GO-Bio: Junge Unternehmen zünden nächste Stufe

GO-Bio: Junge Unternehmen zünden nächste Stufe

Mehrere Siegerteams aus dem GO-Bio-Wettbewerb 2011 haben mittlerweile eine Firma gegründet und freuen sich nun über weitere Millionen für die Kommerzialisierungsphase.

Mittel spezieller Chips und Analyse-Software messen die Spezialisten von Zellkraftwerk aus Hannover, ob in Zellen bestimmte Biomarker auftauchen. Dafür interessiert sich insbesondere die Pharmaindustrie.
Mittel spezieller Chips und Analyse-Software messen die Spezialisten von Zellkraftwerk aus Hannover, ob in Zellen bestimmte Biomar

Frisch gegründete deutsche Biotech-Unternehmen nehmen Kurs auf den Markt: Das Münchner Unternehmen „Imevax“ und das Hannoveraner „Zellkraftwerk“ dürfen sich jeweils über eine weitere Millionenförderung im Rahmen der Gründungsoffensive GO-Bio freuen. Sie zählten 2011 zu den Siegern des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierten Wettbewerbs. Nachdem nun die Unternehmen gegründet sind, starten die Teams nun die Phase der Kommerzialisierung. Ein weiteres GO-Bio-Siegerteam  aus Bonn, das mittlerweile als Rigontec GmbH firmiert, hat unterdessen mit einer Finanzierungsrunde 9,5 Millionen Euro eingenommen. Zu den Investoren zählen der High-Tech-Gründerfonds und der Boehringer Ingelheim Venture Fund.

Als Ausgründung der Technischen Universität München hat die Imevax GmbH im September ihre Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in eigenen Räumen in München aufgenommen. Das Team um  nun über eine weitere Förderung im Rahmen von GO-Bio freuen – das BMBF steuert dazu 5,9 Millionen Euro bei. Imevax entwickelt hochspezifische Impfstoffe gegen Erreger chronischer Infektionskrankheiten und gegen gefährliche Krankenhauskeime. Die Basis der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten bildet eine Technologie-Plattform. Sie umfasst eine Palette von Assays, mit denen Proteine bakterieller Erreger auf ihre immunmodulatorische Wirkung untersucht und neue Impfstoffkandidaten identifiziert werden können.

Impfstoff gegen häufigen Magenkeim

Das Hauptprodukt ist IMX 101, ein Impfstoff gegen das Bakterium Helicobacter pylori. Chronische Infektionen des Magens mit H. pylori sind die häufigste bakterielle Infektionskrankheit weltweit. Jeder zweite Mensch trägt den Keim schätzungsweise in sich. H. pylori führt beim Menschen zu Gastritis, Magengeschwüren und Magenkarzinomen. Die derzeitige Therapie von H. pylori -Infektionen erfolgt in der Regel mit verschiedenen Antibiotika. Bislang gibt es jedoch keinen Impfstoff gegen den Magenkeim. ImevaX wird diesen Impfstoff zunächst in eigener Verantwortung bis zur Klinik entwickeln und danach einen geeigneten Partner suchen. Gründer Markus Gerhard, nun Imevax-Forschungschef, freut sich auf die kommenden Jahre: „Der bisherige Erfolg des IMX 101 Projektes basiert in erster Linie auf den Leistungen des ganzen Teams, der Unterstützung durch das Institut für Medizinische Mikrobiologie der TUM und dem Vertrauen des BMBF, das wesentlich zur Finanzierung beigetragen hat."

Zellchips für die Biomarkeranalyse

Über eine Zusage für die zweite GO-Bio-Förderphase freut sich auch das Hannoveraner Team um Christian Hennig. Sein Projekt zur . Dank GO-Bio sei mittlerweile viel passiert, sagt Hennig. Im vergangenen Jahr wurde das Unternehmen „Zellkraftwerk" gegründet, zunächst als GbR, seit 2014 firmiert das Unternehmen als GmbH. Und es gibt bereits Produkte, etwa bestimmte Zellscanner-Systeme, oder einen Roboter, der Zellchips industriell herstellt und mit einem eigenen Softwarepaket arbeitet. „Wir sind aber in der ersten Linie als Dienstleister im Auftrag für die Pharmaindustrie aktiv", so Hennig im Gespräch mit biotechnologie.de. Zum Kundenkreis zählen laut dem Zellkraftwerk-Gründer schon jetzt 80 Prozent der großen Pharmaunternehmen weltweit, an den Tests für zwei klinische Studien sei man mittlerweile beteiligt. „Sie schätzen, dass unsere Biomarker-Messungen in oder auf Zellen sehr standardisiert ablaufen", sagt Hennig. Das Unternehmen mit derzeit acht Mitarbeitern hat sich bei den Analysen auf Biomarker auf Blutzellen, Immunzellen und Krebszellen besondere Expertise erworben.

Bonner Immuntherapie-Unternehmen

Ein : Wie das Bonner Team um Gunther Hartmann und Veit Hornung am 14. Oktober meldete, hat die 2014 gegründete Rigontec GmbH nun eine erste Finanzierungsrunde abgeschlossen und dabei 9,45 Millionen Euro eingesammelt. Rigontec hat sich auf die Entwicklung von Immuntherapeutika spezialisiert, die auf dem Erbmolekül RNA basieren. Die wichtigste Wirkstoffkandidat namens ImOI100 aktiviert das angeborene Immunsystem und versetzt es in die Lage, gezielt Krebszellen zu attackieren. Die Finanzierungsrunde wurde von Wellington Partners und dem Boehringer Ingelheim Venture Fund als Investoren angeführt, zu den weiteren zählen der High-Tech Gründerfonds (HTGF) und die NRW.Bank. Hartmann: „ Wir freuen uns, dass unsere Technologie nach acht Jahren im Labor so ausgereift ist, dass sie nun in die klinische Entwicklung übergehen kann.“ Das neue an dem Wirkstoff sei, dass durch die Behandlung im Grunde Tumorgewebe zu einem therapeutischen Tumorimpfstoff werde. Nach Ansicht von Hartmann birgt dieses Konzept das Potenzial, es mit anderen potenten Waffen wie Immun-Checkpoint-Inhibitoren zu kombinieren.