Schlaganfall-Risiko mit digitaler Diagnostik individuell vorhersagen

Schlaganfall-Risiko mit digitaler Diagnostik individuell vorhersagen

GO-Bio 7

Dr. med. Dietmar Frey
Charité – Universitätsmedizin Berlin – Klinik für Neurochirurgie
dietmar.frey@charite.de

Kurzzusammenfassung:

Etwa 260.000 Menschen erleiden in Deutschland jedes Jahr einen Schlaganfall. Damit steigt auch das Risiko, einen weiteren Infarkt der Hirngefäße zu erleiden. Experten zufolge kommt es bei 15 Prozent der Patienten innerhalb eines Jahres zu einem erneuten Schlaganfall. Obwohl die klinischen Symptome und die Ursachen des Schlaganfalls von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sind, fehlt es in der klinischen Versorgung derzeit an individuellen und personalisierten Diagnostik- und Therapiestrategien.

Hier setzt das GO-Bio-Projekt des Berliner Teams um den Neurochirurgen Dietmar Frey an. Die Forscher von der Charité haben in den vergangenen Jahren einen Prototypen eines Computermodells entwickelt. Mit diesem digitalen Diagnostik-Verfahren wollen sie erstmals eine genau auf den jeweiligen Patienten abgestimmte Schlaganfallprognose erstellen. Daneben kann mit dieser Simulationssoftware die beste individuelle Therapie ermittelt werden, um Schlaganfälle zu verhindern.

Das Besondere: die Software bedient sich allgemein verfügbarer klinischer Daten, um eine personalisierte Risikovorhersage und Therapieplanung zu ermöglichen. Auf der Grundlage patientenbezogener MRT- oder CT-Aufnahmen des Gehirns sowie verschiedener Blutdruckwerte simuliert die Software wie sich die Hirndurchblutung bei verschiedenen Blutdrücken verhält. Das System beziffert das Schlaganfallrisiko auf einer Skala von eins bis fünf und vergleicht verschiedene Therapieoptionen. Der behandelnde Arzt erhält am Ende einen personalisierten Ergebnisreport, aus dem die verschiedenen Durchblutungsszenarien und Therapieoptionen hervorgehen und die bestmögliche Behandlungsmethode für den Schlaganfallpatienten empfohlen wird.

In der ersten Phase von GO-Bio wollen die Berliner Mediziner ihr Software-System in klinischen Studien validieren, weiterentwickeln und für die Markteinführung vorbereiten. Die Software soll zunächst an Patienten, die einen kleinen Schlaganfall (Minor stroke, TIA) erlitten haben, eingesetzt werden. Hier soll analysiert werden, wie die Therapie beeinflusst wird und ob die empfohlene Behandlungsart tatsächlich einen Schlaganfall verhindert hätte.