Amazonas: Klima-Messstation in luftiger Höhe

Amazonas: Klima-Messstation in luftiger Höhe

Im größten Regenwald der Erde – im Amazonasbecken – entsteht ein 325 Meter hoher Turm, der zukünftig Klimadaten liefern soll. Die Mess-Station ist ein deutsch-brasilianisches Gemeinschaftsprojekt.

Koordinatoren auf 180 Metern: Jürgen Kesselmeier vom Max-Planck-Institut für Chemie (li.) und Antonio O. Manzi (re.), sein Counterpart auf brasilianischer Seite
Koordinatoren auf 180 Metern: Jürgen Kesselmeier vom Max-Planck-Institut für Chemie (li.) und Antonio O. Manzi (re.), sein Counter

Mitten im brasilianischen Regenwald des Amazonas entsteht derzeit ein 325 Meter hoher Gigant für die Klimaforschung. Der Stahlturm soll im Juni 2015 eingeweiht werden und fortan wichtige Klimadaten liefern. Die neue Messstation namens „ATTO“ – Amazonian Tall Tower Observatory – ist ein deutsch-brasilianisches Gemeinschaftsprojekt. Die Kosten von insgesamt 8,4 Millionen Euro werden jeweils zur Hälfte von den beiden Ländern übernommen. Das Vorhaben wird vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz koordiniert und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.

Der Stahlkollos im Amazonas-Regenwald erinnert auf den ersten Blick an den Pariser Eifelturm. Anders als das französische Ebenbild ist der brasilianische Gigant keine Touristenattraktion. Wenn der Turm fertig ist, soll er aus luftiger Höhe Klimadaten senden und so die Grundlage für verbesserte Klimamodelle liefern. Mit insgesamt 325 Metern wird der Amazonas-Turm den Pariser Stahlkollos auch um 24 Meter überragen. Der Grundstein für die Station namens Atto – Amazonian Tall Tower Observatory – wurde im August 2014 gelegt.

Hightech in luftiger Höhe

Seitdem wächst der Turm stetig an und hat schon stolze 270 Meter erreicht.  Techniker und Wissenschaftler vom Nationalen Amazonasforschungsinstitut, der Universidade do Estado do Amazonas und des MPI für Chemie sind derzeit dabei den Giganten mit Sensoren, Sonden und Pumpen auszustatten. Auf verschiedenen Ebenen sollen zukünftig Luft angesaugt und der Anteil an Aerosolen gemessen werden. Auch Transportprozesse von Luftmassen werden dort untersucht, die über mehrere Hundert Kilometer stattfinden

„Wir wollen verstehen, wo und warum sich Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan, Distickstoffmonoxid und andere reaktive Spurengase bilden und sammeln“, erklärt der Projektleiter vom MPI für Chemie Jürgen Kesselmeier. Während der jetzigen Regenzeit ruht die Arbeit. Doch bis zum Juni kommenden Jahres soll die Klimastation fertig sein.

Einzigartiger Standort

Das Besondere am Atto-Turm ist vor allem seine einzigartige Lage im größten zusammenhängenden Waldgebiet der Erde. Das Amazonasgebiet hat als CO₂-Speicher und Süßwasserreservoir nicht nur enormen Einfluss auf das Wetter, sondern kann sich zugleich eines gigantischen Artenreichtums rühmen. Eine vergleichbare Klimastation wurde bereits 2006 in Sibirien errichtet. Damals waren auch MPI-Forscher beteiligt.