Audi und Global Bioenergies bauen Biosprit-Allianz aus

Audi und Global Bioenergies bauen Biosprit-Allianz aus

Der Konzern Global Bioenergies hat seine Zusammenarbeit mit dem Autobauer Audi erweitert. Zukünftig soll die von den Franzosen entwickelte Technologie auch für andere grüne Energiequellen wie Wasserstoff genutzt werden.

Audi plant erste Motorentests mit dem von Global Bioenergies (GBE) entwickelten Biosprit Isooktan.
Audi plant erste Motorentests mit dem von Global Bioenergies (GBE) entwickelten Biosprit Isooktan.

Ende März 2015 hatte das französisch-stämmige Unternehmen Global Bioenergies (GBE) mit dem Bau der industriellen Demonstrationsanlage im Chemisch-Biologischen Prozesszentrum (CBP) in Leuna begonnen. Das Ziel: aus nachwachsenden Rohstoffen mit Hilfe von Bakterien den Kohlenwasserstoff Isobuten im industriellen Maßstab zu produzieren. Zwei Monate später wurde die erste Lieferung des biobasierten Treibstoffs Isooktan an den deutschen Autobauer Audi verkündet. Die zunächst bis 2016 anvisierte Allianz beinhaltete auch umfangreiche Motorentests mit dem neuen Biosprit. Nun haben beide Unternehmen verkündet, ihre Zusammenarbeit ausbauen zu wollen. Zukünftig soll die GBE-Technologie neben Kohlenstoffquellen auch für andere grüne Energiequellen genutzt werden.

Isobuten ist ein wichtiger Bestandteil des Erdöls und somit Grundbaustein für die Herstellung von Kunststoff, Kautschuk und Treibstoff. Diesen fossilen Rohstoff durch umweltfreundliche und nachhaltige Ressourcen zu ersetzen, ist seit langem ein Forschungsziel. Das auf synthetische Biotechnologie spezialisierte französisch-deutsche Unternehmen Global Bioenergies hat vor einigen Jahren einen Weg gefunden, mit Hilfe von Bakterien den Kohlenwasserstoff Isobuten aus erneuerbaren Stoffen wie Zucker, Getreide und Agrarabfällen umzuwandeln.

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Bioraffinerie-Anlage CBP in Leuna haben die Franzosen inzwischen eine eigene Pilotanlage zur industriellen Herstellung des biobasierten Kohlenwasserstoffs errichtet. Das Vorhaben wurde damals vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 5,7 Mio. Euro im Rahmen der Förderung des regionalen Spitzenclusters BioEconomy unterstützt. Im April 2015 wurde bereits mit dem Bau einer zweiten Bioraffinerieanlage in Leuna begonnen. Begleitet werden die Entwicklungsarbeiten seither vom dortigen Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP, wo Wissenschaftler ebenso an Verfahren tüfteln, um aus Biomasse chemische Grundstoffe für die Industrie zu gewinnen. Inzwischen hat das durch die Franzosen entwickelte Prinzip der Gasfermentation das Interesse der Industrie geweckt.

Biosprit aus Wasser oder Sonnenlicht

So kooperiert der Ingolstädter Fahrzeugbauer Audi seit 2014 mit dem französisch-stämmigen Unternehmen, um den aus Isobuten hergestellten Bio-Treibstoff Isooktan in seinen Motoren zu testen. Das e-benzin von Audi wurde bereits bei Motorentest verwendet. Nun wollen Audi und Global Bioenergies ihre Allianz stärken und ausdehnen. Die Unternehmen haben vereinbart, die Technologie von Global Bioenergies so zu modifizieren, dass am Ende ein e-benzin entsteht, das aus Wasser, Wasserstoff, CO2 oder Sonnenlicht gewonnen werden kann. „Die beiden wichtigsten nächsten Schritte auf dem Weg zur kommerziellen Nutzung von Audi e-benzin bestehen im Hochskalieren der Technologie von Global Bioenergies in einer Demonstrationsanlage, die derzeit in Leuna errichtet wird, sowie in der Bestätigung, dass diese Technologie auch mit Rohstoffen funktioniert, die nicht aus Biomasse hergestellt wurden, und somit den Anforderungen von Audis e-benzin Strategie entsprechen“, erklärt Reiner Mangold, Leiter der nachhaltigen Produktentwicklung bei Audi.

Keine Konkurrenz zu Nahrungs-und Futtermitteln

Die Produktionskapazität in Leuna von bis zu 100 Tonnen Isobuten im Jahr ermöglicht es, Unternehmen wie Audi den Biosprit zu eigenen Testzwecken in größeren Mengen anzubieten. „Isooktan ist ein hochwertiges Benzin mit hoher Oktanzahl und geringer Flüchtigkeit. Die Ausweitung unserer Prozesskompatibilität auf verschiedene Rohstoffe, die weder mit der Nahrungsmittel- noch der Futtermittelherstellung in Konkurrenz stehen, wird sich vorteilhaft auf eine zukünftige Isooktanproduktion im großen Maßstab auswirken“, erklärt GBE-Vorstandschef Marc Delcourt. Der neue Vertrag zwischen Audi und Global Bioenergies sieht auch Vorab- und Meilensteinzahlungen vor sowie für Audi die Option, Aktien von Global Bioenergies zu weniger als 1% seines Kapitals zu erwerben.