Fliegenlarven veredeln Abfälle zu Tierfutter

Fliegenlarven veredeln Abfälle zu Tierfutter

Dresdner Forscher wollen mithilfe der Schwarzen Waffenfliege Pflanzenabfälle in hochwertige Biomasse verwandeln. Die Larven des Insekts sind echte Verwertungskünstler.

Eine neues Verfahren ermöglicht die Zucht von Waffenfliegenlarven im industriellen Maßstab.
Eine neues Verfahren ermöglicht die Zucht von Waffenfliegenlarven im industriellen Maßstab.

Fliegen werden häufig als lästige Plagegeister und Keimträger angesehen. Die Schwarze Waffenfliege hat jedoch anderes zu bieten. Das in tropischen und subtropischen Gefilden beheimatete Insekt ernährt sich von organischen Abfällen und produziert sehr eiweißhaltiges Tierfutter. Dresdner Wissenschaftler wollen nun das Verwertungstalent der Insektenlarven nutzen, um aus Pflanzenabfällen hochwertige Produkte zu erzeugen. Das Projekt wird durch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert.

Es klingt zu schön um wahr zu sein. Dresdner Forscher wollen Pflanzenabfälle zu Geld machen, genauer gesagt zu hochwertiger Biomasse. Mittel zum Zweck eines durch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projektes von Forschern der Technischen Universität Dresden und drei Unternehmen ist Hermetia illuces - die Schwarze Waffenfliege. „Durch eine Zucht der Larven in industriellem Maßstab können wir aus 300 Tonnen organischem Abfall rund 120 Tonnen hochwertige, eiweiß- und fettreiche Biomasse machen“, so Herwig Gutzeit von der TU Dresden.

Fliegenlarven als Proteinspender

Zwar sei die Futterverwertung der Nutztiere nicht besser als die von Schweinen oder Hühnern; dafür werde aber keine Fläche verbraucht und die Biomasse sei Fischmehl ebenbürtig, das in der Zierfisch- und Ziervogelzucht eingesetzt werden könne. Dafür gibt es Gutzeit zufolge einen breiten Markt in der Industrie. So eigne sich die Fliegenbiomasse als Protein- und Lipidquelle für die Futtermittel-, Kosmetik-, Pharma- und Energieindustrie.

Pro Jahr fallen in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes immerhin rund 15 Millionen bis 20 Millionen Tonnen organische Siedlungsabfälle an. Die neuentwickelte Technologie bringt die Erschließung des neuen Rohstoffpotentials entscheidend voran. Ein Container enthält die gesamte Anlage mit Zucht-, Aufzucht- und Flugbehälter. Für konstante Zuchttemperaturen von 28 °C bis 29 °C sorgt ein Wärmesystem, das die Abwärme eines Blockheizkraftwerkes einer Biogasanlage nutzt. Eine erste Pilotanlage arbeitet bereits bei der Bio.S Biogas GmbH in Grimma. An der Entwicklung waren auch die Fischer Elektronik-Bau GmbH in Radebeul und die Kaden & Döring OHG in Halsbrücke beteiligt. Im Rahmen eines weiteren ZIM-Kooperationsprojektes entsteht bis Mitte 2016 ein Verfahren, das die Feinstseparation von Larvenbestandteilen wie Proteinen, Lipiden und von Chitin ermöglicht – Wertstofffraktionen, die in der Industrie gefragt sind.