preforming for Composite Profiles) entwickelt. Es handelt sich um ein Verfahren, bei dem rotierende Walzenpaare mit variierbarer Rotationsgeschwindigkeit zur kontinuierlichen und materialschonenden Umformung von Faserverbundwerkstoffen eingesetzt werden. Selbst komplexe, dreidimensionale Profilgeometrien lassen sich mit diesem Verfahren effizient herstellen. Weiterhin  können mehrere Lagen aus unterschiedlichen Materialien gleichzeitig verarbeitet werden. Das Angebot des auszugründenden Unternehmens COPRO Technology werden Beratungsleistungen zum Einsatz der Technologie sowie die Herstellung, der Verkauf und der Service für entsprechende Fertigungsanlagen umfassen.