Biowerkstoffkonferenz: Aufschwung durch Start-ups

Biowerkstoffkonferenz: Aufschwung durch Start-ups

Auf der Konferenz zu biobasierten Werkstoffen Mitte April in Köln wurde deutlich: Das Interesse aus der Großindustrie und von Investoren an Startups aus der weißen Biotechnologe wächst.

Podiumsdiskussion mit (v.l.) Michael Carus (Nova), Melanie Williams (Roundtable on Sustainable Biomaterials), Christine Stiehl (BASF), Ton Runneboom (Biorenewable Business Platform), Christian Patermann (Director, ret. European Commission), Kristy-Barbara
Podiumsdiskussion mit (v.l.) Michael Carus (Nova), Melanie Williams (Roundtable on Sustainable Biomaterials), Christine Stiehl (BA

Mit 220 Teilnehmern aus 20 Nationen an den drei Veranstaltungstagen hat sich die Biowerkstoffkonferenz in Köln einen festen Platz im Kalender der Bioökonomie-Szene erarbeitet. In diesem Jahr war die Veranstaltung ganz den Start-ups der industriellen Biotechnologie gewidmet.

Zwar sind derzeit nur rund 50 Firmen in Deutschland in der industriellen Biotechnologie aktiv, doch große Konzerne und mittelständische Unternehmen aus den Bereichen Ernährung, Kosmetik, Chemie und Energie durchleuchten derzeit intensiv den Markt nach erfolgversprechenden Start-ups. Dies bestätigte unter anderem Tobias Kirchhoff,  Berater bei der Frankfurter BCNP Consultants GmbH, auf der Biowerkstoffkonferenz Mitte April in Köln. Diese stand in diesem Jahr unter dem Motto „Start-ups & Funding“.

Investoren setzen auf Start-ups

Als aktuelle Beispiele für die Beliebtheit der Jungfirmen der industriellen Biotechnologie führte er mit Butalco und Bio-on zwei Firmen aus Europa an, die 2007 gegründet wurden. Während die auf Biokraftstoff spezialisierte Schweizer Butalco GmbH im Sommer 2014 gewinnbringend an den gelang der italienischen Bio-on SpA ein Börsengang in Mailand. Die Bioplastikfirma nahm im Oktober 2014 knapp 7 Millionen Euro ein. Während die Aktie in der ersten Woche für weniger als 7 Euro gehandelt wurde, kostet sie derzeit schon etwa 20 Euro.

Dass auch Wagniskapitalgeber Morgenluft wittern, machte das Angebot von Josko Bobanovic von Sofinnova Partners klar. Der französische Geldgeber hat in der Vergangenheit unter anderem in den Biobernsteinsäure-Produzenten Bioamber (Sarnia, Kanada) und den Synthetische-Biologie-Pionier Synthace (London) investiert. Bei der BIO-Europe Spring in Paris hatten die Franzosen eine In Köln startete Sofinnova nun eine neue Kampagne: Mit dem Renewable Chemistry Start-up Award will Sofinnova an frische Ideen kommen. Bewerbungsschluss ist der 30. Mai. „Nach einer Online-Wahl erhalten die fünf Bewerber mit den meisten Klicks eine Einladung zum im Juli stattfindenden BIO World Congress on Industrial Biotechnology im kanadischen Montreal“, so Bobanovic. Dort müssen sie dann eine Industriejury von ihrer Idee überzeugen, um schließlich den – nicht dotierten – Preis abzuräumen.

Biomaterial des Jahres ausgezeichnet

Auf der Konferenz in Köln wurde derweil ein anderer Preis vergeben. Zum achten Mal lobten der Veranstalter Nova-Institut und der Anlagenbauer Coperion den Preis für das „Biomaterial des Jahres“ aus. Ausgezeichnet werden hierbei biobasierte Werkstoffe und ihre Anwendungen, die 2014 oder 2015 am Markt eingeführt wurden. Der Preis ist dabei in erster Linie eine Anerkennung durch die eigene Szene. Zwar wurden die sechs interessantesten Kandidaten aus den 24 Bewerbern vorab ausgewählt, die Endabstimmung nach einem Kurzvortrag erfolgte jedoch Mitte April durch die Teilnehmer vor Ort in Köln. Den meisten Zuspruch bekam in diesem Jahr das Vernetzungsmittel

Das Produkt ist laut Bayer der erste lösungsmittelfreie bio-basierte Polyurethan-Vernetzer am Markt für Hochleistungslacke im Automobilbereich. Der biobasierte Anteil liegt bei 70 Prozent. Auf den weiteren Plätzen folgten unter anderem die HIB Trim Part Solutions GmbH aus Bruchsal sowie die britische Ecotechnilin Ltd. HIB überzeugte die Konferenzteilnehmer mit einem Hanffaser-verstärkten Polypropylen für den Automobil- und Konsumgüterbereich. Das Granulat kann für Spritzgießen und Ex­trusion genutzt werden. Ecotechnilin glänzte mit einem neuartigen Verbundwerkstoff aus Flachsfaser-Vliesstoffen, Basaltfasergarn und zuckerbasierten Harzen, welcher für Leichtbauanwendungen wie im Flugzeugbau gedacht ist.

Marktstudie des Nova-Instituts: Europa liegt hinter Asien zurück

Michael Carus vom Nova-Institut zeigte sich zufrieden mit der Konferenz: „Wir hatten mehr Teilnehmer als je zuvor und sind damit nun die zweitgrößte Veranstaltung in diesem Bereich in Europa.“ Für den Sommer kündigte Carus außerdem die Veröffentlichung der nach 2013 zweiten vollständigen Marktstudie des Nova-Instituts zu „Bio-based Building Blocks and Polymers“ an. Bereits vorab veröffentlichte Zahlen deuten auf ein starkes Wachstum hin, das jedoch nicht in Europa stattfindet. Carus: „Produktionskapazitäten für biobasierte Polymere werden vor allem in Asien erhöht. Europas Anteil an der Weltproduktion wird daher von 2013 bis 2018 von 17 Prozent auf Prozent sinken.“