Baustart für Bioressourcen-Zentrum

Baustart für Bioressourcen-Zentrum

Spatenstich in Gießen für das neue Fraunhofer-Institut für Bioressourcen. In dem 30 Mio. Euro teuren Neubau wollen Forscher neue Wirkstoffe aus Insekten und Mikroben gewinnen.

 

Das geplante Fraunhofer-Institut für Bioressourcen in Gießen
So soll es 2019 aussehen: das geplante Fraunhofer-Institut für Bioressourcen in Gießen.

Insekten sind nicht Jedermanns Sache. Forscher sehen Fliegenmade, Heuschrecke und Co. wegen ihres hohen Proteingehalts jedoch längst als alternative Nahrungsquelle für Mensch und Tier. Doch das Potenzial der Insekten geht weit über Teller und Trog hinaus. Auch bei der Suche nach neuen Wirkstoffen wie Antibiotika stehen die Tiere im Fokus der Wissenschaftler. Am künftigen Fraunhofer-Institut für Bioressourcen in Gießen sollen daher neben Bakterien und Pilzen vor allem Insekten als Nahrungs- und Wirkstoffquelle genauer erforscht werden.

Bund und Land tragen Baukosten

Der Bau des 30 Mio. Euro teuren Forschungsgebäudes ist mit dem symbolischen Spatenstich durch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier gestartet. Das Bauvorhaben wird jeweils zur Hälfte vom Land Hessen und dem Bund finanziert. 2019 soll das Forschungsgebäude fertig sein. „Insekten gehören zu den erfolgreichsten Tier- und Organismengruppen der Welt. Dieser relativ junge Forschungsbereich hat enorme Wachstumschancen und potenzielle Anwendungsbereiche. Deshalb fördert das Land Hessen die sogenannte Gelbe Biotechnologie mit einem beachtlichen Startkapital“, sagte Bouffier beim Spatenstich.

Auf dem knapp 4.000 m2 großen Gelände am Leihgesterner Weg/Ecke Ohlebergsweg entstehen bis 2019 auf drei Etagen ein abgegrenzter Labortrakt sowie ein öffentlicher Büro- und Foyerbereich. Herzstück des gläsernen Forschungsgebäudes ist ein überglastes Atrium, um das sich auf drei Seiten Büros im Obergeschoss ranken. Rund 100 Mitarbeiter der Fraunhofer-Projektgruppe Bioressourcen sollen hier künftig unter einem Dach mit Wissenschaftlern der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen in Insekten, Bakterien und Pilzen nach neuen Wirkstoffen für Medizin, Pflanzenschutz und Industrie forschen.

Gießener Naturstoffforscher vereint

„Die JLU hat inzwischen deutschlandweit eine führende Rolle bei der Entwicklung von modernen biotechnologischen Methoden zur umweltschonenden und nachhaltigen Bekämpfung von Schad- und Vektorinsekten. Durch die Vernetzung mit starken Partnern im Fraunhofer-Verbund wird dieses innovative Forschungsgebiet am Standort Gießen weiter gestärkt“, sagte Andreas Vilcinskas, Koordinator des LOEWE-Zentrums für Insektenbiotechnologie und Bioressourcen und Leiter der Projektgruppe Bioressourcen des Fraunhofer IME.

Mit dem Neubau gewinnt auch das 2014 gegründete Sanofi-Fraunhofer-Exzellenzzentrum für Naturstoffforschung an Bedeutung, das die weltgrößte industrielle Stammsammlung von Mikroben beherbergt. Hier suchen die Forscher unter anderem nach neuen Wirkstoffen für Antibiotika. Bisher sind Insekten als Naturstoffbibliothek aber auch hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Risiken als Nahrungs- und Futtermittel weitestgehend unerforscht. Um Vorbehalte abzubauen, hatte das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) erst kürzlich gefordert, Insekten stärker auf toxikologische und mikrobiologische Sicherheitsaspekte zu untersuchen.

bb