iGEM-Finale: 13 deutsche Teams zum Jubiläum in Boston

iGEM-Finale: 13 deutsche Teams zum Jubiläum in Boston

Startschuss für das Mega-Event für Synthetische Biologie: In Boston beginnt das große Jamboree des internationalen Studentenwettbewerbs iGEM. Zum Zehnjährigen reisen 13 deutsche Teams an.

Zum zehnjährigen Jubiläum des internationalen Studentenwettbewerbs zur Synthetischen Biologie iGEM gibt es ein Megatreffen in Boston.
Zum zehnjährigen Jubiläum des internationalen Studentenwettbewerbs zur Synthetischen Biologie iGEM gibt es ein Megatreffen in Bost

Zum zehnjährigen iGEM-Jubiläum gibt es ein Treffen der Superlative: 245 Teams mit mehr als 2500 Studenten aus 32 Ländern werden in Boston zusammenkommen, um ihre diesjährigen Projektideen zur Synthetischen Biologie vorzustellen. Vom 30. Oktober bis zum 3. November wird das Hynes Convention Center in Boston damit zum Mekka der Biobastler. Der Andrang ist deswegen so gewaltig, weil die Organisatoren im Jubiläumsjahr auf die sonst üblichen Regionalentscheide verzichtet haben. Aus Deutschland sind diesmal 13 Teams dabei, soviel wie noch nie. Die Projekte im Kurzporträt.

Auch für die Juroren des iGEM-Wettbewerbs wird der Giant Jamboree eine Mega-Herausforderung: In wenigen Tagen müssen sie die 245 enthusiastischen Hochschulteams aus aller Welt und deren Projekte unter die Lupe nehmen, Poster und Online-Laborbücher prüfen und Präsentationen beurteilen, um dann die Sieger zu küren. Spannend wird es auch für die vielen deutschen Teams, die diesmal in Boston am Start sind: 13 Teams sind an die Ostküste gereist, um bei dem historischen Ereignis dabei zu sein. Auch dieses Jahr haben sich die Studenten wieder spannende Ideen überlegt und nach den Regeln des iGEM-Wettbewerbs umgesetzt.

Mikrobielle Spürnasen und Magneten

Das Team von der RWTH Aachen geht bei seinem iGEM-Debüt mit dem Projekt „Cellock Holmes“ ins Rennen. Die Bioingenieure haben einen diagnostischen Schnelltest für pathogene Keime entwickelt. Die Labormikrobe E.coli wurde in die Lage versetzt, die Präsenz eines Krankenhauskeims zu erspüren und anzuzeigen. Die Aachener haben zudem eine Software (WatsOn) entwickelt, mit der sich die Ergebnisse analysieren lassen.

Das Team von der Uni Bielefeld will mit dem Projekt „The Transformers“ punkten. Die Studenten haben ein Bakterium ersonnen, das überschüssigen Strom aus regenerativen Energien sowie Kohlenstoffdioxid nutzt, um den Biokraftstoff Biobutanol zu produzieren. Erstmals bei iGEM am Start: Die TU Berlin. Auch die Studenten aus der Hauptstadt arbeiten mit E.coli. Sie haben das Bakterium mit Eisenpartikeln ausgestattet – und damit magnetisierbar gemacht. Legen sie Magnetfelder an, lässt sich die Bewegung der Zellen nun fernsteuern.

Anti-Methan-Pille für Kühe

Mit der Anti-Methan-Pille für Kühe („E.cowli“) tritt das Team der Uni Braunschweig in Boston an. Die Idee: Die jungen Biotüftler haben Darmmikroben so umfunktioniert, dass sie fortan Methangase direkt da abbauen können, wo sie entstehen – im Pansen von Rindern. Per Kapsel sollen die klimaschonenden Helfer verabreicht werden.

Um regenerative Energiequellen dreht sich das Projekt von der TU Darmstadt: Das Team hat Bakterien zu Pigment-Fabriken verwandelt. Sie sollen damit die Basis für eine Farbstoff-Solarzelle liefern. Eine medizinische Anwendung hatte das Team Uni Göttingen dieses Jahr im Visier: Die Biotechnologen haben bestimmte Peptide entwickelt, mit denen sich pathogene Pilze markieren und aufspüren lassen. Das Hochschulteam aus Freiburg experimentierte in dieser iGEM-Saison wie in den vergangen Jahren bereits an raffinierten Hightech-Methoden aus der Molekularbiologie. Mit dem „AcCELLerator“ hat das Team per Licht steuerbare Virentaxis für den Gentransfer ausgetüftelt.

Pflanzen als Boden-Entgifter

Pflanzen für die Schwermetall-Entgiftung von Böden fit machen – dieses Konzept verfolgt das Team Hannover mit dem Projekt „Plant against“. Die Studenten haben Pflanzen mit einem Protein ausgestattet, das mehrere Schwermetalle gleichzeitig bindet und somit in der Bodensanierung eingesetzt werden könnte. Das iGEM-Team der Uni Heidelberg will beim Giant Jamboree mit dem „Ring of Fire“ die Juroren in den Bann ziehen. Die Heidelberger stellen Inteine als Neuzugang für die molekulare Werkzeugbox vor. Mit einem Trick lassen sich damit Proteine in Ringform herstellen – zum Beispiel hitzestabile Enzyme. Zu dem System hat das Team auch passende Software entwickelt. Um Bakterien-Geißeln dreht sich das Projekt „SURF“ von Team Marburg. Die Bausteine aus diesen Flagellen kombinieren die jungen Bioingenieure mit anderen Proteinen und statten sie mit interessanten Funktionen aus.

Bazillen als Keimkiller

Antibiotika-resistenten Keimen gezielt den Garaus machen – das steht im Fokus des Projekts „BaKillus“ vom Team der LMU München. Der Name ist Programm: Die Nachwuchsforscher haben Bacillus subtilis so umfunktioniert, dass die Mikrobe fortan bestimmte Pathogene spezifisch über deren Kommunikationssystem, das sogenannte Quorum-Sensing, detektieren und töten kann. Der Nacktmull „Rufus“ ist das Maskottchen vom Team Saarland, das erstmalig bei iGEM antritt. Neben seinem markanten äußeren besticht der Nager auch mit inneren Werten. So stellt das Tier eine Hyaluronsäure her, die ihn offenbar vor Krebserkrankungen schützt. Im Projekt haben die Saarländer Bakterien umprogrammiert, damit  sie die Substanz nun biotechnisch herstellen können. Mit einer raffinierten Idee will das Team Tübingen bei der Bioingenieurs-WM auftrumpfen: Dem Blutgruppenkonverter T-ECO.  Die Idee: Ein Enzym-Trio versieht die Oberfläche von Blutzellen der Blutgruppe A oder B mit Zuckerstrukturen und wandelt sie so in die in der Transfusionsmedizin begehrte Blutgruppe 0.